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^7 — - ----- —----- ------- —-—7 , — - die in England zurückgeblieben sind und die sie schon länger als vier Monate nicht gesehen hat. — Der greise Reichskanzler Fürst Gortscha- koff, dessen Auflösung vor wenigen Monaten noch befürchtet wurde, hat sich so weit wieder erholt, daß er am 31. Mai von Petersburg über Berlin, wo er mehrtägigen Aufenthalt zu neh men beabsichtigt, zum Kurgebrauche nach Baden- Baden abreisen konnte. Türkei. — Der Mörder des russischen Obersten Koma- roff wurde noch nicht hingerichtet und glaubt man in Konstantinopel, daß der Sultan ihn be gnadigen und zur Zwangsarbeit nach irgend einem entfernten Orte werde schicken lassen, von wo der Verurtheilte nach einiger Zeit wird leicht entwischen können. So sehr scheint sich der Sul tan vor den Kameraden des Mörders zu fürchten, die in den Garde-Corps dienen. Die Meldung, daß die türkische Regierung sich an das St. Pe tersburger Cabinet wegen dessen Zustimmung zur Umwandlung der Strafe gewendet habe, wird als unrichtig bezeichnet. Amerika. — Die peruanischen Truppen haben neuerlich eine vollkommene Niederlage erlitten und die Chilenen haben ihre Siege durch die Einnahme des wichtigen Handelsplatzes Tacna vermehrt. V e r m i s ch t e S. * Wieder bringt der Telegraph die Schreckens kunde von einem entsetzlichen Eisenbahnunglück: der gestern, Dienstag, Vormittag von Magde burg über Oschersleben und Börssum nach dem Rhein abgegangene Schnellzug ist zwischen Blu menberg und Hadmersleben auf freier Bahn aus bis jetzt noch unbekannten Gründen entgleist. 2 Personen wurden getödtet, 4 schwer und 30 leicht verwundet. Eine andere Mittheilung be ziffert die Todten auf 6 und bezeichnet die Ver wüstung als eine furchtbar schreckliche. * Zwischen Hafenthal und Gräfenthal in Bai ern ist in der Nacht des 25. Mai ein Hand- merksbursche erfroren. * In London soll fortan das Velocipede in den Dienst der Polizei gestellt werden. Man glaubt, daß die Anwendung desselben als Trans portmittel die Inspektoren der Polizeiwache in Stand setzen soll, in ihre Rayons zur Nachtzeit ohne jeden Aufenthalt und Zeitaufwand zu ge langen, und daß hierdurch auch die Austragung von Vorladungen in die äußersten Grenzen der Stadt beschleunigt werden kann. * vr. William Siemens in London meldet, daß er seine Versuche mit der Anwendung der elektrischen Beleuchtung zur Förderung des Wachs thums der Pflanzen mit günstigem Erfolge fort setze und demnächst im Stande zu sein hoffe, die Elektricität im großen Maßstabe beim Schmel zen der Metalle zur Anwendung zu bringen. * Der Dichter des Mirza Schaffy, Friedrich v. Badenstedt, und l)r. Robert v. Schlagintweit, der rühmlichst bekannte Reiseforscher im fernsten Oriemt, feiern jetzt bei ihrem Aufenthalte in Nordamerika große Triumphe. * Aus Nancy wird von einem fürchterlichen Auftritte berichtet, der sich dort in der Menage rie des Thierbändigers Salva zugetragen hat. Am 28. Mai nämlich, während dieser gerade vor dem Publikum seine Künste mit den Pan thern zeigte, zertrümmerten die in einem benach barten Käfig hausenden Löwen die Eisenstangen, welche sie von den Panthern trennten, stürzten sich auf die letzteren und geriethen mit ihnen in einen wüthenden Kampf. Ein Panther schlitzte einem Löwen den Bauch auf, daß er vor Schmerz heulte. Salva verlor inmitten dieses Schau spiels nicht seine Geistesgegenwart; er trieb die Panther in einen andern Käfig und ließ dann denjenigen, welcher den Löwen so schwer ver wundet hatte, gegen diesen los. Der Panther erwürgte den Löwen, nachdem er ihm eine Rippe gebrochen hatte. Seit diesem Kampfe, welchem das Publikum mit athemloser Spannung zu gesehen hatte, befinden sich die wilden Thiere in einer unbeschreiblichen Aufregung. * Bemoostere Häupter als im Reich der Mitte sucht man wohl in der ganzen Welt vergebens. Das Hofjournal von Peking berichtet, daß die Gouverneure von Min Cheh und Ilona» Bitt schriften an den Kaiser eingereicht und der himm lischen Majestät darin vorstelllen, mehreren Stu denten sei es nicht gelungen, nach den betref fende» Examina Stellen zu erhalten, und da diese Studenten über die erste Jugend hinaus seien, so empfehle man solche der Majestät zur Verleihung eines Titels bonori8 euu8a. Die Namen der Studenten sind der Bittschrift bei gefügt, es sind 26, wovon 8 Studenten über 