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.s gewesen: der beklagenswerlhe Mann vergiftete sich in einpr Badezelle in der Elbe aus Ver zweiflung darüber, daß ein verheiratheter vor nehmer Ungar, der auch in manchen andern da- sigen Familien Unheil angestiftet haben soll, seine Tochter verführt hatte. — Der bekannte socialistisHe Agitator Max Kaiser und der Sitzredacteur der socialistischen „Dr. Abendztg.", Petzold, wurden in der Nacht zum Sonntag in einer Dresdner Fischhandlung verhaftet, weil sie sich gegen die Polizeiorgane renitent benommen hatten. Bei einer in der Kaiser'schen Wohnung vorgenommenen Haus suchung fand man Exemplare desjenigen Auf rufs revolutionären Inhaltes, welcher nächtlicher Weile von Socialisten an den Straßenecken an geklebt worden war. Die Verbreitung ist förm- lichst systematisch betrieben worden und erstreckte sich auch auf die Vororte Dresdens. — In der Centralhalle zu Leipzig präsentirt sich jetzt ein 31jähriger Mann aus Westfalen, der, nachdem er als Artillerist gedient, vor 4 Jahren „wegen hochgradiger Fettleibigkeit" von der Militärpflicht befreit werden mußte und jetzt über das respektable Gewicht von 211z Kilo, also 423 Pfund verfügt. Sein Körperumfang entspricht merkwürdigerweise genau der Körper größe : wie jene beträgt diese 1 Mtr. 75 Centim. Zur Bekleidung bedarf er nicht weniger als 21 Ellen Stoff. Welche Körperdimensionen der übrigens ein intelligentes Gesicht zur Schau tra gende Mann hat, geht daraus hervor, daß das Seitengewehrkoppel eines Gendarmen nur äu ßerst knapp ausgereicht hat, den einen oberen Schenkel des wohlbeleibten Mannes zu um schließen. — Unglücksfälle und Verbrechen. Bei einem am Sonntag in Großschirma stattgefundenen „Sänger-Vogel schießen" traf eine Kugel den Schmiedemeister Zill so un- glücklich, daß nach Verlauf einer Viertelstunde der Tod eintrat. Der Verstorbene, dem Lie Kugel in den Mund gedrungm war, hinterläßt eine Wittwe mit 6 unmündi gen Kindern. — Im Cursaale in Bad Elster fiel am Sonnabend Abend der Kronleuchter plötzlich von der Decke herab zu Boden und zwar in dem Augenblicke, als der Hausmeister in Begriff war, denselben anzuzünden. Nur unter bedeutender Anstrengung gelang es, das sich ent zündende Petroleum zu loschen und drohende weitere Ge fahr abzuwenden. Der Kronleuchter war eine prachtvolle Arbeit aus Bronce mit etwa 50 Flammen, die durch große Milchglasglocken bedeckt waren, und von so be trächtlichem Gewicht, daß die Platte eines Tisches, welcher von demselben beim Fall betroffen wurde, vollständig durchgeschlagen wurde. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Vom Reichskanzler wird berichtet, daß er in Friedrichsruhe fortgesetzt angestrengt gewesen sei, namentlich sollen ihn die Verhandlungen der Mächte über etwaige gegen die Pforte zu unter nehmende Schritte, sowie auch die Lösung der Steuerfrage beschäftigt haben. — Osficiös wird geschrieben -. Es wird in ver schiedenen Blättern viel Aufhebens davon ge- macht, daß zur Zeit eine Commission zusammen getreten ist, um über die Umwandlung des In fanterie-Gewehrs U. 71 in ein Repetir-Gewehr zu berathen. Es handelt sich nur darum, zu prüfen, ob die neue Erfindung überhaupt in der Praxis Aussicht auf Vortheil haben könne. Ue- brigens wird das veränderte Gewehr im Herbst dem Garde-Schützen-Bataillon zum Gebrauch über geben werden und wird sich nach dem ergeben, inwieweit eine solche Aenderung zu berücksichtigen sein wird. — Die deutsche Corvette „Nymphe", welche am 12. d. den Kieler Hafen verlassen, um nach Westindien zu gehen — ein Schiff, welches, bei läufig bemerkt, am 17. März 1864 bei Jasmund ein ruhmreiches Gefecht gegen dänische Kriegs schiffe bestand — hat vor einigen Tagen in Ko penhagen Anker geworfen. Bei dieser Gelegen heit hat der König von Dänemark die Offiziere der „Nymphe" in Audienz empfangen und mit gesuchter Auszeichnung geehrt. Die „Voss. Ztg." bemerkt hierzu : „Die deutsch - sreundliche Gesin nung des Königs trat schon bei seiner letzten Anwesenheit in Berlin sichtbar hervor, und man > u ! - V 's" griff kaum fehl in der Annahme, daß er für seine Person Alles aufbietet, um die Beziehungen zwischen Deutschland und Dänemark wieder auf einen normalen Stand zu bringen." — Die neuen deutschen Küstenbatterien werden eine colossale Armirung zu erwarten haben. Das im Krupp'schen Etablissement construirte 40^Cen- timetergeschütz soll in der Küstenvertheidigung seine Verwendung finden; mit ihm adoptirt un sere Marine ein Kaliber, welches selbst den stärk sten aller bislang construirten schwimmenden Pan zern überlegen ist, indem sein gewaltiges Geschoß von 15z Centnern die mächtigsten italienischen und englischen Panzerplatten glatt durchschlagen kann. — In der neuesten Zeit entwickelt sich der Verkehr auf der Elbe zu Ungunsten der beihei ligten deutschen Bahnverwaltungen immer mehr. Die Oesterreichische Nordwestbahn, die Oester- reichische Staatseisenbahn, die Aussig - Teplitzer Bahn, die Dux-Bodenbacher Bahn und die Böh mische Nordbahn besitzen Umschlagsplätze an der Elbe, wo ihre Güter auf die Schiffe verladen werden. Als Hauptverfrachtungsgegenstände sind Getreide, Kohlen, Holz und Zucker' zu nennen. Oesterreich - Ungarn. — Wiewohl man in Wien die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, daß die Pforte im letzten Augenblick auf Widerstand verzichten werde, trifft man doch Vorbereitungen zur Betheiligung an der Flottenkundgebung. Schweiz. — Mit dem 1. Januar 1881 tritt das Ver- wt der Einfuhr von Zündhölzchen und Streich- kerzchen, bei denen gelber Phosphor zur Ver wendung kommt, in Kraft. Wer solche Zünd- Mzchen einführt und verkauft, wird mit einer Geldbuße von 5 bis 100 Francs bestraft. England. — Ein soeben ausgegebener amtlicher Bericht wirft auf die Zustände in Irland ein unange nehmes Licht. Der ärztliche Aufseher in der Grasfchast Mayo constaiirt: „In den meisten Hütten werden Rindvieh und Schweine in der Stube gehalten. Die Exkremente werden theil weise durch einen offenen Abflußgraben, welcher mitten durch die Stube läuft, abgeführt." In einem andern Orte fand derselbe Aufseher in ei ner Hütte volle 8 Zoll Dünger liegen. Die Hausfrau erklärte, sie könne den Dünger nicht förtschaffen, denn sonst würde sie keinen zum Düngen des Gartens behalten. Ihr Trinkwas ser holen die Leute aus einem Brunnen im an grenzenden Felde, welcher in Wahrheit weiter nichts ist, als ein mit dem Spaten gegrabener Wasserbehälter. In denselben münden Drain röhren aus dem Felde ein, und in denselben fließt das Wasser von den daneben liegenden Commun cationswegen. Das Feld wurde im letzten Winter frisch gedüngt. Das Wasser sah dunkel aus und hatte eine fettige Haut auf der Oberfläche. Das sind zwar einige der schlimm sten Beispiele; in seinen Grundzügen ist das Uebel indessen über die ganze Insel verbreitet, hier in etwas stärkerem Maße, dort etwas milder. Rußland. — Zu derselben Zeit, wo die großen Ma növer vor dem Kaiser Franz Joses in Galizien stattsinden, werden auch in Südwest-Rußland, und zwar in den Gouvernements Kiew, Vol- hynien, Podolien und Bessarabien, also längs der ganzen östlichen österreichisch-russischen Grenze, Manöver aller Gattungen russischer Truppen stattfinden. Die in Kiew zusammengezogenen Cavallerietruppen, welchen auch die donischen und uralschen Kosaken beigegeben worden sind, werden in der Zerstörung und Wiederherstellung der Eisenbahnen und Telegraphenverbindungen geübt. Zu diesen Manövern, welche zwei Mo nate lang dauern sollen, werden sämmtliche Ober- Commandanten aus dem letzten russisch-türkischen Kriege und viele fremde Militärs erwartet. Vermischtes. * Vor einigen Tagen starb zu Eschwege der Kreisphystcus vr. Höfling, dem es vor einer langen Reihe von Jahren gelungen war, mit einem glücklichen Griff und in echt poetischer Be geisterung ein Burschenlied zu dichten, das in zwischen seinen Weg über