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inmrn Mission gebildet und in die Generalversammlung de» Artisvereins für innere Mission Deputirte abgesendet werden sollen. Auch aus der Mitte der DiScesanversamm- lung selbst wurde eine Deputation zu weiterer Betreibung dieser Angelegenheit gewählt. Es folgte hierauf ein in- structiver Vortrag des Hrn. Oberpfarrer Lesch auSFran- lenberg über die neue Agende und darüber, wa« die Air- chenvorstände bei Einführung derselben zur Förderung des gottesdienstlichen Leben« beitragen können. ES wurden sodann über zwei bereits früher gestellte Anträge, von de nen der eine auf eine Abänderung de« Wahlverfahren» bei den Synodalwahlen, der andere auf Beseitigung des Anmeldeverfahrens bei den Kirchenvorstandswahlen abzielte, feiten der betreffenden Commissionen Berichte erstattet. Es wurden jedoch die Vorschläge derselben, in erwähnter Rich tung Petitionen höher« Orts zu Miellen, nach sehr langer Debattirung durch Majoritätsbeschluß abgelehnt. Zwei andere Punkte wurden von der Tagesordnung der vorge- fchrittenen Zeit halber abgesetzt. Mit einem gemeinschaft lichen Gesänge und einem Gebete wurde die Versammlung geschlossen, welche von M Uhr Vormittags bis nach 2 Uhr Nachmittags gedauert hatte. — Die Kosten für das städtische Krankenhaus zu Chemnitz werden jährlich größer, so daß man schon längst eine Abhilfe dieses Umstandes ge plant hat. Die vorzügliche Einrichtung des Krankenhauses hat eine bedeutende Anziehungs kraft auf gewisse Elemente, welche es höchst be quem finden, sich daselbst einige Wochen verpfle gen zu lasten. Deshalb wird nun im vormaligen Versorg- und Krankenhause von Schloßchemnitz eine Krankenstation errichtet, in welchem sich die Verpflegungskosten per Kopf und Tag nicht wie im städtischen Krankenhause für die Stadt au 14 M., sondern bedeutend billiger und zwar un ter 1 M. belaufen werden; auch sollen die nur leicht Erkrankten oder Neconvalescenten ange halten werden, etwas zu arbeiten. Dadurch werden Manche abgeschreckt, sich im Stadtkran kenhause aufnehmen zu lasten. Jedenfalls wird mit der Errichtung oben erwähnter Kranken station für die Stadt eine bedeutende jährliche Ersparniß eintreten. — Für die Paßkarten auf das Jahr 1881 ist der hellgraue Unterdrück gewählt worden. — Bezüglich der projectirten Drahtseilbahn nach der Bastei hat sich die Section Dresden des Gebirgsvereins für die fächs.-böhm. Schweiz nach von ihr an Ort und Stelle angestellten Erörte rungen, welche weder eine von der Section Sa xonia behauptete Schändung der Felsparthien, noch eine Beeinträchtigung des Erwerbs der Führer rc. ergeben haben, für das Project, als geeignet den Fremdenverkehr zu beleben, erklärt. — Die Erbauung eines neuen Concerthauses in Leipzig — für das der Jetztzeit nicht mehr entsprechende Gewandhaus — scheint vorläufig wieder aufgegeben zu sein, indem den Zeichnern von Anlehensscheinen von der Direction die Wei sung zugegangen ist, die für den 30. d. fällige 1. Einzahlung nicht zu leisten. Die bestimmte Summe von 200000 M. war bekanntlich Nich! erreicht worden. — Von dem jüngst durch ein Dresdner Blatt verbreiteten angeblich zwischen Reinsdorf und Mülsen verübten Morde ist an amtlicher Stelle nichts bekannt geworden. — Ein merkwürdiger Todesfall kam in Lich tenberg bei Freiberg vor. Vorigen Donnerstag starb nämlich daselbst eine Frau im Alter von 83 Jahren, nachdem dieselbe 13 Tage lang zu vor ununterbrochen im tiessten Schlafe gelegen hatte. Ein Bruder der Verstorbenen wurde vor 4 Wochen auf seinem Berufswege im Alter von 73 Jahren vom Schlage tödtlich getroffen. Beide erfreuten sich bis kurz vor ihrem Ende großer Rüstigkeit und einer ausdauernden Gesundheit. — Der Dresdner Verein gegen Verarmung hat eine Miethzins-Sparkaffe eingerichtet. Jede arme Person, die nicht über 200 M. jährliche Miethe zahlt, kann sich daran betheiligen. Die Einzahlungen haben wöchentlich zu erfolgen und wird darüber in einem Quittungsbuche quittirt. Der Verein gewährt den Sparern