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Cadenhead, sind von einem Räuberstamme in Centralasrika ermordet worden. Vermischtes. * Die über die in voriger Nummer berichteten Ueberschwemmungen neuerlich einlaufenden Mel dungen lassen dieselben als ganz besonders groß in Oesterreich erscheinen. Die Wiener N. Fr. Pr. schreibt: Von allen Seiten laufen Briefe und Telegramme an uns ein, welche Verheerun gen durch Wolkenbrüche und Hochwasser zum Gegenstände haben. Es ist, als ob sich über unserem Lande plötzlich alle Schleusen des Him mels geöffnet hätten. Aus Oberösterreich, Böh men, Mähren und Schlesien langen fortwährend neue Hiobsposten an, und wir müssen leider noch weiteren Uuglücksnachrichten entgegensetzen. Auch die Stadt Wien ist durch ein Hochwasser überrascht worden, welches ein Donnerstag Mit ternacht niedergegaugener Wolkenbruch zur Folge hatte. Allerdings bietet die hochgehende Wien nur ein schwaches Bild von der furchtbaren Ge walt, mit der die ins Riesige angeschwollenen Flüsse über ganze Dörfer mit ihren leicht gebau ten Hütten, über die auf den Feldern ausgespei cherte Ernte, den Neichthum tausender fleißiger Landbewohner und über die geringe Habe mäh rischer und schlesischer Stadtbewohner hereinge brochen sind. — Aus Kremsier in Mähren kommt vom 13. d. folgende Unglücksbotschast: Gestern Abend ging ein furchtbarer Wolkenbruch über Freistadtl, Bistritz am Hostein und Meseritsch nieder. Die Brücke über die Russawa, auf der Straße von Holleschau nach Prerau, ist einge stürzt, 18 Personen sind ertrunken und unter den Trümmern begraben; circa 100 Personen standen auf der neuerbauten Brücke, als ein Pfeiler derselben einbrach und die Wölbung ins Wasser stürzte. Auf einer Strecke von mehr als 5 Stunden ist Alles unter Wasser, die Früchte sind vernichtet, der Schaden ist enorm. — Aus Linz wird unterm 14. gemeldet: Von ge stern Nachmittag bis heute ganze Nacht hindurch sind in ganz Oberöfterreich Wolkenbrüche und Sturzregen niedergegangen. Fast alle Flüsse und Bäche sind ausgetreten und überfluthen viele Ortschaften. Aecker, viele Dämme, Eisenbahn brücken und Durchlässe wurden fortgerissen, so die Eisenbahnbrücke bei Andorf, die Jnnbrücke bei Schärding. Ried und Obernberg sind über schwemmt; die Brücke und mehrere Häuser sind bereits eingestürzt. Stark gelitten hat die Has lacher Gegend. Ueberall Postunterbrechung. Der Schaden ist ungeheuer. Der Regen dauert noch immer fort. Der Himmel ist schwarz umwölkt und düster. Die Donau steigt fortwährend. — Auch aus Preußisch-Schlesien und Posen kom men neue Ueberschwemmungsberichts. In der Glogauer Gegend hat die Oder weite Strecken unter Wasser gesetzt und in Posen die Warthe mit ihren Nebenflüssen viele Felder und Wiesen vollständig überfluthet und bedeutende Gelreide- massen mit fortgeschwemmt. * Die in Münden in der Provinz Hannover lebende Wittwe des preußischen Justizministers Leonhard hat recht lästige Weitläufigkeiten in ih ren alten Tagen durchzumachen, die auf ein Ver sehen aus ihrer Brautzeit zurückzuführen sind. Frau Leonhard stammt von dort und wurde mit ihrem Gemahl von ihrem Vater, dem da mals an der dasigen St. Blasiikirche angestellten Superintendenten Kahle, getraut. Dieser hat es versäumt, den Trauact im Kirchenbuch zu ver zeichnen, und jetzt, nachdem er lange todt ist und seine Tochter ihre Pension erheben will, verlangt man von ihr einen Trauschein. Alles Nach schlagen und Nachsuchen im Kirchenbuch hilft nichts, der Act ist nicht darin enthalten und ein Trauschein, dieses so nothwendige Document zur Begründung des Anspruchs auf Wittwenpension, kann infolgedessen nicht ausgestellt werden. Was thun? Man ist schließlich auf das Mittel ver fallen, die Hochzeitsgäste, welche dem Trauact beigewohnt haben, als Zeugen anzurufen. Aber die meisten der hamallgen Hochzeitsgäste sind bereits verstorben oder man kennt ihren Aufent haltsort nicht. Ganz zuletzt soll man noch zwei alte Mütterchen aufgesunden haben, welche nun nächstens ihre Hand zum Schwure erheben müs sen, um Zeugniß abzulegen, daß Frl. Kahle in der That mit Hrn. Leonhard getraut worden ist. * Aus England