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^ZMsaM^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint tüalich, Illit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnferatcn-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags i» Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstaltcn. Preis vierteljiihrl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit 8 Pf.-für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Inserate,ibetrag 20 Pf. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Uebcreinkommen. Mit der morgen erscheinenden Nummer endet das zweite diesjährige Quartal unseres Blattes. Zu recht zahlreicher Erneuerung des Abonnements auf das dritte Quartal, für welches die prännmcrando zahlbaren Quartalskarteu sä I M. 50 Pf.) und Monatskarten sä, 50 Pf) schon jetzt zu haben sind, laden wir crgebenst ein. . OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 28. Juni 1880. s Der gestern auch kirchlich begangene 350. Gedenktag der Verlesung der Augsburgischen Confessio» vor Kaiser und Ständen auf dem Reichstage zu Augsburg ist gerade jetzt, da im preußischen Abgeordnetenhause der Kampf mit Rom mit erneuter Heftigkeit lobt und da von Tirol her enipörendes Auftreten katholischer Bi schöfe gegen die dasigen evangelischen Glaubens genossen gemeldet wird, von Bedeutung. Leider war trotzdem der Besuch unsrer Stadtkirche ein verhältnißmäßig spärlicher. Im Vormiltagsgot tesdienste gab nach der vom Kirchensänger- und dem Stadtmusikchor ausgeführten Kirchenmusik „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" aus Haydn's „Schöpfung" und nach dem Gesänge des immer erhebenden Trutz- und Siegesliedes der Evangelischen „Ein' feste Burg ist unser Gott" Hr. Oberpfarrer Lesch in der Einleitung seiner Festpredigt eine Geschichte der durch den Kurfürsten Johann Friedrich den Beständigen von Sachsen veranlaßten, auf Grund von Be- rathungen der namhaftesten Theologen von Me lanchthon verfaßten Augsburgischen Confessio«, die nach ihrer Veröffentlichung vor Kaiser und Reich einen gewaltigen Eindruck gemacht, — er führte die sich an diese Bekenntnißschrift anrei henden Schriften an—die Apologie (Verlheidigung der Confession), der große und kleine Katechis mus Luther's, die Schmalkaldischen Artikel und endlich die Concordiensormel, die auf Veranlas sung des Kurfürsten August von Sachsen von ei ner Anzahl Theologen bearbeitet worden, um festzustellen, welches der evangelische Glaube sei, damit er lauter und rein gelehrt werde, und um Streitigkeiten in den Lehrsätzen, die mit gro ßer Heftigkeit unter den evangelischen Theologen entbrannt waren, zu schlichten, die Concordien formel, deren vor 3 Jahrhunderten, am 2b. Juni 1880, erfolgten Veröffentlichung die Feier gleich falls galt. Der Festprediger bezeichnete als Zweck der Feier die Mahnung, festzuhalten an den Lehren der Kirche, und erläuterte auf Grund des Bibelwortes Ebr. 13, 9, was wir an den Bekenntnissen unsrer theuren evangelischen Kirche haben. -f In fieberhaftem Anfall hat gestern Abend gegen 9 Uhr der im 10. Jahre stehende Sohn des Hrn.Webermstr. Metzler, wohnhaft in Reichens Restaurant am Neubau, sich aus seinem Bette entfernt, ist durch das Dachfenster ausgestiegen und 3 Stockwerk herab auf die Fahrstraße ge stürzt. Hierbei hat der bedauernswerthe Knabe zwar keinen Gliederbruch, wohl aber schwere in nere Verletzungen davongetragen und befindet sich derselbe in ärztlicher Behandlung. -f „Fernseher" nennt sich eine von einem süd deutschen Optiker erfundene Neuigkeit, welche in optischer Wirkung dem „Feld- oder Krimstecher" Concurrenz macht und dabei doch wesentllich bil liger sich stellt. Es besteht das neue optische Instrument aus 2 Gläsern, welche gefaßt sind und an der Randeinfassung klammerartige Fe dern tragen. Werden die beiden Gläser auf ei nen Spazierstock aufgeklemmt und in dem Auge des Einzelnen angepaßte Entfernung gestellt, so bietet sich ein „Fernseher", welcher den Touristen den Genuß der Bergwanderungen rc. verdoppelt. Die beiden Gläser schützt ein Etui, welches bequem in der Westentasche getragen werden kann. Der Hauptwerth des praktischen „Fernsehers" liegt neben der Handlichkeit in seiner Billigkeit; er ist für 2 M. 50 Pf. incl. Etui zu haben, während ein für Touristenzwecke geeigneter sog. Krimstecher unter 20 M. kaum zu beschaffen ist. Für hiesigen Platz hat Hr. Emil