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unzweideutigen Ausdruck finden, werden die Pe titionen an die Regierung mit der Aufforderung geleitet, dieser Angelegenheit die ernsteste Auf merksamkeit zuzuwenden und Abhilfe zu schaffen." Dagegen schlägt der Antrag der Minorität vor, über die eingelaufenen Petitionen in der Spra chenverordnungsfrage zur Tagesordnung überzu gehen, da die angeblich infolge jener Verordnung entstandene Beunruhigung der Deutschen in Böh men durchaus nicht für begründet gehalten wer den könne. Der Landtag hat nun den Minori täts-Antrag abgelehnt und den Majoritäts-An trag angenommen und werden nun die Petitio nen der Deutsch-Böhmen an die Regierung mit der Aufforderung abgegeben werden, denselben die ernsteste Abhilfe zu schaffen. Schweiz. — Aus dem Canton Solothurn meldet man den seltenen Fall der Abberufung eines Pfarrers durch die eigene Gemeinde. Vorletzten Sonntag hatte der Pfarrer in Kienburg, Ramens Kroller, sich von seinem Zelotismus so weit Hinreißen lassen, daß er von der Kanzel herab den Wunsch aussprach, der damals niederfallende Regen möge noch 14 Tage lang sündfluthartig herniederströ men und die ganze Gemeinde ersäufen. Das war den Kienburgern doch zu stark, sodaß sie nun letzten Sonntag in einer extra abgehaltenen Versammlung die Absetzung des frommen Herrn beschlossen. Frankreich. — Die Amnestiefrage ist nun erledigt. Die Deputirtenkammer hatte bekanntlich den die Mör der und Brandstifter der Commune von der Be gnadigung ausschließenden Senatsbeschluß abge lehnt, worauf der Senat in wiederholter Bera- thung ein Amendement annahm, wonach auch alle diejenigen zu Zuchthaus verurtheilten Mör der und Brandstifter amnestirt werden, deren Strafe von der Negierung bis zum 9. d. im Gnadenwege umgewandelt worden ist, wogegen alle die ausgeschlossen bleiben, die schon vor den Communeereignissen einmal wegen eines gemei nen Verbrechens verurtheilt wurden. Die De putirtenkammer ist diesem Beschlusse beigetreten und das Gesetz bereits veröffentlicht worden, wel ches allen wegen der Theilnahme am Aufstande in den Jahren 1870 und 1871 und wegen Theil nahme an den späteren Aufständen Verurtheilten die Strafe vollständig nachsieht. Dagegen hat der Senat der Regierung eine Schlappe dadurch beigebracht, daß er am 9. d. ein Amendement Pelissier's annahm, das die im ordentlichen Ge richtsverfahren (nicht in Abwesenheit) verurtheil-- ten Mörder und Brandstifter von der Wieder erlangung der bürgerlichen Ehrenrechte ausschließt. — Die Zahl der von der Amnestie ausgeschlos sen bleibenden Individuen wird auf 16 bis 18 mit den greulichsten Criminalvergehen geschätzt. Bezüglich aller übrigen hat die Regierung recht zeitig durch Gnadendecret vorgesorgt, daß sie unter die Amnestie fallen. So dem Vernehmen bei Todedurtheilen keine Gnade üben zu müssen. ES war unmöglich, meinem Gewissen Zwang an- zuthun. Wohlan, sehen Sie diesen allen Edel, mann, diesen Kaiser, den seine Unterthanen zu er morden suchten — seine HerzenSgröße ist so erha ben, daß er ein Todesurtheil nie bestätigen wird. Ist »S möglich, etwas Seltsameres zu ersinnen: Da Ist »in Monarch, dessen