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liche Kartoffelfrucht betrifft, so ist nach dem Kräuticht und den reichlichen Blühen zu urthei- len, alle Aussicht da zu einer ergiebigen Ernte. Vorausgesetzt muß freilich werden, daß die neu liche Regenmenge, wie förderlich auL gerade zu dieser Zeit der Bildung und dem Wachsthum der Knolle, nicht zugleich die Ursache zu deren Krankwerden geworben ist. Ob fleckenfreier Same und spätes Legen wirklich das beste Schutz mittel gegen die Wucherung des Schmarotzer- pilzes keronosphorL sind, davon kann man sich dies Jahr vielleicht überzeugen. — Während in Auerswalde die Zahl der Strumpfstühle, auf welchen namentlich Jacken und Unterhosen her gestellt wurden, mehr und mehr zurückgegangen ist, hat sich dafür die Strickmaschine eingebürgert. Die auf derselben gefertigten Socken und Frauen strümpfe werden nach Wiltgensdorf, Burgstädt und Dresden abgesetzt, und die Factore können nicht genug liefern. Wie lohnend der Betrieb einer solchen Maschine ist, beweist, daß eine Frau wöchentlich 7 Mark verdienen kann, ohne ihre Wirthschaft zu vernachlässigen. Mögen nur diese Maschinen, deren es in Auerswalde etwa 80 giebt, auf lange hinaus werthvoll bleiben, d. h. möge der Zeitpunkt ferne sein, wo Ueberpro- duction die neue Erwerbsquelle wieder verstopft. — Einer Mittheilung des Dr. I. zufolge wird am Sachsendenkmal vor St. Privat am diesjährigen 10. Gedenktage der Schlacht gleichen Namens von dem in Metz garnisonirenden kgl. sächs. Fußartillerie-Regiment Nr. 12 eine mili tärische Feier in Verbindung mit einer Bekrän zung des Denkmals und der Sachsengräber statt finden. Infolgedessen und weil sich das Com- mando genannten sächsischen Regiments auf dies bezügliche Anfrage gern bereit erklärt hat, etwa aus der Heimath eingehende Kränze zu gedachter Feier entgegen zu nehmen und am Denkmal, beziehentlich auf den Sachsengräbern durch An gehörige des Regiments unter entsprechenden Feierlichkeiten niederlegen zu lassen, ist die in Kreisen der sächsischen Militärvereine angeregte Idee, Mitte August einen Extrazug nach Metz zu veranstalten, oder eine Deputation ehemaliger sächsischer Soldaten behufs erwähnter Gedenkfeier der Schlacht von St. Privat dorthin zu senden, aufgegeben und beschlossen worden, den Ertrag der hier und da schon eingeleiteten Sammlungen zum Schmuck für das Gräberfeld von St. Pri vat am 18. August zur Beschaffung von Krän zen mit Widmungsschleifen zu verwenden und diese Kränze an das Commando des erwähnten sächsischen Regiments einzusenden. Zu gedachtem Gräberschmuck dürften sich am besten Kränze eignen, aus Zweigen sächsischer Eichen geflochten, mit einem Bande in den deutschen Farben um schlungen und mit einer Widmungsschleife in den sächsischen Farben. Die Kränze müssen bis spä testens 15. August früh zur Post gegeben und folgendermaßen adressirt werden: „An das Com mando des kgl. Fußartillerie-Regiments Nr. 12 chen oder mit seinem Glas« anzustoßen. Ferner verkehrte dort der Avjuwnt v. Bülow, der gleich im Anfang deS Krieges einen rvthhostgen Franzo sen als Gefangenen eingebracht halte, und noch viele Ander«, wtlche jetzt zumeist dos GraS auf den Höhen von Spichern oder die braune Erde auf der Ebene von Gravelotte zur ewigen Ruhe deckt. Eine Menge freudiger, aber auch irauriger Erin, nerungen knüpfen sich an meinen Aufenthalt in Saarbrücken. Doch nicht lange blieb ich im „Nhei- nischen Hof". ES zog mich nach dem Hotel „Ha gen", wo der RendezvouSplatz aller fremden Ele. mente war. Dort fand ich den richtigen englischen Typus vor: ein Mr. George, der kein Wort außer seiner eigenen Muttersprache verstand und der nur auf seinen Paß hin als Correspondent lm Kriege fungiren wollte, aber sein guter Humor half ihm leicht über alle Schwierigkeiten hinweg und mit einem kühnen und energischen Entschlusse wußte er alle ihm «ntgegenstehenden Hindernisse zu beselti. gen. Daneben war in unserer Gesellschaft ein viel sprachiger junger Mann, ein vr. de Liefde, der halb Holländer, halb