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England. — Im Unterhause ist die Angelegenheit Brad laugh zu einem vorläufigen Abschlusse gekommen. Die von dem Premierminister Gladstone namens der Regierung beantragte Resolution, nach wel cher jedes Parlamentsmitglied, welches dies be ansprucht, an Stelle des Eides eine den bestehen den Gesetzen für Quäker und andere Seelen ent sprechende Erklärung an Eidesstatt ablegen darf, ist vom Hause angenommen worden. Bradlaugh nahm am Freitag, nachdem er eine Erklärung an Eidesstatt abgegeben hatte, seinen Sitz im Häuft ein. Spanien. — Nach einer am 30. Juni in Madrid aus Cuba eingegangenrn amtlichen Depesche ist der Ausstand, der jahrelang auf dieser Insel getobt, nun völlig unterdrückt. Die dem Volkswohl stände der Insel durch die Jnsurrection erwach senen Schäden sind colossal. So giebt es ge genwärtig im Districts Puerto Principe allein nur noch 69 Viehzüchtereien und Zuckerplantagen, während derselbe Bezirk 1867 noch 159 Zucker- und 170 Tabaksplantagen, 742 Viehzüchtereien, 984 gewöhnliche Farms und 813 verschiedene industrielle Privatetablissemenls besaß. — Die Strenge des spanischen Hofceremoniells und der Etiquelte ist bekannt. Derselben unter liegen auch die intimsten Vorkommnisse. Die Nachricht, daß die junge Königin in einigen Mo- natenMmterwerden wird,wurde den Cortes officiell mitgetheilt und darauf deren Beglückwünschung durch das Präsidium in seierlicher Audienz aus gesprochen. Jetzt wird bezüglich des Namens des zu erwartenden Sprößlings der königlichen Familie mitgetheilt, daß ein Prinz Philipp und eine Prinzessin Isabella getauft werden solle! Türkei. — Tas finanzielle Elend zieht immer weitere Kreise in Mitleidenschaft, und namentlich ist es in letzter Zeit das Militär, welches durch Nicht zahlung des Soldes in die schlimmste Lage ge bracht ist. Das ist aber nicht nur traurig, son dern auch sehr gefährlich. Man befürchtet ge radezu in Konstantinopel, daß nächstens unter dem Militär ein Ausstand ausbrechen könne; die Anzeichen sind drohend, und die Offiziere spre chen jetzt davon ganz ungescheut als von dem einzigen ihnen verbleibenden Mittel, aus dieser Noth herauszukommen. Neulich kam es auch wieder zu einer Weiberrevolte, wobei Derwisch Pascha persönlich beschimpft und mißhandelt wurde. Vermischtes. * Daß momentane Geistesstörung oft die Wil- ' lenskraft eines Menschen in unglaublicher Weise steigert, ist bekannt. Bewiesen wird diese Er fahrung durch die Art, auf die sich am Don nerstag Morgen im Bahnhofe zu Lehrte (Prov. Hannover) ein Maschinenputzer, Vater von 7 theils unversorgten Kindern, das Leben nahm. Derselbe kroch nämlich in eine im Schuppen un ter Feuer stehende Locomotive, und zwar durch das enge Feuerungsloch in die mit glühenden Kohlen' gefüllte Feuerbuchse mit den Beinen zuerst hinein, so daß sein ganzer Körper in der Feuerung verschwand. Als der Maschinenmeister seine Maschine revidiren kam, bemerkte er einen sonderbaren brandigen Geruch und fand auf den glühenden Kohlen die halbverkohlte Leiche. Das Feuer wurde gelöscht und mit Mühe dann die Leiche herausgezogen. * Die Nachricht, daß der Oberammergauer