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Sonntag, den 3. Oktober. 1880 233 Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vierteljährl. 1 50 Einzelne Nummern 5 H. ^Firksa^^ Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschast F!öha, des König!. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abend« für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Stummer bis Vormittags io Uhr. Inserate werden mit s Pf. für die gespaltene Corpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbctrag 20 Ps. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Bekanntmachung. Die Brandversicherungsbeiträge auf den zweiten Termin ds. Js. sind nach I Pfennig pr. Einheit für die Gebäudeversicherungs- abtheilung und L^ Pfennig pr. Einheit für die freiwillige Ber- sicherungSabtheilung (Maschinen rc.) spätestens bis zum 8. October dS. JS. an die Stadtsteuereinnahme — Rathhaus, 2 Treppen — abzuführen. Frankenberg, den 29. September 1880. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. Gr. ! »ürMrsvImIe rortbilckunKssokalo. Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß der Unterricht erst Montag, den LI. Oktober, wiederbeginnen kann, da die Zimmer im Anbau nicht früher fertig wer den und die durch denselben im Schulgebäude sich nöthig machenden Veränderungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Schüler und Schülerinnen haben sich an genanntem Tage zu der ihnen bekannt gegebenen Stunde in ihren bisher innegehabten Klassen zimmern zu versammeln. Frankenberg, den 1. Oktober 1880.Schuldir. Engert. Menktuge M8 großer Zeit. 1. October. Belgien löst seine Grenz - BeobachtungSurmee auf. — In Straßburg wird eine deutsche Oberpost-Direction er richtet. — Gefecht sächsischer Truppen bei Bondy. 2. October. Die Landwehrdivision Kummer weist einen Ausfall Ba- zaine'S auf St. Remy, nordöstlich von Metz, zurück. — Recognoscirungsgefecht sächsischer Cavallerie und reitender Artillerie bei Gournay. 3. October. In St. Louis in Nordamerika beschließt eine Massen versammlung von Deutschen, in einer Petition den Gra- fen Bismarck zu ersuchen, Elsaß und Lothringen festzu- halten. OertlichcS und Sächsisches. Frankenberg, 2. October 1880. ff Von morgen an beginnt der Vormittags dienst in unserer Stadtkirche für die Dauer des Winterhalbjahrs erst um 9 Uhr. ff Unter Hinweis auf die im Jnseratentheile enthaltene Anzeige des Hrn. Oberpfarrer Lesch machen wir nochmals auf den morgen Nachmit tag in der hiesigen Stadtkirche stattfindenden Festgottesdienst, der der Verbreitung der Bibel sache geweiht ist und bei welchem Hr. k. Wauer aus Dresden die Festpredigt hält, aufmerksam, wie nicht minder auf die dem Gottesdienste fol gende Versammlung im Saale des „Roß", welche der Besprechung über die Bibel-, Missions- und Gustav-Adolfs-Sache bestimmt ist. Die ganze Feier vertritt die früher, da noch die Superin- tendentur Frankenberg bestand, eingehaltenen Ephoralfeste und die mannigfache Anregung, welche diese gegeben haben, führt wohl auch der morgenden Veranstaltung gleich zahlreichen Be such wie jenen Ephoralfesten zu. — Der Präsident des Oberlandesgerichts, Hr. v. Weber, welcher das Königreich Sachsen in der Commission zur Ausarbeitung eines allge meinen deutschen bürgerlichen Gesetzbuches ver tritt und dieserhalb im Laufe der letzten Jahre wiederholt in Berlin sich aufhielt, wird Anfang nächsten Jahres auf die Dauer von mindestens zwei Jahren nach Berlin übersiedeln. — Sämmtliche Beamte und Unterbeamte der deutschen Post müssen seit dem gestrigen Tage die neue Uniform tragen, da die seitherige von da an nicht mehr als vorschriftsmäßig anerkannt wird. — Der zeitherige zweite Bürgermeister Zwi- ' ckaus, Caspari, ist mit Schluß vorigen Monats ' nach 40jähriger Amtirung in den Ruhestand getreten und bei diesem Anlasse zum Ehrenbür ger ernannt und auch ersucht worden, als außer ordentliches Mitglied in allen den städtischen Ausschüssen zu bleiben, deren Mitglied er bisher gewesen. In seine Bürgermeisterstelle ist der zeitherige Stadtrath Fiedler getreten. — Der conservative Verein für das Erzge birge hält am 10. d. in Chemnitz eine General versammlung ab. In derselben wird Hofrath Ackermann aus Dresden einen Vortrag halten über „die Stellung der