Jochem am Markt ein Depot übernommen. Mit der 98. Landeslotterie, deren Ziehung demnächst beginnt, wird infolge der Anregungen, welche der Landtag in seiner letzten Session ge geben, eine beträchtliche Vermehrung der Ein nahmen für die Staatskasse insofern eintreten, als das Finanzministerium eine Herabsetzung der Provision der Hauptcollecteure für selbst debitirte Loose angeordnet hat. Der Antrag der Ein nahmevermehrung läßt sich zwar, da dieselbe von der Zahl der von den Hauptcollecteure» selbst debmrten Loose abhängt, nicht mit voller Sicher heit veranschlagen, indessen läßt sich derselbe zu etwa 50000 Mark im Jahre 1880 und zu etwa 100000 Mark im Jahre 1881 annehmen. Auf eine an die Staalsregierung auf Anregung des Abgeordneten Schieck-Frankenberg von der Finanz- deputation der Zweiten Kammer während des letzten Landtages gerichtete Frage, dahin gehend, ob nicht durch anderweite Organisation dcsCol- lecteurwesens, insbesondere durch Abschaffung der Hauptcollecteure, Ersparnisse zu erwarten sein dürften, hat die Negierung, wie wir vernehmen, erwidert, daß zwar im Finanzministerium die allmälige Abschaffung der Hauptcollecteure in Er wägung gezogen worden, die deshalb angestell ten Erörterungen aber noch nicht abgeschlossen seien. — Die Enthüllung des jetzt auf dem Alt markte zu Dresden in der Errichtung befindlichen Siegesdenkmals wird auf Wunsch' des Königs am 10. Jahrestage der Schlacht von Sedan stattfinden. Deputationen des Heeres werden an der Feier theilnehmen. — In der Zeit vom 11. bis 15. Juli findet in Pirna das 6. Mitteldeutsche Bundesschießen statt. Für den 13. Juli steht der Besuch der königlichen Familie zu erwarten. — Am Freitag vollzog sich in der Wollen industrie-Ausstellung in Leipzig ein interessantes Ereigniß. Es handelte sich nämlich um die bau polizeiliche Prüfung der Brücke, die beide Aus stellungshallen mit einander verbindet. Die Brücke wurde zu diesem Zwecke mit 11000 Zie gelsteinen im Gewichte von ungefähr 880 Cent- nern belastet. Trotz der schweren Belastung war das Resultat ein mehr als befriedigendes. — In Buchholz wurde dieser Tage bei meh reren Mitgliedern der socialwischen Partei eine polizeiliche Haussuchung vorgenommen, wobei verschiedene verbotene Schriften zur Confiscation gelangten. — Alle Petitionen der Zittauer Bürgerschaft haben bisher das langjährige Project der Man- dau-Regulirung und Neubau der Spittelbrücke nicht zur Verwirklichung zu bringen vermocht, bis endlich das Hochwasser vom 14. d. M. alle Einwände dagegen zu Schanden gemacht hat, so daß nunmehr mit größerer Zuversicht der end lichen Verwirklichung entgegengesehen werden darf. — Von der Firma C. G. Hoffmann in Neu gersdorf geht der „Oberl. Morgenztg." die be richtigende Nachricht zu, daß der von ihr für die Wassercalamitosen gespendete Beitrag nicht 10000, sondern 2867 Mark 5 Pf. beträgt und sind die 867 Mark 5 Pf. vom Fabrik- und Comptoir personal gesammelt worden. — Die „Görl. Nachr." schreiben: „Es ist in hohem Grade bedauerlich, daß in den großen auswärtigen Blättern immer nur von den Ver wüstungen gesprochen wird, welche die Ueber- schwemmung in der Sächsischen Oberlausitz an gerichtet hat. So enorm der Schaden in Sach sen auch sein mag, er kann kaum größer sein, als der, den unsere preußische Oberlausitz erlitten hat. Die großen Dresdner Blätter haben sich ihrer Landsleute aber mit Wärme angenommen und behördlicherseits ist jenseits der Grenze Alles gethan worden, was den normalen Zustand wiederherzustellen vermag, während mit Bedauern constatirt werden muß, daß in Preußen kaum die ersten bescheidensten Anfänge einer Staats hilse zu bemerken sind. . . . Sollten denn in der That jetzt, wo wir mitten im tiefsten Frieden liegen, nicht ein Paar Hundert Soldaten in unse rem großen Preußen zu entbehren sein, wo es doch in dem kleinen Sachsen möglich gemacht worden ist, ungefähr 500 Mann zu den Reltungsarbeiten abzucommandiren?" .... Wer unter unfern Lesern, bemerken die „Zittauer Nachr." hierzu, mag diesen eindringlichen Nothruf lesen und nicht mit freudigem Stolz und gerührtem Dank zu gleich erfüllt werden angesichts der energischen und durchgreifenden Maßregeln, die feiten unserer sächsischen Behörden, vor allem angefeuert durch die hohe landesväterliche Fürsorge Er. Majestät unseres allverehrten Königs Albert selbst, sogleich .-m ersten Moment der drängenden Noth in'S