werden; eine Überfütterung, wie sie bei den Werken anderer Kollegen seiner Zeit zum Alltag gehört, hat bei ihm nie stattgefunden. Die heute gespielte Ouvertüre zu „Oberon“ zählt zum Typus der „Potpourri-Ouvertüre“: Themen aus der Oper werden vorweggenom men und dort in der Art einer klingenden Kurzfassung vorausge schickt. Gleich zu Beginn begegnen wir dem Titelhelden, dem Elfen könig Oberon, genauer gesagt: seinem mit Zauberkräften ausgestatte ten Horn. Dessen einfaches Dreitonmotiv bildet die Keimzelle der Ouvertüre, in deren Verlauf - nach einer langsamen Einleitung, die Oberons flirrende Geisterwelt repräsentiert - mit einem Paukenschlag die reale Welt mit Hüons und Rezias Abenteuer hereinbricht. Weber komponierte den „Oberon“ für London im Jahr 1826. Die Geschichte ist rasch erzählt: Der Elfenkönig Oberon streitet sich mit seiner Königin Titania über die Frage, ob bei den Menschen nun eigentlich die Frauen oder die Männer treuer wären. Zu diesem Zwecke werden der Herzog Hüon und die reizbegabte Kalifentochter Rezia auserko ren, eine Reihe von Prüfungen zu bestehen. Eine wesentliche Rolle da bei spielt immer wieder Oberons Horn, das gewissermaßen als Retter in der Not fungiert. Zitate aus Hüons Arie und Rezias großer Szene G,Ozean, du Ungeheuer!“) bilden die Hauptgedanken der Ouvertüre. Die erste Aufführung des kompletten „Oberon“ ging 1826 mit großem Erfolg in London über die Bühne; Weber selbst erholte sich von dieser Gastspielreise allerdings nicht mehr. Schon schwer von Tuberkulose gezeichnet, soll er einem Vertrauten noch gesagt haben: „Lieber Freund, ich erwerbe in England ein gut Stück Geld, das bin ich meiner Familie schuldig. Aber ich weiß sehr gut, ich gehe nach London, um da zu sterben.“