haltung üben ließen, sondern auch der von Freunden von Anhängern ihm auferlegte Status, der legitime Nachfolger Beethovens zu sein - weshalb man nicht zuletzt auf symphonischem Gebiet von ihm erwar tete, Beethovens Neunte gewissermaßen zu übertreffen oder zumin dest doch die Symphonie als Form entscheidend weiter zu entwickeln. Beide Ansinnen konnten für Brahms nur hinderlich sein. Und so zö gerte er jahrelang, bevor er seinen persönlichen symphonischen Gipfel erklimmen konnte. In einem Brief an den mit ihm befreundeten Diri genten Hermann Levi wurde Brahms noch deutlicher: „Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zumute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört!“ Nun, der Riese verstummte schließlich doch so weit, dass Brahms sein Unternehmen „Symphonie“ zu einem glückli chen Ende bringen konnte. Das erstaunlichste daran: Der Vergleich mit Beethoven, oder gar die Aussage des Dirigenten und Pianisten Hans von Bülow, Brahms’ Erste sei „Beethovens Zehnte“, erschließen sich letztlich in nur wenigen Punkten und mögen vor allem dem Wunsch seiner Anhänger ent sprungen sein, Brahms als legitimen Nachfolger Beethovens auf einen fiktiven Thron zu hieven. Schon der pochende, schwer lastende Beginn in c-moll, mit vollem Orchester und unerbittlich stampfendem Orgel punkt in der Pauke, mit dem die Einleitung zum ersten Satz anhebt, lässt gewiss keinen direkten Bezug zu Beethoven erkennen. Das erst chromatisch aufgefächerte, sodann in schlichter Akkordzerlegung sich fortsetzende Allegro-Hauptthema entwickelt er logisch aus dieser Ein leitung. Das Seitenthema erscheint eher als lyrische Episode denn als ausgearbeiteter Gegenpol zum scharf gezeichneten Hauptthema. Da raus entspinnt Brahms einen Satz von großer rhythmischer Kraft, drängenden Steigerungen und sich festbeißenden Höhepunkten. Da-