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genen der Reihe nach beleuchtet und der kleinen 10jährigen Meta, welche sich noch bewegt hat, noch einen Schlag mit dem Beil auf den Kops giedt. Welche Energie aber Hedwig bewahrt hat, als sie todeswund und in Todesangst dalag, wie auch sie der Vater nachher beleuchtete, um sich durch kein Zucken zu verrathen und keine Ver anlassung zu geben, daß auch auf sie das wuch tige Beil nochmals niederzischt,' dieses Gefühl mag sich jeder unserer verehrten Leser und Le serinnen selbst vergegenwärtigen. — Unglückssälle und Verbrechen. Die Brand- fälle infolge unvorsichtigen Spielens von Kindern nehmen wieder überhand. Aus solche Weise wurde auch am Dien stag das Scheunengebäude des Rittergutes Oberau bei Meißen ein Raub der Flammen. — In Meißen fiel ein 11jähriger Knabe beim Spielen derart auf den Hinter kopf, daß er eine Gehirnerschütterung erlitt und bald da raus starb. — Infolge eines unglücklichen Liebesverhält- nisfes versuchte sich ein Dienstmädchen in Zwickau mit Phosphor zu vergiften, doch gelang es schnell hinzuge kommener Hilfe, sie noch am Leben zu erhalten. — Am 11. d. ertränkte sich ein Handarbeiter in Zöblitz in dem in der Nähe der Stadt liegenden sog. Dammteich. Sei- ner neben ihm stehenden Frau übergab er seine brennende Cigarre mit Len Worten: „Hier, halte einmal meine Ci garre". Kaum hatte sie dieselbe aus seiner Hand empfan gen, als er auch schon ihren Blicken entschwunden war. Das Motiv zur That ist unbekannt. — Ein frecher Dieb stahl ist am vorigen Donnerstag bei einem Kaufmann in Riesa ausgefllhrt worden. Eine Frauensperson hatte sich durch Kartelegen in die betr. Familie Eingang zu ver- schafsen gewußt und sich unbemerkt in die Bodenkammer geschlichen, woselbst sie einen mit Frauenkleidungsstücken gefüllten Schrank total ausgeräumt hat, darnach aber verschwunden ist. TaveSgeschichle. Deutsches Reich. — Die Nachricht, daß Fürst Bismarck zum preußischen Minister für Handel und Gewerbe ernannt worden, hat in den parlamentarischen Kreisen eine große Ueberraschung hervorgerufen. Der geniale Leiter des deutschen Reichs ist also Reichskanzler, Minister der auswärtigen Ange legenheiten, preußischer Ministerpräsident und Staalssecretär für Handel und Gewerbe in einer Person. Fürst Bismarck übernimmt die neue Würde und Bürde und klagt doch seit Jahren, daß er unter der Last der Geschäfte zu erliegen drohe. Gewiß nian kann nicht patriotischer, nicht selbstloser handeln. Und dennoch, ist es wirklich schon soweit mit uns gekommen, daß selbst für das Handelsportefeuille sich kein tauglicher Trä ger mehr hat finden lassen? Blieb der Reichs kanzler wirklich allein der Geeignete, um die ganze Wucht der neuen Arbeitslast auf sich zu nehmen? Dann wäre der hochherzige Entschluß Bismarck's, auch in diese Bresche zu treten, ein recht demü- thigendes Armuthszeugniß, und die Frage, was soll nach Bismarck einst geschehen, richtet sich noch drohender vor uns auf, als bisher. — Mam glaubt, daß nach Uebernahme des neuen Mini steriums durch den Reichskanzler mit der Revi sion der Gewerbeordnung in weiterem Umfang ernstlich vorgegangen wird. — Nach einer der f-Ztg. zugegangenen Mit- theilung scheint die vielbesprochene Ludwigsburger Rede des Abg. v. Varnbüler über die Militär novelle und seine Anschauung, daß der frühere französische Minister Waddington seiner Zeit dem Fürsten Bismarck von Bündnißanträgen Rußlands an Frankreich Kenntniß gegeben habe, demnächst einem von competenter Seite kommenden De menti entgegenzusehen zu haben. — Die 34. Hauptversammlung des Gustav- Adolf-Vereins ist am 14. dieses Monats in Karlsruhe unter zahlreicher Betheiliguug auswärtiger Delegirter und Gäste aus allen Ge genden Deutschlands, sowie aus Oesterreich-Un garn, der Schweiz und Belgien eröffnet worden. Dieselbe beschloß, die große Liebesgabe der Ge meinde Agram in Kroatien zuzuwenden. Betreffs der bekannten gegen