90 Jahre und 18 über 80 Jahre alt sind. Der Kaiser befahl, die Gesuche dem Ministerium für Ceremonienwesen zu überweisen. * Die Londoner „Times" zeigen ihren Lesern an, daß sie mit Hilfe des Telephons ein neu geartetes System der Berichterstattung aus dem Unterhause in ihre Druckerei eingerichtet haben. Bekanntlich werden die Londoner Zeitungen gleich unseren Morgenblättern während der Nacht ge druckt. Da aber auch das Parlament seine Sitzun gen in der Nacht zu halten pflegt, so haben dis Zeitungen große Mühe, den ausführlichen Par lamentsbericht am Morgen zu bringen. Die Eigenthümer der „Times", denen auch die erste Einführung der Schnell- und der Cylinderpresse zu verdanken ist, haben die Schwierigkeiten nun mehr gelöst, und zwar mit Hilfe des Telephons, sowie einer verbesserten Setzmaschine. Ein ge schickter Setzer stellt in der Stunde ungefähr 40 oder höchstens 50 Zeilen her. Nach vielen Ex perimenten und Verbesserungen ist man in der Officin der „Times" in den Besitz einer Setzma schine gelangt, welche sich endlich practisch be währt zu haben scheint, und mittelst deren ein Arbeiter in einer Stunde, wenn er das Manu- script selbst liest, 100 Zeilen, und wenn es ihm vorgelesen wird, sogar 200 Zeilen setzen kann. Die Herausgeber der „Times" haben sich die Erlaub- niß der Londoner Stadtgemeinde verschafft, die erforderlichen Drähte zu legen; sie stellten eine neue Leitung zwischen dem Hause der Gemeinen und der Druckerei her, indem sie an beiden Enden eines der laut sprechenden Telephone von Edison anbrachten. Durch diese Einrichtung wird der Setzer an der Setzmaschine in directe Ver bindung mit dem Berichterstatter im Parlamente gebracht, und die Verhandlungen können sonach um drei Viertelstunden länger verfolgt und im Morgenblatte reproducirt werden. Die Aufzeich nungen des Berichterstatters werden in einem an die Journalisten-Galerie anstoßenden Raume in das Telephon gesprochen, und der Setzer an der Maschine sitzt so, daß seine Ohren zunächst der Mündung des End-Instrumentes sich befin den, welches etwas oberhalb hinter dem Setzer angebracht ist. Letzterer ist außerdem mit einem Sprech-Instrumente ausgerüstet und mit einer Taste, um eine Klingel zu bewegen und um Sig nale mit dem Hause auszutauschen, durch welche die Bereitschaft und das Verständniß für die übermittelte Rede vorbereitet werden kann. Landwirthschastliches. Die Benutzung der Meteorologie für land- wirthschastliche Arbeiten, ein Vortrag, welchen der Vorstand der meteorologischen Stationen in Sachsen, Ge- Heimer Hofrath Professor »r. Bruhns, in der „Oekono- mischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen" gehalten, gelangt jetzt durch die verdienstliche BethätigungSwcise der letzteren an alle Landwirthschaftlichen Vereine unseres Landes und ist auch im Buchhandel (aus G. Schönfeld'« Verlag in Dresden, 40 Pfg.) zu haben, um die belehren den Aussprachen des so berufenen Vortragenden möglichst zu verbreiten. Nachdem derselbe die hauptsächlichsten Ele- mente in der Meteorologie, den Luftdruck, die Wärme, die Feuchtigkeit, die atmosphärischen Niederschläge, die Be- wölkung, sowie die Luftströmungen in ihrer Richtung und Stärke im Allgemeinen erörtert und hierauf für manche sogenannte Bauernregel (so aus die Monate April, Mai und den Siebenschläfer) die wissenschaftliche Begründung nachgewiesen, wird die Methode, wie die Erkenntniß von den maßgebenden Einflüssen und wie die Schlüsse bezüg lich der für einzelne Gegenden zu bestimmenden Witterung gewonnen werden, an einer beigefügten Wetterkarte erläu tert, welche Luftdruck, Wind und Bewölkung gerade so darstellt, wie solche am 5. Decbr. 1879, Vormittags 8 Uhr, nach eingegangenen Benachrichtigungen zu verzeichnen waren. Obgleich nun die Geschwindigkeit der Lnflbewe- «ung es nicht möglich macht, Voraussagungen auf längere Zeit hinaus zu geben, wie e» vor Allem die Landwirthe wünschen, so hat sich doch der Vortheil der Prognosen durch das wiederholte Verlangen, da« Depeschenbureau der Hamburger Seewarte für landwirthschaftliche Zwecke nutzbar zu machen, kundgegeben; auch der sächsische Landes- culturrath gab Anregung hierzu. Die nun seit 1. Juli 1878 vom Leivziger Bureau ausgehenden Wetterprognosen erzielten ein möglichst befriedigendes Resultat, denn im Jahre 1879 zeigten sich 78Proc. derselben als volle Tref fer, 12 Proc. als