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zem Aufenthalte mit seiner vorher dort angekom menen Tochter, der Erbprinzessin von Meiningen, und dem Grobherzog und der Großherzogin von Weimar nach Oberammergau weitergereist. Nach dem er dem Passionsspiel vom Sonntag beigewohnl, hat sich der Kronprinz über München nach Ulm zu den württembergischen Truppenübungen be geben. — Gambetta's schon vielbesprochene Clstr- .bourger Rede wird jetzt auch von der „Nordd. Allg. Ztg." in einem Leitartikel behandelt, in welchem es heißt: „Die Aeußerungen Grevy's und Freycinet's in Dijon und Montauban geben - zu lebhafter Befriedigung die Gewißheit, daß in der auffälligen Rede des Kammerpräsidenten nicht Frankreich, sondern Gambetta persönlich gesprochen hat. Der Artikel beleuchtet den Be griff von Gambetta's angerufener Gerechtigkeit, welche sich auf die Raubkriege Ludwig's XIV., auf die Schwäche der inneren Zerrissenheit Deutschlands gründe, und erinnert an die seit 200 Jahren von Frankreich in Deutschland ge machten Einfälle. Bisher schienen die Staats männer der französischen Republik, in richtiger Würdigung der Thaisache, daß die Mehrheit der französischen Nation sich kaum je für den Krieg erwärmt, wenn sie nicht durch einen Angriff dazu gezwungen ward, ihrerseits friedlichere Wege zu gehen, als die Bourbonen und die bonapartistischen Kaiser. Namentlich hatte Gam betta sich den Ruf eines Freundes, nian kann fast sagen der Bürgschaft, des Friedens erwor ben. Wenn nun die Rede vom 9. August zeige, daß er diesem Berufe entsagt, so habe dies in Deutschland zwar keine „Panik", aber dochVer- Wunderung und aufrichtiges Bedauern erregt. Deutschlands Politik wird deshalb genau so friedliebend bleiben wie bisher, aber daS Ver trauen auf die Dauer des Friedens hat durch die Kundgebung Gambetta's einen harten Stoß erlitten. Wir setzen infolge derselben nicht etwa Verwickelungen voraus, aber die Kundgebung beweist doch, daß die Kriegspartei auch unter den Republikanern bedeutende Anhänger hat. Wolle das republikanische Frankreich unter Gam- beiia's Führung die Traditionen Ludwig's XIV. und der Kaiser Napoleon I. und III. uns ge genüber sorlsetzen, so müssen wir uns leider mit dem Gedanken vertraut machen, daß der Friede auf der Westgrenze unsicher bleibt; nur muß die friedliebende' Mehrheit beider Nationen wissen, wer den Frieden heute bedroht. Deutschland wird nicht müde werden, in der nationalen Po litik den Beweis zu liefern, daß es Frieden hal len will und den Krieg verabscheut. Wir be dauern, daß der kriegerische Geist, welcher unsern Nachbar heute wie seil 300 Jahren beseelt, uns zwingt, die Sicherheit in einem starken und schlag fertigen Heere zu suchen. Mehr als die Sicher heit suchen wir nicht, aber wir haben den Willen und das Vertrauen, sie zu finden." — Neben den Vorgängen in Frankreich be schäftigt die Presse vorwiegend die Bildung einer neuen, aus dem linken Flügel der national- liberalen Partei hervorgehenden liberalen Partei, an deren Zustandekommen jetzt nicht mehr zu zweifeln ist, nachdem der bisherige Geschäftsführer der nationalliberalen Fraction, Abg. Rickert, in einer am Donnerstag vor seinen Danziger Wäh lern gehaltenen Rede den Austritt einer Anzahl Mitglieder aus der bisherigen Fraction angekün digt und als Programm der Ausgetretenen un gefähr bezeichnet hat: Der Liberalismus müsse sich wieder auf sich selbst stellen, er müsse Ver trauen zu seiner Sache fassen. Werde das Ziel nicht bei den nächsten Wahlen schon erreicht, so werde man es später sicher