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In Leipzig ist kürzlich ein Gewerkverein der Kaufleute gegründet worden. In Chemnitz, wo sich ein Gewerkverein der deutschen Maschinen bau- und Metallarbeiter gebildet, sprach am Sonn abend der Generalsekretär dieser Gewerksgenos senschast, Andreack aus Berlin, über „die Erfolge der Gewerkvereine", die den Arbeitern statt der nur Unzufriedenheit schürenden Phrasen und Irr lehren der socialdemokratischen Agitatoren Prak tisches auf dem Gebiete des Unterstützungs-, In validen- und Altersversorgungswesens bieten. Der klare packende Vortrag des den Arbeiter kreisen entstammenden Generalsekretärs riß die staunenden Hörer, unter denen sich auch Arbeit geber befanden, wiederholt zu Beifallsunterbre chungen hin. Ein hochgeachteter Arbeitgeber er kannte freudig die Bestrebungen und Verdienste der Gewerkvereine uni die Herstellung und Erhal tung guter auf Achtung und gegenseitigen» Ver trauen beruhender Beziehungen zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern an. — Die freiwillige Feuerwehr zu Kirchberg feierte am Sonntag das 25jährige Jubiläum ihres Bestehens, aus welchem Anlaß die Stadt im -schönsten Flaggenschmucke prangte. Der Com- mandant des Corps, Kaufmann Baumgärtel, wurde dabei in Anerkennung seiner langjährigen und erprobten Leitung mit dem Ritterkreuz 2. Klaffe vom Verdienstorden beliehen. — Auf dem Gute Heinrichsthal bei Radeberg eröffnet der landwirthschaftliche Kreisverein zu Dresden am 1. Juli eine zweite Lehrmeierei, d. h. eine Unterrichtsanstalt mit Pensionat, worin junge Mädchen über 16 Jahre zu praktischer Ausbildung in der Hauswirthschaft im Allgemei nen, besonders aber in der Milchwirthschaft Un terweisung finden. Die im vorigen Jahre zu Obercunnersdorf bei Klingenberg begründete Einrichtung zu gleichem Zweck erwies sich der art als ein Bedürsniß, daß durch zahlreiche Anmeldungen sämmtliche Stellen daselbst bereits besetzt sind. — Bei einem Freiberger Bäcker wurde am vergangenen Sonnabend, nachdem zwei Frauen dort Sechspfundbrode, an denen ein bedeutender Gewichlsmangel wahrzunehmen, geholt, eine Re vision des Brodvorrathes vorgenommen und bei dieser Gelegenheit 65 Stück Brode, 62 ä 6Pfd. und 3 ä 3 Pfd, wegen bedeutenden Unterge wichts confiscirt. — Unglücksfälle und Verbrechen. Im Schloß teiche zu Chemnitz wurde gestern Mittag der Leichnam eines etwa 10jährigen Mädchens aufgefunden, das ver- muthlich beim Spielen am Ufer in den Teich gefallen ist. — In Schlagwitz bei Mügeln fand ein Gutsbesitzer durch Sturz von einem geladenen Heuwagen seinen Tod. TageSgeschichte. Deutsches Reich. — Die Annahme, daß der preußische Land tag noch in dieser Woche geschloffen werden könne, erweist sich als irrig, da ja das Herrenhaus noch die Berathung der Kirchengesetzvorlage zu erledigen hat und wahrscheinlich nicht vor Sonn abend in dieselbe eintreten wird, abgesehen da von, daß das Gesetz in der vom Abgeordneten hause mit so geringer Mehrheit — nur die Mi nister selbst halfen mit ihren Stimmen als Ab geordnete zum Siege — beschlossenen Form der Regierung fast unannehmbar geworden ist. Denn durch die Ablehnung des 8 1 entbehrt das Ge setz der wichtigsten Vollmachten, die die Regie rung beanspruchte. Derselbe soll das Staats ministerium ermächtigen, die Grundsätze festzu stellen, nach welchen der Minister der geistlichen Angelegenheiten von den Erfordernissen der Mai gesetze dispensiren, auch ausländischen Geistlichen die Vornahme von Anitshandlungen gestatten kann, ferner befugt