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1880. 162 iM nedix. rrn H n Tpei- Zuspruch hen und Setränken m Saale etv. ; Uhr an lichst ein- Zeber. backrner mk. ert zu md ihres ath und l größter ich nicht bis zur 1 meinen irechen. rrzt vr. > segens- en Kran- tenschen- Erjcheint täglich. Illit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Abends für den folgenden Tag. — Jnfcraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags io Uhr. Dienstag, dm Ist. Juli hl. thold. ^»^-«>>-5«»' Saget/, A F» siMMLWk. Amtsblatt der Königl. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Lönigl. Amtsgerichts un- des Stadtraths zu Frankenberg ateur. unseres in Pro- ren all- Wall- iteur S. Das Absterben der Hausindustrien. Der „Social. - Corr." wird geschrieben: Der große, natürliche Prozeß vom Werden und Ver gehen, dessen Spuren all, überall den Dingen der Welt anhaften, kann nirgends folgenreicher sein, als im industriellen Leben. Viele Hausin dustrien sind schon dahingegangen, andere stehen auf dem Aussterbeetat. Einigen wird der Tod leicht, andere siechen dahin unter den furchtbar sten Kämpfen. Die Handspinnerei ist entschlum mert, wie eine hochbetagle, lebensmüde Greisin; kaum hat Jemand durch ihren Wmgang Scha den erlitten, und wenn man ihr nachtrauerte, geschah es aus Pietät gegen den alten, lieben Spinnrocken, der ein so trauliches Attribut des deutschen Heerdes war. Ueberhaupt haben alle Großindustrien, welche die FraueMand entlaste ten, unendlichen Segen in die Welt gebracht, und wenn sie auch noch Hunderttausende von Frauen an die Fabriksäle fesseln, so werden sie dafür in Zukunft Millionen dem natürlichen Frauenberuf, der Wirthschaft und der Kinderer ziehung voll und ganz zurückgebE' Herzerschütternd tragisch ist Hoegen der Ab sterbeprozeß solcher Hausindustrien, welche von der männlichen Bevölkerung großer Districts als Haupterwerb betrieben werden. Der mechanische Webstuhl, der der ganzen civilisirten Menschheit um billiges Geld das Dasein schmuckreicher ge staltet, ist gleichwohl der Fluch vieler vieler Tau sende. Die jüngsten Nothschreie der Handweber aus Böhmen und Schlesien, aus der Lausitz und dem Vogtland sind kaum verhallt, aber sie wer den sich schon bei der nächsten Geschäflsstockung ängstlicher und dringender erheben. Vielleicht beschwichtigt man sie abermals auf einige Zeit, aber verstummen werden sie nicht, bis die ganze Handweberei ausgelitten und ausgerungen hat. Sie ist überholt von der Mgschine. Mit gleich schrecklichem Eryst vollzieht sich ein ähnlicher Sterbeproceß in Hr. Strumpfwirker branche, die namentlich in Sechsen weit verbrei tet ist. Seltsam! Schon seil mehrere,! Jahren steht diese Industrie im schönsten Flor, kleine Fabriken werden zu großen Fabriken, Factore schwingen sich auf zum Großindustriellen und die Arbeiter an den modernen Maschinen erfreuen sich sehr auskömmlicher Löhne;.die Waaren sind stark begehrt, sie sind baares Geld, wie der Kaufmann sagt; aber das Alles hindert nicht, daß die weitaus verbreitete Hausindustrie dieser Branche mit ihren HandsMlen dem unheilbar sten Siechthum verfallen isk^ Die „goldene Zeit" hat für sie weiter keine Bedeutung, als daß sie während derselben nicht ersterben kann. „Ich weiß sehr wohl", spricht der Fabrikant zum Handwirker, „Eure Handwaaren verdienen den Vorzug, allein das Publikum hat nicht die geringste Waarenkenntniß, ja, es greift nach den Maschinenwaaren lieber, weil die Maschine ele ganter und darum marktfähiger arbeitet. Jn- dessen, ich weiß ein dauerhaftes Stück Handar beit zu schätzen, auch will ich nicht, daß Ihr mit li: W. ch, spä- einladet hold. esten, iefelu ardt, Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vicrteljiihrl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. den Euren brodlos werdet und ich bin bereit, Eure Lieferungen nach wie vor dem Weltmarkt zuzuführen, nur müßt Ihr im Preise mit meinen Maschinen concurriren. Man bezahlt mir nicht mehr dafür, folglich würde ein höherer Lohn für mich ein Opfer bedeuten, das mir Niemand vergütet. Wollt und könnt Ihr die Concurrenz aufnehmen, so habe ich vollauf Arbeit für Euch und wenn Ihr sehr fleißig liefert, werde ich vor läufig von der Aufstellung neuer Maschinen absehen." Der Fabrikant spricht die Wahrheit, auch an seiner Logik ist nicht das Geringste auszusetzen; der bekümmerte Mann aber schreitet mit einer neuen Bürde Garn seinem Häuschen zu, in dem es von Handstühlen und Kindern wimmelt; er hat eine neue Galgenfrist gewonnen und die Gattin ist wohl gar glücklich über sein — verlängertes Elend. Der gewohnte Fleiß wird nun zu einer athemlosen Hast, die Nacht wird zum Tag — sein blutleerer Arm ist verurtheilt, die Riesenkraft des Dampfes einzuholen und wie will er diesem anders beikommen, als daß er auch zur Nachtzeit arbeitet, wenn das zischende Kesselhaus längst im tiefsten Frieden liegt! Ich habe einige