Christus-Darsteller Jos. Mair aus Gesundheits rücksichten seine Rolle habe niederlegen müssen, wird von der „Augsb. Abendz.", welche die Nach richt zuerst gebracht hatte, widerrufen. * Ein neues furchtbares Schiffsunglück meldet ein New-Aorker Telegramm vom 29. Juni: das Dampfboot „Seawanhoka", das regelmäßig zwi schen New-Aork und verschiedenen Punkten von Long Island verkehrte, ist auf einem Ausfluge, mit 300 Pasiagieren am Bord, in der Nähe von College Point, verbrannt. Fünfzig Personen sind theils in den Flammen, theils in den Meeresfluthen umgekommen. * Von einem merkwürdigen Naturspiel wird der „Neumärk. Ztg." aus Brenkenhofsfließ be richtet. Dort lebt ein 82 Jahre alter Ausgedin ger, welcher seit länger als 10 Jahren keinen Zahn mehr im Munde hatte. Seit einem hal ben Jahre empfand er Schmerzen im Gaumen resp. in den Kiesern und wer beschreibt sein Er staunen, als er wahrnahm, daß sich im Laufe des letzten Winters in seinem Munde ein voll ständiges neues Gebiß bildete! Die Zähne find allerdings nur klein, aber glänzend weiß und so brauchbar, daß ihr Besitzer damit jede harte Speise zerkauen kann. Die genannte Zeitung bemerkt dazu, daß ihr die Wahrheit der vorste henden Mittheilung von amtlicher Seite bestätigt worden ist. Stadtverordneten - Verhandlungen. 11. Sitzung am 21. Juni; anwesend 26 Mitglieder. Eine Rathszuschrift theilt mit, daß der Stadtrath die vom Stadtrathc zu Chemnitz angeregte Erörterung der Frage der Beibehaltung oder des Wegsalls der Jahrmärkte zunächst dem Gewerbeverein zur Behandlung in einer ös- fentlichen Versammlung, für welche auch die Theilnahme der Innungen erwünscht, übergeben halte und daß er, nachdem sich diese Versammlung gegen 1 Stimme sür Bei behaltung der Jahrmärkte erklärt, sich ebenfalls sür Ab- gäbe einer solchen Erklärung entschieden hat. Das Col legium spricht sich ohne Debatte mit allen gegen 1 Stimme in gleicher Weise aus. Vach einer weitern Rathsmittheilung hat Hr. Stadtrath Jeschke da« Angebot gemacht, einen Theil der Hubold'schen Parzelle Ar. 583 des Flurbuchs zu kaufen, der Rath aber beschlossen, zur Zeit von Berkaus oder Tausch dieses Grund stücks abzmehen und stimmt das Collegium dem ohne Debatte zu. Zu dem früher in 2 geheimen Sitzungen über eventu ellen Ankauf des Erler>Fischer'schen Sladtgutes feiten der Commune Verhandelten theilt der Stadtrath mit und nimmt da« Collegium einfach davon Kenntniß, daß er dem Gutachten des WirthschaftSausschusses mit 6 gegen 2 Stimmen beigetreten ist: trotz des inzwischen bekannt ge wordenen Kausgebotes des Hrn. Pachter Nanmaun in GunnerSdors nicht mehr als 120 000 M. gemäß der KausS- stipulation zu gewähren. Das aus der Tagesordnung verzeichnete Referat über die Gasanstaltsrechnung sür 1878 und 1879 muß abge- setzt werden, da dem Referenten die betr. Acten zu spät zngegangen sind. Aus die frühere Verhandlung über Anlegung der den Namen Reichsstraße führenden Verbindungsstraße zwischen Neustadt und Freiberger Straße verweisend, um welche auch zwei beim Rathe mit vielen Unterschriften eingegan- geue Petitionen bitten, berichtet Hr. Naumann, daß Bau- ausjchuß und Stadtrath beschlossen haben, von Hrn. Stra ßenmeister