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Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Frankenberg. Erjchetnt titalich, mit Ausnahme der Sonn- und Mttagc, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Wend-Nummer bis Bormittags w Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vierteljährl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit s Pf. fiir die gespaltene CorpuSzeile oder deren Naum berechnet. Geringster Jnseratcnbetrag so Pf. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Militäreinquartternng. Im Anschluß an unsere letzte Bekannt machung, daß den am 27. d. Dits, hier zu verquarlierenden Truppen theilen volle Marschverpflegung mit Brod und Fourage zu gewähren ist, werden die Quartierwirthe zur Vermeidung von Weiterun gen, und nm vielseitigen Anfragen zu genügen, noch auf folgende Be stimmungen des hiesigen Einquartierungsregulativs aufmerksam gemacht. Eigenmächtiges Ausquartieren ist Jedermann verboten. Nur nach vorher, im vorliegenden Falle bis 23. d. MtS. an Rathsstelle einzuholender Genehmigung ist es Quartiergebern gestattet, die ihnen zugetheilten Mannschaften auszulegen; es bleibt jedoch dabei der Auslegende, welcher nebst dem Belegten auf dem Quartierzettel namhaft zu machen ist, für die ge bührenden Leistungen verantwortlich. Wenn der Quartierpflichtige seinen Verpflichtungen nachzukommen sich weigert oder sie sactisch nicht erfüllt, sowie wenn ein solcher abwesend und seine Wohnung oder sonstiger Quartierraum nicht zugänglich ist, so ist der Einquarliernngsausschuß ermäch tigt und bez. verpflichtet, die Einquartierung auf Kosten des betr. Quarlierträgers durch Verdingung unterzubringen. Jeder, der Einquartierung erhält, ist verbunden, das ausgefertigte Quar- ZedeMasie uus großer Zeit. 23. August. König Johann von Sachsen erläßt an das sächsische Armeecorps anläßlich seiner Beteiligung an den Käm pfen vor Metz telegraphisch folgenden Tagesbefehl: „Sol daten! Getreu Eurer Vergangenheit habt Ihr aufs Neue gekämpft und in altbewährter Hingebung und Tapferkeit wiederum Ansprüche auf meine ganze Anerkennung Euch erworben. Mit Stolz sieht Sachsen auf Euch und be trauert mit mir die von Euch geforderten schweren Ver luste. Ich aber entbiete meinen braven Trupp.n meinen Königlichen Gruß und Tank. Gott mit Euch! Johann." Badcnsche Infanterie besetzt den Straßburger Bahnhof. — Toul von Preußen, Busch von Baiern heftig beschos sen. — Mac Mahon verläßt RheimS und. wendet sich mit seiner Armee (bei welcher Napoleons nördlich, um von der belgischen Grenze her Metz zu entsetzen. 24. August. Die 4. Armee bis vor Verdun vorgerückt. Gefecht der Vortruppen des sächsischen Armeecorps mit der französi schen Arriöregarde. — Da« berühmte Lager von Chalons von den Deutschen besetzt. — In Paris Erlaß eines Ge. setzes, das alle gedienten Militärs bis zum 35. Jahre, alle Offiziere bis zum 60. Jahre einberust. tierbillet dem Einquartierten sofort abzufordern, da nur gegen Rückgabe dieses Billets die Auszahlung der Vergü tungssätze erfolgt. Im Allgemeinen soll sich der Soldat mit der Mahlzeit des Quartier gebers begnügen; um jedoch Beeinträchtigungen, sowie über mäßigen Forderungen vorzubeugen, ist die täglich zu verabrei chende Verpflegung auf Pfund Fleisch — Gewicht des rohen Fleisches —, Zugemüse und Salz, soviel zu einer Mittags- und Abendmahlzeit gehört, und das für einen Tag erforderliche Brod bis zu 1 Pfund 43 Neuloth festgesetzt worden. Frühstück und Getränk hat der Soldat von seinem Wirthe nicht zu fordern. Die vollständige Beköstigung muß dem Soldaten aber selbst dann verabreicht werden, wenn er zu später Tageszeit im Quartier eintrifft. Quartier mit Verpflegung gegen Entschädigung offerirt für 15 Mann Herr Fleischermeister Ruttloff hier, Altenhainer Straße ^» 2710, des gleichen für 10 Mann Herr Restaurateur G. Böhme im „Gambrinus". Frankenberg, am 23. August 1880. Der Einquartierungsausschuß. Stephan. OertUcheS und Sächsisches. Frankenberg, 24. August 1880. -s- DaS gestern schon gemeldete Schloßenwetter vom Sonnabend hat auch die Orte Altenhain, Langenstriegis, Eulendorf, Bockendorf und, theil weise, Berthelsdorf betroffen. — Ueber die bei den Amtshauptmannschaften theils in jüngster Zeit eingetretenen, theils dem nächst bevorstehenden Veränderungen kann das Dr. I. jetzt Folgendes berichten. Dem