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Bewunderung für die deutsche Armee ausgespro chen: sie sei die erste Welt. Aber dabei, fügte er hinzu, glaube er hervorheben zu dürfen, daß in der österreichischen Armee durch unablässige Arbeit sich eine Umwandlung vollzogen habe, die ihr einen Platz an der Seite der deutschen einzunehmen wohl erlaube. — Die sreiconservative „Post" kommt in ihrer Erörterung der Bedeutung des Rücktritts Frey- cinet's zu dem Resultate, daß Gambelta die durch die orientalische Frage geschaffene Constellation zu einer Angriffscoalition gegen Deutschland be nutzen wolle. Das zuweilen mehr oder weniger diplomatisch infpirirte Blatt glaubt indeß, daß Gambetta sich verrechnet habe, wenn er hoffe, Gladstone werde sich bereit finden lassen, die englische Flotte statt vor Konstantinopel an der deutschen Küste zu verwenden. Ohne activen Bundesgenoffen aber, ohne verbürgten Krast- überschvß — denn Rußland würde durch Oester reich vollständig absorbirt werden — wolle das französische Volk einen Krieg gegen Deutschland nicht unternehmen und werde auch Gambetta ihn schwerlich zu unternehmen wagen; zudem sei es ein Ding der Unmöglichkeit für Frankreich, den Kampf gegen den Klericalismus und den Kampf gegen Deutschland gleichzeitig in's Werk zu setzen. Frankreich. — Die republikanischen Journale hoffen, der neue Minister des Auswärtigen, Barthölemy Saint Hilaire, und seine Mäßigung würden für Europa ein Pfand für die friedlichen Absichten Frankreichs sein. Die Journale der Conserva- tiven und der Intransigenten meinen, das Mi nisterium Ferry werde keine ruhige Existenz ha ben; sie betrachten indessen die Ernennung Bar- thölemy's ebenfalls als Garantie einer friedlichen Politik. — In der Presse wächst die Strömung zu Gunsten der sofortigen Einberufung der Kam mern anläßlich der letzten Vorgänge im Cabinet. Viele Zeitungen bezeichnen Gambetta als den wahren Urheber der Krise und verlangen, daß man ihm endlich die Verantwortlichkeit für ihre Lösung übertrage. Der „National" leugnet, daß die Ernennung Gambetta's zum Conseils präsidenten Verwickelungen nach außen herbei führen könne. „Im Gegentheil", sagt er, „wäre diese Ernennung eine Friedensgarantie. Gam betta als erster Minister märe verantwortlich und würde sich wohl hüten, sich in Widerspruch zu setzen mit dem Lande, welches den Frieden will und welches wie Glas Jeden zerbrechen würde, der es in auswärtige Abenteuer zu wer fen sucht. Uebrigens würde der Krieg ohne Zustimmung der Kammern unmöglich sein, und Gambetta weiß wohl, daß er auf diesem Ter rain bei Niemandem in der Kammer eine Un terstützung finden würde." Türkei. — Die Lage vor Dulcigno wird immer kri tischer und der Kampf, dessen Folgen nicht ab zusehen sind, unvermeidlicher. Den Consuln zu Skutari ist ein von 35 Notabeln Dulcignos un terzeichneter Protest überreicht worden, in wel chem dieselben erklären, daß sie sich niemals von der türkischen Regierung trennen wollten, unter welcher sie seit Jahrhunderten gestanden. Wenn die Montenegriner versuchen sollten, vorzudrin gen, werde man ihnen mit Gewalt begegnen. Von mehreren Consuln wurde dieser Protest zu rückgewiesen. Der Flügeladjutant des Sultans, Osman Bey, ist mit 3 Offizieren in einer Spe- cialcommission in Skutari eingetroffen. Die Dulcignoten haben ihm das Betreten ihrer Stadt verwehrt. Der letzte Befehl der Pforte lautet, sich vollkommen neutral zu verhalten. Auf die letzte Depesche Riza Paschas antworteten die Commandanten der Albanesen in Dulcigno, daß sie sich auf keine weiteren Unterhandlungen ein- laffen. — Nach einer Mittheilung der Wiener N. fr. Pr. hatte Riza Pascha den Dulcignoten für die gutwillige Räumung ihrer Stadt telegraphisch angeboten, daß ihnen 30000 türkische Pfund ausgezahlt werden sollen und ein neues Dul cigno auf dem Gebiete von Matia aufgebaut werden würde. Die Häupter der albanesischen Partei in Dulcigno