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-ttr 24S 1880. Freita«, dell W Oktober. Zu beziehen durch alle Postaustalten. Preis vierteljährl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr. Inserate werden mit 8 Pf. für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag so Pf. Com- plicirtc oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Bekanntmachung. Zufolge Beschlusses des Bezirksausschusses ist der von den Gemeinde- räthen zu Auerswalde und Garnsdorf, sowie von der Rittergutsherr schaft zu Auerswalde gefaßte Beschluß, die sogenannte alte Rochlitzer Straße, mit Ausnahme der innerhalb der beiden genannten Dörfer gelegenen Trakte derselben, von Garnsdorf ab bis zur Draisdorfer Flur grenze (Parzellen-Nummer 308 des Flurbuchs für Garnsdorf und 865 sowie 873 des Flurbuchs für Auerswalde) ingleichen den in Auerswalder Flur gelegenen bisherigen Wittgensdorfer Communikationsweg vom so genannten Vorwerksberge bis zur Wittgensdorfer beziehentlich Drais- dorser Flurgrenze — 874, 875 und 876 des letztgedachten Flur ¬ buchs —, und zwar die betreffenden Strecken der Rochlitzer Straße vor behältlich ihrer Benutzung zum öffentlichen Fußverkehre als öffentliche ! Wege einzuziehen, genehmigt worden, was unter Bezugnahme auf die in 190 dieses Blattes enthaltene diesbezügliche Bekanntmachung vom 30. Juli dieses Jahres hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 14. October 1880. von Weiffenbach. Dch. Bekanntmachung das Mm des Lchilftcich? betr. Nächsten Freitag, den 22. d., wird der zum Kammergut Sachsen burg gehörige Schilfteich gefischt. Der Fischverkauf am Teich beginnt Vormittag 10 Uhr. Sachsenburg, den 20. October 1880. Königl. Kammerquts-Verwaltung. Uhlig, O.-Jnsp. Kündigung auch keinen Ersatz für ihre Amelio- rations- und sonstigen im Interesse des Gutes gemachten Ausgaben zu beanspruchen. Irland ist ein armes Land mit wenigen Erwerbsquellen, es bieten sich deshalb auch mehr Pächter an als Pachtungen vorhanden sind, und so kommt es, daß so schlimme Verträge ange nommen worden sind. Diese führen nun aber die 600000 Pächter dem wirthschaftlichen Ruine immer mehr entgegen, und da Bitten und Bet teln die daheim im Ueberfluß lebenden Besitzer und deren Mittelspersonen nicht erweichen konn ten, günstigere Bedingungen anzusetzen, so hat sich mit Hilke der Agitationen der irischen Na tionalpartei eine Verschwörung der landwirth- schaftlichen Bevölkerung, die sogen. Landliga, gebildet, welche nach Muster der ehemaligen „ge heimen Nationalregierung" in Polen, der Ca morra in Süditalien und der Nihilisten in Ruß land organisirt zu sein scheint, und die durch Ausübung eines entsetzlichen Terrorismus das zu erzwingen sucht, was durch Güte nicht zu er reichen war. Grundbesitzer und Vermittler, die Irische Zustände. Nirgends ist die Entrüstung über die rechts widrigen und anarchischen Zustände des türki schen Reiches größer als in den Kreisen der eng lischen Regierung. Niemand entfaltet mehr Ei fer für die Europäisirung der betreffenden Länder und Völker als diese, mährend sie allen Grund hätte, zunächst vor der eigenen Thüre zu kehren, erst daheim einer erschrecklichen Anarchie ein Ende zu machen, welche die civilisirte Welt mit Stau nen und Granen erfüllt. Daß es hinten in der Türkei „drunter und drüber" geht, das weiß man nicht anders, wenn aber auf europäischem Gebiete des hochcivilisirten britischen Reiches sich Dinge ereignen, gegen welche Paschamirthschaft und Nihilistenverschwörung nur Kinderspiele sind, so ist dies auffallend und ein Umstand, der Eng lands Ansehen nur verringern kann. Wir mei nen die Zustände in Irland, die ein immer höheres Interesse gewinnen und die „irische Frage" bald in den Vordergrund schieben werden. Die vornehmlich von Kelten und keltisirten Völkern bewohnte Insel ist bekanntlich eine Do mains der englischen Eroberer. Der ganze Grund und Boden gehört nahe an 20 OM englischen Grundbesitzern» die aus demselben insgesammt eine Rente von ca. 200 Millionen Mark ziehen. Die Hälfte dieses Besitzes vertheilt sich jedoch auf nur circa 5900 Grundeigenthümer. Die Gutsherren wohnen meist in England und in irischen Städten, haben ihren Hauptbesitz im Mut terlande, kümmern sich um ihre irische Herrschaft, die sie nie oder