Deutscher von Geburt, ein Engländer durch Adoption, ein Franzose durch sein Temperament und der mit gleicher Fähigkeit die in Metz." Der „Kamerad" fordert die sächsischen Militärvereine auf, sich recht zahlreich an den Kranzspenden für die 10jährige Gedenkfeier der Schlacht von St. Privat zu betheiligen. Schön und für Sachsen nur ehrenvoll wäre es aber ge wiß, wenn auch die sächsischen Gemeinden und Kreise, welche ihren auf dem Felde der Ehre ge bliebenen Söhnen vielfach Denkmale gesetzt ha ben, auch ihrerseits einen Kranz zu jener Feier nach Metz senden und damit documentiren woll ten, daß der für Sachsens König und sein tapfe res Heer so ruhmvolle Tag und seine großen Opfer noch unvergessen sind im Herzen des säch sischen Volkes, und der treuen Todten im Loth ringer Grenzgau am Tage ihres heldenmüthigen Sterbens auch in der Heimath ehrend gedacht wird. — Als ein Zeichen der Wiederbelebung des Jnnungswesens wird aus Zwickau berichtet, daß sich an Stelle der vor 16 Jahren aufgelösten Innung der Huf- und Waffenschmiede wieder eine neue Schmiedeinnung gebildet hat. Gegen wärtig bestehen nunmehr in Zwickau wieder 9 Innungen und 3 Vereinigungen selbstständiger Gewerbtreibender von gleicher Berufsart. Man lieht daraus aufs Neue, daß es der von ver- chiedenen Seiten gewünschten Zwangsinnungen !eineswegs bedarf, wenn nur die Gewerbtreiben- den selbst das ihrem Berufe Nöthige erkennen und auf Grund der bestehenden gewerbegesetz lichen Bestimmungen — wie mehrfach schon in Frankenberg geschehen — sich organisiren und so elbst helfen und nicht alles Heil vom Staate erwarten. — Das Lpz. Tgbl. erinnert daran, daß mit dem 5. d. M. 40 Jahre seit dem Eintritte des Universitätsmusikdirectors vr. pbil. Hermann Langer — als Student der Pädagogik — in den Universitäts-Sängerverein zu St. Pauli ver flossen sind, dessen Leitung er nach 7 Jahren übernahm. Was vr. Langer in dieser Zeit dem Paulus gewesen, zu wie schöner Blüthe er ihn geführt, das hatten viele unsrer Leser vor we nigen Wochen selbst zu sehen und zu beurtheilen Gelegenheit, als vr. Langer mit seiner frohen, ihn als wahrhaft väterlichen Freund verehren den Sängerschaar in unsern Mauern weilte und genußreiche Stunden schuf. — Im Anschluß an unsere kürzlich gebrachte Notiz wegen des großen Sommerfestes, welches der Leipziger Künstlerverein mit andern dortigen Vereinen veranstaltet, berichten wir heute, daß das im größten Style angelegte Volksfest am 22. d. M. in sämmtlichen Räumen des neuen Schützenhauses zu Leipzig, einem am Wald ge legenen großen Festplatz, der viele Tausende von Menschen faßt, statlfinden soll. Ihre Mitwirkung haben dem Künstlerverein, weicher das ganze Fest leitet und dadurch den Theilnehmern die beste Garantie für einen hohen Genuß bietet, noch folgende Leipziger Vereine zugesagt: Tech niker-Verein, Polytechnische Gesellschaft, Club der Sprachen von allen vier Ländern beherrschte, au- ßerdem aber noch kleine Abstecher in ein halbes Dutzend anderer europäischer Sprachen zu machen verstand. Dann fehlte natürlich nicht der englische Student aus Bonn, der gekommen war, um sich den Krieg in der Nähe anzusehen und natürlich von einem großen, schmutzigen und unbändigen Hunde begleitet war. Um dl« Gesellschaft dieses Gentleman zu genießen, mußten wir daS abscheu liche Vieh mit in Kauf nehmen. Dann muh ich endlich noch eines jungen österreichischen Feuilleto nisten und Korrespondenten Erwähnung ihun, der von Natur Gourmand war und bei Allem, was er that, zuerst an seinen Magen dachte. Trotzdem er Nch entschlossen hatte, dem Feldzuge mit allen seinen Strapazen deizuwohnen, liebte er es doch, von 24 Stunden deS TageS 23 zu schlafen. Den Beschluß unserer Gesellschaft machte ein deutscher Journalist, die komischste Mischung von Nervosität und kühnem Muthe, die ich jemals gesehen habe. Wir Alle zusammen bildeten eine glückliche Fami lie In dem Hotel Hagen, wir lebten All« in der besten Intimität und jeder neue Ankömmling wurde natürlich sofort in unseren Kreis gern aus