Krempe, der sich al« Verfasser de« in Nr. 114 des Tageblattes entwickelten, neue Gesichtspunkte für diese Anlage ausstellende» Projecte« bekannt hat, aus Grund dessen einen neuen Bauplan ansertigen zu lassen und hier- sür 79 M. zu vecwilligen. Der Referent und die Herren Hanitzsch und Höppner befürworten diesen Beschluß, da solche Pläne auch bei späterer Ausführung der Straße von Werth sind. Hr. Rompano hält aber bei dermaligcr Finanzlage der Stadt den Ban der Straße sür noch nicht durchführbar und glaubt daher auch die Kosten für Pläne sparen zu sollen. Die RathSvorlage wird darauf mit al- len gegen 9 Stimmen abgelehnt. Aus einem Referate de« Hrn. Pelz erhellt, daß sich beim Schnlhausanbau als praktisch herausgestellt hat, am Haupt- ims und unter den Parterresenstern mehrere Arbeiten iatt in Gyps, wie erst beabsichtigt, in Sandstein auSsüh- :en zu lassen. Ohne Debatte verwilligt man nach der Empfeh- lnng des Referenten die zu dieser Aenderung erforderlichen 157 M. 50 Pfg. Wie Hr. Damm berichtet, haben Bauausschuß und Stadtrath beschlossen, an den Häusern der Herren Moritz Müller, Polsier, Richard und Ed. Schubert, Nestler und Meyer an der Freiberger- und Reichsstraße einen Fußweg von Granitbordschwellen und Mosaikpflaster auf Kosten der genannten Hausbesitzer mit deren Uebereinstimmung der- art herzustellen, daß der Betrag verlagsweise aus der An» eihekasse entnommen und von den Genannten in drei ein ährigen Fristen an die Stadtkasse zurückgezahlt wird, »ach kurzer Debatte tritt da» Collegium mit allen gegen 1 Stimme diesem Beschlusse bei, einstimmig aber unter Verwilligung der dazu geforderten 127 M. 20 Pfg. dem weiteren, über den Hr. Damm gleichzeitig berichtet: gele- gentlich der Herstellung des nurgedachten Fußwegs einen gepflasterten Uebergang über die Reichsstraße in der Rich tung der Freiberger Straße herzustellcn. Nach Erledigung der Tagesordnung spricht Hr. Schulze den Wunsch aus, den von dem furchtbaren Ueberschwem- mungsunglück heimgesuchten Gemeinden der Lausitz aus Communmitteln einen Unterstützungsbeitrag von 300 bis 500 M. zu verwilligen, um dadurch vielleicht mit herbei- zvsühren, daß analog der LandeSbrandversichernngSanstalt auch-sür die Gemeinden eine Versicherung gegen durch der artige elementare Ereignisse verursachte Wasserschäden ent stehe. In längerer Aussprache äußert man sich zumeist sympathisch zu dem Vorschläge — nur der Vorsitzende und der Schriftführer erheben Bedenken aus communalen Gründen und halten zunächst die Heranziehung de« Be zirksvermögens der betroffenen AmtShauptmannschasten, wenn nicht der Staat selbst eingreifen werde, für nöthig —, die Abstimmung über den inzwischen zum Anträge er hobenen Wunsch wird über auf Anregung des Antragstel lers bis zur nächsten Sitzung verschoben. Otto Rotzberg, Schristf. i<i«sc«xÄ»»>-- Vorläuüßv Veiteiproxuosv ä«8 meivoroloxi- sokeo flnresus inl-viprix für äeo 8. ^uli: IVvttvr rerüntlsrllvli, Temnerutur vvvlg verlln- 4«rt, /«ltvslsv Klvüvrsvblttx«. —«iSSIMSSS-»— Kleinere Local-Nachrichten. *** Ein hiesiger Restaurateur (zur Fremdenherberge) bemerkte am vergangenen Sonnabend, daß ihm aus seinem Geldkörbchen, aus welchem er zuvor