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82. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends fltr den fol genden Tag. Preis vierteljährlich r M. 50 Pfg., monatlich 50 Pfg., Einzel-Nrn. 5 Pfg. Bestellungen nehmen alle Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an. Freitag, den 8. April. 188!. r J»s«aU werden mit s Pfg. für die Hkspaltem Sor-us- zetle errechnet. Metnsler gnsernlen- »«trag so Pfg. KompUjierl« undtn- rellanschc Inserate nach besonderem rach. Jnseratm-ilnnichme für die jeweilig« Abend-Stummer iw dormittag» lgUhr. nommen. »Iv Lxp«ait1on a«« Bom Reichstage. Die in der Nachmittagssitzung des 5. d. begonnene erste Lesung^des Trunksuchtsgesetzes leitete Unterstaats sekretär v. Schelling mit eingehender Begründung der Vorlage ein. In strafrechtlicher Hinsicht sei die bishe rige Gesetzgebung nicht ausreichend, der Zustand der Trunkenheit diene als Strafmilderungsgrund und solle doch eher eine Strafverschärfung bedingen ; in polizei licher Hinsicht glaube die Regierung nicht, daß mit die sem Gesetze dem Uebel der Trunksucht Einhalt gethan werden könne, doch müsse etwas geschehen, das Publikum gegen die Gefahren und Belästigungen von seiten Trun kener zu sichern. Abg. vr. v. Schwarze (Dresden) er kannte cs als wünschenswert an, daß die Gesetzgebung dem sich ausbrcitcnden Uebel der Trunksucht und seinem Einflüsse auf die Zunahme der Verbrechen ihre Aufmerk samkeit zuwende, bestritt aber, daß in dieser Richtung durch das vorgelegte Gesetz irgend etwas gebessert werde, und für das, was das Gesetz biete, liege nach seiner Meinung ein Bedürfnis nicht vor. Die bestehenden Gesetze seien vollkommen ausreichend; man solle sich doch überhaupt vor solchen Gclegenheitsgcsetzen hüten, man verwirre dadurch nur die Rechtsprechung. Auch der fort schrittliche Abgeordnete Träger machte viele juristische Bedenken gegen die Vorjage geltend, die er mit anre gendem Humor bekämpfte; ein besseres Mittel, gegen die Trunkenheit anzukämpfen, würde die Befreiung der notwendigsten Lebensmittel von Zöllen und zugleich eine hohe Besteuerung des Branntweins sein. Von der Ver weisung der Vorlage an eine Kommission «erhoffe er «ine stille Beisetzung des Gesetzentwurfs. Das Haus vertagte sich darauf auf Mittwoch, den 6. April, an welchem nach Erledigung einer Reihe von Petitionen die Beratung der Trunk suchtsvorlage fortgesetzt wurde. Dieselbe fand einen Ver teidiger im Centrumsmanne Reichensperger, der de» Mangel einer Bestimmung beklagte, wonach Wirte mit Strafe bedroht werden, welche bereits angetrunkenen Personen noch weiter Spirituosen verabreichen. Witte- Schweidnitz befürwortete einen Versuch, dem Uebel mit dem Strafrecht zu begegnen. Unterstaatssekretär v. Realschule zu Frankenberg Zu dem am 8. April vormittags 1» Uhr im lenden Schlußaktus ladet ergebcnst ein Frankenberg, 6. April 1881. Vm. Direktor. «Vw-U- Rachabounements Mission bekannte und allgemein Stadtverem für mnere F N on^ Dresden ist bei geschätzte Konsistorialrat Ungnade gefallen, weil dem dasigen Tivoli''daselbst gehaltenen er in einem dieser Tage Was dem Ende L »-K '""»7, die gegenwärtige sichtbare WA so we^ LL«« Die Frage: wann wird die durch Christum verkündigte Vollendungszeit kommen? weist der Herr Mit den Wor ten zurück: „Es gebühret euch nicht zu w'^Zni oder Stunde, welche der Vater seiner Macht,Vorbehalten hat. Wir können aber bestimmt sagen: wir stehen am An fänge dieser Zeit, denn wie die Weissagungen des alten Bundes ihre herrliche Erfüllung