sandten hierauf an Riza Pascha folgende Antwort: „Von Deinem Aner bieten haben wir denselben Gebrauch gemacht wie Du von unserem Protest. Wir wissen, daß jede Regierung sowohl auf ihr eigenes wie auf das Wohl ihrer Unterthanen bedacht sein soll; unser Sultan dagegen bietet uns Geld an, damit wir seine Stadt preisgeben. Wir sehen, daß die ottomanischen Functionäre schlimmer sind als die Giaurs. Stehet davon ab, uns einen Abge sandten nach Dulcigno zu senden, denn die Stunde seiner Ankunft wäre die letzte seines Lebens." Asien. — Aus dem chinesischen Hafen Swalow ver lautet eine über alle Maßen grauenhafte Geschichte. Der militärische Mandarin für den Kit Aang- District, Pung Tye-jen, hat sich in ganz chine sischer Weise hervorgelhan. Ein Unterbeamter, der die Stellung eines Steuereinnehmers be kleidet hatte, wurde vom Volke ermordet, das wahrscheinlich aufgebracht durch besten ewige und nachdrückliche Erpressungen zu der Ansicht ge kommen war, daß man desselben sich nur ent ledigen könne, indem man das Gesetz selbst in die Hand nehme. Für jenes dreiste Vergehen gegen Gesetz und Ordnung beschloß Pung Tye- jen eine Strafe über die Einwohner zu verhän gen, wie sie vollständiger sich kaum denken läßt. Vor Allem suchte er sich ein Kanonenboot zu verschaffen, um seinen Rückzug zu decken, da der Ort, besten Einwohner sich die Ausschreitung zu Schulden kommen lasten, durch die Kanonen der Kriegsschiffe beherrscht werden konnte. So dann wurde der Ort mit Sturni genommen und sollen dabei etwa 700 Menschen von den Sol daten niedergemacht worden jein, um die Auf lehnung gegen die Behörde und Ermordung eines niederen Beamten zu rächen; die niederste Schätzung dieser Schlächterei ist 400. Vermischtes. * Vorboten des Winters! Im Nieseugebirge hat cs am 20. d. so geschneit, daß der ganze Kamm bereits einen winterlichen Anblick darbot. Gleiches wird aus dem bairischen Hochgebirge bei Oberammergau gemeldet. * In Rüdersdorf im Altenburgischen unter nahm ein dort ansässiger Zimmermann einen wahnsinnigen Selbstmordversuch. Nachdem der selbe bereits vor einigen Wochen versuchte, seiu Leben in dem Bache zu enden, schritt er am 21. zum zweiten Male zur That. Mil einem ge wöhnlichen Brodmester suchte er sich den Kopf von hinten abzuschneiden, und kam auch so weit, daß er die ganze Hintere Halsmnskulatur von einem Ohre bis zum anderen bis aus die Hals wirbel durchgesäbelt hat. Der schleunigst her beigerufene Wundarzt unterband und stillte die Blutung und nähte dann die verschiedenen Haut fetzen wieder zusammen. Der Unglückliche wird jedenfalls, wenn er durchkommen sollte, in einer Anstalt untergebracht werden müssen. * Die „Südd. Presse" meldet: Die mehr fach verbreitere Nachricht von der von dem Kö nige von Baiern beabsichtigten Theilnahme an einer Separat-Aufführung des Oberammergauer Passionsspieles ist nach Erkundigung an ver läßlicher Stelle gänzlich unbegründet. * Von Czenstochau (russisch Polen) zurückge- kebrte Wallfahrer erzählen, daß vorige Woche eine Frau mit ihrem 4 Monate alten Kinde sich die Mühe nicht verdrießen ließ, den dortigen 300 Fuß hohen Kirchihurm zu besteigen, nm die Fernsicht zu genießen. Bei dem großen Gedränge und der sehr mangelhaften Barriäre auf dem Thnrme ist das Kindchen den Armen der Mut ter entschlüpft und stürzte von der furchtbaren Höhe herunter auf das Straßenpflaster. Die Mutter wurde vor Schreck ohnmächtig und fand nachher nur noch einzelne Theile ihres Kindes. * Daß Kinder als Eilgut versendet werden, mag wohl auch nur in Amerika vorkommen. Ein 11jähriger Knabe kam, mit einem Bagage zeichen decorirt, als Eilgut in Philadelphia an, wohin ihn seine in Kansas wohnenden Eltern geschickt hatten. Der Bagagemeister gab Quit tung für ihn, wie für eine Kiste. Eine kleine Tasche, in der Geld befindlich, hatte der Knabe umgehängt und wenn der Beamte seinem ihm anvertrauten Gute etwas zu essen kaufen wollte, nahm er