Jahre in einem großen erz- gebirgischen Strumpfwirkerdorfe gelebt und es ist für mich immer ein wehmüthiger Anblick ge wesen, wenn ich des Nachts an den erleuchteten Strumpswirkerhäuschen vorüberging. Im Hin tergründe schlafen ruhig Weib und Kind, am Fenster aber kreischt unaufhörlich der Handstuhl; durch eine Glaskugel dringt ein spärliches Licht auf die Arbeit und reflectirt sich auf dem blaffen, kummervollen Antlitz eines Mannes, der unter fieberhafter Hast -mit dem ganzen Körp'er den Handstütze das unselige Erbstück von Vaters Zeiten her, In Bewegung erhält. Daneben liegt die Fabrik in tiefster Ruhe. Das Mondlicht er gießt sich durch die Bogenfenster des Maschinen hauses und beleuchtet den schlafenden Koloß mti den blanken Kolben und Rädern; er liegt so selbstzufrieden dort; er scheint zu wissen, daß er schon morgen in aller Frühe mit so und so viel tausend Umdrehungen die Früchte des nächtlichen Fleißes dieser Armen überholt hat. Und dieser Zustand ist eingetreten, während die Strumpfbranche schon eine ganze Reihe von Jahren trefflich im Gange ist. Wie soll es nun werden, wenn einmal eine jener schweren Krisen wiederkehrt, wie sie diese Industrie im zweit- und drittletzten Jahrzehnt erleben mußte? Ein billiger Nathschlag lautet: Gebt Eure un selige Hausindustrie auf und sucht Arbeit in den Fabriken. Wollten jedoch die Fabrikanten so viele Maschinen in Betrieb setzen, als Handwirker vor handen sind, so würde die schlimmste Ueberpro- duction die gute Absicht völlig vereiteln und in anderen Fabriken beschäftigt man diese Leute nicht gern. Wer Jahrzehnte lang im Wirker stuhl gesessen, kann eben nicht sehr geschickt und anstellig bei anderen Arbeiten sein; auch sind die Handwirker meist schwächliche, kraftlose Leute, und dazu ist die persönliche Freiheit ein so köst- », wozu t einlade. Eis. zahmeS stein, ckhäü kbesetztem U statt. !e Marsch zu ladet wnke. Jnjerate werden mit S Pf. fiir die gespaltene CorpuSzetle oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag 20 Pf. Com plicirte oder tabellarische Inserate nach Ueberemkommen. Uches Gut, daß sich auch klügere Menschen um ihrer willen die schwerste Selbstknechtung auf erlegen. Ein weiterer Nathschlag ist dieser: Macht drese Leute nach und nach brodlos und zwingt sie da durch zum Auswandern oder zu lohnenderen Be schäftigungen. Der Vorschlag hat etwas Natür liches und ist in seinen Consequenzen nicht so schrecklich, wie der langsame Absterbeprozeß, der mit seinem Hunger und Kummer ganze Geschlech ter degenerirt. Gründliche Hilfe würde den Unglücklichen wer den, wenn sich väs Publikum entschließen könnte, sich mehr Waarenkenntniß anzuschaffen. Der unnatürliche Zustand, der einer weniger haltba ren Waare dieselben Preise zuerkennt, würde fallen müssen und die vermehrte Nachfrage hätte bald der Handwaare den wohlverdienten höhern Preis verschafft. Leiderist jedoch das Publikum der großen Mehrzahl nach völlig unmündig in wirthschaftlichen Dingen; wie würde sonst das „marktfähige" Ansehen der Waaren in der Ge schäftswelt eine so große Rölle spielen können. Mit einem „marktfähigen" Aeitßeren ausgerüstet, ist in vielen Fällen der fragwürdigste Gegenstand unterzubringen. Es sei hier nur an die aller liebsten kleinen, eleganten Kinderfibuhe aus dem elendesten Schafleder erinnert, dw man ihres Aussehens wegen wie warme Semmeln wegkauft, um sie wenige Tage später in den Kehricht zu werfen. . Auch ich muß die Frage, wie zu helfen, sei, hier offen lassen. Jedenfalls aber ist es ^ut, sie zu untersuchen, ehe der Hunger die Thüren der Bedrohten aufbricht und sich Einlaß erzwingt! In der neuesten Nr. der „Soc.-Corr." ant wortet hierauf ein sächsischer Fabrikant: Das Bild, welches der Verfasser von der Lage der sächsischen Strumpfwirkerei entwirft, trifft viel leicht für eine frühere Zeit zu, wo die geschlos senen Etablissements außer Rändern nur Rund- stuhlwaare lieferten; damals standen letztere al lerdings in der Hauptsache der Handstuhlarbeit nach. Seit Anfang der Sechsziger Jahre haben wir aber geradezu epochemachende Erfindungen zu verzeichnen; von da ab wurde die sogenannte reguläre Waare auch im mechanischen Großbe trieb produzirt. Und dies war ein Segen! Denn mit Handwirkerei konnte es auf die Dauer so nicht weiter gehen. Alle Welt weiß von mi serablen Löhnen jener 'Zeit zu erzählen, und manche dieser traurigen Beispiele haben vielleicht noch nicht einmal die schlimmsten Vorkommnisse eines elenden Broderwerbes berichtet. Aber Handwirkerei mußte zum großen Theil eingehen, weil die Leute oft nur wie Automaten mecha nisch, gedankenlos arbeiteten, was und wie sie es von ihrem Vater erlernt hatten, und sich ge gen Alles sträubten, was sie aus der anererbten Gewohnheit hätte bringen können. Wie ost ha ben Fabrikanten tauben Ohren gepredigt, daß Dies und Jenes geändert werden müsse. Ihr Correspondent führt als wörtlichen Ausspruch