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^LrksM^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Kesttage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vicrteljiihrl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit S Pf. für die aespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag 2v Pf. Conr- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ueberemkommen. Gedenktage aus großer Zeit. 18. September. Deutsche Truppen in siegreichem Gefechte nahe bei Pariser Forts. — Der österreichische, englische und russi sche Gesandte siedeln von Paris nach Tours zur dortigen RegierungSabtheilung über. Wochenschau. Ein kleiner Fürstencongreß hat sich im Laufe der jüngsten Woche in Berlin versammelt. Vor einer Zuschauerschaft, wie sie glanzvoller nicht sein kann, führen die Truppen ihre exacten Ma növer, ihre prunkvollen Paraden auf und fo mächtig zieht dos militärische Schauspiel, zieht die unermüdliche Theilnahme unseres greisen Kaisers, zieht die glänzende internationale Für stenversammlung in Berlin die Augen aller Welt an, daß die englischen und französischen Blätter den militärischen Herbstübungen bei Berlin ihre schwunghaftesten Leitartikel widmen. Vor dem blendenden Glanze, den der Hof von Berlin seinen vielen Gästen zu Ehren um sich ver breitet, verblaßte das Bild der Secession im li beralen Lager, die constituirende geheime Ver sammlung der neuen liberalen Partei machte nicht in dem Grade von sich sprechen, als man es erwartet hatte, die vielen Gegenversammlun gen, welche der Anhang Bennigsen's vorbereitet, die Katholikenversammlungen, die fortschrittlichen Parteitage mußten in der Aufmerksamkeit der Oeffentlichkeit zurücktreten vor dem Schauspiel, welches das Schloß von Berlin, die Manöver- und Paradefelder in-der Umgegend der Reichs hauptstadt boten. Mit einer Auszeichnung ganz besonderer Art, mit auserlesenem Glanz und besonders warmer Herzlichkeit wird der jüngste Gast des kaiser lichen Hofes in Berlin gefeiert, der jugendliche Kronprinz Rudolf von Oesterreich. Die Inti mität der politischen Beziehungen zwischen Deutsch land und Oesterreich findet in der Art, wie der österreichische Thronfolger in Berlin empfangen wird, ihren äußeren Ausdruck, wie überhaupt der ganze Besuch ein Seitenstück bildet zum Be such des Ministers v. Haymerle in Friedrichs- ruh. Die Höfe vollziehen, was die leitenden Minister abgemacht haben. Die Begegnung der beiden Kanzler in Fried- richsruh macht der combinationslustigen Presse noch immer zu schaffen, die Enthüllungen Varn- büler's haben den Combinationen neue Nahrung und eine neue Richtung gegeben. Man spricht abermals von einer französisch russischen Annäherung wie von einer Thatsache, deren Vollziehung unmittelbar bevorsteht, und das Bündniß zwischen Deutschland und Oester reich, dessen Existenz allerdings von dem Wechsel der Meinungen unberührt bleibt, erweitert sich bald in dieser, bald in jener Richtung, nach dem Osten und selbst nach dem Süden. Auf der ei nen Seite heißt es, Fürst Bismarck habe Italien als Dritten im Bunde vorgeschlagen, um den Bestrebungen der französischen Revanche-Partei ein Paroli zu bieten, auf der andern Seite wird versichert, Bismarck und Haymerle hätten in Friedrichsruh die Mittel erwogen, um der eng lisch-russischen Actionslust im Orient wirksam entgegenzulreten, und eine dritte Version endlich behauptet, Baron Haymerle habe den Schutz Deutschlands angerufen, weil die Eventualität eines Zusammenstoßes mit Rußland näher ge rückt sei. Alle diese Versionen dürften nicht zu gering taxirt sein, wenn sie sammt und sonders als bloße Vermuthungen bezeichnet werden. Die Wahrheit über die Begegnung in Friedrichs ruh ist noch nicht enthüllt. Sicher ist aber, daß Frankreich, von in neren Aufregungen erschüttert, am Rande einer Ministerkrisis und vor einem Culturkampf ste hend, an ein Zerwürfniß mit Deutschland nicht entfernt denkt. Tahiti, welches schon seit 40 Jahren unter französischem Protectorat stand, ist jetzt von Frankreich annectirt worden. England macht zu diesem bösen Einverlei bungsspiele gute Miene. Rußland versucht gerade jetzt eine Annähe rung an Deutschland. Einer solchen Annäherung ist die Thatsache günstig, daß die Orientfrage wieder einmal gelöst scheint. Die Türkei will Dul- cigno an Montenegro übergeben und die Flotten demonstration wäre damit überflüssig geworden. Die Generalrathswahlen in Spanien sind äußerst