HerzenSmilde die To desstrafe sozusagen abgeschafft hat und der nun daS Opfer eine» Mordes oder eines Mordversuches wird? Da» ist Thatsache. Nun denn, in diesem Punkte kann ich mit dem Kaiser nie übereinstim- men und im Elsaß, wo ich als Kanzler die Be gnadigung von der Todesstrafe zu bestätigen hatte, habe ich mich dagegen immer gesträubt. Zn Preu ßen Ist daS Sache de» ZustizministerS; im Elsaß fiel diese Aufgabe mir zu. Ich fühle, wie die Franzosen sagen, daß man der Gerechtigkeit etwas schuldig sei und daß, wenn eS Verbrechen giebt, wie diese», sie mit Strenge geahndet werden müssen." „Solchen Leuten grgenübet giebt eS nur ein Mittel", erwiderte General Grant mit Ruhe, „man muß si, vernichten." „So ist eS!" antwortete Fürst Bismarck. nach in Betreff Trinquet's, der als Mörder zu Zuchthausstrafe verurtheilt, sonst ausgeschlossen gewesen wäre, wie auch Urbain's, des Urhebers des Morddecrets der Geißeln. Griechenland. — Die Vertreter Englands und Frankreichs theilten dem Ministerpräsidenten Trikupis mit, daß momentan, also noch vor Ueberreichung der Colleclivnote, vertrauliche Verhandlungen der Mächte mit der Pforte stattfinden, um dieselbe zur Annahme der Conferenzbeschlüsse zu bestim men, und ersuchten demzufolge Trikupis, die Mo- bilisirung der Reserve einige Tage aufzuschieben, um der Pforte keinen Ablehnungsvorwand zu liefern. Trikupis entsprach diesem Verlangen, ohne jedoch die Vorbereitungen zur Mobilisiruna einzustellen. »«EXTW«*. Vermischtes. * Der berühmte Geschichtsforscher Prof. Th. Mommsen hat einen großen Verlust erlitten: bei einem in seiner Villa zu Charlottenburg aus gebrochenen Brande ist ein großer Theil seiner werthvollen Bibliothek und Manuscripte vernich tet worden. Der Gelehrte erlitt selbst Brand wunden an Gesicht und Händen. * Den Bemühungen eines Criminalcommissars aus Berlin und des Schweriner Postinspectors ist es gelungen, die in der Nacht zum 30. Juni aus dem Schweriner Postgebäude gestohlenen Banknoten im Betrage von 100000 M. im Schweriner Schloßgarten, nur oberflächlich ein gescharrt, aufzufinden und das Geständniß der Hehlerin zu erwirken. * Am vorigen Freitag hat sich auf dem See Bafven in Südermanland in Schweden ein schreck liches Unglück zugetragen, indem von 46 Per sonen, welche mit der Fähre hinübergehen woll ten, 16 ertranken. 800 Soldaten kamen von etnem in der Nähe liegenden Exercierplatz her beigeeilt und strengten sich nach Kräften an, die Verunglückten zu retten. Unter den Ertrunke nen befanden sich 13 Rekruten und 1 Corporal. * Ter Pariser Polizeipräfect hat den ehrsa men honigspendenden Bienen den Krieg erklärt. Dies geschah auf Grund einer Untersuchung, in welcher der Nachweis geführt wird, daß es in der Hauptstadt der Civilisation einen Mann giebt, der an 1000 Bienenkörbe hält; macht also, da jeder Bienenkorb etwa 40000 Arbeitsbienen ent halten soll, vierzig Millionen Unterthanen, über die der betreffende Imker schalten und walten kann. Wovon ernähren sich aber diese vierzig Millionen? Sie „nassauern" einfach in den Zu ckersiedereien der Umgegend. Der Besitzer einer olchen Anlage wies nach, daß die Bienen ihm ahraus jahrein für 25000 