theilweise und nur 10 Proc. als Nicht treffer. Auf die Wichtigkeit jedoch, daß der Landwirth durch eigene Beobachtung sich den Werth der nnr allge- mein zu gebenden Voraussagen für seine localen Verhält- nisse umdeute, wird umsomehr hingewiesen, als die noch junge Wissenschaft der Meteorologie nur durch fortgesetz- tes Sammeln .von Thatsachen und Erfahrungen sich zu vervollkommnen vermag. Ein neuer Bericht der Lpz. Ztg. über den Saatenstand in Sachsen besagt: Am wenigsten hat die bisher so üble Witterung dem Raps und Roggen geschadet, wogegen der Weizen insofern gelitten hat, als derselbe im Wachsthum bedeutend zurückgeblieben ist und eine gelbliche Farbe an genommen hat. Am meisten haben Sommergetreide und HUlsenfrüchte, ganz besonders Gerste gelitten; selbst die nun eingetretene fruchtbare Witterung wird den Schaden nicht wieder heilen, welchen Frost und Trockenheit an den Sommersaaten angerichtet haben. Sehr bedeutend im Wachsthum ist der Klee zurückgeblieben und es wird deS- halb der erste Wuchs nur geringen Ertrag geben. Noch ungleich dürftiger isi der Wicsenwachs; es fehlt fast ganz an Bodengras und das Wenige ist nahezu verkümmert; die Heuernte wird deshalb sehr gering ausfallen. Die jungen Kartoffelpflanzen sind theilweise erfroren; dasselbe gilt von dem frühen Gemüse, namentlich von den Bohnen. Große Verheerungen haben die Nachtfrösie in der Pstngst- woche auch an Obstbäumen und an Obststräuchern ange- richtet; ganz besonders gilt dieses von Erdbeeren, Kirschen, Wallnüssen, Weinreben nnd Heidelbeeren. Selbst manche Arten Waldbäume sind durch die Nachtfröste benachtheiligt worden, so Ahorn, Eiche, Buche, deren junge Blättertriebe erfroren sind. So hoffnungsvoll noch vor drei Wochen die Aussichten auf die diesjährige Ernte waren, so getrübt sind sie jetzt. Ueber die Aussichten der diesjährigen Weizenernte in den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird berichtet: Der Stand des Weizen» in New-Jork und Pennsylvanien ist gut, in Ohio, Michigan, Illinois und Missouri sogar ausgezeichnet. Der südliche Theil von Illinois und In diana ist fast ein großes Weizenfeld und ein Theil so präch- tig wie der andere. Wisconsin ist der einzige Staat, in dem der Winterweizen schlecht steht; doch pflügen die Far- mer die Felder um und bestellen sie mit Sommerweizen. — In Delaware steht dieses Jahr eine Pfirstchernte in Aussicht, wie sie kaum je zuvor ausgefallen ist. Im ver gangenen Jahre betrug die Pfirsichernte in Delaware 4,000 000 Körbe. Für diese« Jahr glaubt man auf 7,000 000 Körbe rechnen zu dürfen. Em Bedurfmß für jeden Geschäftsmann ist eine schöne Handschrift, welche vielen und besonder« oft den Handwerkern fehlt. ES hat der Mangel einer schönen Handschrift allerdings theilweise seinen Grund im Beruf, welcher ihnen wenig Gelegenheit giebt, sich im Schreiben auszubilden, aber in der Hauptsache liegt es wohl daran, daß die Betreffenden zwar wissen, wie ein Buchstabe im Allgemeinen aussteht, aber nicht Gelegenheit haben, sich darüber zu unterrichten, wie die Schönheit und Harmonie der einzelnen Formen und der Buchstaben zu einander den angenehmen Eindruck auf den Beschauer des Schrift stückes hervorbringen. Essehen die« auch die Meisten ein, es ist aber nicht so leicht, hier Abhilfe zu schaffen. Aller dings existiren Hefte mit Vorlagen, aber die dadurch an geeigneten Formen werden gewöhnlich eben so schnell ver- lernt, wie erworben, weil der Uebende die Buchstaben nach malt, aber nicht belehrt wird, wie die Buchstaben aus ein zelnen sich wiederholenden Formen zusammengefügt sind. Der Versasser eines kleinen Schristchen (siehe Annonce) hat es sich zur Aufgabe gemacht und es ist ihm gelungen, eine sich durch schöne Formen auszeichnende Schrift aus wenigen, einfachen Grundformen aufzubauen. Ein jeder Prinzipal sollte sein Personal aus dieses Heftchen, dessen Anschaffung durch den billigen Preis so leicht, aufmerk sam machen. Lrankenkerger AircheMachrichten. Freitag, den 4. Juni, früh 8 Uhr: Wochencommunion; Herr Oberpf. Lcsch. Gefunden wurde am Sonntag, den 30. Mai, zwischen Gersdorf und Jrbersdorf ein Kutsch wagenwiderhalter und ist derselbe gegen Er stattung der Jnsertionsgebühren abzuholen bei LouiS Uhlig in Sachsenburg. Eine Wtckelmachertn wird gesucht. Zu erfahren Baderberg 9, im Hinterhaus. 'Ein MrlUzes Dienstmädchen sucht Frau Hilmar Schmidt.