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134 ' Lonnerßag, den 10 Juni. _*?8O. EaAe/>/^ ^LrksaM^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr, Inserate werden Mit s Pf, für die gespalten- Corpusz-tle od deren Raum berechnet, Geringster Jnseratenbetrag 2° M C°m plicirtc oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Zu beziehen durch alle Postanstaltcn. Preis vierteljährl. 1 bO Einzelne Nummern 5 H. Die Stuten- und Fohlenmusterung findet in diesem Jahre statt: in Chemnitz am 14. Juni früh 8 Uhr mit t Prämiirung ° Wiesenbad - 13. - - 10 - ohne! ein-und - Großhartmannsdorf- 1«. - - S - mit Das Fohlenbrennen findet unmittelbar nach der Musterung statt. Das Königliche Landstallamt Moritzburg, G. Graf zu Münster. B e kanntmachung. Im Handelsregister für hiesigen Amtsgerichtsbezirk ist am heutigen Tage auf Grund der Registratur voni 25. Mai 1880 für die neue Firma: C. H. Kreschnack in Frankenberg das Folium 184 eröffnet und als Firmeninhaber Herr Carl Hermann Kreschnack daselbst eingetragen worden. Königliches Amtsgericht Frankenberg, am 7. Juni 1880. Wiegand. Seidler. Holzauetion. Von den auf dem Plauer Staatsforstreviere aufbereiteten Höl zern sollen Mittwoch, den 1«. Juni 188», von Nachmittags <k Uhr an im Lange'schen Gasthof an der Hofer Chaussee in Falkenau in Abth. 64 „Roith" 2 Raummeter weiche wandelbare Brennscheite, 1 - buchene gute Brennrollen, 3 - weiche gute Brennrollen, in Abth. 37, 39, 44 und 46 „Oederaner Wald" 1 Raummeter weiche gute Brennrollen, 910 Gebund kiefernes Durchforstungsreißig, 122 Raummeter weiche gute Stöcke einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter dm vor Beginn der Auciion bekannt zu machenden Bedingungen an dre Meistbietenden versteigert werden. Ueber diese Hölzer, welche vorher besehen werden können, ertheilt der mitunterzeichnete Oberförster nähere Auskunft. Königliches Forstrentamt Augustusburg und Königliche Forstrevier verwaltung Plaue, am 7. Juni 1880. Sachße. Scheret. theilte uns Hr. Webermstr. A. Rösch hier mit, daß er aus Anlaß der ersterwähnten Nachricht Erkundigungen in Oberwiesenthal eingezogen habe, nach welchen Kinder 40 bis 50 Pfg., Er wachsene 1 M. 10 Psg. bis 1 M. 40 Pfg. täg lich verdienen, wenn sie von früh 5 Uhr bis in die späte Nacht hinein arbeiten; wohl gehe die Arbeit jetzt besser und sei auch der Lohn etwas gestiegen, aber wenn auch einzelne der ohnehin besser bezahlten Musternäherinnen in Annaberg, wo der Lohn immer um einige Procente höher sei als in anderen Orten des obern Gebirges, mehr verdienten, so könne die behauptete Lohn erhöhung doch unmöglich von den Gorlarbeiiern im ganzen Obergebirge gesagt werden. Wir haben daraufhin selbst Erkundigungen eingezogen, und zwar an einem Hauptsitze der fraglichen OertlichkS und Sächsisches. Frankenberg, 9. Juni 1880. -f Wenn es erfreulich ist, von den verschie densten Seiten her den langersehnten Aufschwung, welchen neuerlich so manche Branchen genommen haben, bestätigt zu finden, so ist es auf der an dern Seite geradezu betrübend, wenn solche Nach richten übertrieben aufgebauscht werden und in Verbindung mit dem Gischäflsaufschwung auch eine ganz exorbitante Lohnaufbesserung gemeldet wird, welche bei genauerer Unterrichtung sich als nicht eingelreten erweist. In unsrer Nr. 124 brachten wir wie viele andere Blätter die Nach richt aus dem obern Erzgebirge, daß auch für dis vielgeprüften Bewohner desselben bessere Zei ten gekommen zu sein schienen, da sich die Gorl- fabrikanten den Arbeitern gegenüber durch hohe Lohncfferten überböten und so jetzt ein Mäd chen pro Tag 2 bis 3M., ein Kind bis 1HM. verdiene, und gestern noch brachte das Chemn. Tgbl. die ihm aus dem Erzgebirge zugegangene Nachricht, daß die Gorlfabrikation in schönster Blüthe stehe, alle Häuser und Straßen belebe, daß die Gorlfabrikanten einander den Arbeitern gegen über mit Lohnerhöhungen überbieten und eine Gorlnäherin bei Fleiß und Arbeitslust es täglich bis auf 2 M., ein Kind auf 1M. bringe. Alle diese Nachrichten haben stark den Anschein, als sollten sie die von schutzzöllnerischer Seite bei Berathung des Zolltarifs als Folge desselben verlockend in Aussicht gestellte Aufbesserung der Löhne bestätigen, leider aber bleiben sie hinter der Wirklichkeit zurück. In voriger Woche schon Am tlqm «KnMleben Grätz. 