Frcs. Zucker stehlen und erzählt, daß ein im Freien ausgestelltes Glas mit Syrup binnen zwei Stunden leer würde. Nicht minder klagen die Arbeiter, deren Körper, weil in der Regel mit einer Zuckerschicht bedeckt, den Bienen als Weideplätze dienen. Kurz, es siebt keine Missethaten, die den nützlichen In erten nicht zur Last gelegt werden, und das Ende vom Liede wird wohl sein, daß sie zum Verlas en des heiligen Bodens von Paris verurtheilt werden. * Der Getreidekäfer hat im Odessaer Kreise ungeheueren Schaden angerichtet'. Wie dem Golos" von dorther geschrieben wird, beläuft ich der Schaden auf Hunderttausende. Dabei al das Getreide sein Aussehen gar nicht ver- ndert; man glaubt z. B. ein schönes, dicht be- tandenes Roggenfeld, das eine vorzügliche Ernte zu versprechen scheint, vor sich zu haben und er- ennt erst bei genauerer Untersuchung, daß sämmt- liche Körner aus den Aehren herausgefressen sind. * In New-Jork sind in wenigen Tagen 158 Personen am Sonnenstich gestorbeü. * Bei dem am 10. d. in Greenwich abgehal tenen Jahresbankett des den Freihandel verfech tenden Cobden-Clubs theilte Baron v. Lesseps mit, daß die Ausführung des Panama-Canals gesi chert erscheine. Dem Unternehmen habe sich amerikanisches Kapital zugesellt und sei die Vollen ¬ dung des Canals innerhalb 7 Jahren zu er warten. —«««Mes«»» VorlLuLav VetterproeovLe ckes wvtvoroloxi- Lvkvo SurvLus inLeiprix Mr ävo 14. ^uli: IVsedsoliläv Lvrr81kLng; roitveisv bvttsr. lem- porntur varm; roltnskv Moävrsolltllxv. «vvlt- tsrbutt. Amtliche Mittheilungen au8 den Rathsplenarsitzungen. 18. Sitzung vom 15. Juni 188V. I. Man genehmigt verschiedene Gesuche um Gestun- dung von Communanlagen und Schulgeldern, um Ueber- nähme der Verpflegbeitriigc für eine Blödsinnige ans die Armenkasse und um Ermäßigung eines Hundesteuerbe- trageS. 2. Entsprechend den Vorschlägen des Sparkassenaus. chusseS genehmigt man 4 Gesuche um Belassung und Ge währung von Sparkaffendarlehen; dagegen setzt man die Entschließung über den Antrag der Verwaltung derMitt- weidaer Sparkasse, von Neujahr 1881 an den Zinsfuß ür Sparkasseneinlagen von 4 ans 3ß 8 herabzusetzen, di« zum 1. Septbr. I. I. au«, um die Sachlage inzwi- scheu sich noch mehr klären zu lassen. 3. Die Besitzer der Häuser Nr. 265II , 205 H?, 205 kl«, 205 » °, 205 H °, 206 dl und 2061- an der Frei- berger und Reichsstraße haben den Rath beauftragt, den Fußweg entlang ihrer Häuser in 283 am Breite au« 30 am hohen und 33 om breiten Granitbordschwellen und 250 om breitem Mosaikpflaster von Schlagsteinen au« den Leu- tewitzer Brüchen bei Dresden sür ihre Rechnung herstel- len zu lassen. Dabei haben sie aber gebeten, daß einem jeden von ihnen gestattet werde, den auf ihn antheilig ent fallenden Kostenbetrag ohne Verpflichtung zur einstweili- gen Verzinsung in 3 gleichen Jahresraten, von denen die erste 1, die zweite 2, die dritte 3 Jahre nach der Fußweg- Herstellung fällig sein solle, der Anleihekaffe zurückzuer statten. In Erwägung, daß Billigkeitsgründe die Betheiligung der Stadt an der Herstellung diese» Fußwege« rechtserti- gen, verwilligt der Rath die verlagsweise Verwendung Voit 2269 M. 97 Pf. au« Anleihemitteln