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M 178 Sonnabend, den 31 Juli. 1880. ^-»b-rger Sag./,/ Amtsblatt der Kömgl. Amtshauptmannschaft Flöha, des Kömgl. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseraien-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags io Uhr, Zu beziehen durch alle Postanstaltcn. Preis vierteljührl, 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit 8 Pf, für die gespaltene Corpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Juseratenbetrag 20 Pf, Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinlommen, Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die in Nr. 148 des Tageblattes für Fran kenberg abgedruckte Bekanntmachung der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft wird hiermit zur Kenntniß gebracht, daß die dies- jährigen Schießübungen der Chemnitzer Garnison auf dem im sogenann ten Zeisigwalde gelegenen Schießstande § bereits am 31. dieses Monats beendet werden. Königliche Amtshauptmannschaft Flöha, am 28. Juli 1880.von Weiffenbach. Dr. Hedenklage au8 großer Zeit. 31. Juli. Der König von Preußen verläßt in Begleitung von Bismarck, Moltke und Roon Berlin, um sich zur Armee zu begeben; in der Ansprache, i» welcher er seinem Volke die» mittheilt, erläßt er im Hinweis auf die patriotische Erhebung des Volkes eine Amnestie für politische Verbre chen und Vergehm. Wochenschau. Die Aera der Gesetzesreparaturen, die bei uns seit einigen Jahren andauert und ein Gesetz der früheren Jahrgänge nach dem anderen in die parlamentarischen Flickwerkstätten führt, scheint bei uns noch lange andauern zu sollen. Die Praxis wie die öffentliche Kritik scheint fast an allen Gesetzen kleine Löcher, aufgegangene Nähte zu entdecken. Alle Sommercongresse der jüngsten Zeit, ge werbliche und wissenschaftliche, gelangten zu Re solutionen, welche die Abänderung irgend wel cher Gesetzesparagraphen betrafen, und die Agi tation in Betreff der Aenderung des Gerichts kostengesetzes nimmt einen gewaltigen Umfang au. Die in Coburg tagende Finanzministerconferenz wird sich mit einer Aenderung unseres Finanz systems befassen Mld das gleiche Thema beschäf tigte den Fürsten Bismarck in der letzten Zeit sehr stark, bildete die Ursache vieler Minister- desuche in Friedrichsruh. Die kurze Station, die der Reichskanzler vor seiner Abreise nach Kissingen in Berlin machte, scheint dagegen der auswärtigen Politik gewid met gewesen zu sein. Unsere Beziehungen zu Frankreich wie die zu England bedurften in letz ter Zeit einiger Sorgfalt und eine kleine Ver wirrung rief die ordnende Hand des Lenkers un serer Politik zu Hilse. In Frankreich regte sich bei den letzten Festen und Erregungen wie der einmal der Chauvinisnius in recht hohen Kreisen, überdies schienen die turbulenten Kund gebungen der heimkehrenden Communards selbst Deutschland zu bedrohen und machten eine Ver ständigung zwischen Berlin und Paris nöthig. Das durch die Niederlage im Parlament ohne hin sehr erregte neue Ministerium in England mußte dagegen deutscherseits über den Zweck der Entsendung deutscher Beamten nach Stambul aufgeklärt und beruhigt werden. In Dänemark hat der Reichstag seine Ar beiten mit der Annahme des Armeeorganisations gesetzes beendet. Die deutschen Beamten werden viel zu thun haben, wenn sie die innere Verwirrung in der Türkei, die Finanzzerrüttung einigermaßen werden klären und ordnen wollen. In Bezug auf die auswärtige Politik ist man sich in Kon stantinopel dagegen ganz klar und verfolgt mit Festigkeit seine Wege. Auf die Nole der Mächte antwortet die Pforte mit einem positiven „Nein". Die vielangekündigte Flottendemonstration aller Conferenzmächte ist durchaus noch nicht so nahe, wie man geglaubt hat. Ueber die Details ihrer Durchführung schweben die Unterhandlun gen noch. Wenn der Moment der Ausführung heranrückt, werden diese Detailangelegenheiten freilich ohne große Schwierigkeiten geordnet wer den und soweit die zunächst bevorstehende Action in der montenegrinischen wie in der griechischen Angelegenheit in Frage kommt, läßt sich consta- tiren, daß das Einvernehmen der Mächte ein vollständiges ist. Wie die Dinge sich weiter entwickeln werden, das aber ist den Mächten selbst noch durchaus nicht klar. Die Befürchtung aber, die Unklarheit könnte zu unliebsamen Ue- berraschungen führen, könnte dazu führen, von der Demonstration in ein actives Einschreiten überzugehen, läßt die Ausarbeitung womöglich gleichlautender Instructionen für die Eskadre- Commandanten wünschenswerth erscheinen, und es ist nicht zu verwundern, daß solche Instruc tionen noch einige Vorarbeiten und manche Ver zögerung verursachen werden. Montenegriner und Albanesen ha ben inzwischen wieder einmal Schüsse gewechselt. Diesmal scheint es sich blos um Schafe und Zie gen gehandelt zu haben. Gleichwohl verräth die wiederkehrende Kampflust, daß die Zeit des diplomatischen Abwartens dort zu Ende geht. In Italien haben Senat und Deputirten- kammer noch vor den Ferien das Gesetz wegen Errichtung eines Denkmals für Victor Emanuel berathen und genehmigt. Rußlands Conflict mit China ist noch im mer nicht entschieden. Die Kriegsrüstungen wer den im Stillen eifrig fortgesetzt. Im Innern Rußlands herrscht vollständige Ruhe. In Nordamerika sind die Wahlkämpfe noch immer im Gange. In Süd-Afrika sollen ernstliche Unruhen ausgebrochen sein. OertlichkS und Sächsisches. Frankenberg, 30. Juli 1880. -f Nachdem gestern auf Fluren des Herrn Lommtscher zu Mühlbach der Kornschnitt begann, nimmt derselbe heute auch auf Stadtflur — Ancke'sche Besitzung — seinen Anfang. Glück zu und zu recht gedeihlicher Erntearbeit allerorts I -f Das in unserer vorletzten Nummer schon hervorgehobene Streben der hiesigen Scheiben schützengesellschaft, ihr Jahresfest, das Königs- schießen, möglichst zu beleben, ist am gestrigen Tage besonders geglückt. Die Nachricht, daß oer „Schah von Persien" das Fest besuchen werde, versprach im Publikum so viel Augenweide und amüsante Täuschung, daß nicht nach Hunderten, sondern gewiß auf mehrere Tausende die Zu schauer zu schätzen waren, die sich gegen 7 Uhr am Bahnhofe und in besten Nähe aufgestellt halten und lebhaft in den Bewillkommnungshoch ruf einstimmten, welcher aus Schützenkreisen dem in orientalischem Uniformschmucke mit dem ge gen 7 Uhr von Chemnitz hier eintreffenden Per sonenzuge anlangenden Besuche und seinen Wür denträgern und sonstigem Gefolge, daS braune und schwarze Söhne des Morgenlandes und Afri kas in malerischen Costümen und glänzenden Ge sichtern bildeten, entgegentönte. Lustig wie der Scherz erdacht, wurde er auch ausgeführt und ausgenommen. Nachdem die Hochrufe und die Musikklänge verhallt, die Begrüßung des Gastes durch die Vorstände der Schützengesellschaft er folgt, schritt dieser dis aufgestellte Compagnie ab und bestieg dann den decorirten Wagen, auf dem Ehrensessel Platz nehmend, während das zmn Theil Tschibuk rauchende Gefolge sich um ihn gruppirte. Unter Vorantritt des Musik chors und der Ehrencompagnie bewegte sich der Zug dann durch eine dichtgedrängte Menschen mauer über Humboldt-, Körner- und Freiberger Straße, Markt, Schloß-, Garten- und Scheffel straße nach dem Schützenfestplatze. Hier unter nahm der Talmi-Schah mit seinem Gefolge eine Wanderung durch die diversen Zelte, allerorts die gebrachten Huldigungen und die Vorträge wohlwollend und beifällig aufnehmend. In spä terer Stunde gruppirten sich dann wieder im Schützenhaus, das sammt Garten recht nett illuminirt war, die Schützen nebst ihren Frauen um die Persergäste. Nachdem dann noch die in vollem Waffenschmuck anwesende Deputation der Hainichener Schützen unter Leitung ihres Com- mandanten in besonderer Audienz empfangen worden war und hierbei auch Rede und Gegen rede Ausdruck der freundschaftlichen Beziehungen beider nachbarstädtischen Schützengilden gaben, schloß sich ein gemeinsames einfaches Abendessen — natürlich unter Betheiligung des „Sohnes" und der „Vettern der Sonne" — an. , -f Ueber den am letzten Dienstag in Flöha abgehaltenen Gemeindetag der Amtshauptmann schaft Flöha erhalten wir folgenden Bericht, an läßlich dessen wir nur den Wunsch hegen, daß uns — wie früher ja zeitweise geschehen — im Interesse der Gemeinden wie der Selbstverwal tung auch Mittheilungen über die Verhandlun gen des Bezirksausschusses zukommen möchten: Flöha, 27. Juli. Der heutige Gemeindetag, welcher im hiesigen Schumann'schen Gasthose stattsand und eine überaus zahlreiche Menge von GemeindevorfiLnden, Stan- desbeamten, GemeinderathSmitgliedern und sonstigen In teressenten au« dem amtShauptmannschastlichen Bezirke Flöha vereinigt hatte, wurde Nachmittags 3 Uhr durch Herrn AmtShauptmann vonWeifienbach unter Begrüßung der Erschienenen eröfsnet. Nachdem eine Anzahl von Drucksachen, Ankündigungen «. st w., zur Einsichtnahme