genommen. (Fortsetzung folgt.) Kosmophflen, Verein der Leipziger Papier- und Schreibmaterialienhändler, Academia, Jniulaner- riege, Anakreon, Concordia, Phönix, Sängerkreis rc. Die künstlerische Grundidee ist sehr gelungen, und da man beabsichtigt, für auswärtige Theil nehmer, deren es bei der Großartigkeit des Fe stes viele geben dürfte, von verschiedenen Orten Extrazüge nach Leipzig zu veranstalten, so wer den wir in Bälde Weiteres berichten. Heute theilen wir nur noch mit, daß sämmtliche mit wirkende Damen wie Herren, und das sind ver schiedene Hunderte, costümirt in der Tracht des Neformationszeitalters, die sich bekanntlich zu malerischem Schaugepränge besonders eignet, er scheinen werden. — Vom 8. bis 12. und 15. bis 21. d. M. wird bei günstigem Wetter ein nicht unerhebli cher Sternschnuppen-Fall zu beobachten sein. — Unglücksfälle und Verbrechen. In Ehren friedersdorf brannte in der Nacht zum 6. d. die alte Schule nieder und nur der schnellen Hilfe der freiwilligen Feuerwehr und der Bürgerschaft gelang es, die etwa 20 Schritte entfernte neue Schule und die nicht minder be drohte Kirche zu retten. — Die schon längere Zeit an Schwermuth leidende Ehefrau eines Dresdner Bäcker meisters machte Lieser Tage ihrem Leben dadurch ein Ende, Laß sie sich mit einem Rasirmesser die Kehle durch schnitt. — Infolge Sturzes von einem Dache fand in Zittau ein Schieferdecker seinen Tod. — Als Grund des durch Erschießen in einem Eisenbahnwagen bei der Ein fahrt in Leipzig am Montag erfolgten Selbstmordes eines Soldaten wird aus zuverlässiger Quelle lediglich Liebes kummer bezeichnet. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der Schleier, der über den Koburger Be sprechungen der deutschen Finanzminister lag, ist plötzlich gelüstet worden, indem die Nordd. Allg. Ztg. neuestens meldet: „Die Besprechungen haben nicht, wie vielfach irrthümlich in öffentlichen Blättern unterstellt ist, auf die Ausstellung neuer oder auf die Discussion schon verhandelter Sleuer- projecte oder auf Zollangelegenheiten sich bezogen, sondern auf die Frage, ob und in welchem Um fange der bisher vermißte unmittelbare Zusam menhang zwischen der Reichssteuerreform und einer entsprechenden Ermäßigung der Steuer in den einzelnen Bundesstaaten überall herzustellen sei. Hierüber zu einer Verständigung, und zwar ungeachtet der großen Verschiedenheiten der Fi nanzlage und der Finanzverfassungen der einzel nen Staaten zu einer möglichst einhelligen Ver ständigung zu gelangen, erschien erwünscht, um den nächsten Schritten zu weiterer Ausbildung des Reichssteuersystems den Boden nach Mög lichkeit zu ebnen. Die Verhandlungen haben, wie wir vernehmen, zu einem erwünschten Ergeb niß geführt. Die in der Conferenz vertretenen Regierungen sollen sich einstimmig in der Ent schließung vereinigt haben, die Mehreinnahmen, welche von den in der letzten Bundesraths- und Reichstagssession in Aussicht genommenen Be steuerungsgegenständen — die Zustimmung des Reichstags vorausgesetzt — zu erzielen sein wür den, unverkürzt der Verminderung der Steuer last in den einzelnen Staaten zu widmen und nach Maßgabe ihrer verfassungsmäßigen Befug nisse auf deren Verwendung zu diesem Ziele hin zuwirken." — Die Einnahme aus der Wechselstempelsteuer für das Reich betrug im Etalsjahre 187H8O 6,342 916 M., 217464 M. mehr als im vor hergehenden Etatsjahre. Von der Gesammtein- nahme kommen in Abzug 2 Proc. für die Ein zelstaaten (8 27 des Gesetzes vom 10. Juni 1869) und 2z Proc. Entschädigung für die Post verwaltung, zusammen 285431 M. — Die Abgeordneten der zweiten bairischen Kammer hatten gehofft, der Finanzminister würde nach seiner Rückkunft aus Koburg einige Mit- theilungen über die dort gepflogenen Verhand lungen der Finanzminister geben und ruhten deshalb bei seinem Erscheinen im Hause am Mon tag aller Augen auf ihm. Der Minister hüllte sich aber ebenso wie alle Conferenztheilnehmer in Schweigen und nur so viel gab er zu ver stehen, daß an eine Herbstsefsion ves Reichstages nicht gedacht werde.