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Amtsblatt der Kömgl. Amtshauptmannschaft Flöha^ des Königt. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Mcndz für den folgenden Tag, — Jnserateu-Annahme für die jewcilige Abend-Nunimer bis Vormittags 10 Uhr, Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vierteljährl. 1 50 H, Einzelne Nummern 5 H. Jnferate werden mit s Pf, für die gespaltene Corpuszeile oder deren Raum berechnet, Geringster Jnseratenbetrag so Pf, Conl- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebereintommen, Zedeilktaoe M8 großer Zeil. 9. August, Der Kronprinz von Preußen erhält das Eiserne Kreuz, — Deutsche Reiterei streift bis aus 1 Meile vor Metz, — Die kleine Festung Lützelstein wird von Truppen der 3. Armee besetzt, — In Paris wird der Gesetzgebende Körper eröffnet. Außerordentlich stürmische Sitzung; ein Redner verlangt, daß der Kaiser das Commando nieder lege und der Gesetzgebende Körper die Leitung des Landes in die Hand nehme, Das Ministerium Ollivier weicht dem Ministerium Palikao. Bei der Armee übernimmt Marschall Bazaine den Oberbefehl. 10. August. Die gesammte französische Armee setzt ihren Rückzug nach der Mosel, mit dem Stützpunkt Metz, fort, von der deutschen Cavallerie aus dem Fuße gefolgt. — Die kleine Festung Lichtenberg capitulirt. OertlickeS und Sächsisches. Frankenberg, 9. August 1880. ff In Pirna starb am Sonnabend nach län gerer Krankheil der allem Lesern unsers Blat tes von seiner Funclionirung als Nmtswachl- meister beim hiesigen kgl. Zustizamte her in freund lichem Andenken stehende, inzwischen auch in weiteren Kreisen durch sein allseitig anerkanntes Wirken auf dem Gebiete des Militärvereinswe sens bekannte und allgemein geachtete Arresthaus- Jnspector a. D. Fr/Wilh. Staub, Herausgeber und Redacteur des Militärvereinsblattes ,',Der Kamerad". -s Einer neueren Bestimmung nach ist für eine Anzahl kleinerer selbstständiger Postorte der Ober- postdirectionsbezirke Leipzig behufs rascherer und sicherer Leitung von Postsendungen eine andere Ortsbezeichnung als die bisher gebräuchliche an zuwenden. Es ist darnach künftig zu adressicen: statt bisher künftig Bärenstein bei Annaberg i. S.: Bärenstein, R.-B. Zwickau. Bärenwalde b. Kirchberg i. S.: Bärenwalde, R.-B.Zwickau. Bergen bei Falkenstein i. S.: Bergen, R.-B. Zwickau. Dittersdorf b. Chemnitz i. S.: Dittersdorf, R.-B. Zwickau. Einsiedel bei Chemnitz i. S.: Einsiedel, R.-B. Zwickau. Gersdorf bei Oberlungwitz: Gersdorf, R.-B. Zwickau. Harthau bei Chemnitz i. S>: Hartha», R.-B. Zwickau. HartmannSdorsh.Burgstädt: Hartmannsdorf, R.-B.Leipzig. Königswalde b. Annaberg i.S.: Königswalde, R.-B. Zwickau. Marienthal bei Zwickau i. S.: Marienthal, R.-B. Zwickau. Möckern bei Leipzig: Möckern, R.-B. Leipzig. Mügeln bei Oschatz: Mügeln, R.-B. Leipzig. Mühlau bei Burgstädt: Mühlau, R.-B. Leipzig. Neukirchen b. Chemnitz i.S.: Neukirchen, R.-B. Zwickau. Ottendorf bei Mittweida: Ottendorf, R.-B. Leipzig. Reinsdorf bei Zwickau i. S.: Reinsdorf, R.-B. Zwickau. Röhrsdorf bei Chemnitz i.S.: Röhrsdors, R.-B. Zwickau. Schönberg bei Mühltroff: Schönberg bei Plauen i. V. Schönfeld bei Annaberg i. S.: Schönfeld, R.