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Auch stehen eine Auswahl prächtiger Photogra phien zu Gebote, die von Gegenden, Bergen, Städten und Häfen ein anschauliches Bild zu geben wohl geeignet sind. — In einer Entschließung über eingegangene Petitionen um Aufhebung einiger Beschränkungen der Sonntagsarbeit hat sich das königl. Mini sterium des Innern dahin ausgesprochen, daß der Werth der Sonntagsruhe in neuerer Zeit von verschiedenen Seiten her mehr anerkannt und betont zu werden anfängt und nur ge wünscht werden könne, daß die Anschauung all- mählig gröbere Verbreitung und größere Theil- nahme im Volke selbst gewinnen möchte, da ge rade auf diesem, zwar nicht allein das religiöse Leben, aber dasselbe doch mit berührenden Ge biete der Zweck der staatlichen Gesetzgebung nur dann wirksam erreicht werden kann, wenn sie auch in der Ueberzeugnng der Bevölkerung selbst Unterstützung findet. — Die Schifffahrt auf der Elbe ist gegen wärtig eine äußerst lebhafte und werden na mentlich viel Braunkohlen aus Böhmen nach den elbabwärts gelegenen Gegenden transportirt. Elbaufwärts gehen dagegen besonders große Mafien amerikanischen Getreides, vornehmlich Weizen. — Das in Sachen der Thomas'schen Kinder in Pirna eingeleitete Sammelwerk ist von schön stem Erfolge begleitet gewesen, denn bei dem „Pirn.Anz." gingen bis jetzt 736 M. ein. Der 12jährige Knabe ist nunmehr so weit genesen, daß er die Schule wieder besuchen kann. — Nimmt ein Gläubiger seinem Schuldner Geld weg, um sich für eins gegründete Geld forderung Zahlung zu verschaffen, sei es ohne, sei es mit Gewalt, indem er seinen Schuldner überfällt, wehrlos macht und ihm den Betrag entreißt, so ist der Gläubiger, nach einem Er- kenntniß des Reichsgerichts, nicht wegen Dieb stahls, noch wegen Raubes, sondern im Falle der Vergewaltigung wegen Nöthigung zu be strafen. — Bezüglich des Zutreffens der Wetterpro gnosen des Leipziger Meteorologischen Bureaus ist ermittelt worden, daß in dem halben Jahre vom Juli bis December 1878 im Durchschnitt 76 Proc. volle Treffer, 11 Proc. theilweise und 13 Proc. Nichttreffer, oder die theilweisen Tref fer getheilt, also 81 Proc. Treffer und 19 Proc. Nichttreffer vorhanden waren; im Jahre 1879 ist das Verhältniß noch günstiger, es zeigt 84 Proc. Treffer und 16 Proc. Nichltreffer. — Unglücksfälle und Verbrechen. Spielen eines Kindes mit Streichhölzchen hat auch in Golberode bei Lockwitz die Brandlegung eines Hauses verursacht: bei dem Versuche, das Feuer zu löschen, wurde dir Groß mutter des Kindes derartig am Körper verbrannt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. — Der am Frei tag aus Bahnhof Reichenbach überfahrene Bahnarbeiter ist noch am selben Tage seiner gräßlichen Verletzung er legen. — Auch auf dem Chemnitzer Bahnhofe wurde am Montag ein Werkstättenarbeiter überfahren und verletzt. — Feuersbrünste infolge Blitzschlags bei den am Freitag ausgetretenen Gewittern werden aus den verschiedensten Theilen des Landes gemeldet. — In Zwickau stürzte ein 12jähriger Knabe von einer im Bau befindlichen Dampf- esse 17 Meter hoch herab und verletzte sich dabei am Kopfe lebensgefährlich; er war, von Niemand gesehen, in wendig an den Steigeisen in die Höhe gestiegen. — In Kleinquerbitzsch bei Oschatz wurde ein IVjähriger eltern loser Dienstknecht von einem Pferde derart an den Unter leib geschlagen, daß er trotz sofortiger ärztlicher Hilfe nach wenigen Stunden verstarb. Tageögeschichie. Deutsches Reich. — Mit dem Kaiserpaare werden dssn Dom- bauseieriichkeiten in Köln beiwohnen das kron- prinzliche Paar und seine Söhne Prinz Wil helm und Heinrich, die Prinzen Karl und Fried rich Karl, Prinz und Prinzessin Albrecht von Preußen, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen-Meinigen, der König von Sachsen und als Lertreter des Königs von Württemberg Prinz Wilhelm von Württemberg, der Großher- zog, die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Prinzessin