f U DRESDNER | PHILHARMONIE Hosokawa folgt bei der Vertonung der Trakl- und Scholem-Verse seinem rhythmischen Ideal eines ruhigen Pulsierens und der Phrasie rung nach Atemabschnitten. Entsprechend zen buddhistischer Anschauung verkörpert sich im Atem die Gleichzeitigkeit polarer, die Natur durchwaltender Kräfte. Der Rhythmus des Ein- und Ausatmens ist für Hosokawas Musik deshalb von hoher lautsymbolischer und geistiger Be deutung. Stockend und von vielen Atempausen unterbrochen werden Trakls Verse als ergreifen der Klagegesang vorgetragen: »W/e schön sich Bild an Bildchen reiht - Das geht in Ruh und Schweigen unter.« Eine der kompositorischen Leitideen Hosokawas ist die »Coincidentia oppo- sitorum«, die er in jeder Komposition anstrebt, der Zusammenfall des Entgegengesetzten, den er entsprechend asiatischer Weisheitslehren als Gegensatz zwischen Yin und Yang versteht und in der Polarität von Nacht und Tag, Männlichem und Weiblichem, hohen oder tiefen Tönen etc. wiederfindet. Seine Kompositionen zielen stets auf dieses Ganzheitlich-Umfassende, das laut symbolisch vergegenwärtigt wird. Wie Leben und Tod, Liebe und geschichtliche Katastro phen in den Wandel der Natur einbezogen sind, so fügt auch die Musik das Konträre und Un terschiedene durch ihre kompositorische Struk tur zusammen. Was durch die menschliche Hiroshima 1945