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1881 Donnerstag, de» 24. März. Tarif. SomPltMtsiUchgt- testarifche Jxsrxate nach befonderem Zur Lage. Der gewaltsame Tod des Kaisers von Rußland steht noch rmmer im Vordergrund der jüngsten Ereignisse und die Frage, ob und wie durch den Wechsel auf demCza- renthroil sich die poluischeu Dinge ändern werden, be- schäftigt das öffentliche Interesse auf das lebhafteste. Ueberall haben die Parlamente Gelegenheit genommen, fast gleichzeitig mit den Lenkern ihrer Staaten, dem tie fen Abscheu vor der ruchlosen That und Lein Mitgefühl für die russische Kaiscrfamilic Ausdruck zu verleihen, nur der österreichische Reichsrat brachte es zu keiner Kund gebung, da sich dessen Präsident, ein Pole, energisch wei gerte, die Angelegenheit mit einem Worte zu berühren. Einen fast theatralischen Anstrich gab man in Paris der Teilnahme für Rußland; Gambetta benutzte den trau rigen Vorgang, um auf die Sympathien für die Ro manows, auf die politische Uebereinstimmung mit dem Czarenrciche hinzuweisen und hob dann, um seinen Phra sen einen möglichst leuchtenden Hintergrund zu verleihen, die Sitzung der Deputicrtenkammer auf. Der Senat folgte seinem Beispiel. Allerdings darf man nicht ver gessen, daß Frankreich jetzt mit neuen Kräften dem er sehnten Bündnis mit Rußland zustrebt, hofft man doch, in dem neuen Kaiser, der dem deutschen Herrscherhaus- ferner steht, als sein Vater, einen willigeren Alliierten zu finden. Um sich nun diesem gleich von Anbeginn an bestens zu empfehlen, inscenierte Gambetta seine De monstration, welche ihm aber jetzt von seinen gegnerischen Landsleuten sehr herbe Kritiken einträgt. Der deutsche Reichstag nahm, nachdem sein Präsident des Deutsch land nicht minder nahe berührenden Ereignisses in ge bührender Weise gedacht hatte, seine Arbeit ruhig auf; selbstverständlich wird auch in den Reihen der Abgeord neten das so entsetzliche Ende Kaiser Alexanders und dessen mögliche Folgen auf das lebhafteste diskutiert, wird doch damit wahrscheinlich eine neue Phase in der äußeren Bekünntmachuna. bleibt die Polizeiexpedition Freitag Mittag, den 25., und Mgt^ " ' 20' ds. Mts., geschlossen und werden nur dringliche Sachen er- Frankenberg, am 23. März 1881. ——Gegenleistung eine stärkere Abhängigkeit des ^^nStaateSvonder römiicken Kurie zu erlangen hofft- Uno myere zerry senen Parteiverhältnisse haben es dahm gebracht, daß überall dem Centrum die Entscheidung m die Hand ge geben ist. Von der römischen Kune hängt es ab, welche neue Steuern den deutschen Staatsbürgern M werden sollen. Daß wir m solche Abhängigkeit von ei ner außerhalb stehenden Macht gekommen sind, darin liegt eine große Gefahr, wcmger für den Augmblick als für die Zukunft. Denn die ganze deutsche Kulturent wickelung steht in Frage, wenn der Vatikan derartig einen steigenden Einfluß auf unsere deutschen Angelegeü- heiten gewinnt, wenn damit die Grundsätze des die ganze heutige Weltanschauung verurteilenden Syllabus mehr und mehr auch für uns maßgebend werden. An dltse Gefahr müssen wir um so nachdrücklicher erinnern, je weniger man bei dem jetzigen traurigen Vorherrschen materieller Interessen Sinn für diese Gefährdung gei stiger und idealer Güter besitzt." Physiognomie der Mutier Sonne hineinschielte, und, "ochdem uh meinen sterblichen Teil in aller Behaglich keit noch einige Male nach allen Dimensionen gestreckt und gezerrt, verließ ich mein üppiges Lager, um Toilette zu machen. In der festen Ueberzeugung, daß es noch sehr zeitig am Tage sein müsse, einer Einbildung, die , ich, ich weiß selbst nicht, woher geschöpst, nahm ich mir alle Muße, mich wieder in den eleganten Berliner zu verwandeln, und schritt dann, heiter pfeifend, die schmale wurmstichige Treppe hinunter. Unten schien doch alles schon munter zu sein; ich wartete ungeduldig auf den Augenblick, wo ich Helenen ein fröhliche«: „Guten Morgen" zurufen würde, und war eben im Begriff, vor di-Thür zu tretest, um mich lich bi- Thür von Helen-nS N sa» , "'einerseits rückwärts - ""is fast hatte ich die Wirtin umgerannt, die aus örtliches und Sächsisches. Frankenberg, 23. März 1881. -f Leider müssen wir heute schon wieder die traurig sten Belege von dem in unserer Weberei herrschenden schlechten Geschäftsgang vorführen: zwei Webermeister haben in den letzten Lagen infolge von Nahrunassorgen, hervorgerufen durch mangelnde Arbeit und gedrückte Löhne, durch Entleiben ihrem Leben ein Ende bereitet. Möchte doch bald ein Aufleben in den Webereien den Angehö rigen dieses Industriezweiges besseren Erwerb und neuen Lebensmut bringen! 7 Ueber die gestern erwähnten Festversammlungen, welche die beiden hiesigen Vereinigungen ehemaliger Waf- fengenoffen zu Ehren des Geburtstages Sr. Maj. des Politik unseres Reichs eintreten. Dennoch will man, wie aus Berlin gemeldet wird, in dortigen politischen Kreisen pessimistischen Folgerungen aus dem russischen Thronwechsel nicht Raum geben. Die allgemeine Auf fassung, welche sich auch am Hofe geltend machen soll, geht dahin, daß die Notwendigkeit innerer Reformen augenblicklich in Rußland jede Verwickelung nach Außen hin fern halten möchte. Irgendwelche plötzliche Erschüt terung der europäischen Lage steht also demnach nicht zu befürchten, und das deutsche Volk kann seine Aufmerksam keit wieder der inneren Entwickelung oder besser „Ver wickelung" zuwendcn. Die wiederholt auftauchenden Nachrichten über den Schluß oder die Auflösung des Reichstags vor Ostern bestätigen sich nicht; nach der Magdeb. Ztg. legt die Regierung das größte Gewicht auf das Votum des Reichs tags über das Uufallvcrsicherungs- und Jnmmgsgesctz, und dürste demnach die Session sich zweifellos bis in den Mai erstrecken. Ueber die jetzt im Reichstag herr schenden Verhältnisse wird aus der Mitte desselben ge schrieben : „Die beste Charakterisierung liegt in den kur zen Worten: das Ccntrum ist Herr der Lage. Die Entschließung und Entscheidung über unsere eigenen, in nere» Angelegenheiten wird nicht von der Erwägung unseres eigenen deutschen Interesses abhängig gemacht, sondern davon, ob etwas dem Vorteil und den Wün schen der römischen Kurie entspricht, deren treuer Ge schäftsführer die musterhaft organisierte Centrumspartei ist. Dieses Ucbergewicht des Centrums infolge seiner Koalition mit den Konservativen — trotz der Jahrhun derte alten Erfahrungen über die zuletzt jeden Staat, der sich in ibre Abhängigkeit begab, ruinierende Tendenz der römischen Kurie nach Universalherrschaft! — zeigte sich schon bei der Präsidentenwahl. Sie zeigt sich ebenso bei jeder Gcsctzesbcratung; getreu dem neulichen Windt- horstschen Geständnis, „er sei sehr für Sanktion, sobald dadurch die Maigesetze aufgehoben würden", stimmt das über dem Zimmer Helenens; ich Hörle ein Rücken von Stühlen, halblaut« Unterhaltung, Hörle die Fenster schließen, und