werden zwei schwere Eisenbahn unglücksfälle gemeldet. Bei dem unter dem Na men „Der fliegende Schotte" bekannten regel mäßigen Cvurierzuge von Edinburgh nach London entgleiste infolge eines Achsenbruches die Loco- motive und zog die 10 Waggons des Zuges mit sich, die in wenigen Augenblicken einen Trüm merhaufen bildeten. Der Locomotivführer und ein Conducleur wurden auf der Stelle getödtet. Ein Passagier und der Zugführer wurde» schwer verletzt, und einige andere Passagiere trugen leichte Verletzungen davon. Glücklicher weise war der Zug nicht stark besetzt, sonst wäre der Verlust an Menschenleben bei Weitem größer gewesen. Es ist überhaupt ein Wunder, daß so viele Passagiere mit dem blosen Schrecken da vonkamen, da der Zug vollständig zertrümmert wurde. Auf derMrdlandeissnbahn entgleiste ein von Leeds nach Lancaster bestimmter Personen zug, wodurch 7 Passagiere getödtet und über 20 mehr oder minder schwer verletzt wurden. Mehrere Waggons zerschellten in Stücke. * In Vieuxport bei Chatellerault im Depar tement der Vienne (Frankreich) fand ein Berg sturz statt. Gewaltige Felsenmassen rollten herab und verschütteten zwei Häuser und mehrere Kalk öfen. lieber zwanzig Menschen wurden verschüt tet, von denen bereits zehn als Leichen hervor geholt wurden. * In Basel stürzte eine 19jährige Künstlerin, welche das hochgespannte Drahtseil in einem Circus mit dem Velocipede befuhr, mährend der Vorstellung aus bedeutender Höhe herunter, zer schmetterte sich den Schädel, brach beide Beine und verletzte sich innerlich derart, daß sie nicht mehr zum Bewußtsein gelangte, sondern nach wenigen Minuten den Geist aufgab. Es war kein Netz gespannt, sonst hätte die Katastrophe keine so schreckliche sein können. Die Zuschauer waren anfangs unter dem Banne stummen Ent setzens und fürchteten, der Mann, der auf dem Trapez saß, welches an dem Velociped befestigt war, werde auch herabstürzen. Das Velociped kann jedoch, durch eine Vorrichtung befestigt, nicht vom Seile fallen. Es ist auch nur umge kippt und zwar durch die Sorglosigkeit und über triebene Kühnheit der Reiterin, welche die Füße nicht in die Riemen festgeichnallt hatte und sich oft nur mit einer Hand an der Querstange oben festhielt. — Ein schreckliches Ende nahm auch eine Schaustellung in einem Circus zu Köpenick bei Berlin. Ein noch nicht 20 Jahre aller, als Athlet auftretender Künstler legte sich auf zwei Stühle, so daß der Kopf und die Füße nur auf lagen, während ihm auf die freiliegende Brust ein 260 Pfund schwerer Ambos gestellt wurde, auf dem das sogenannte „Ambosschmieden" pro- ducirt werden sollte. Durch irgend einen Zufall rutschten ihm die Beine vom Stuhl ab, und in Folge des Herabsallens des Körpers fiel der schwere Ambos auf seinen Unterleib, wodurch er so schwere Verletzungen erhielt, daß er trotz aller ärztlichen Hilfe am andern Tage verstarb. * Als am 10. d. in Oberadelsdorf bei Gold berg in Schlesien ein Knecht gemeinsam mit sei nen Mitknechten auf dem Felde das ihm auf das Feld hinausgeschickte Mittagsbrod verzehrte und eben einen Löffel Milch zu sich nehmen wollte, gerieth ihm plötzlich eine Wespe zugleich mit der Milch in den Mund. Obwohl er die Wespe sofort ausspuckte, hatte sie ihn schon hin ten im Halse gestochen. Der Schlund schwoll infolgedessen sofort an, und so fand nach qual voller, furchtbarer Todesangst der Arme im Bei sein seiner bestürzten Gefährten infolge Er stickung nach 10 Minuten seinen Tod. Der Un glückliche, ein Reservist der Königsgrenadiere, verschied gerade am Tage der Schlacht von Wörth, dem Ehrentage dieses tapferen Regi ments. * Eine amerikanische Danie, die selbst Arzt ist, erklärt vr. Tanner's Hungerkur für Schwindel; seine Wächter seien bestochen gewesen, er habe heimlich mittelst Röhrchen Kraftbrühen u. s. w. zu sich genommen. * Dis berühmte Pianoforlefabrik Erard in Paris hat in aller Still« ihr hundertjähriges Bestehen gefeiert und bei diesem Anlaß W Summe von 60000 Frcs. ihren Arbeitern, ei nem jeden nach seinen Dienstjahren, zugewiesen. * Die „Köln. Ztg." erzählt jetzt in ihrem Feuilleton ihre eigene Geschichte und erwähnt dabei natürlich auch viele der