Victoria von Baden, die Groß herzöge von Sachsen-Weimar, Oldenburg und Mecklenburg-Schwerin, für den Großherzog von Hessen Prinz Heinrich von Hessen, die Herzöge von Meiningen, Altenburg, Koburg und Anhalt, Landgraf Friedrich und Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen, die Fürsten zu Waldeck und Pyrmont, Schwarzburg-Nudolstadt, Lippe-Detmold, Reuß ä. L. und der Erbprinz von Hohenzollern, die Bürgermeister der freien und Hansestädte Bre men, Lübeck und Hamburg, das gesammte Staats ministerium und die gestern erwähnten parla mentarischen Präsidenten. — Das sociale Programm des Fürsten Bis marck, welches dem Reichstage zur Beschluß fassung zugehen soll, nimmt nachgerade greifbare Formen an. Außer dem zuerst bekannt gewor denen Entwürfe über Arbeiterversicherung dürfte eine Novelle zu dem bestehenden Haftpflichtgesetz, ein Entwurf, betreffend das Hilfskaffenwesen, so wie eine neue Jnnungsordnung zu erwarten sein. Alle diese Dinge geben dem Reichskanzler viel zu schaffen und da er keine Zeit hat, den Re- gierungs-Collegen seine Aufwartung zu machen, so reisen diese zu ihm. Die Thäligkeit, die der Reichskanzler augenblicklich nach allen Seiten hin entfaltet, scheint übrigens dafür zu sprechen, daß die Müdigkeit, über welche er während der letzten Reichstagssession klagte, vollständig von ihm gewichen ist. — Die vom Telegraphen verbreitete und von allen Tagesblättern wiedergegebene Nachricht von dem Tode des Bisthumsverwesers vr. Hahne in Fulda, welche am Sonntag dort sogar von der Kanzel herab verkündet worden war, hat sich nicht bestätigt. Der Kranke lag in einem starrkrampfähnlichen Zustande, woher sich die Meldung von seinem Tode erklärt, das Leiden ist aber ein so hoffnungsloses, daß die Auflösung jeden Augenblick erwartet wird. — Nach dem Vorgänge der Reichsverwallung und Baierns beabsichtigt nun auch Württemberg sein Telegraphen- und Postwesen zu vereinigen, um dadurch sein Deficit im Etat der Telegra phenverwaltung zu beseitigen. In den würt- tembergischen Telegraphenanlagen steckt ein Ka pital von 3 Millionen M., welches sich bisher noch niemals verzinst hat. Das Land besitzt zu viele Stationen, von welchen die Mehrzahl auch nach Erhöhung der Worttaxe von 3 auf 5 Pfg. nicht die Kosten einbringt. Durch Vereinigung der Telegraphen- mit den Postämtern würde zu nächst eine Verminderung der Ausgaben erzielt werden. — In Berlin spielt sich seit Wochen eine starke Lohnerhöhungs-Bewegung in verschiedenen Arbeitszweigen ab. Ob man aus der Thatsache, daß in vielen Fällen die Gesellen ihre Forde rungen durchsetzen, auf eine Besserung der Ge schäfte schließen darf? Als ein erfreulicher Um stand zeigt sich jedenfalls die verhältnißmäßige Ruhe und Besonnenheit, in der die Bewegung sich vollzieht und die in einem bemerkenswerthen Gegensatz zu früheren Jahren steht. Es werden Forderungen erhoben, über die man verhandeln und sich verständigen kann; Arbeitseinstellungen werden nur vorsichtig und mit besonnener Er wägung der Mittel und Aussichten unternommen; die Versammlungen verlaufen so geordnet, daß nirgends das Einschreiten der Polizei nöthig wird. Es fehlt vik socialdemokratische Auf wiegelung, die sonst jede Arbeiterfrage vergiftete. Der Arbeiter kümmert sich mehr um seine prac- tisch erreichbaren Interessen und sucht sie auf gesetzlichem Wege durchzusühren und fährt dabei bester als früher. Man darf darin eine wohl- thätige Wirkung des Socialistengesetzes erkennen, das im Uebrigen die Arbeiter in der Geltend machung ihrer Interessen und vernünftigen Be strebungen durchaus nicht hindert. — Der Reichstagsabgeordnete Liebknecht, wel cher kürzlich in Paris seinen Gesinnungsgenosten einen Vortrag über die socialdemokratische Be wegung in Deutschland gehalten hat, scheint dort wenig Gegenliebe zu finden. Ein russischer So cialdemokrat erwiderte zunächst, daß er die Re volution ganz anders verstehe wie der Redner. Für ihn