seitheri gen Amtshauplmann zu Oschatz v. Metzsch ist die Amtshauplmannschaft Dresden rechts der Elbe und dem seitherigen Amtshauptmann zu Döbeln vr. Schmidt die Amtshauptmannschaft Dresden links der Elbe übertragen worden. An Stelle des Erster» ist der seitherige Regierungs assessor bei der Amtshauptmannschaft Oschatz v. Boxberg zum dortigen Amtshauptmann und an Stelle des Letztem der seitherige Regierungsrath bei der Kreishauplmannschaft Leipzig Wittgen stein zum Amtshauptmann in Döbeln ernannt morden. — Bei dem kgl. Ministerium des Innern ist dasAeferat über die Personalangelegenheiten der Amtshauptmannschaften nach dem Ableben des geh. Regierungsraths Meusel auf den geh. Regierungsrath v. Koppenfels übergegangen. — Wie die „Geraer Ztg." von zuverlässiger Seite erfährt, ist vor einigen Tagen ein Staats- Vertrag seitens der königlich sächsischen Negierung mit den Regierungen von Sachsen-Weimar, Reuß älterer und jüngerer Linie zum Abschluß gelangt, welcher den demnächstigen Ausbau der Mehl- theuer-Weidaer Eisenbahn sicherstellt. — Auf seiner Reise zu den Truppeninspici- rungen in Süddeutschland kam am Freitag Abend nach 7 Uhr der deutsche Kronprinz auf dem schlesi schen Bahnhofe in Dresden an, wo er — da jedweder Empfang verbeten war — nur vom Eine SlrrullMume. Von Brigitte Klein. (Fortsetzung.) Lena hob den Rosenzweig erstaunt auf und ritzte sich am Dorn. „Schön Dank", rief sie zum Fen ster hinaus; aber ihr Auge erspähte niemand. „Die sind von dem Stock vor Valentin's Thür", sagte sie sich, „die Lotte m-int'S gut; es thal ihr leid, daß ich vom Spie! mußte; sie weiß, daß die Mutter streng ist und daß ich die Blumen so gern habe." Sie lhat den Zweig in einen Topf, in den sie tagS zuvor allerlei bunte Wiesen- und Waldblumen gestellt, und legte sich nieder. Der freundliche Gruß hatte das bedrückte Herz wieder fröhlich gestimmt, und Ernst und Spiel deS TageS waren schnell vergessen im ruhigen festen KindeSschiaf. Frau Jutte hatte die Arbeit in den Schoß ge- legt; denn der letzte. Schein des TageS war er loschen. Dunkel war's in der Stube, dunkel war's auch wohl in dem Gemüth der Frau; denn sie seufzte tief auf und legte die harte Hand über diel geschloffenen Augen; schmerzten sie nach der An strengung im Zwielicht, oder drückte sie still eine Thräne zurück, die sich leise über di« Wange schleichen wollte? Wie oft hatte sie Abends ein- sam in diesem Raume gesessen; einsam seit sie das schwarze Wiitwenkleiv angelegt, einsam seit dem trüben Tage, da sie den Vater einst zur stillen Ruh getragen; wohl lag dazwischen eine Zeit, wo sie nicht allein hier gehaust, wo ein muntrer Pfiff und ein keckeS Lied durch die Hütte tönten, und bunte Blumen auf dem Fenstersims der niedrigen Wohnstube ein FesteSansehen gaben; aber das war die bitterste Erinnerung, denn sie beschwor ein Bild herauf, vaS wie Glück dreinschaule und ihr doch das Gemüth vergiftet, daß es keine Freude mehr schmecken und keine Lust mehr schauen mochte. An einem Sommerabend wie heute halte vor Jahren ein verwaiste- Fischermädchcn noch spät nach den Netzen geschaut; sie mußte der gedungenen Hand das AuSÜben deS Gewerbes vertrauen; so kräftig der Arm, sie verstand das Segel zu richten und steuerte sicher auf dem Boot, sie konnte doch ! nicht hinaus mit den Männern, den Fang zu lhun. Der Vater war todt, und sie stand schutzlos uns allein; er hatte sie angehalten, auch draußen rüstig zu schaffen; denn sie sollte ihm Len Sohn ersetzen, der gestorben, ehe der Vater ihm den fleißig ge mehrten Besitz abgetreten; aber die Sorge um Haus unv Gewerkt lastete schwer auf ihr, und sie dachte ernst der kommenden Jahre. Sie wollte den Wohlstand, den die saure Arbeit des VaterS ge- hoben, gern treulich wahren, doch fehlte ihr wohl der starke Arm eines fleißigen Gatten. Freilich hatten sich ihr der Burschen genug wohlgefällig genähert, als der mürrische Alle die Augen ge- schloffen und man sich zuraunte, außer der blühen- den Wirthschaft, die ihr gehöre, habe sie auch noch ein schönes Stück Geld in der Truhe; aber sie wußte, daß die lange Jutta sonst Keinem gefallen, und als sie den Valentin derb obgewiesen, ver, be- gierig nach Land und HauS, sich ihr zudringlich zu nahen gewagt, da halte er hämischen Spott unter die Leute gesäet, der reichlich gewuchert bei den Neidern, und denen, f>ie gleiches Schicksal er-