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^ZirksM^ Amtsblatt -er Kömgl. Amtshauptmannschaft Flöha, -es König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Vandenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr, Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis viertcljährl. 1 50 H, Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit s Pf, für die gespaltene Corpusjeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnferatenbetrag so Pf, Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ueberemkommen, bisher niemals unterworfen gewesen. Procentabgaben für Gewährung der Darlehen werden nicht erhoben. Unterhändler werden verbeten. Sparkasse zu Frankenberg. Gelder zum Ausleihen gegen hypothekarische Sicherheit liegen je- derzeit bereit und sind bei pünktlicher Zinienzahlunq einer Aufkündigung Sächsisches. Frankenberg, 12. Mai 1880. — Gestern hat sich unser Königspaar nach Meißen begeben und in dem dortigen Schlosse Al- brechlsburg, dessen Wiederherstellung der Voll endung entgegengeht, die ihm anläßlich seines silbernen Ehejubiläums von Seiten der Kreis stände der Erblande im Vereine mit den Pro vinzialständen der Oberlausitz gewidmete und in zwischen fertig gestellte Festgabe, bestehend in einer Meublementsausstattung des kleinen Speise saals der Albrechtsburg, entgegengenommeu. Das erwähnte Zimmer schmückt noch eine Glasmalerei im Mittelfenster, welche in leuchtenden Farben das Allianzwappen der Majestäten und darun ter folgende Widmungsschritl trägt: „Zur Feier der silbernen Hochzeit Sr. Majestät des Königs Albert von Sachsen und Ihrer Majestät der Königin Carola, den 18. Juni 1878, haben die Einrichtung dieses Saales ehrfurchtsvoll gewid met die Kreisstände der Erblande im Verein mit den Provinzialständen der Oberlausitz." An die Ueberreichung der Festgabe schloß sich ein Mahl in der Albrechtsburg, zu welchem Einladungen an dis Deputationsmitglieder der betreffenden Kreis- und Provinzialstände u. s. w. ergangen waren. — Generalstaatsanwalt vr. v. Schwarze ist von einem hartnäckigen Halsleiden, welches ihn von der letzten Reichstagssession fernhielt und zu einer Luftkur in Südtyrol nöthigte, so weit wiederhergestellt, daß er mit Beginn dieser Woche feine dienstlichen Functionen wieder übernehmen konnte. — Die sächsische Badestiftung, am 26. Juli 1811 gegründet und der Verwaltung des Mini steriums des Innern unterstellt, hat im Sommer 1879 im Ganzen 296 Kranken den Gebrauch böhmischer und sächsischer Heilquellen ermöglicht. 95 Kranke erhielten freie Verpflegung im John'- schen Civilhospitale zu Teplitz, 5 Kranke genossen nach einander die der Stiftung gehörige Müh- lenfels'sche Freistelle im Fremdenhospitale zu Karlsbad, außer 15 Kranken, welchen sogenannte Zahlstellen in demselben Hospitale vermittelt wurden. 165 Kranke wurden ferner durch Geldbei hilfen in den Stand gesetzt, in Teplitz, Karlsbad, Marienbad, Franzensbad, Elster, Schmeckwitz, Wol kenstein und Reiboldsgrün Badekuren zu gebrau chen. Das Vermögen der sächsischen Stiftung betrug Ende 1879 63725 M. Nennwerth in Werth- papieren, meist dreiprozentiger sächsischer Rente. — In Dresden starb am Montag der voll ziehende Director der sächsisch-böhmischen Dampf schifffahrts-Gesellschaft, Hönack, nach längerer Krankheit. Er halte von „unten herauf" sich zu seiner Stellung hinaufgearbeitet. Im März 1851 trat er beider sächsisch-böhmischen Dampf schifffahrts-Gesellschaft als Conducteur ein, welche Stellung er alsbald mit derjenigen des Kassirers vertauschte. Im Jahre 1869 wurde er zum vollziehenden Director gewählt. — Der Uhrmacherverein „Galileo Galiläi" zu Mailand hat den Mitbegründer der deutschen Uhrmacherschule zu Glashütte, deu Uhrenfabri kanten Großmann daselbst, zu seinem Ehrenmit glied ernannt. — In Reichenbach hofft man am 1. Juli eine Herberge zur Heimath eröffnen zu ssönnen. — In Leipzig fand in voriger Woche anläß lich der Anwesenheit des vom „Comitee zur Vor bereitung der Theilnahme an der Melbourne ausstellung für den Bezirk der Handels- und der Gewerbekammer Leipzig" geladenen Geh. Ne- gierungsrath Reuleaux eine Besprechung über die australischen Ausstellungen statt, zu der Ver treter sämmtlicher sächsischer Handels- und Ge werbekammern, sowie die Aussteller des Leipziger Bezirks erschienen waren. Die Lpz. Ztg. cön- stalirt, daß die befriedigenden Mittheilungen über Sydney Hoffnungen für den Erfolg der Mel- bourner Ausstellung zu wecken wohl geeignet waren, daß es sich bei letzterer nicht mehr um einen Versuch, sondern um ein Eindringen, ein Erweitern des australischen Marktes handelt. — Aus Meerane klagt man in der „Ostsee- Zeitung" über einzelne Fabrikanten, welche durch