konservativen Partei ge genüber der Spaltung im liberalen Lager". — Die Gesammtzahl der für den laufenden Monat anstehenden Zwangsversteigerungen be trägt 145 (gegen 153 im September), bleibt sonach nur unbedeutend hinter dem Vormonate zurück, ein Zeichen, daß der auf dem Nealcredit- markte sich vollziehende Gesundungsprozeß nur langsame Fortschritte macht. — Die städtischen Collegien von Dresden haben einen sie ehrenden Act dankbarer Erin nerung gegen die Manen Gottfried Semper's geübt; auf ihren Beschluß ist nämlich mit einem Capital von 20000 M. ein den Namen des ge nialen, durch mehrere Monumentalbauten um die Verschönerung Dresdens so verdienten Künst lers tragendes Reisestipendium für Architecten begründet worden, und zwar zunächst für solche, die auf der Dresdner Akademie ausgebildet werden. — Vor der Strafkammer zu Oschatz hatten sich vor einigen Tagen der Gutsbesitzer Naumann und der Privatier Keller wegen Hazardspieles zu verantworten. Die Angeklagten räumten ein, in den letzten Jahren in einem öffentlichen Lo cale zu Leisnig häufig gespielt zu haben, sie be stritten aber die Gewerbmäßigkeit und behaup teten, nur Unterhaltung sei es gewesen, welche sie zum Spiele veranlaßt habe. Von den An geklagten besaß der Eine ein Vermögen von etwa 40000 M., der Andere ein solches von etwa 120000 M. Dieselben nahmen ferner darauf Bezug, daß sie lediglich in einer ver schlossenen Stube „unter Auswahl der Bstheilig- ten" gespielt und daß sie selbst darauf gedrungen haben, daß keine zu hohen Beträge gesetzt wor den seien. Der Maximalbetrag sei 20 M. ge wesen. Es hätten zwar mehrere Male Mitspie ler, insonderheit ein Rechtsanwalt, höhere Be träge offerirt, dieselben seien aber zurückgewie sen worden. Namentlich aber beriefen sich die Angeklagten darauf, daß ihnen der Rechtsan walt, welcher sie häufig zum Spiele veranlaßt, wiederholt die Versicherung gegeben habe, daß das Spiel in einem verschlossenen Locale durch aus erlaubt sei. Die abgehörten Zeugen bestä tigten, daß allerdings wiederholt Sonnabends, wenn auch nicht gerade gewerbmäßig, gespielt worden sei und daß die Angeklagten in der Re gel hierbei die Bank gehalten hätten. Sie be stätigten weiter, daß Alle in der Meinung ge wesen seien, das Spiel sei im verschlossenen Lo cale erlaubt, und bekundeten, daß die Angeklag ten allerdings zu hohe Sätze zurückgewiesen hät ten. Der Gerichtshof verurtheilte Naumann zu 6 Wochen, Keller zu 4 Wochen Gefängniß, Er steren noch zu 1500 M., Letzteren zu 1000 M. Geldstrafe. — Auf den Dresdner Bahnhöfen wurde am Donnerstag von der Polizei der Verkauf der neuerlich vielgenannten dafigen Flugblätter „SHIips", „Figaro" und „Nemesis" verboten. — Nach dem Vorgänge anderer größerer Städte, wie Karlsruhe, Magdeburg, Stettin, Braunschweig, Köln rc. haben auch die Dresdner Apotheker auf Anregung des Besitzers der kgl. Hofapotheke beschlossen, von jetzt ab mit soge nannten Specialitäten oder Geheimmitteln, mö gen sie von Apothekern oder Laien herrühren, keinerlei Handel mehr zu treiben, sowie auch jede Geschäftsverbindung mit den solche Specia litäten und Geheimmitel anpreisenden sogenann ten Aerzten abzubrechen. — Unglücksfälle und Verbrechen. JnderBuch- druckerei zu Schönheide brach am Mittwoch Feuer aus, durch welches dieses Gebäude mit 2 Nachbarhäusern zer stört wurde. — In Meerane verstarb am Dienstag ein 8jähriger Knabe Plötzlich, wahrscheinlich infolge Genusses von Branntwein, den er von seinen Angehörigen zum Trinken erhalten. — In der Nähe von Glauchau wurde am Freitag Vormittag ein Herr aus Lichtenstein, welcher nach Zwickau zu einem Verhandlungstermin wollte, auf freiem Felde von 2 Fleischerhunden angefallen, und zwar dergestalt, daß ihm Ueberzieher und Hosen zerrissen und einige gefährliche Wunden am Beine beigebracht wurden. Nachdem dieselben verbunden, mußte er seinen nothwen digen Weg per Geschirr fortsetzen und wurde auch mit telst dessen am Abend zu seiner Familie gebracht. TageSgeschichte. Deutsches Reich. — Neben dem Könige von Sachsen sollen die Großherzöge von Mecklenburg, Oldenburg, Wei mar , Baden und Hessen bereits die Einladung des Kaisers zum Kölner Domfest angenommen haben. Wer von denV anderen Fürsten anwe send sein wird, scheint noch nicht festzustehen;