erreichen. Die Ver ständigung über die Ziele einer großen liberalen Partei sei znr Zeit nicht schwer. Es gelte jetzt Front zu machen gegen alle rückschrittlichen Be strebungen der konservativen und des Centruins, es gelte das, was die Liberalen in langer müh samer Arbeit errungen, zu vertheidigen. Auf rechterhaltung der Falschen Politik in Schule und Kirche, Aufrechterhaltung der Delbrück'schen Zoll-, Münz- und Handelspolitik, Ruhe und Sicherheit für das gesammte Erwerbsleben der . . U- ./ . . > - . Nation, Abwehr aller bedenkliche» wirthschaftlichen und Steuer-Experimente, volle Aufrechterhaltung der Rechte der Volksvertretung — das sei das gegebene Programm für die liberale Partei. Oesterreich - Ungarn. — Die aus Wien berichteten Verhaftungen socialdemokratischer Parteigänger hängen mit Vorgängen in dem 5 Meilen südlich von Wien gelegenen, als socialistischer Hauptherd bekannten Fabrikorte Wiener Neustadt zusammen, wohin in voriger Woche von jedem der in Wien gar- nisonirenden Jnfanterieregimenter eine Com pagnie abcommandirt worden war, nachdem die dasigö Polizei eine socialdemokratische Bewegung unter den dortigen Arbeitern signalisirt hatte. — Das am Sonntag in Wien zur Feier des 50. Geburtstages des Kaisers Franz Josef ver anstaltete Volksfest hat unter ungeheurer Be- theiligung den befriedigendsten Verlauf genommen. Das Volksfest begann mit Morgen-Concerten in allen Bezirken Wiens. Alle Plätze, wo sich Musik befand, waren von einer srohbeweglen Menge erfüllt. Die Wanderung nach dem Prater nahm schon Vormittags großartige Dimensionen au und steigerte sich noch Nachmittags trotz des momentanen Regens. Die sonst belebtesten Plähe und Straßen von Wien waren fast leer, Alles von Wien und Umgebung strömte nach dem Prater, wo sich eine nach Hundertlausenden zählende Volksmenge den gebotenen Belusti gungen in lebhaftester Freude hingab, jeden, auch nur kleinsten Anlaß wahrnehmend, seine Gefühle der Anhänglichkeit und Treue für den Kaiser und das Kaiserhaus in enthusiastischer Weise zu bethätigen. Frankreich. — Die indirecten Steuern haben während der ersten Hälfte dieses Monats 12,400000 Frcs. über den Voranschlag des Budgets ergeben. Der Ueberschuß über den Voranschlag beträgt sür die abgelausenen 7^ Monate dieses Jahres 107 Millionen. Türkei. — Wiener Blätter berichten von einer am 18. ds. stattgehabten großen Versammlung süd- albanesischer Stammeshäuptlinge, an welcher auch der ehemalige türkische Kriegsminister Os man Pascha lheilnahm. Beschlossen wurde, alle Gebiete von Epirus und Thessalien gegen Grie chenland zu vertheidigen, die Befestigungen von Arla, Prevesa, Mezzovo, Larissa und Janina schleunigst zu beenden und ein allgemeines Volks aufgebot zu bewerkstelligen. Vermischtes. * Durch einen Orcan, der am 12. und 13. d. Texas verheerte, wurde die Stadt Browns- ville fast vollständig zerstört, in Matamoros wurden gegen 300 Hänser der Erde gleich ge macht, die benachbarten Städte erlitten ebenfalls groben Schaden. Mehrere Dampfschiffe sind in folge des Orcans gescheitert. * Der Director der Handelsbank in München, Seligmann, hat sich im vorigen Jahre vom Bi schof von Passau lausen lasten und jetzt mit Be willigung des Königs den Namen Falkenberg angenommen. Kürzlich hat sich die Baronesse v. Persall, Tochter des Hostheaterintendanlen, mit ihm verlobt. * Eine Löwen-Zuchtanstalt ist von einem Pri vatmann» in Bona in Algier errichtet worden. Es vermindert sich nämlich die Zahl der Löwen in Nordafrika so rasch, daß man ihrem gänz lichen Verschwinden