Anfertigung schön appretirter unhaltbarer Stoffe das dortige Geschäft schädigen. Vor einiger Zeit wurde berichtet, daß dort die Kleiderstoff fabrikation einen großen Aufschwung genommen habe. Unbelchrt durch die Erfahrungen früherer Jahre, haben nun einzelne Fabrikanten die Nach frage benutzt, um billige und schlechte Waare von besonderem Glanze, der beim ersten Regen verschwindet, anzufertigen und zu liefern. Jetzt kommen die Waaren mit Protest zurück und der Ruf der Meeraner Industrie ist schwer geschädigt. — Die Schützengesellschaft zu Mügeln begeht im nächsten Monat die Feier ihres 200jährigen Bestehens. — Der Erfinder des sog. lenkbaren Flügel- luftschiffs, Oberförster Baumgarten, wallet jetzt wieder seines Amtes im Forsthause Grüna bei Chemnitz. Dagegen weilt sein Compagnon, vr. Wölfert aus Leipzig, mit dem Luftschiff in Wien, sich mehr Glück mit demselben versprechend als in Leipzig. Wie verlautet, hat Baumgarten, da seine Stellung als Staatsdiener sehr erschüt tert war, dieser Tage Luf dem Ministerium des Innern in Dresden sein Ehrenwort gegeben, nie wieder Hand an sein „lenkbares" Luftschiff legen zu wollen, und soll sein Versprechen zu Protokoll genommen worden sein. — Die auf dem Reinhardt'schen Grundstücke vor dem Königsthore zu Bautzen veranstalteten Ausgrabungen sind nunmehr geschloffen worden. Die Art und große Zahl der Funde (außer vie len Broncegegenständen über 500 Gefäße in ca. 80 Gruppen) haben auch mehrere auswärtige Autoritäten auf diesem Gebiete zu eigener Be ¬ sichtigung und persönlicher Vornahme der betref fenden Arbeiten veranlaßt, durch welche soeben festgestellt wurde, daß die gemachten Entdeckun gen nicht wendischen Ursprunges sind, sondern von altgermanischen Völkern aus der vorrömi schen Culturperiode unseres Landes, das heißt aus dem fünften bis dritten Jahrhundert vor Christi Grburt herrühren, mithin über 2000 Jahre alt sind. — Noch vor der Gerichtsverhandlung gegen den Weinhändler Kaltschmidt in Leipzig, in des sen Local die große Spielparthie Paradies und Genoffen ausgetragen worden, ist diese alte Weinhandlung in ConcurS verfallen. — Das Freiberger Tageblatt macht auf einen neuen Industriezweig, der schon seit längerer Zeit dort vertreten ist, aufmerksam: die von einem Hrn. Kröner auf der Borngasse betriebene Fabrikation von Stuhlsitzen aus Papier. Diese Sitze sind viel billiger als Rohrsitze, bedeutend dauerhafter, was zwar fast unglaublich klingt, aber dennoch vollständig wahr ist, und können außerdem von Jedem selbst auf dem Stuhle be festigt werden, ohne daß man nöthig hat, letz teren außer Haus zu schicken. Fragliche Sitze können auf jedem Rohrstuhle benutzt und der selbe, wenn das Papier wider Erwarten nicht conveniren sollte, wieder zum Einflechteu von Nohr benutzt werden. — Das Reichsgericht in Leipzig hat in der von seinen Mitgliedern herausgegebenen Samm lung der Entscheidungen in Civil- und Strafsa chen die königl. preußische oder richtiger Putt- kamer'sche Orthographie angenommen. Da lesen wir von Urteilen, Verteidigung, Vorteil, Teil nahme, von Tierarzt und Tierarzneikunde, sowie die Worte „Fixierung", „motiviert", „unsubstan ziiert", „characterisiert". Die der Post anver trauten „Pakete", „einfache Wertstücke", ja selbst die Bestimmungen des „Bundesrats" muthen uns so fremdartig an, als ob die Entscheidungen nicht in Leipzig, sondern in Berlin gedruckt wären. — Unglücksfälle und Verbrechen. In Leipzig, in der Nähe des Apollosaales vor dem vormaligen Wind- mühlenthore, wurde in der Nacht zum Montag der 58- jährige Cigarrenhändler Großmann aus Stötteritz ermor det. Derselbe hatte mit seiner Familie und einigen Be kannten im Siebenmännerhause Len Abschied eines Sohnes, der am Montag nach Amerika abreisen wollte, gefeiert und wurde mit den Seinen an jener Straßenstelle von einer Rotte junger Burschen und Frauenzimmer ange rannt und insultirt, die, über ihre Ungezogenheit zur Rede gesetzt, über die Familie Großmann herfiel, und alsbald sank der Vater, von zwei Messerstichen, deren ei. ner tödtlich war, getroffen, zu Boden. Der Unglückliche wurde nach Lem Apollosaale getragen, wo er nach weni gen Minuten verstarb. Die Rotte war rasch verschwun den, doch gelang es der Polizei schon am andern Morgen, der Hauptexcedenten und auch des Mörders, eines Hand- arbeitens Hesse, habhast zu werden, der die noch blutige Waste, ein großes dolchartiges Einschlagemesfer, noch im Stiefel versteh trug. - In Leipzig hat jüngst ein Dienst- Mädchen aus Verzweiflung darüber, daß auf ihm der in keiner Weise begründete Verdacht einer begangenen Un- redlichkeit gelastet, freiwillig den Tod durch Ertränken ge sucht und gesunden. Der Dienstherrschaft waren fortge-