gefunden, so wird auch der Rest der neutestamcntlichen Weissagungen zu seiner Er füllung kommen. „Es wird gepredigt werden das Evan gelium vom Reich in der ganzen Welt, zu einem Zeug nis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen. Dieses Zeichen der Endzeit sehen wir vor unsern Augen sich erfüllen.... Auch die Geschicke des Volkes Israel sind mit dem Anfänge der Vollendungszeit verflochten. Dieses Volk, das durch blutige Verfolgungen hindurch seine Nationalität bewahrt, steht da als ein Zeugnis, daß Gott sein Wort wahr zu machen weiß und es auch wahr machen wird darin, daß cs sich einst bekehren wird zu seinem und unserm Messias, daß cs sehen wird, «es chen jene zerstochen haben. Zwar hat sich die Christenheit, namentlich des Mittelalters, schwer durch Bedrückungen und Ausbeutungen an Israel versündigt und auch in der Endzeit wird sich der Pöbel zu einer Judenhetze aufmachen, um ihnen die Schätze und Reichtümer abzunehmen, die sie aufgehäufl, aber das werden keine Christen sein; die wahren Chri sten vielmehr werden ihnen in barmherziger Liebe nahe treten! Zu dieser Liebespflicht sind wir verbunden durch Amtsblatt der Lönizl. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lömgl. Amtsgerichts und -es Ltadtcats M Frankenberg. —— - ' - Inserat -Aufträge übernehmen außer der Berlagsexpedition auch deren Zeitungsboten, auswärts sämtliche Bureaus und Mialftellen der Annoncen - ^„Rudolf Bogel. Haas-nst-m L Vogler - G. L. Daube L Co. -c. außerdem iu AucrSwaldc Hr. Gastwirt AnUm Richter (im Erbäericht), in FlSba Hr. Buchbinder mum», in Niederwiesa Hr. Materialwarendändler Tittmann. Schelling verteidigte die Vorlage gegen die Angriffe, die sie erfahren, v. Maltzahn-Gülz (kons.) wünschte einige Acnderungen des Gesetzes, mit dem er im ganzen ein verstanden, und machte das beincrkenswerte Zugeständnis, daß jetzt eine Ucberproduktion auf dem gesetzgeberischen Gebiete herrsche, welche die flüchtige Bearbeitung der Vorlage erklärlich mache. Virchow versprach sich von dem Gesetze nicht zu große Erfolge und führte aus, ein auch nur annähernder Nachweis über die Zunahme des Alkoholismus sei nicht erbracht, auch nicht zu erbringen. Die Debatte wurde hierauf geschlossen. Hasenclever, welcher nicht zum Worte gekommen war, beantragte Auszählung des Hauses, welche nur 147 Anwesende, also Beschlußunfählgkeit ergab. Der Reichstag vertagte sich darnach auf den 26. April- örtliches mW Sächsisches. Frankenberg, 7. April 1881. s- Die Hoffnungen auf ein vom Wetter begünstigtes Frühjahr werden nach den Aufzeichnungen der in letz ter Zeit mehrfach citierten alten Wetterdächer, welche bezüglich der Kälte und des Tauwetters auch für Heuer zutrafen, recht getrübt. Wir hoben in der letzten Notiz aus jenen Büchern schon hervor, daß nach jener Quelle die Witterung vom 21. bis 29. März von entscheiden der Bedeutung für diejenige des nächsten Vierteljahres bis zu dem Ähnlichen Wendepunkte, den 9. bis 16. Juni, sein werde. Nach dem regnerischen, kalten Wetter der letzten Märztagc haben wir nur jenen Regeln der Wet terdächer zufolge, für welche jahrelange Beobachtungen sprechen, in den kommenden Monaten bis Anfang Juni ein mehr rauhes als mildes Frühjahr zu erwarten, zwar nicht ohne feuchte Niederschläge, aber mit kühlen, za kalten Nächten, bei vorherrschenden West- und Nord westwinden. - — In Mittweida versuchte anfangs dieser Woche ein 21jähriges Mädchen ihrem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen, wurde aber noch rechtzeitig durch die