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M 132 Dienstag, de» 8 Juni. ^^0 2 ,, §W^We^W>^ .^»4. ^irksM^ Amtsblatt der Lömgt. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseraten-Annahmc für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr, Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis vierteljiihrl. 1 50 H, Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit S Pf, für die gespaltene CorMMe oder deren Raum berechnet, Geringster Jnseratenbetrag 2V W. C plictrte oder tabellarische Inserate nach Uebereinlommen, ""f unser Blatt werden von uns und den Boten noch angenommen. Dtv LxpvSItioi» S«8 W^r«»Lv»I»v^8«r VaKvI»!. Bekanntmachung. Zufolge Registratur vom 25. Mai 1880 ist am heutigen Tage im Handelsregister für hiesigen Amtsgerichtsbezirk für die Firma Her mann Steyer in Frankenberg das Folium 183 eröffnet und als In haber der Firma Herr Cigarrenfabrikant Hermann Steyer daselbst eingetragen worden. Königliches Amtsgericht Frankenberg, am 2. Juni 1880. Wieqand. Seidler. 10. öffentliche Sitzung -es Sta-t-eror-veten- Colleginms Dienstag, den 8. Juni 1880, Abends 6 Uhr. VLKe8»rckiiullxr 1. Eingänge. 2. Rathsbeschluß, Ausübung der Gerichtsbarkeit in Fran kenberg betr. 3. Beschluß des Raths und des Bauausschusses, Verkauf und Austausch von Arealstreifen an die Besitzer der Häuser 81—84. Refr. Stadtv. Damm. Der Stadtverordneten-Vorsteher vr. Meding. OertlichkS und Sächsisches. Frankenberg, 7. Juni 1880. -f Die im Februar und März so zuversichtlich gehegte Hoffnung auf ein günstigeres Frühjahr, als das vorjährige gewesen, ist gründlich zu Schanden geworden; mit entmuthigender Conse quenz hält die rauhe Witterung an, kaum sind einige Tage wirklich schönen warmen Wetters eingetreten, so folgt ihm Gewitter und diesem wieder Regen, Sturm und Kälte, die heute, am 7. Juni, trotz Donnerrollens in der 12. Vormittags stunde die Ofenwärme in den Zimmern noch wohlthätig empfinden läßt. In wenigen Wochen sind wir auf der Höhe des Jahres angelangt und noch zeigen sich keine „Tage der Rosen"! Darf man dazu noch den alten Bauernregeln Berechtigung zutrauen, so sind die Aussichten auf die nach langem und hartem Winter mit be sonderer Zuversicht begrüßte Sommerszeit recht trübe, denn „Wenn naß und kalt der Juni war, verdirbt er meist das ganze Jahr" und „Brach mond naß, leert Scheuer und Faß" lauten einige dieser Regeln. — Im nächsten Jahre scheidet verfassungs mäßiger Bestimmung zufolge wieder ein Dritt- theil von den Mitgliedern der Zweiten Kammer aus. Es haben somit in 2? Wahlkreisen Neu wahlen stattzufinden. Von den 27 ausscheiden den Abgeordneten gehören 16 den liberalen Par teien, also weit über die Hälfte, an. Es scheiden nämlich aus von Nationalliberalen: Grimm (22. städt. Wahlkreis: Lengenfeld rc.), Kramer (43. ländl. Wahlkreis: Auerbach, Falkenstein, Klin genthal), vr. Krause (Stadt Leipzig, 3. Wahl kreis), Müller-Freiberg (6. städt. Wahlkreis: Freiberg, Wilsdruff, Tharandt), Penzig (14. städt. Wahlkreis: Meerane, Waldenburg, Hohen stein-Ernstthal), vr. Pfeiffer (3. ländl. Wahl kreis: Reichenau, Ostritz, Herrnhut), Schieck (10. städtischer Wahlkreis: Hainichen, Frankenberg, Mittweida) undStauß(18. städt. Wahlkreis); von der Fortschrittspartei: vr. Böhme (8. ländl. Wahlkreis), vr. Heine (23. ländl. Wahlkreis), Lehmann (Stadt Dres den, 5. Wahlkreis), vr. Meischner (8. städt. Wahlkreis), vr. Minckwitz (17. städt. Wahlkreis), Oehmichen (17. ländl. Wahlkreis), Schreck (4. städt. Wahlkreis: Pirna rc.) und Streit (Stadt Zwickau). Die Conservativen sind betheiligt an der Ausscheidung mit Beeg (8. ländl. Wahlkreis), v. Bosse (13. ländl. Wahlkreis), Bunde (39. ländl. Wahlkreis), Gelbke (38. ländl. Wahlkreis), Kökert (22. ländl. Wahlkreis), Scheller (7. städt. Wahlkreis), Schmidt (25. ländl. Wahlkreis), Seydel (28. ländl. Wahlkreis), Sieboth (45. ländl. Wahlkreis), Uhlemann (26. ländl. Wahl kreis) und Werner (37. ländl. Wahlkreis). — Einer der hervorragendsten Mathematiker der Gegenwart, der Prof. Felix Klein in Mün chen, hat einen Ruf an die philosophische Facul- tät der Universität Leipzig erhalten