entgegensehen muß. Da nun die Nachfrage nach ihnen seitens der Menagerien und zoologischen Gärten sehr stark ist, so sollen diese Könige der Wüste künstlich gezüchtet werden. * Nach einer kürzlich aufgestellten Pferdestatistik beläuft sich die Zahl der Pferde in der ganzen Welt annähernd auf ca. 58 Millionen. Hierin ist aber die Zahl der Pferde in China und Ja pan nicht mit einbegriffen. Von den an Pfer den reichsten Ländern besitzen Oesterreich-Ungarn 3,486 000 Pferde, Frankreich 3,000000, Rußland 21,470000, Deutschland 3,352 000, Großbritan ¬ nien 2,255000, die Türkei 1,000000, die Ber einigten Staaten 9,504000, die argentinische Re publik 4,000000, Canada 2,624000, Uruguay 1,600000 Pferde. VorläuLxe VeitervroFoo8e lles meieoroloxi- 8vkenSurörv8 in l-eiprix für ckeo 25. Lü8ll8t: Ls Ist Kölns ivsseutllvüv 4vnderunx 1ll äeu ds- stvbvnäeu zklttsrnnxsvvrlMtntssvil rn «rvartvn. Kleinere Local-Nachrichten. *** Heute wurden durch die Polizei bei einem hiesigen Bäcker nicht weniger als 36 Stück 6 Psd..Brode wegen zu leichten Gewichts zerschnitten. *** Vergangenen Sonnabend verschwand in einer hie sigen Fremdenherberae einem zugereisten Barbier au« sei ner Lederlasche 1 noch ganz gutes Barbiermesser. Er mel dete den Verlust der Polizei und wurde da« Messer bei einem zur Zeit in jener Herberge verkehrenden arbeite- scheuen Handarbeiter von hier im Stieselschast vorgefun- den. Der Dieb kann seiner wohlverdiente» Strase nicht entgehen. Vom Dresdner Schlachtviehmarkte. Am 23. August standen zum Verkauf: 323 Rinder, 1105 Schweine, 1114 Hammel und 125 Kälber. Der Markt zeigte sich mittelmäßig besucht und stellten sich die Preise für Rin der I. Sorte, weil der Auftrieb darin unbedeutend war, etwas Hüber; man zahlte sür 1. Qualität 66—69, für 2. Qual. 54 — 57 und sür geringe Waarc 27 M. per 100 Pfund Schlachtgewicht. DaS Geschäft in Schweinen war ziemlich lebhaft; Landschweine hesier Sorte 65 M., Schle sier fehlten, Mecklenburger 63—65, OSwiucimer 60 und Bachuner 60 — 62 M., letztere 3 Sorten bei 40 Pfund Thara. Hammel erzielten in feinster Güte 69, Landham- mel 66 pro Paar von 100 Pfund und AuSschußwaare ohne GewichtSgarantie 30 M. Kälber sanden nur schwer Käufer und beharrten aus 37z—50 Pf. pro Pfund. Ich bitte Denjenigen, der bei dem Sommer vergnügen des Musikvereins um 2. August im Hammerthal das am Spiegel stehende Strohs körbche» einstweilen an sich genommen hat, mir dasselbe gefälligst zuzustellen. Gustav Koch, striedrichstr. 7. Brautleute und deren Eltern, sowie alle Per sonen, denen es noch an Federbetten fehlt, wer den hierdurch besonders auf die nächsten Sonn abend stattfindeude Auction der NieliuS- schcn Pfandleih- Anstalt, Körnerstraße Ittttö, aufmerksam gemacht. Ein Webergefeüe auf wollene Tücher wird gesucht Schuhmachergasse 1. Ein SchuhmacheMhilse kann Arbeit erhalten bei Julius Schmidt, Langenstriegis. Zum Dreschen werden S—L Leute angenommen. F. Eckelmann. Ein Wenknecht wird zum sofortigen Antritt gesucht bei Otto Ancke, Stadtgutsbesitzer. Eine Stube mit Stubenkammer ist sofort zu beziehen Schloßstraße 35. W «»EL Cirea IVtt Acker gute Felder und Wie sen, in schöner fruchtbarer Gegend, welche von der Roßweiu-Waldheimer Chaussee durchschnit ten werden und sich zum Aufbauen größerer und kleinerer Wirtschaften vorzüglich eignen, werden unter günstigen Kaufbediugungen in beliebigen Parzellen abgegeben. Nähere Auskunft ertheilt Gemeindevorstand Beier, Naundorf bei Roßwein. MrGemkindtvorMnde: StrchnsiMilgen sind vorräthig in der Buchhandlung vö^ C G. Roßberg.