-B. Zwickau. Taucha bei Leipzig: Taucha, R.-B. Leipzig. Volkmarsdorf bei Leipzig: Volkmarsdors, R.-B. Leipzig. Zöblitz bei Marienberg i. S.: Zöblitz, R.-B. Zwickau. — Die Liebesgaben für die Calamitosen der sächsischen Lausitz haben bis jetzt den Betrag von nahe 400 000 M. erreicht. Der gesammte Scha den an Privatvermögen ist mit ca. 1,300000 M. veranschlagt, so daß etwa der dritte Theil der Verluste gedeckt wird. Erwägt man — wird aus Zittau geschrieben —, daß auch die Gemein den als solche stark geschädigt sind, so wird man, trotz der Befriedigung und trotz des Dankes, welche unsere Herzen erfüllen müssen über die werklhätige, reiche Liebe der Mitmenschen, begrei fen, warum das Central-Hilsscomitee immer neue Zuschußquellen zu erschließen sucht. An Local- comiteeS und Gemeindebehörden sind auf An suchen bereits vor längerer Zeit vorschußweise Summen verausgabt worden. Die erste größere Ausschüttung der Liebesgaben dürfte nahe be vorstehen. — Zu den von der Hauptstadt Brüssel zur Feier der 50jährigen Selbstständigkeit Belgiens vom 15. bis 21. d. M. veranstalteten Festlich keiten war auch der Oberbürgermeister von Dres den — wie die Bürgermeister der andern euro päischen Hauptstädte — eingeladen worden, vr. Stübel kann jedoch der Einladung nicht Folge geben, da sein Stellvertreter,, vr. Rüger, sein Amt noch nicht angelreten hat. — Der Wagenrangirer Haase auf Bahnhof Chemnitz, der am 28. Mai in der Nähe des Rothen Vorwerks eine Frau aus Hilbersdorf vom Tode durch Ueberfahrenwerden mit Ein setzung seines eigenen Lebens gerettet hat, wurde dieser Tage mit der silbernen Lebensrettungs medaille ausgezeichnet. — Der Sohn eines Zwickauer Einwohners war im Jahre 1872 im Alter von 16 Jahren nach Amerika ausgewandert, hatte sich der Mili tärpflicht entzogen nnd war deshalb in den letz ten Wochen zu 300 M. Geldstrafe und event. 60 Tagen Haft verurtheilt worden. Vor eini gen Tagen kehrte nun derselbe zum Besuche seiner Angehörigen aus Amerika zurück und nach dem die Polizei von der Anwesenheit desselben Kenntniß erlangt hatte, erfolgte die Sistirung und Ablieferung an die kgl. Staatsanwaltschaft. Dortfelbst wurde er vorläufig in Haft genommen, weil er den Nachweis, daß er das amerikanische Bürgerrecht erlangt hat, nicht führen konnte, und sieht er nun seiner Bestrafung und nach Befinden der sofortigen Einstellung zum Militär entgegen. — Der Wucherlärm in Zittau hat bereits zu einem Prozeß geführt. Einer der Angegriffenen, der sich sein Vermögen in Amerika erworben, hat die Zittauer Morg.-Ztg. wegen Beleidigung verklagt. Das genannte Blatt sammelt- übrigens fleißig Details gegen die sauberen Ehrenmänner, deren Treiben kürzlich so verhängnißvolle Folgen hatte. — Auch in Cainsdorf bei Zwickau regt sich die Auswanderungslust. In voriger Woche ver ließ eine Schaar von ca. 12 Köpfen den Ort, um über Bremen in dac Land der „goldenen Hoffnungen und Träume" zu gelangen. Ein Theil der Auswanderer hat sich in den Schoß derselben Brüdergemeinde geflüchtet, in welcher Eine Gke mitten im Kugelregen. Erinnerung an das Gefecht von