alle Hochschulen ge nommen hat, und, soweit die deutsche Zunge klingt, das Lieblingslied der Studenten und nicht minder der alten Herren geworden ist — das. Lied: „O alte Burschenherrlichkeit, wohin bist du entschwunden?" In seinem bescheidenen Sinne war der Verstorbene nie als Dichter des Liedes an die Oeffentlichkeit getreten, und erst vor wenigen Jahren wurde bekannt, daß diese von echter, wahrer Poesie durchdrungenen Worte den Arzt in der schönen Werra-Stadt zum Au tor haben. * In Ulm aß man am 22. d. die ersten heu rigen Aepfel (1 Stück 20 Pfg.), aus Verona bezogen. * Das unsinnige Schaukeln im Kahn hat am Sonntag in der Spree zu Stralau bei Berlin 3 jungen Leuten das Leben gekostet. Merkwür digerweise waren 2 von den durch Umschlagen des Bootes Ertrunkenen Schwimmer, während 3 Gerettete des Schwimmens unkundig waren. * Ein höchst bedauerliches Unglück traf einen Eisenbahnschaffner in Oberhausen am Rhein. Derselbe hatte sich, um auszuruhen, in einen offenstehenden Güterwagen gesetzt, als in Folge des starken Anpralls beim Rangiren die Seiten- thüren des offenen Waggons sich derartig zu sammenschoben, daß dem Unglücklichen beide Beine total abgequetscht wurden. Derselbe ist kurz darauf an den erhaltenen Verletzungen ver schieden. * Das prachtvolle Schloß Gumpenstein bei Jrd- ning in Steiermark, das gerichtlich auf 65000 fl. geschätzt worden, wurde am 20. d. in exeku tiver Versteigerung von einem Münchener Pri vatmann für — 100 fl. erstanden. * In Reichenau in Böhmen starb der be kannte österreichische Großindustrielle Ritter v. Dräsche, ein Macher Millionär. * In Berlin ist eine junge Dame, Tochter eines Gerichtsrathes, die Nachts unmittelbar bei offenem Fenster schlief, erblindet. * Dem„Pirmas. Anz." wird glaubwürdig er zählt, daß in einer Stadt der Vorderpfalz ein Kohlenhändler, der erst vor wenigen Wochen das Unglück hatte, seine Frau zu verlieren, im Be griffe steht, sich wieder zu verheirathen und zwar mit — seiner Schwiegermutter, einer noch rüsti gen Wittwe, die ihn nach eigener Aussage, „weil er so brav ist", keiner Anderen gönne. Vorläuüxe Vettsrprvßiwse äes meieoroloki- sekeo Suresull in I-oiprix kür ckeo 29. ^uli: Vetter vvrileckerlieli, Temperatur z.unvbmvntl, rellrreisv MeckvrsvIMxe. Schöffeugerichtsfitzung beim hiesigen Kgl. Amtsgerichte am 22. Juli 1880. Al« Schöffen fungirlen: Hr. FSrbereibesitzer DeSpang und Hr. Kaufmann Hugo Herrmann von hier. In da« Geschäftslocal des ProductenhändlerS Schade in Gruna kamen am 22. Mai d. I. zwei Handwerksbur schen und verlangten von der daselbst anwesenden Ehesrau genannten Geschäftsinhabers Bier. Während die letztere das Bier aus dem Keller holte, veranlaßte der eineHand- wcrksbursche, Namens Rittner, den andern, Namens Cle mens Ernst Kreher aus Oederan, von einem Regale zwei Packete Cigarren im ungefähren Werthe von 8M. herun terzunehmen, welchem Verlangen Kreher nachkam. Der Diebstahl wurde jedoch von obengenannter Schade recht zeitig bemerkt, was die Arretur beider Handwerksburschen zur Folge hatte. Bis nach Herbeiholung polizeilicher Hilse wurden die Arrestanten in einem Pserdestalle unterge bracht, aus welchem sich dieselben jedoch wieder heimlich entfernten, und hat sich der heute unter Anklage stehende obgenannte Kreher freiwillig gestellt, während von Rittner bis jetzt nichts bekannt geworden ist. Wegen Diebstahls wurde Kreher zu 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. Mittelst Strafverfügung der König!. AmtShauptmann- schast Flöka war der Weinhändler Wilhelm Steyer in Merzdorf wegen unberechtigten Fischen« — Angelns — zu einer Geldstrafe von 50 M. verurtheilt worden. Ge gen diese Strafverfügung erhob Steyer Widerspruch und trug auf gerichtliche Entscheidung au. In der heutigen Hauptverhandlung vermochte sich jedoch Steyer nicht zu rechtfertigen und erkannte ihm da» Schöffengericht eine Geldstrafe von 10 M. zu. Wegen Betheiligung an der früher bereit» referirten Be-