eine Prämie von 10 Procent in Gestalt eines Zuschusses zur Miethe, welcher von der wöchentlichen Einzah lung sofort abgezogen wird. — UnglÄcksfälle und Verbreche». In Klein neuschönberg bei Sayda fand am Freitag früh 2 Uhr das neunte Schadenfeuer, vermuthlich wie die frühem böswillig angelegt, seit Mai d. I. statt; außer Liesen 9 Bränden sind in der kaum 600 Einwohner zählenden Ort schaft innerhalb der letzten 7 Monate noch 9 nicht gelungene oder rechtzeitig unterdrückte Brandlegungen zu verzeichnen. — In einemHaufe der großen Frohngaffe zu Dresden stürzte am Freitag Abend ein kleines Kind in Abwesenheit der Eltem aus einem Fenster im 3. Stockwerk in den Hof und erlitt lebensgefährliche Verletzungen. — Der in Ebers dorf bei Löbau verunglückte Brunnenbauer ist endlich am Sonnabend in einer Tiefe von 19 Ellen und zwar in einer Lage gefunden worden, die annehmen läßt, daß ihn der von allen Seiten umschließende Sand sofort er stickt hat. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der für Preußen eingeführte Volkswirth- schaftsrath erfuhr am Freitag im Abgeordneten hause von Seiten der Linken die erste Bekäm pfung als eine die Volksvertretung beeinträchti gende Interessenvertretung, was der Landwirth- schaftsminister vr. Lucius bestritt, indem er das Institut als consultirende Behörde bezeichnete, in welcher wichtige wirthschaftliche Interessen gehört werden sollten. Für die Berathung des Etats des Handelsministeriums hatte Eugen Richter (Fortschritt) die Vertagung bis zur An wesenheit des Handelsministers (Fürst Bismarck) gewünscht; als am Sonnabend diese Berathung begann, kam Richter auf diesen Wunsch zurück, bemängelte die Abwesenheit Bismarck's, der sich nach allen Berichten in Friedrichsruhe bester Ge sundheit erfreue, und griff dessen neue wirth- schastlichen Pläne an. Minister v. Bötticher erwiderte, auf diese Politik des Reichskanzlers einzugehen, sei im Reichstage Gelegenheit, man solle seine Pläne nicht mit Privatarbeiten (Baa- re's Gesetzentwurf über Arbeiterversicherung) in Einklang bringen; Gesundheitsrücksichten hätten Bismarck verhindert, den Berathungen des Etats beizuwohnen und habe dieser ihn (v. B.) um Vertretung ersucht. Daß Bismarck das Han delsministerium übernommen habe, sei ihm nicht zum Vorwurf zu machen, für das ganze Vater land liege darin nur ein Grund zu lebhaftem Danke. (Beifall.) — Der Landtag des Fürstenthums Waldeck, das bekanntlich durch einen sog. Accessionsver- trag unter preußische Verwaltung gestellt ist, hat dis Einverleibung desselben an Preußen be antragt, weil, abgesehen von den aus jenem Vertrage hervorgegangenen ungünstigen finan ziellen Verhältnissen, auf der ganzen Bevölke rung das niederdrückende Gefühl laste, einem nicht mehr lebensfähigen, nur durch die Hilfs mittel eines andern Staates künstlich erhaltenen Staatsorganismus anzugehören, und daß dies Gefühl noch verschärft werde durch die wider- villige Gewährung jener Hilfsmittel und deren kärgliche Bemessung. — Der um das Herzogthum Koburg-Gotha >ochverdiente Staatsminister v. Seebach scheidet eines hohen Alters wegen mit dem 1. Decbr. aus dem Staatsdienste. Sein Abgang erregt das lebhafteste Bedauern im ganzen Herzogthum. Als Nachfolger ist in verschiedenen dasigen Krei en Rud. v. Bennigsen in Aussicht genommen. — Nachdem sich auf den preußischen Bahnen die Einrichtung von Frauencoupös 4. Klasse be währt hat, veranlaßt der Minister der öffentli chen Arbeiten die Eisenbahndirectionen, darauf Bedacht zu nehmen, daß thunlichst für die durch gehenden Personenzüge auf längere Routen Frauencoupös 4. Klaffe eingerichtet werden. Oesterreich - Ungarn. — Die Tiroler Landesregierung hat jetzt ita lienische Anmaßung, welche zugleich zeigt, wie wenig die italienische Regierung den Bestrebun gen der Italia irreckonta entgegenzutreten vermag oder entgegentritt, energisch zurückgewiesen. Mai land wird im nächsten Jahre eine große Aus stellung erhalten, deren Comitee die Industriellen von Triest und Trient zur