Saarbrücken. (Fortsetzung.) Am 31. Juni Abends wurden wir durch die Ankunft einer Gesellschaft in Sensation gesetzt. Der Wirth wollte eben daS Gas auSlöschen und uns auS dem Saale gehen heißen, als eine Gesellschaft Fremder eintrat, ein ungefähr 18 Jahre altes Mäd chen mit einem runden Gesicht und freien, frischen Augen, ihre um einige Jahre ältere Schwester und ihr Bruder. Sie waren von Böhmen ge- kommen und zwar mit einer sehr seltsamen Ab sicht. Die kleine Minna Voigt hatte einen jungen Feldwebel zum Bräutigam, der im zweiten Batail lon deS Hohenzollern-Regiment» stand, einen ge. borenen Saarlouiser. DaS Bataillon stand in Saarlouis und hatte den Befehl bekommen, sich mit dem ersten Bataillon zu vereinigen, und der junge Eckenstein, daS war der Name, hatte an seine Brau« geschrieben, dorthin zu kommen und sie zu ireffen, damit sie noch verheirathet werden könnten, bevor er in den Feldzug auSrückte, von dem er vielleicht nicht zurückkehren möchte. Wir waren natürlich über diese Eröffnung sehr erfreut, denn eS war jedenfalls seltsam, daß wir einer Hochzeit in dem Hotel Hagen unter so eigenthümlichen Ver hältnissen beiwohnen sollten. Während die Braut hier in dem Hoiel Hagen eingekehrl war, lag ihr Bräutigam draußen rm Bi- vouac etwa fünf Meilen von unS entfernt. Am Nachmittage deS nächsten TageS sollte sein Batail. Ion auf Saarbrücken marschiren und etwa zwei Meilen von der Stadt bivouakiren. Natürlich wa. ren wir sofort entschlossen, dem Bataillon entgegen- zugehen und dasselbe willkommen zu heißen. Ei nige von unS nahmen Cigarren, Andere Wein und Schnaps mit, um die Soldaten zu erquicken Di« Familie Voigt blieb allein im Hotel Hagen zurück, va sie unS aus Delikatesse nicht begleiten wollte. Der deutsche Journalist übernahm eS jedoch, den jungen Eckenstein ausfindig zu machen und ihm zu sagen, welches Glück ihn, wenige Meilen entfernt, erwarte. Die Offiziere de» zweiten Bataillons wa- ren vortreffliche Leute, vom alten, graubärtigen Obersten bi» zu dem jüngsten, bartlosen Lieutenant, und die Leute, welche bereits seit einigen Wochen marschirt und bivouakirt hatten, sahen so frisch auS, als hätten sie nicht hrute schon fünf Meilen zurückgelegt. Küster fand bald den jungen Feld« webcl und der Hauptmann der Compagnie gab gern, als er den Grund hörte, Urlaub für zwei Tage, aber allerdings unter der Bedingung, daß, wenn irgend eine feindliche Action eintreten tollte, der Felvwebrl sofort gebunden sei, ohne Aufenthalt zur Compagnie zurückzukehren. „Fürchten Si« nichts, Herr Hauptmann", sagte Eckenstein und nachdem er seinen Kameraden eine „Gute Nacht" gewünscht hatte, ging es im Triumph mit unserem Sunde nach dem Hotel zurück. ES war ein rüh render Anblick, die Begrüßung zwischen Braut und Bräutigam zu sehen, als er sie in der Thür de» Hotel Hagen bewillkommnete. Wir suchten iratür- Uch die Nacht aus daS Vortrefflichste zu feiern. Der Wirth wurde herbeigeholt und schwor ein Donnerwetter über daS ander«, un» daS beste Abend- brod zu geben, dessen wir un» j« erinnern möchten. Und er hielt Wort. Der wackere, alte Pastor, welcher am anderen Tage die Cenmonie de» Trau-