verfolgte den Lichtschein aus dem Zimmer, der sich auf dem Platz vor dem Hause verbreitete. Bald erlosch dieser Schein, jetzt legte sich also meine Begleiterin zur Ruhe nieder, und ich rief leise hinab: „Gute Nacht, mein süßer Engel." Der Mond wurde bleicher, die Sterne erblaßte»; in der Ferne sah es aus, als wollte der Morgen grauen, da schloß ich das Fenster und suchte mein Lager auf. Den Kopf, durch den so viele bunte, tolle Bilder schossen und besten Haar sonst nur mit den feinsten Pomaden in Berührung kam, vergrub ich in den schmierigen Pelz, streifte die Pferdedecke über den verwöhnten Kammer- gerichtsreserendariuS und bald war ich, voll der schön sten Hoffnungen, fest eingeschlasen, so fest, daß ich am andern Morgen mich nicht eines einzigen Traumbildes erinnern konnte. Nach einem, ich kann wohl sagen bärenmäßigen Schlafe erwachte, ich; warf einen Blick auf di« Uhr, die indessen in der Nacht stehen geblieben ibar, warf einen zweiten Blick jüm Fenster hinaus, durch da» Vie breite ' > Wem , A "'S » Vk». st» die Im Juseraten-Annahme » - sV* «k dl- 1-wmtzi " Wend-lltummer di» de» S7. April 1881 geladen. vor das Königlich- Schöffengericht zu Frankenberg zur nach 8 472 der Bei uncntschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Leipzig ausgestellten Strafproceßordnung von dem Königlichen Bezlrkscommanv z Erklärung verurtheilt werden. Frankenberg, den 7. Februar 1881. U m t s a n w a l t. ° ' irLL«, « ständiger Ausrüstung im Rathhaushof einzufinden. Rmimeister Nestler Betreff: Einweisung des neuen Pionnier-Hauptmann^^er^^^^^^^^ Unterwegs. Novtllc von Kort W. Hi in au. (Fortsetzung.) Ich ergriff schnell meine Sachen und folgte der vorangehenden Wirtin; an der Thür wandte ich mich noch einmal um; errötend blickte Helene beiseite. DaS Zimmer, in das mich die Frau führte, war -in kleines Giebelgemach; auf der Erde lag ein Stroh sack mit einer Decke, das Kopfkissen bildete ein alter Pelz; auf einem Stuhle stand ein thönerues Waschbecken, auf dem wurmstichigen Tisch ein Talglicht in einer Bierflasche. Ich dachte an mein elegant möbliertes Zimmer in der Friedrichstraße in Bersin und hätte gleichwohl um alle Schätze her Welt mein jetziges Asyl gegen kein anderes vertauscht. > Müde war ich nicht; tausend G-dank-n durchschossen meinen Kopf; bunte Phantasiebilder, in, denen Helene di«, Hauptrolle Ipi-lte,.w-chs-lleN mit einauver und so zündete ich mir eine frisch- Ligarre an. und sigt- mich »n dem keinen Fenster hinaus. Mein Zimmer lag Amtsblatt -er Lönigl. Amtshavptmannschaft Flöha, -es König!. Amtsgerichts un- -es Stadtrats M Valckenberg. Inserat-Aufträge übernehmen außer der B-rlagSexpedition auch deren Zeitnngsboten, auswärts sämtliche Bureaus und RliMellen der Anuonc«-EkP-dition-n:W^ V°°s-nst-in B°üler - G. L. D-ub- L Co. -c. außerdem in »löba Hr. Buchbinder Rudols ^el in U «aterialwar-nhändl-r . . Der Stadtrat. — Kuh», Brgrmstr. -Oeffentliche Vorladung. - Friedrich Otto Weitzmann — geboren am 28. Octo- "'Frankenberg — wird beschuldigt, als Wehrmann der Landwehr ohne Erlaubmß ausgewandert zu sein — Derselbe loir^an""^ Z 368 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. öS. «rlcheint täglich, Mil Ausnahme der Tonn-und Festtage, abend, siir den fol ¬ genden Tag. Preis vierteljährlich I M. so Pfg., monatlich so Pfg., »in,-l-Nrn. 0 Pfg. vestellungen ilrhmen alle Post- anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes an.