hinzukommende Mutter an der Vollendung der Frevcl- that verhindert. — Der durch seine geistvollen Vorträge im dresdner Die wilde Dore. Strandnsville von »r. Iuliu« Mühl selb. (Fortsetzung.) Einige Wochen vergingen so in ungetrübtem Glück. DaS Wort, welches ihre Zukunst bestimmen und sie aneinanderketlen sollte, war noch nicht gesprochen worden; sie hatten auch beide nicht Eile damit, für die Zukunft zu sorgen, wo die Gegenwart so schön war. Dore wenigstens lebte nur der Gegenwart. Erich aber wurde allmählich ernsthast und trauervoll und eines Tages bemerkte es Dore plötzlich und fuhr tötlich erschrocken und liebevoS, besorgt so dringend auf ihn ein, daß er den Grund seines Kummers ihr ent decken mußte. „Wir müssen uns trennen, Dore, trennen, meme liebe Dore I —" ...... „Trennen?" fragte sie und fuhr so heslrg und er schrocken zurück, als ob eine Natter sie gestochen hätte, „trennen, sagst du, Erich? Weshalb denn trennen? Liebst du mich nicht mehr und willst mich nun verlas sen? Dann verzweifle ich." „Ich liebe dich mehr als mich selbst, Dore. Aber gerade deshalb muß ich dich verlaffen, um dich später besitzen zu können. Ich will hinaus, die Schiffahrt geht gut und eS giebt schönen .-erdie nst draußen. Man braucht Matrosen und cs wird hoch geheuert. Da will ich mit hinaus, will ringen und arbeiten, und wenn ich etwas anständiges verdient habe, dann komme ich wieder und dann, wenn du noch willst und mir noch gut bist, wirst du meine Frau." „Und wozu das alles, Erich? Hab- ich nicht den Hof und ist er nicht genügend zum Auskommen für uns beide! Weshalb also willst du gehen und nach Schätzen jagen, die wir nicht brauchen, um glücklich zu sein — weshalb unser schönes Glück wieder stören?" „Weil ich der Frau, die ich mehr als mich selbst liebe, nicht alles verdanken mag. Ich mag nicht als Bettler in dein Haus kommen, deshalb will ich noch einmal hinaus, und wir sind ja beide noch so jung, daß wir noch warten können, ohne etwas zu versäumen." „Erich, wozu solchen thörichten Stolz?", bat Dore mit Thränen in den Augen und bittend zu ihm auf schauend. „Das ist es nicht, liebe Dore, aber das männliche Selbstgefühl verlangt sein Recht und kann es nicht er tragen, so verdienstlos Herr zu werden. Ich muß et was dazu erworben haben, dann nur kann ich ruhig sein, also halte mich nicht auf, — mein Entschluß ist wohl überlegt und steht fest." Seufzend mußte Dore ihn gewähren lassen. Bald kam der Abschiedstag, für Dore ein kummer voller, von bangen Ahnungen erfüllter. Erich war hoffnungdsreudig und guter Dinge. Sein Auge schaute bereits über die Trennung hinaus in «ine rosige Zu kunft. Sie waren miteinander nach Stralsund gefahren, wo sich Erich, den Sympathien seines verstorbenen Vaters folgend, für einen englischen Schoner heuern ließ. Frohmulig stieg er in das Boot, nachdem er Dore zum letzten Mal die Hand gedrückt und den Schwur der Liebe mit dem Abschiedskuß besiegelt — die beiden Bursche griffen mit den Rudern aus und Erich erhob zum letzten Sangesgruße seine Stimme: „Liebchen ade, scheiden thut weh " hörte eS Dore noch wie Geisterlöne zu sich herüber schallen, als Erich sich eben an der fliegenden Schiffs leiter emporschwang und mit einem letzten Schwenken d-S Südwesters gegen das Ufer zu das Schiff betrat, welches noch in selbiger Stunde die Anker lichten sollte - ^widerte den Gruß, indem sie ihr thräneu- d-Sen UAgen Morgenwinde flattern Alles "wmde k?^ herrschte bereits volle Thätiakeit. Alles wurde klar gemacht. Endlich sah Dore auch die