wäre dieselbe keine Abstraction von Gelehrten und Philosophen, sondern eine histo rische Erscheinung, oftmals eine Katastrophe, bei welcher alle menschlichen Leidenschaften-und Be- thätigungen von Kraft freien Lauf hätten. Lieb knecht gab zwar die von dem russischen „Bürger" angeführten Thatsachen zu, betonte aber dabei, daß er die Revolution nicht mit gewaltsamen Mitteln durchgeführt misten wollte, worauf er mit seinen Landsleuten in ärgerlicher Stimmung den Saal verließ. Oesterreich - Ungarn. — Die Bewegung unter den Deutschen in Cisleithanien nimmt immer größere Dimensionen an. So hat der Wiener Gemeinderath zwei Beschlüsse gefaßt, von denen der eine die Noth wendigkeit eines allgemeinen deutsch-österreichi schen Parteitages zur Wahrung der Neichsein- heit und Verfassung betont, während der andere besagt, der Gemeinderath solle den Parteitag, wenn derselbe nach Wien einberufen wird, fest lich begrüßen und der Sympathien der Haupt stadt versichern. — Mit Interests vernahm man, daß das Kreisgericht zu Eger die in Karlsbad verfügte Confiscation der Resolutionen des dort abgehaltenen Parteitages aufhob, während das Wiener Gericht die Confiscation der Wiener Blätter, welche jene Resolution abgedruckt, be stätigte. Frankreich. — In Paris hat am 9. d. die Eröffnung des internationalen Postcongresses staltgefunden. Der französische Minister der Posten und Tele graphen, welcher den Vorsitz führt, hob in seiner Begrüßungsrede hervor, daß Frankreich, wo Je dermann (?) für die Erhaltung des Friedens sei, Vorschläge, welche von diesen Conferenzen ausgehen, stets günstig aufnehmen werde, weil dieselben die Vollendung eines friedlichen Wer kes, welches die ganze Welt interessire, zum Zwecke haben. Vierundzwanzig Staaten sind durch 80 Bevollmächtigte vertreten; außer den Post-Delegirten nehmen die Directoren der gro ßen Eisenbahngesellschaften daran Theil. England. — Die Nachricht, daß die Exkaiserin Eugenie nach ihrer Besitzung Arenenberg in der Schweiz definitiv überzusiedeln gedenke, wird durch die neuerliche Meldung überholt, daß sie die präch tige Besitzung Farnborough Hill in Hampshire für 50000 Pfd. Sterl, käuflich erworben hat. Diese Besitzung besteht aus 257 Morgen Landes mit einem schönen Schlosse. Die Kaiserin wird ihren Besitz nicht vor Januar antreten; sie be absichtigt, daselbst eine Erinnerungskapelle zu errichten, welche die Leichen des Kaisers und des kaiserlichen Prinzen aufnehmen soll. Der Pacht vertrag von Cambden-Place in Chiselhurst läust im März nächsten Jahres ab. Türkei. — Die weitern Nachrichten aus Konstantino pel befestigen das Vertrauen zu günstiger Lösung der so bedrohlich gewordenen Lage. Nach den selben übermittelte die Pforte am 12. d. den Botschaftern eine Note, worin sie erklärt, sie werde sofort Instructionen für die Uebergabe Dulcigno's an Montenegro ertheilen. Mit Mon tenegro werde eine Convention abgeschloffen wer den, welche bezweckt, die Institutionen und die Religion der Einwohner Dulcigno's zu schützen. Die Pforte hofft, die Mächte werden auf jede weitere Pression zur Regelung der übrigen Fra gen verzichten. — Die „Times" schreiben die Nachgiebigkeit der Pforte den dringlichen Vor stellungen seitens der Botschafter von Deutsch land, Oesterreich und Frankreich zu und beglück wünschen Europa zu der glücklichen Lösung der so verwickelten Frage. Die letzte türkische Note dürfte durch die Abtretung Dulcigno's als that- sächlich beseitigt betrachtet werden, der Beschluß der Pforte bekunde diejenige Rücksicht auf den Willen Europas, welche die Mächte zu erwarten berechtigt gewesen wären, die Türkei habe sich gewissermaßen mit Europa wieder auf einen gu ten Fuß gestellt. Eine plötzliche Lösung der noch verbleibenden Fragen könne billiger Weise jetzt nicht verlangt werden. Montenegro. — Die Pforte zeigte am 12. d. in Cettinje an, daß sie beschlossen habe, Dulcigno noch in dieser Woche freundschaftlich zu übergeben. Eine