zu dem gedach ten Zwecke, jedoch nur unter der Bedingung, daß sich die Hausbesitzer betreffs der ihnen persönlich nachgelassenen, mithin auf ihre Nachbesitzer sich nicht erstreckenden Raten- Zahlungen der kassatorischen Klausel unterwerfen. Hierzu ist die Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen und fallen dieselben dabei nochmals ersucht werden, die von ih nen am 2l. Mai l. I. abgelehnte Herstellung eine« ge- pflasterten Uebergange« über die Reichsstraße zwischen den Häusern Nr. 205 N " und 206 IU nunmehr zu geneh- migen. 4. Wenn schon die Stadtverordneten dem Rathsbe- schlusse, die Reichsstraße nach dem Plane de« Dammmei- sterS Forkert abstecken zu lassen und innerhalb der Ab steckpfähle auf städtischem Grund und Boden die Ablage rung von Schutt und Erde zu gestatten, nicht beigetreten sind, so ist doch der Rach im Einverständniß Mit dem Bauausschuß der Ansicht, daß der Plan, Nord- und Süd- Frankenberg durch die Reichsstraße zu verbinden, nicht als aufgehoben, sondern nur al« ausgeschoben zu gelten habe. Daß Rath und Bauausschuß mit dieser Ansicht nicht Al lein stehen, dafür sind zwei bei dem Rath eingegängene, mit zahlreichen Unterschriften bedeckte Gesuche, sowie die beifällige Beurtheilung, die der Plan an sich fowohl im Bürgerverei», als in der Presse gefunden hat, unzweisel- wfte Beweise, wie denn auch der an der Herstellung die- er BerhindungSstraße wesentlich betheiligte StadtgutSbesi- zer Anke da« Unternehmen allenthalben zu fördern in opferbereiter Weise sich verpflichtet hat. Wenn sich nun ferner nach einem im Tageblatt unlängst erschienenen Artikel des K. Straßenmeister« Krempe die Aussicht eröffnet hat, jene BerbindungSstraße in einer Rich tung angelegt zu sehen, die nach verschiedenen Seiten hin mannigfache Bortheilt bietet, so hat es der Rath im Ein- verständniß mit dem Bauausschuß im Interesse einer er- schöpsenden Behandlung der ganzen Frage angezeigt gefun den, den K. Straßenmeister Krempe mit der Ausarbeitung seines Gegenplanes zu dem Forkert'schen Plane unter Ver- willigung der von demselben hierfür beanspruchten Vergü tung von 79 M. zu beauftragen. Die Stadtverordneten sind nm ihre Mitentschließung zu ersuchen. 5. Auf Grund des mit großer Mehrheit gefaßten, ge gen die Aufhebung der Jahrmärkte sich aussprechenden Beschlusses des Gewerbevereins beschließt man, die bezüg liche Anfrage des StadtratHS z.r Lhemnitz in gleicher Weise zu beantworten, vorerst aber noch die Stadtverordneten zu hören. Vom Dresdner Schlachtviehmarkte. Am 12, Juli standen zum Verkauf: 381 Rinder, 752 Schweim, 846 Hammel und 226 Kälber. Da auswärtige Käufer fast ganz fehlten und der Platzbedars gering war, verlief das Geschäft sehr schleppend. Man zahlte für Rinder 1. Sorte 67, 2. Sorte 54 und 3. Sorte 30 M. pro 100 Pfund Schlachtgewicht; Schweine in feinster engl. «reu- zuiig kosteten 57, Schlesier 51, Mecklenburger 60 M. bei S5—40 Pfund Thara, Bachuner 62 M. bei 40 Pfund ' Thara. Hammel L Paar von 100 Pfund, bester engl. Waare 66, Landhammel 63 M. und AuSschußwaare ohne GewichtSgarantie 27 M. Kälber mußten zu 37j-50 Psg. pro Psund je nach Qualität weggegeben werden.