das Geld aus dieser Tasche und schrieb in ein ebenfalls darin befindliches Buch, wie viel er verausgabt hatte. So reiste der Knabe 1800 englische Meilen ohne den geringsten Unfall. * Berliner Redensarten! Der Spree-Athener ist in drolliger Bezeichnung körperlicher Eigenthüm- lichkeiten, Gebrechen oder sonstiger die Kritik her ausfordernder menschlicher Eigenschaften besonders stark. „Er hat die Beene zu weit durchjestochen" für zu kurze Beinkleider; „Revolverschnauze" für ein schwatzhaftes und freches Mundwerk; „Qua dratlatschen" bedeuten große Füße; „blaue Fen sterlade" ist ein blau aufgelaufenes Auge; „Fut terluke" bedeutet den Mund; von einem Men schen mit großem Mund sagt man: „der kann sich wat ins Ohr sagen"; ein kahler Kopf mit vom Hinterkopf über die Stirn gekämmten Haa ren heißt eine „Sardellensemmel"; wenn einer schielt, so ist er „schüchtern uf de Ogen". Wer sehr gesprächig ist, den fragt der Berliner: „ob er wat zum Reden injenommen hätte". Von durchlöcherten Stiefeln heißt es: „an den Stie beln ist nur die Ventilation jut"; wenn Einer nicht hört, sagt man: „er sitzt uf de Ohren". Der Berliner liebt vor Allem die Deutlichkeit im Ausdruck; darum sagt er, wenn er Jeman den ersuchen will, keine Umstände zu machen: „Reißen Se sich man keen Been aus", oder, wenn er Jemand ersucht, sich keine Illusionen zu machen: „den Zahn lassen Se sich man raus reißen"; wenn er fürchtet, daß sich Jemand in eine schlechte Sache eingelassen hat, sagt er, die Sache werde ihm „sauer ausstoßen". Zu den glücklich gewählten Bezeichnungen gehört auch der „Eenspänner" für Junggeselle; das „Seiten gewehr" für Ehefrau; „Kadriljenschwenker" für Frack rc. Den Neservelieutenant nennt der Ber liner „Sommerlieutenant", weil er meist nur im Sommer eingezogen wird. VorlauLxe Vetterproxuose ä«8 weteorologi- 8cden Sureaus inLeiprix kür äen 25. Leptdr.: Ls ist Leine vesenttieke ^enävrunx in äeu de- stvbsuUsn Witternnxsverdüitnissvu ru erkürten. ckraltkeuöerger Aircheimach richte». 18. Sonntag nach TrinitatiS. Früh 7 Uhr: Beichte u. Eom.; Herr Diak. Lange. Vorm. H9 Uhr: Predigttext: Joh. 9, 1—5; Derselbe. Nachm. Uhr: Predigtlext: Apostelgesch. 17, 16—28; Herr Archiv. Wolf. Wochenamt: Herr Diak. Lange. Freitag, den 1. Octbr., Borm. » Uhr: Wochencom- munion; Herr Diak. Lange. G etaufte: Emil Anton Hirth'«, SchneidermstrS. h., S. — Ernst Huliu« Kirchhübel'«, Handarb, h-, S. — Christian Fried rich Schilde'«, Webers h., T. — Friedrich Otto Agsten'«, B. u. Sattlers h., S. — Robert Clemens Fischer'«, We bers h., L. — Friedrich August Naumann's, B. u. We bermeister« h., T. Getraute: Friedrich Hermann Berger, B. u. Fleischermstr. h., mit Auguste Wilhelmine geb. Teichmann v. h. Beerdigte: Heinrich Otto Berthold'«, B. u. Handelsmanns h., S., 6 M. 17 T. — Johann Friedrich Moritz Felgner'«, Handarb, h., S., 1 I. 26 T. — Friedrich Bernhard Flor schütz'«, Kattundr. h., T., 10 M. 18 T. — Friedrich Theo dor Thomas', Fabrikarb. h., T., 5 T. — Frau Amalie Emilie, Karl Wilhelm Liebe s, Hausmanns h., Ehesrau, 33 I. 6 M. 20 T. — Louis Hermann Neudert's, B. u. Webers h., T., 6 M. 4 T. — Der Amalie Auguste Graupner h. S., 2 M. 21 T. — Johann Reinhold Ha nitzsch'«, B. u. Rentiers h., T., 1 I. 9 M. 13 T. Am 18. Sonntag nach Trinitalis werden kirchlich anfgebotenl: Ernst Oswald Delling, Weber u. Einw. h., weil. Johann Karl Heinrich Delling's, Einw. u. Wbrmstrs. h., hinter!, ehel. 2. Sohn, und Juliane Emilie Funke, Karl Friedrich Hermann Funke s, Einw. u. Maurers zu Hainichen, ehel. 2. Tochter. Karl Max Bunge, Mühlenbesitzer zu Gunnersdorf, Leopold Christian Gottlieb Müller'«, gen. Bungt, ehel. ältester Sohn, und Lina Liddy Eckelman», weil. Fried rich Ernst Eckelmann'S, gewes. B. u. Brauereipachters all- hier, Hinteri. ehel. 2. Tochter und des Franz August Eckelmann, ans. B., Brauereibesitzers u. Stadtrathes h-, Stieftochter. Ernst William Schulze, Kgl. Silchs. Obersörstercan-