die protestantischen Gemeinden in Tirol gerichteten Erklärung der Tiroler Bischöfe über die Glaubenseinheit Tirols wurde eine Resolution angenommen, welche die zuversicht liche Hoffnung ausdrückt, daß die Glaubensge nossen Tirols durch festen Zusammenschluß und gutes Festhalten an der evangelischen Gemein schaft sich in Wort und Wandel des evange lischen Glaubens würdig erweisen, und den Glau ¬ bensgenossen Tirols die möglichste Unterstützung des Vereins zusichert. — Der freiconservative Abgeordnete v. Kar- dorff hat kürzlich in einer Zeitung die Land- wirthschaft der östlichen Provinzen Preußens darauf aufmerksam gemacht, daß sie wohl daran thue, sich auf die Eventualität einer mäßigen Spiritussteuererhöhung bei Zeiten vorzubereiten. Er hat wahrscheinlich hiermit auf einen an maß gebender Stelle gehegten Plan Hinweisen wollen. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, Fürst Bismarck solle die Absicht haben, nach Durchfüh rung des Brausteuerprojectes eine Erhöhung der Branntweinsteuer eintreten zu lassen. — Die Regierung von Reuß j. L. hat die Gassparapparate im Bereiche des Fürstenthums bei einer Geldstrafe von 150 M. ooer entspre chender Haft verboten. Oesterreich - Ungarn. — Kaiser Franz Josef hat sich von Lemberg nach Czernowitz in der Bukowina begeben und ist auch auf dieser Fahrt auf allen Stationen von der Bevölkerung mit enthusiastischen Kund gebungen begrüßt worden. In Czernowitz, wo der Empfang ein besonders herzlicher war, em pfing der Kaiser den rumänischen Kriegsminister Slaniceano, der ihn im Namen dec Fürsten von Rumänien begrüßte. — Die Deutschfeinde behalten in Ungarn die Oberhand, wie sich in der schon früher Aussehen erregenden Pester Theaterangelegenheit neuerlich wieder herausstellt. Die städtische Vertretung von Pest hat am 15. d. nach einer beinahe 5- stündigen stürmischen Sitzung in Abwesenheit sämmtlicher jüdischen Gemeinderäthe, welche we gen des Feiertags fehlten, die deutsche Theater- concession mit 77 gegen 76 Stimmen abgelehnt. Türkei. — In Ragusa eingetroffenen Nachrichten aus Albanien zufolge leisten die Albanesen energischen Widerstand gegen die Abtretung von Dulcigno, wohin sie in großen Schaaren eilen. Sie haben beschlossen, Riza Pascha zu tödten, welcher mit 1500 regulären Truppen, die nichts ausrichten können, in Katerkol steht. Die Albanesen haben eine neue Drohnote an die Pforte gerichtet. Bulgarien. — Die Auswanderung der türkischen Fami lien nimmt in auffallender Weise zu. In den letzten Wochen sind über 600 türkische Auswan derer in Kustendje eingelroffen; sie erklärten, daß sie sich aus Bulgarien flüchten müssen, um der Mißhandlung seilens der Bulgaren zu ent gehen. Vermischtes. * König Ludwig hat angeordnet, daß die letzte Aufführung des Oberammergauer Passionsspiels, das in diesem Monat zu Ende geht, für ihn al- ein stattfinden soll. * In Berlin starb am 11. d. die Gräfin Ly dia v. Wrangel, die Wittwe des 1877 verstor- >enen Generalfeldmarschalls, mit dem sie 1870 die diamantene Hochzeit feierte. In ihr verlie ren die Armen Berlins eine ihrer wärmsten Wohlthäterinnen. * Professor Robert v. Schlagintweit, der am 4. März d. I. Gießen verlassen hat, ist jetzt wohlbehalten von seinen ausgedehnten Reisen in den Vereinigten Staaten von Amerika wieder in Deutschland eingetroffen und hat eine erhebliche Anzahl von werthvollen und interessanten Gegen- tänden aller Art mitgebracht. In noch größe rem Maße als vor elf Jahren hat er diesmal den weiten amerikanischen Westen bereist. * In Wien tagte in voriger Woche die in ternationale Conferenz für Agrar-(landwirth- schaftlicheMeteorologie. Die Section für Wit terungs-Telegraphie (Vorsitzender Prof. Mascart aus Paris) faßte hauptsächlich zwei Beschlüsse. Der erste derselben geht dahin, daß nach den bis jetzt erlangten Resultaten an ein Aufgeben des Systems von Witterungsprognosen für die landwirthschaftlichen Kreise nicht mehr gedacht