und ange nommen. Es wird hierdurch eine schon seit Jah ren gefühlte Lücke in der Vertretung der mathe matischen Disciplinen, namentlich der Geometrie, in ausgezeichneter Weise ausgefüllt. — Die Einnahmen der sächsischen Staats bahnen in den ersten vier Monaten des laufen den Jahres übersteigen die vom gleichen Zeit räume des Vorjahres um 1,200000 M. — Um die erledigte Bürgermeisterstelle in Meerane haben sich zehn Bewerber gemeldet. — Heute beginnt bereits der Bay der neuen Jägercaserne an der Albertsbrücke in Dresden- Altstadt. — Sechs Arbeiter des Rittergutes Olbernhau erhielten am 3. Juni im Beisein des gejammten Dienstpersonals die ihnen verliehenen Auszeich- Die ruMMke Knisergrusi. Skizze von Max Dittrich. In den Morgenstunden deS 3. Juni ist im Win- terpalast zu St. Petersburg eine edle Dulderin, Rußland« Kaiserin, durch den Tvdesengel von lang jährigem^ Leiden erlöst worden Sanft und ruhig, ohne TodeSkampf ist die hohe Frau entschlafen und ihre Seele hinüber gegangen in jene« unbekannte Land, von wo kein Wanderer wiederkeyrt. Durch das ganze weite Czarenreich hallen die Todtenglo- cken und die prachischlmmernden Räume des russi schen KaiserpalasteS zeigen nun Tootenblumen und Cypressenzweige. Nicht allein dieGlteder der russischen Katsersamilie, nicht allein daS russische Volk trauern lies um den Heimgang der edlen und vielgeliebten Kaiserin, deren Herzensgute und Liebenswürdigkeit überall gerühmt wurde, wo Russen wohnten oder zusammen kamen, auch in nichtrusstschen und zu- mal deutschen Kreisen betrauert man den Heimgang der feingebildeten Fürstin, welche dem russischen Kaiserthrone zur höchsten Zierde gereichte, — stammte fie doch aus einem deutschen Fürstenhaus«, nahm sie doch deutsche Bildung und Gesittung auf jene bevorzugte Höhe, zu welcher sie die Hand deS jetzi gen russischen Kaisers emporhob. Geboren zu Darmstadt am 8. August 1824 als die Tochter des damaligen GroßherzogS Ludwig ll., verlebte sie ihre Jugendjahre in jener freundlichen deutschen Residenzstadt und feierte daselbst auch im Mai 1840 ihre Verlobung mit Alexander. Die Vermählung fand am 28. April 1841 zu St. Petersburg statt, wohin sie gleich nach der Ver lobung ihrem Bräutigam gefolgt war. Trat die deutsche Prinzeß auch nach den Forderungen der russischen Traditionen zur griechisch-katholischen Kirche über, bevor fie die Gemahlin Alexander ll. wurde, ihr Herz, ihr Empfinden, ihr ganzes Den- ken und Fühlen blieb deutsch. Sieben Kinder, von denen der älteste Sohn, Namens Nicolaus, seiner Mutter bereits 1865 im Tode vorangegangen ist, schenkte die Kaiserin in ihrer nahezu vierzigjährigen Che ihrem Gemahl und erwarb sich in hohem Grade die Verehrung und Liebe deS ganzen russischen Volkes. Nu» ist fie von hinnen geschieden, der Todes- engel hat ihr die Kaiserkrone, welche in den letzten Jahren oft mehr einer Dornenkrone glich, vom müden Haupte genommen und der Verklärten die Augen für immer geschlossen. Ihr letzter sehnlich ster Wunsch ward erfüllt: sie starb in St. Peters burg. Als fie, schon «odtkrank, in Süvfrankreich lag, trat fie trotz aller ärztlichen Abmahnung die Heimreise nach St. Petersburg an; sie fühlte die nahende Auflösung und wollte so gern in der schö nen Newastadt, wo sie Tage, Jahre d«S sonnigsten Glücks verlebt, den Erlöser von langen schweren Leiden erwarten. Und es ist so gekommen, wie fie ersehnt und gehofft; fie starb im Winterpalast und wird auch in Petersburg ihre letzte Ruhestätte finden. Es ist eine gar einfache, mit den Prachträumen deS kaiserlichen RefldenzschloffeS seltsam genug con- trastirende, aber gerade darum ihre Wirkung auf das Gemüth de- denkenden Beschau-rS nicht der. fehlende Stätte, wo die gewaltigen Czaren und Czarinnen Rußlands im engen Schrein einem bes seren Leben entgegenträumen. Nicht in der kolossa len Zsaakskirche, jenem Wunderwerke deS Architecten Montferrant, Lem nur die PeterSkirche in Rom und die Peter-Paulskirche in London verglichen werden kann, schlummern die russischen, dereinst von Glanz und Pracht, Macht und Herrlichkeit umgebenen Herrscher und Herrscherinnen des weiten Czaren-