2. Aus dem Familienleben der Turkmenen. Von A. von Schweiger.Lerchenfeld. (Fortsetzung.) Werfen wir nun einen Blick in das Heim einer turkmenischen Familie. Wir haben ein bienen- korbartigeS Zelt vor uns, das nach allen Richtungen durch handbreite Roßhaarbänder und Stricke ver schnürt ist. Sie halten die Decke dieses Baues zusammen, die einzelnen Ftlzstücke nämlich, welche auf das Gerippe der Hütte gelegt werden. DaS Gerüste besteht auS gekrümmten Holzstäben, welche entsprechend mit einander verbunden und fest- gischnürt werden. Stabilität erhält dieser Bau durch starke kurze Pflöcke, welche rings in die Erde eingerammt werden, und an die man daS Zell be festigt. In der Zeltmitte zu oberst wird ein, mittelst einer Klappe zu schließendes Loch freigelaffen, um für den Rauch und die im Winter begreiflicher weise nicht immer balsamische Lust einen Abzug zu schaffen. Der Zelteingang wird gleichfalls mittelst einer Filzdecke geschloffen. Diese Hütte — deren Form allen Steppenvölkern Mittelasiens zum Modelle dient — heißt bei den Turkmenen Owa oder Oy, bei den Kirgisen Kascha, bei den Kalmücken Jutta. Die turkmenische Owa umfaßt natürlich alle Habseligkeiten der Familie, und so findet man in derselben ein wahres Chaos von Geräthschaften, Kleidungsstücken, Waffen, Lum pen, Decken, Nahrungsmitteln und trockenem Ka- meel- und Pferdemist als Brennmaterial. Rein lichkeit ist niemals eine HauStugend bei den Step, penvölkern. Man sagt, daß die Kälte sie zwinge, den ganzen Winter hindurch keine Körperwaschun- gen vorzunehmen. Das mag seine Berechtigung haben, ob aber durch solche Gesunbheitsmittel dem ästhetischen Gefühle gedient ist, wollen wir dahin- gestellt sein lassen. Zndeß kennt auch der Turkmene einigen LuruS, und wer sich ein kleines Vermögen zusammenge. maust hat, der wendet natürlich auch auf sein Heim einige Obsorge an. DaS „weiße Zelt" (Ak-oy) eines vornehmen Turkmenen zeigt im In- nern schöne weiße Filzdecke», Teppiche als Wand- und Bvdenzier, schöne Waffen, Geschirre und bunt gemusterte Vorhänge. Wenn sich ein jnngeS Ehe paar seine Owa einrichtet, dann wird man eine gewisse Sorgfalt und ordnende Hand niemals ver missen. DaS währt aber nicht lange, und wenn einige Zeit verstrichen ist, dann starrt das Heim innen und außen von Schmutz. Für die Turkmenin sind die Kinderjahre die glücklichsten. Da Ehen bei den mittelasiatischen Steppenvölkern nicht so früh wie anderwärts im moSlimischen Oriente geschloffen werden, so genießt das Mädchen bis zu seinem sechszehnten oder sieb zehnten Jahre eine verhältnißmäßig freie Existenz. Häusliche Arbeiten hat eS nur wenige zu verrich ten. Da die Turkmeninnen sich nur selten oder gar nicht verschleiern, so Mt eS den jungen Män nern, die eine Wahl zu treffen geoenken, nicht schwer, sich zu entscheiden. Ist eine solche Wahl einmal erfolgt, dann übernimmt eine Freundin oder Ver wandte das Kaufgeschäft, worauf der Mollah (Prie- st-r) den Coniract aufsetzt und den Tag der Hoch zeit bestimmt. Die weiteren Förmlichkeiten sind höchst umständlich. Auch bei den Turkmenen muß die Braut zum Scheine entführt werden und eS findet zu diesem Ende ein förmlicher Auszug statt. Vorerst versammeln sich die Verwandten, die Freun dinnen und die Mutter der Braut und laden Tep piche, Stoffe und andere Habseligkeiten auf die Kameele, auf deren Rücken sie dann selbst Platz nehmen, um nach dem Zelte der Braut zu reiten.