ist, den bisher erforderlichen Nachweis der wissenschaftlichen Vorbildung an derweitig zu regeln und zu bestimmen, in wie weit und unter welchen Voraussetzungen Perso nen, welche ausländische Bildungsanstalten be sucht haben, von den in den Maigesetzen erwähn ten Aemtern fernzuhalten sind. Das Herren haus wird den 8 1 gewiß wieder in das Gesetz bringen und damit wiederum das Abgeordneten ¬ haus Gelegenheit haben, sich mit demselben zu beschäftigen. Für das Gesetz stimmten Conser- vative und Freiconservatioe geschloffen und etwa 50 Nationalliberale, dagegen Hentrum, Fort schritt und die übrigen Nationalliberalen, auch vr. Falk. — Auf allen Seiten gesteht man zu — selbst die „Germania" thut dies —, daß v. Bennigsen einen großen Sieg errungen hat. Was er von vornherein für annehmbar erklärte, ist auch zur Annahme gelangt. Die durch v. Bennigsen durchgesetzte Ablehnung des Bischoss paragraphen trifft am härtesten den Minister v. Puttkamer, der diesen Paragraphen iviederholt als den Mittelpunkt und den Kern der Vorlage erklärt hat. — Für die gestern mitgetheilte Entscheidung der Berliner Botschafler-Confererz ist der Gesichts punkt maßgebend gewesen, keinem Theile eine strategisch übermächtige Stellung gegenüber dem anderen zuzuweisen und Dem entsprechend die Thalgrenze festzustellen. Geltend gemacht wurde für die Nordwestgrenze der Umstand,' daß es möglichst zu verhindern sei, daß sich Griechen mit Albanesen berühren. Für den von Griechenland zu übernehmenden Schuldenantheil bildet die Ein wohnerzahl den Maßstab. Die Feststellung der bez. Summen ist für später Vorbehalten. Die in dem abzutretenden Theile belegenen kaiserlich türkischen Schlösser und Güter sind durch ange messene Geldentschädigung an die Türkei zu ver güten. Für die Kirchengüter ist ein besonderes Verfahren wegen Verbleib des mufelmännischen Eigenthums vorbehalten. Die Freiheit der reli giösen Bekenntnisse erscheint schon durch die grie chische Verfassung gewährleistet. — Der Neichscommissar für die im nächsten Jahre in Melbourne stattfindende internationale Ausstellung, Geh. Reg.-Rath Prof. Reuleaux, hat am Donnerstag die Reise nach Melbourne angetreten. — Auf eine Eingabe wegen Einführung der Doppelwährung ist vom Bundesrath ablehnender Bescheid beschlossen worden. — Das Wiener „Tagblatt" erklärt, das Hin einziehen der Auslassungen der Tiroler Bischöfe gegen die dasigen protestantischen Gemeinden in die preußische Kirchendebatte durch den Centrums- Abgeordneten Lieber sei ein Beweis für die gegen die Staatsgesetze sich stemmende Solidarität der Klerikalen aller Länder. — In den» Jesuitenkloster Stella Matulina in Feldkirch (Tirol) werden jetzt die Söhne der höchsten katholischen Adelsfamilien Preußens er zogen; ein künftiger Cultusminister, sowie auch der deutsche Reichskanzler werden ihre Freude erleben! — Nach einer soeben im Reichsanzeiger pnbli- cirlen kaiserlichen Verordnung wird nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths die Einfuhr von gehacktem oder auf ähnliche Weise zerkleinertem oder sonst zubereitetem Schweinefleisch und von Würsten aller Art aus Amerika .ist bis auf Wei teres verboten. Auf die Einfuhr ganzer Schinken und Speckseiten bezieht sich das Verbot nicht. Der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen von den» Verbote zu gestatten und die deshalb erforderlichen Controlmaßregeln zu treffen. Belgien. — Die Negierung Hal einen energischen Schritt gegen Roin gethan: sie hat ihre Gesandtschaft beiin Papste aufgehoben und dem päpstlichen