kleinen Kunstgriffe, welche sie angewendet hat, um den übrigen gro ßen deutschen Blättern zuvor zu kommen. So wußte sie sich vor der Zeit des Telegraphen die „Times" 12 Stunden früher als die übrige deutsche Presse zu verschaffen. Das englische Blatt erschien, wie noch heute, Morgens, ward aber erst am Abend mit der Continentalvost nach Deutschland befördert. Die „K. Z." nun ließ Morgens ein Exemplar in London kaufen, sandte es durch besondere Vermittelung mit dem um 8 Uhr früh von dort abgehenden Zuge nach Frankreich und so aus einer Hand in die andere dis Köln. Der Bezug auf diese Weise kostete 3000 M. jährlich. -««APWM-e - VorlällkLv Vettvrvroxooss äes weteorologi- soken öureLus in I-eiprix kür ckeil 17. Laßnst: Vvrllnckerlivkvs IVvttor bei vvulx vsrkiuäortor ikemperatar; Aelgunx rn Ooirlttorn. Berichtigung. In der Notiz über den Besuch der schwedischen Mili tärmusiker am Gustav-Adols-Denkmale bei Lützen (in vor. Nr.) ist als Jahreszahl der Schlacht 1632, anstatt 163t, zu lesen. Stadtverordneten - Verhandlungen. 13. öffentliche Sitzung am 3. August; anwesend 25 Mitglieder. Der Vorsitzende Hr. vr. Meding eröffnet die Verhand lungen mit der Mittheilung, daß ihm als Vorsitzenden des Collegiums Einladungen zu den JahreSfesten der Vo gel- und der Scheibenschützengesellschast zugegangen sind und daß er denselben unter Dankesausdruck namens des Collegiums Folge gegeben, und legt darauf eine vom Rathe eingegangene Uebersicht der bei demselben im vorigen Jahre erledigten Geschäfte zur Einsichtnahme vor, welche ein erneutes Anwachsen derselben constatirt. Auf Befürwortung der Herren Lohr und Windisch sieht das Collegium von Uebcrweisung eine« einen Schulgeld- crlaß betreffenden Nathsbeschlusses an die Commission S ab und genehmigt bei der notorischen Vermögenslosigkeit des Petenten, daß der Restbetrag von 53 M. 60Pfg. zur Halste in Wegfall gebracht, zur Hälfte aus der Armenkasse gedeckt wird. Dem Rathsbeschlusse, den defekten Wasserbottig in der Wassergasse durch einen Cementtrog zu ersetzen und dazu den für Anschaffung eine» LementtrogcS in der Feldstraße verwilligten, aber nicht verausgabten Betrag und über dies 60 M. zu verwenden, wird nach Empfehlung der Vorlage durch die Herren Damm und Naumann einstim mig beigetreten. Nach dem Referate des Hrn. Riedel hat die bisherige, allerdings durch den Mangel geeigneten Platze» nicht zu beseitigen gewesene, ungenügeude Aufbewahrung der Bau lichkeiten der städtischen Badeanstalt eine gründliche Repa ratur derselben nölhig gemacht, welche — da ihre Noth- wcndigkeit auch erst zur Zeit des Herausschaffens aus dem Ausbewahrungsplatze sich herauSgestcllt — auch die viel besprochene Verzögerung der Eröffnung der Badeanstalt verschuldet hat. Den Rügen der Herren Windisch und Naumann über die ungenügende AusbewahrungSweifc Hilst der Herr Vorsitzende entgegen, daß ein paffender Schutz ort bisher faktisch nicht zu beschaffen gewesen sei, densel ben aber in Zukunst der Zimmerplatz des Hrn. Köhler, der die Baulichkeiten besorgt, biete. Da» Collegium ver- willigt daraus einstimmig den für den Reparaturbau er forderlich gewesene» Aufwand von 3M M. au» den lau fenden Mitteln der Stadthauptkaffe nach. In Berathung des vom Rathe mit Hrn. Webermstr. Karl Julius Nitzsche verabredeten ArealauSlauscheS an der Altenhaincr und Bergstraße vermag man eine Nothwen digkeit der mit dem Tausche verbundenen Stcaßenreguli- ruug zur Zeit nicht zu erkennen und lehnt deshalb den Beitritt zum Rathsbeschlusse ab. In seinem Referate über die GaSanstaltsrechnuya von 1879 (die von 1878 ist bereit« abgelegt) giebt Hr. Rom- pano eine detaillirte Uebersicht de« dermaligen finanzielle» Standes de« Institute« und empfiehlt die Justiflcation der Rechnung, einige Erläuterungen sich bi« nach Eingang der vom Ausschüße gewünschten Erörterungen vorbehal tend. Die Herren Wodeck, Richter 1 und Berthold 1 con- statiren ebenfalls den Richtigbesund der Rechnung, deren Justificalion da« Collegium darauf au«spricht. 2» dm Ausschuß für Vorbereitung de« Sedanseste« werden schließlich die Herren Rompano, Gruhl und Ha nitzsch gewählt. Vkto Rotzberg, Schriftf.