Betheiligung auf- ;efordert und sie in die Rubrik „Inland" gereiht falte. Darauf hat die österreichische Negierung einfach ihren Staatsangehörigen die Beschickung der Ausstellung verboten. Frankreich. — Die gegen den frühern Kriegsminister Ge neral Cissey in der Presse erhobenen Beschuldi gungen unlauterer, sogar das Staatsinteresse gefährdender Verbindung mit Baronin v. Kaulla, der Frau des Obersten Jung, die großen Ein fluß im Kriegsministerium gehabt haben sollte, haben zu einem großen Prozesse vor dem Pa^ riser Zuchtpolizeigerichte geführt, in welcher der Nedacteur und der Herausgeber des Journals „Petit Parisien", sowie Rochefort als Redacteur des „Jntransigeant" und dessen Herausgeber wegen Beleidigung und Verleumdung zu einer Entschädigung von 8000 Frcs. für jedes dieser Blätter, sowie überdies jeder der Redacteure zu einer Geldbuße von 4000 Frcs. und jeder Herausgeber zu einer solchen von 200 Frcs. und zur Jnserirung des Urtheils in 10 Zeitun gen verurtheilt wurden. Rochefort spielte in den Verhandlungen eine erbärmliche Rolle, in dem er keinen einzigen Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen erbringen konnte. — Der Deputirte Baudry d'Asson, der wegen Widersetzlichkeit gegen eine geschäftsordnungsmä ßige Maßnahme des Kammerpräsidenten Gam betta kürzlich in der Deputirtenkammer verhaftet wurde und dabei einen skandalösen Auftritt her beiführte, hat in einem Briefe an Gambetta ver langt, daß die Präsidenten (also Gambetta selbst mit) und Quästoren der Deputirtenkammer we gen eigenmächtiger Freiheitsberaubung auf Grund des Strafgesetzbuchs zur Rechenschaft gezogen werden. Rußland. — Die Zustände im Innern spotten jeder Beschreibung. Da der Czar im Begriff ist, Li- vadia zu verlassen, um mit seiner Gemahlin^ der Fürstin Dolgorucki, im Petersburger Win terpalast Wohnung zu nehmen, erhalten die Mit glieder der kaiserlichen Familie — das kron- prinzliche Paar ist bereits von Livadia in Pe tersburg eingetroffen — und andere hochstehende Personen täglich massenhafte Drohbriefe, in wel chen die Ermordung des Kaisers auf der Reise in Aussicht gestellt wird. Wie früher, wird der ganze Schienenweg von Soldaten und Bauern bewacht und bei Nacht durch Fackeln erleuchtet werden. — Für die unter General Skobeleff's Befehl stehende Expedition gegen die Teke-Turkmenen sind große Vorbereitungen und Unterstützungen nöthig. Gegen 15000 Kameele schaffen ihr be ständig von zwei Linien her Getreide, Heu und Munition herzu; über das Kaspische Meer bringt eine zahlreich! Flotte Eisenbahnschienen, Schwel len, Munition, Truppen und tausenderlei für den Unterhalt des Expeditionscorps nothwen dige Sachen, und dies Alles erst, um den Pfad zu ebnen, auf welchen in das Teke-Gebiet ein gedrungen werden soll! Inzwischen ist die Kälte fast unerträglich geworden, so daß Skobeleff um schleunigste Nachsendung kleiner eiserner Oefen für seine in umgestürzten Kibitken (Wagen) un tergebrachten Soldaten gebeten hat. Türkei. — Die Militärconvention mit Montenegro betreffs Dulcignos wurde in der Nacht zum 26. d. unterzeichnet und darauf Dulcigno und die Umgebung nebst den befestigten Positionen am 26. von den Montenegrinern besitz?. Vermischtes. * Prof. Arndt in Leipzig hat einen interessan ten literarischen Fund gemacht: ein bisher noch unbekanntes Werk Göthes, ein Singspiel in Prosa, das demnächst im Druck erscheinen wird. * In Halle wurde ein Student, der-einen Com- militonen im Duell getödtet hatte, zu 3 Jahren Festung verurtheilt. * Der wegen Verdachts der Ermordung des Oberförsters zu Pförtchen in der Niederlausitz verhaftete Wilddieb hat sein Verbrechen bereits gestanden und auch seine Mitschuldigen namhaft gemacht. * In der Nacht zum 15. d. entgleiste infolge eines Achsenbruches ein Schnellzug der österreichi schen Westbahn; die Maschine riß sich vom Zuge los und stürzte über den Damm hinab, der Ma schinenführer wurde getödtet, der Heizer tödtlich und 2 Conducteure schwer verwundet. * Der Brand des Irrenhauses zu St. Peter