Nuntius in Brüssel mitgetheilt, daß sie mit dem 28. Juni die diplomatischen Beziehungen zur Nuntiatur einstelle. Damit ist deutlich genug der päpstliche Gesandte fortgeschickt. Schriftstücke, welche der bekanntlich mit dem Papste gleichfalls in Streit lebende Bischof Dumont von Tournay veröffentlicht hat und welche das falsche Spiel der Eurie in der Schulangelegenheit klar stellen, sollen den Schritt beschleunigt haben. Nach die sen Enthüllungen hat der Papst die belgischen Bischöfe zum Widerstand gegen die Staatsge walt angespornt, während er dem belgischen Ge sandten beim Vatikan durch den Cardinal-Staats- secretär Nina versichern ließ, daß feiten der Curie in durchaus versöhnlichen» Sinne gehaltene An weisungen an die Bischöfe ergangen seien. Vermischtes. * In Würzburg beging vor einigen Tagen ein etwa 13jähriger Junge einen wiederholten Selbstmord-Versuch. Er stürzte sich in den Main, wurde aber von einem Manne gerettet, Kurz darauf wiederholte er dasselbe Manöver vor der Main-Mühle, wo er jedoch ebenfalls gerettet und Polizeisoldaten übergeben wurde, welchen er indeß durchging, worauf er zum dritten Male in den Main sprang und abermals von einem Polizeisoldatm gerettet wurde. - * Amerikanische Zeitungen erzählen wieder von einer neuen und — wenn der gerühmte Er folg wirklich vorhanden — gewiß epochemachen den Erfindung. Einem Ingenieur soll es gelun gen sein, durch Verbindung von Naphtha mit Wasser in einer von ihm erfundenen Retorte Dampf zu erzeugen, und zwar in kürzerer Zeit als dies jetzt möglich ist und mit bedeutend we niger Kosten. Die Probefahrt einer mit Naphtha geheizten Maschine auf einer New-Iorker Eisen bahn soll die Leistungsfähigkeit der in den De tails noch geheim gehaltenen Erfindung erwiesen haben. VorlLuLee Veiierproxoose ckes mvteorolvßi- seken Lureaus in Leiprix kür ävo I. §uli: keltei-, ^»rm, Kelxuii^ ru ktovitter». Fwnkeuüerfler Nirchennachrichten. Freitag, den 2. Juli, früh 8 Uhr: Wochencommunion; Herr Archid. Wolf. Nirchs. Nachr. aus über- mit Niederwiesa. Freitag, den 2. Juli: Früh 9 Uhr: Wochencommunion. Sollte es wirklich so weit kommen, daß unser zur Zeit mit so schweren Mühen errungenes Grundstück, das schönste Ziel der damaligen Turner, heute verkauft werden müßte? Heute, wo der Verein so stark und sich glücklich schätzen sollte, ein eigenes Grundstück zu besitzen?!!! Nein, nimmermehr! ^ürngenoffe«! Denkt nicht daran, die Turnhalle zu verkau fen, sondern nur einzig daran, Mittel und Wege zu finden, in welcher Weise wir unsere Turnhalle beibehalten können. Anträge schriftlich oder mündlich heute Abend in der Versammlung. Ein Turner, gewiß im Sinne der großen Mehrzahl. Gin zuverlässiger Webergeselle wird auf Maschinen-Tücher (türkisch) gesucht Altenhainer Straße 18. wird sofort ein tüchtiger Tischlergeselle (6 Mark Wochenlohn) bei Tischler Jacker in Altenhain. wird zum 1. August ein älteres solides Dienstmädchen, wel ches zu kochen versteht und dabei die vorkom menden häuslichen Arbeiten zu besorgen hat. Nur mit guten Zeugnissen Versehene wollen sich melden bei Anna verwittwete Schwartze, Humboldtstr. 5, 1. Etage. Ein Dienstmädchen, wenigstens 18 Jahre alt, mit guten Zeugniffen, wird für den 1. August gesucht. Frau Therese Schultze, Altenhainer Str. 28. Ein ordentliches Dienstmädchen wird baldigst zu miethen gesucht. Zu erfahren in der Exped. des Tagebl. Ein Mädchen von 13 Jahren sucht einen Dienst. Zu erfahren in der Exped. des Tagebl. Eine geräumige — womöglich mit Gartestgenuß — sucht Brgrmstr. Kuhn.