werden könne, diese Institution vielmehr alle Förderung verdiene. Einer der gewiegtesten Vertreter dieses Faches eröffnete unter Vorzei gung synoptischer Karten die Aussicht, daß man durch Benützung telegraphischer Nachrichten aus möglichst weit westlich in der Nordsee und im atlantischen Ocean gelegenen Punkten dahin ge langen dürfte, künftighin nicht nur für 1 bis 2 Tage, sondern für 4 bis 5 Tage die Witterung für Mittel-Europa vorherzusagen. Der zweite Beschluß betraf die Nothwendigkeit, durch Be lehrung in populärer Weise die richtige Auffas sung des Gegenstandes zu verallgemeinern, in dem irrige Auffassungen über den Sinn und die Tragweite solcher Prognosen bisher häufig die Ursache waren, warum das System der Witte rungsprognosen unterschätzt wurde. * In Berlin wird in nächster Woche von Le Mans in Frankreich, wo die Dampfdroschken zu erst gebaut wurden, eine Straßenloco- motive eintreffen, welche auf festen Wegen Lastwagen zu transportiren bestimmt ist. Die Dampfdroschke hat in der Welt großes Aufsehen gemacht ; in Berlin treffen vom In- und Aus lande so viele Bestellungen ein, daß die Wöhlert'- sche Maschinenfabrik auf Jahre hinaus beschäftigt sein wird. Der Preis einer Dampfdroschke stellt sich auf 8000 M.; sie ermöglicht den Transport von 8 Personen. Lebhaftes Interesse für das neue Fuhrwerk haben der Kriegsminister, der Vertreter des Handelsministers, der Generalpost meister und der Director der Feuerwehr zu er kennen gegeben. In Jahr und Tag wird die Dampsdroschke überall eingesührt sein. Die Lo- comotiven zur Fortschaffung von Lastwagen, nach demselben Princip construirt wie die Dampf droschken, werden hier und da den Bau von Secundärbahnen entbehrlich machen. Die Schnel ligkeit der Bewegung läßt nichts zu wünschen übrig; die Dampfdroschke fuhr vom Charlotten burger Schloß bis zum Brandenburger Thor in Z Minuten; auf 16 Atmosphären eingerichtet, ühr sie nur mit 10 Atmosphären, sie kann also >si völlig freier Bahn, namentlich auf wenig icnutzten Chausseen, sehr viel rascher fahren. Der Erfinder der Dampfdroschke plant wesentliche Vereinfachungen in der Construction, wodurch mit der Zeit die Herstellung billiger wird. * Das Duell, dem Rittmeister v. d. Goltz bei Fulda zum Opfer fiel, ist — wie sich durch ein von dem Verstorbenen hinterlassenes Schreiben her- ausgestellt — durch ein unseliges Mißverständnis zerbeigeführt worden. Den Getödteten, der Aus kunft über einen von seinem Gegner wider ihn erhobenen Verdacht in einer delikaten Sache ver weigerte, um den Schein der Furcht vor dem Duell zu vermeiden, trifft keine Schuld in dieser Hinsicht. * In der nächsten Nähe von Castell bei Mainz wird eben durch Taucher die Hebung der alten hölzernen Brückenpfeiler vorgenommen, und es ist gelungen, bis jetzt 40 solcher Pfeiler, die eine Länge von 4—5 Metern haben, zu Tage zu ördern, nachdem sie dort gegen 1000 Jahre ge ruht. Die Brücke war von Karl dem Großen gebaut. Gleichwohl find die Pfeiler sehr gut er halten, so daß sie sich zu Weikholz noch vor züglich eignen. * In Muri-Egg im schweizerischen Canton Ar- gau sind kürzlich 5 Häuser niedergebrannt und >at dabei eine Mutter mit ihren 5 Kindern den Tod in den Flammen gefunden. Brandstiftung liegt vor. * Aus Steinselz im Niederelsaß wird über eine interessante Operation berichtet, die an ei nem Pferde ausgeführt wurde, das an Ath- mungsbeschwerden litt. Der Thierarzt, welcher den Fehler richtig in der mangelhaften Luftröhre erkannte, schnitt den fehlerhaften Theil derselben ans und ersetzte diesen durch ein silbernes Jn- trument. Das Pferd ist heute gesund und zu eder Arbeit verwendbar. * In München wurde von einem Offizier ge wettet, er reite mit seinem Pferde bis in den 4. Stock hinauf, was denn auch geschah. Der Ritt iel äußerst günstig aus, denn das Pferd schritt angsam und sicher die Stufen der vier Trep pen hinauf, worauf dann 2 Bediente dasselbe wieder hinabführten. -««Mes«-