10 DRESDNER PHILHARMONIE / EINFÜHRUNG Freund Joseph Joachim: „Alles ist so interessant ineinander verwo ben, dabei so schwungvoll wie ein erster Erguß; man genießt so recht in vollen Zügen, ohne an die Arbeit erinnert zu werden.“ Doch dann sollte die Beschäftigung mit der Symphonie stocken; in Briefen von seinem Verleger und Freunden wird Brahms immer wieder auf seine Symphonie angesprochen, worauf er aber nur ausweichend antwortet. Wann und wie genau Brahms seine erste Symphonie schließlich voll endet hat, ist im Detail nicht näher bekannt. Dass er sich Anfang der 1870er Jahre dann doch entschlossen hat, seine symphonischen Pläne weiter zu verfolgen, ist genau genommen schon alles, was zum Entste hungsprozess noch belegt werden kann. Erst 1876 teilte Brahms sei nem Verleger Fritz Simrock brieflich mit, dass er an der Symphonie arbeite. Fertig gestellt hat er sie zum Großteil in den Sommerferien auf Rügen: „An den Wissower Klinken ist eine schöne Symphonie hängen geblieben“, lässt er Simrock im Spätsommer 1876 wissen; im September schließlich beendete er die Komposition in Lichtenthal bei Baden-Baden. Brahms bereitete bald darauf die Uraufführung vor, die am 4. Novem ber 1876 in Karlsruhe unter der Leitung des Komponisten und Diri genten Otto Dessoff über die Bühne ging. Die Rezensionen dieser ersten und auch der weiteren Aufführungen waren größtenteils positiv, vor allem die letzten beiden Sätze betreffend. Einer der Gründe für Brahms’ langes Zögern mit der Fertigstellung der Symphonie geht aus der Uraufführungskritik von Richard Pohl im „Musikalischen Wochenblatt“ hervor: „Dass Brahms, der überhaupt am entschiedensten direct an Beethoven angeknüpft hat, auch in der Symphonie sich sympathisch dahin neigen würde, war voraus zu se hen ...“. Es war also nicht nur Robert Schumann mit seinen lobenden Worten im oben zitierten Aufsatz „Neue Bahnen“, die Brahms Zurück-