günstig für das Ministerium ausgefallen, sogar in den baskischen Provinzen halten sich die Karlisten und Liberalen das Gleichgewicht. Sächsisches. Frankenberg, 17. September 1880. — Nach Dresdner Mittheilungen begiebt sich unser Königspaar im Laufe der kommenden Woche nach Stresa am Lago maggiore, wo bei der Herzogin von Genua zur Zeit auch die et was leidende Königin von Italien verweilt und wo König Humbert unsere Majestäten zu begrü ßen gedenkt. König Albert wird dann bereits in den ersten Octobertagen nach Dresden zurück kehren und, voraussichtlich einer Einladung des deutschen Kaisers folgend, sich an derDom-Voll- endungs-Feier in Köln betheiligen. — Die Fürstenschule Grimma feierte am Dienstag ihr 330jähriges Bestehen durch Gottes dienst in der Klosterkirche, Schulactus, Nachmit tagsausflug auf die Gattersburg und Schulball am Abende im Rathbausfaale. — Aus Berlin wird gemeldet: Sehr erfreut war der Kaiser über eine ihm vom Musikcorps des sächsischen Schützenregiments Nr. 108 er wiesene Aufmerksamkeit. Das Musikcorps, wel ches gegenwärtig dort in dem Belle-Alliance-Thea- ter concertirt, hatte sich vor dem Theater auf gestellt und empfing den Kaiser bei der Fahrt nach dem Tempelhofer Felde mit „Heil Dir im Siegerkranz", einer Ovation, die auch bei dem massenhaft in der Straße befindlichen Publikum den lebhaftesten Beifall fand. — In diesem Jahre noch steht das 200jährige Jubiläum des Gardereiter-Regiments bevor; aus Baiern aber wird berichtet, daß im Jahre 1882 nicht weniger als 4 bairische Regimenter, und zwar 2 Infanterie-Regimenter und 2 Chevaux- leger-Regimenter, in der Lage sein werden/ glei cherweise das Fest ihres 200jährigen Bestehens zu begehen. Diese sämmtlichen Regimenter, mit Einschluß unseres sächsischen Regiments, haben ihre Kriegsthaten mit der Theilnahme an dem, Entsatz von Wien eröffnet, bei welchem sich be kanntlich nächst dem polnischen Heere und den kaiserlich-österreichischen Kriegsvölkern die Baiern und Sachsen in erster Reihe-beteiligt befanden. — Bekanntlich hatte vor einiger Zeit eine Deputation von Töpfermeistern aus der nord westlichen Oberlausitz eine Audienz bet Sr. Maj. dem Könige, in welcher sie um Maßregeln zur Erleichterung der Ausfuhr ihrer Jndustrieartikel nach Oesterreich baten, welche die österreichischen Zollämter als feinere Thonwaaren behandeln. Der König versprach in leutseligster Weise, Ab hilfe zu schaffen, wenn dieselbe möglich wäre. Die Handelskammer zu Zittau ist jetzt durch das Ministerium des Innern veranlaßt worden, ein Gutachten darüber abzugeben, ob die zoll amtliche Abfertigung der oberlausitzer Töpfer- waaren nach 8 51 ä I des österreichischen Zoll tarifs gerechtfertigt werden könne. Dieses Gut achten wird sodann der österreichischen Regie rung zur Berücksichtigung unterbreitet werden. — Der Getreide-Export auf der Elbe von Böhmen nach Deutschland nimmt in neuester Zeit große Dimensionen an. So haben u. A. allein am 12. d. M. circa 20 Fahrzeuge mit 40000 Centner, zumeist Roggen mit der Be stimmung nach Berlin, die böhmisch-sächsische Grenze paffirt. — Veranlaßt der Werkführer einer Fabrik einen ungeschulten Arbeiter zu einer Dienstleistung, bei welcher dieser in Folge der Unkenntniß der mit der Dienstleistung verbundenen Gefahren und seiner daraus folgenden Unvorsichtigkeit ver unglückt, so ist nach einem Erkenntniß des Reichs gerichts der Fabrikbesitzer für diesen Schaden haftbar, wenn der Werkführer den unerfahrenen Arbeiter nicht über die gefahrvolle Behandlungs weise instruirt resp. zur Vorsicht ermahnt hat. — Gestern ist nun auch der 19jährige Sohn der Thomas'schen Familie zu Pirna seinen schwe ren Wunden erlegen. Die beiden jüngsten Kin der, deren Befinden ein besseres geworden, sollen zu einer verwandten Familie gebracht werden. — Von einer in Ostrau lebenden Schwester der getödteten Frau Thomas ist dem „Ries. Bote" folgende entsetzliche Einzelheit mitgetheilt worden. Als Thomas sein gräßliches Werk vollendet und das Schlafzimmer, worin seine Frau und die beiden jüngsten Kinder Curt und Meta im To deskampfe gelegen, verlaffen hat, kommt die im Vorzimmer verwundete älteste Tochter Hedwig wieder zum Bewußtsein, hört der Mutter Todes röcheln und geht zu ihr hinein, bemerkt aber auch kurz darauf, daß der Vater wieder zur Treppe heraufkommt. Hedwig schleicht sich wie der zu ihrem Lager, stellt sich todt und muß nun Zeuge sein, wie Thomas die von ihm Erschla-