nur selten besichtigen, fast gar nicht, thun nichts für die Hebung derselben, dies den wenig bemittelten Pächtern überlassend. Mit diesen schließen sie nicht selbst einen Pachtver trag, sondern geben die Sorge darum einer Mit telsperson in Auftrag, die ein lucratives Ge schäft daraus macht, die Pachtsumme so hoch als möglich schraubt und unnachsichtig eintreibt, dem Pächter nur schwere Pflichten aufbürdet und möglichst wenig Rechte einräumt. So kann den meisten Pächtern jeder Zeit gekündigt werden, während sie mit ihren Kündigungen gewisse Fri sten einhalten müssen, — und so haben sie bei Megen Lelm Nllusenö GMen. (Fortsetzung.) Linder'S Blut kam in immer stärkere Erregung, seine Adern schwollen gewaltig an. „Warum will sie mich, warum meine Kinder inS Verderben bringen?' Die Erinnerung an seine Kinder erregte ihn noch mehr; er erhob sich, zündete eine Kerze an und ging in jenes Zimmer, in welchem die Kleinen in ihren mit grünen Netzen umsponnenen Nettchen schliefen, umgeben von all' den Bequemlichkeiten, welche die Zeichen elterlicher Zärtlichkeit sind. Die beiden kleinen Mädchen waren bis jetzt nur an Wohlergehen und zarte Aufmerksamkeit gewöhnt; und jetzt sollten sie vielleicht Entbehrungen, Armulh, harte Schicksale erleben. „Niemals — niemals!" murmelte der Apotheker vor sich hin. Während er so seine Kinder betrachtete, beschäftigten seinen Geist Todesgedanken. „Warum rettete ich Die, welche meine Kinder inS Verderben bringen will? Warum ließ ich sie nicht zu Grunde gehen?" Dabei schlug er sich heftig mit der Faust vor die Stirn. „Nur mein weiches Herz! Meine Ein falt! Ich selbst erhielt den Arm, der nun meine Kinder tödtlich trifft." Der Egoismus deckte sich mit dem Mantel der väterlichen Liebe und zeigte so dem mit sich selbst Kämpfenden die weniger häßliche Seit«; er machte sich selbst glauben, daß er nur für das Wohl seiner Kinder zittere. „Wenn zwischen ihr und uns ge wählt werden soll, dann lieber sie," sagte er zu sich selbst mit dumpfer Entschlossenheit. Er ging in das Zimmer der Kranken und war noch ganz er regt, als er einuat; er konnte seinen schweren krampfhaften Athen, kaum beherrschen und begann in abgerissenen Sätzen: „Tante Charlotte, Gott soll Sie segnen, wenn Sie an uns Gutes thun wollen, aber spielen Sie nicht mit der Verzweiflung. Ich schwöre Ihnen bei dem Andenken meiner lieben Frau und dem Wohlergehen meiner Kinder, daß Sie bei mir auch nicht einen Pfennig verlieren werden; aber machen Sie unS nicht Alle unglücklich." Die alte Krau wandle übelgelaunt ihren Kopf bei Seite und sagte: „Ich verlange ja nur das Meinige, nur mein Eigenthum." Linder begann noch mehr erregt und zitternd: „Seien Sie nicht so hartnäckig und haben Sie Er barmen, wenn schon nicht mit mir, so doch mit meinen Kindern." Er kniete am Bette nieder und erfaßte die runzelige Hand der alten Frau. Noch mals rief er aus: „Erbarmen Sie sich meiner Kinder." Die alle Frau riß ihre Hand unmuthig zurück. Linder erhob sich, er zitterte nicht mehr, er fühlte wie wenn seine Sehnen plötzlich stahlhart wären. Statt des krampfhaften Zuckens seiner GefichtS- muSkeln Halle sein Anllitz einen unbeweglichen Aus druck angenommen; nur der Glanz seiner Augen Halle eiwaS Drohendes. Darauf ging er einige Mal durch's Zimmer auf und ab, endlich sagte er mil unterdrückter Stimme: „Sie haben recht, liebe Tante, schlafen Sie. Sollten Sie sich während der Nacht übler befinden, so ist der Glockenzug bei Ihrem Bette. Ich hoffe, der Anfall wird nicht mehr zurückkehren; gute Nacht." An der Thür« wandte er sich nochmals um und sagte: „Wollen Sie vor dem Einschlafen noch etwas einnehmen?j' „Ja, ja," antwortete ängstlich die alte Frau, welche schon bei Erwähnung der Krankheit fühlte, wie wenn die Krämpfe wieder beginnen würden. Linder ging in die Apotheke hinaus und sagte zu seinem Gehilfen: „Bitte, schütten Sie von den Choleratropfen etwas in eine kleine Flasche und geben Sie einige Tropfen vixitaiis dazu. Ich fürchte, die Tante wird während der Nacht wieder einen Anfall bekommen." Der Gehilfe that, wie ihm sein Chef befahl, und dieser nahm daS Fläschchen zu sich. Darauf blieb er noch länger als «ine Vier telstunde in der Apotheke; es kamen und gingen Leute, und obgleich »S schön ziemlich spät war, so