Geld gewechselt und welche« er dann unter dem Buffet versteckt hatte, 2 harte Thaler und etwa« kleinere Silbermünzen gestohlen seien. Er meldete e« daher, zumal ihn, schon vor einigen Wochen 1 neues Portemonnaie verschwunden war,sder Polizei. Die- selbe ermittelte den Dieb in einem dort im Logis befind- lichen Quartiermann; der Schlaumeier hatte seinen Wirth, als dieser das Geld versteckte, beobachtet. Der Langfinger mar »och im Besitz des gestohlenen Geldes und Porte monnaies und wurde deshalb dem Gericht überliefert. Marktpreise. Chemnitz, 3. Juli. W. Weizen (50 Kilo) 11M. 95 Pf. bis 12 M. 40 Pf.; g.Weizen (50K.) 11 M. 60 Pf. bis 12 M. 15 Pf.; inl. Roggen (50 K.) 10 M. 50 Pf. bi« 11 M. 15 Pf.; fremder Roggen (50 K.) 10 M. 25 Pf. di« 10M. 50 Pf.; Braugerste (50K.) — M. — Pf. bis — M. - Pf.; Futtergerste (50 K.) — M. — Pf. bi» — M. - Pf.; Hafer (50 K.) 8 M. — Pf. bis 8M. 30 Pf.; Kocherbsen (50 Kilo) 10 M. — Pf. bi« 10 M. 60 Pf.; Mahl- und Fnttererbsen(50 K.) 9 M. 40 M. bi» 10 M. - Pf.; Kartoffeln (50 K.) 3 M. 50 Pf. bi« 3 M. 80 Pf.; Butter (1 K.) 1 M. 80 Pf. bi« 2 M. 30 Pf.; Heu (50 K.) 3M. — Pf. bi« 3 M. 20 Pf.; Stroh (50 K.) 2 M. 50 Pf. bi« 3M. — Pf. Leivzig, den 3. Juli. Da» Getreidegeschäst ließ auch diefe Woche lebhafteren Verkehr vermisfen. Für prompten Roggen hielt zwar vielseitige Frage mit Inten sität an, allein die Bestände sind so klein, daß dem Ver- langen nach Waare nur in vereinzelten Fällen genügt wer- den konnte. Weizen ist fest bei kleinem Handel. Rap« ohne Handel. Weizen pr. 1000 Kilo netto, looo 234 bis 238 bez. Unverändert. Roggen pr. 1000 Kilo netto, loev hiesiger 215—218^ bez., fremder 210—212 Brf. Unverändert. Gerste pr. 1000Kilo netto, looo 165—200 bez. Hafer pr. 1000 Kilo netto, looo hie siger 165—170 bez. Mai» pr. 1000 Kilo netto, looo rumänischer fehlt, amerikanischer 138—142^ bez. Raps kuchen pr. 100 Kilo netto looo 13,50 Brf. Rüböl pr. 100 Kilo netto, looo 57 bez., pr. Juli-August 57,50 Brf., pr September-October 59 Brf. Fest. Spiritus per 10000 Liter I ohne Faß, loco 65,90 Geld. Höher. Ein Portemonnaie mit Inhalt ist am Soniilag von Herrn Kaufmann Schwenke bis in die Freiberger Straße verloren worden und bittet man, dasselbe gegen gute Belohnung in der Exped. des Tagebl. abzugeben. Eine Schaufel ist im Lützellhal vor 8 Ta- gen gefunden worden und kann abgeholt wer- den Bergstraße 7. 2 blaue Frauenschürzen wurden vor eini ger Zeit in Nähe der Hochwarte gefunden. Vom Eigenthümer abzuholen äuß.Freid.Str.22d. IS- bis 1880 Mark Kapital werden jetzt oder später auf sichere Hypothek zu borgen gesucht. Geehrte Darleiher werden freundlichst ersucht, werthe Adressen in der Expedition des Tagebl. niederzulegen. B C. Einen zuverlässigen Ltn««liit oder der in jeder landwirthschaftlichen Ar beit fortkann und gute Atteste aufzuweisen hat, sucht zum sofortigen Antritt Gulsbesitzer Feldmann, Niederwiesa. Ein Pferdeknecht und ein Tagelöhner für Landwirthschaft werden gesucht von Tb- Seifert in Ottendorf. Ein flotter Seidenspuler wird gesucht Sonnenstraße 2. Eine geMeMümerkn^ wird gesucht durch Nachweis der Exped. d. Bl. Eine Frau sucht Beschäftigung 1« AuSbefferu - Mühlenstraße 1.