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^I«7 1880. Sonnabend, dm 8 Mai. r^-vbcrMr ^^irksa^^ n Raum berechnet. Geringster Jnleratenbetrag 20 Ps. c plictrte oder tabellarische Inserate nach Ueberemlommen. Preis vierteljährl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. führe von w - Mai ». soll vom Unterzeichneten die An wege unter vorlie?n"o auf die hiesigen Communications- MindMorderLn machenden Bedingungen öffentlich an den —— vergeben werden. Darauf Reflectirende werden hier- ».Steins^ mit geladen, gedachten Tages Vormittags 10 Uhr im Lehmann schen Gasthose allhier sich einzufinden. Dittersbach, den 29. April 1880. Der Gemei nderath allda. Zacher, Gem.-Vorst. Vom Reichstage. die r^.er Sitzung vom 4 d. verwies das Haus Aba Ä b E bschlfffahrtsacte auf Antrag des an eine Commission zur " Benchterstaltung und genehmigte das mir Oesterreich wegen Beglaubigung Urkunden, den provisorischen Handels- ?. mit Belgien und die Gesetzentwürfe über die Consulargenchtsbarkeit in Bosnien und Aegyp ten in erster und zweiter Lesung. Der Rest der Sitzung wurde ausgesüllt mit der dritten Lesung der Novelle zum Socialistengesetze. Liebknecht bezeichnete die Hamburger Neichstagswahl als «ine Antwort des Volkes auf das Socialisten- gefetz und wendete sich gegen das Gesetz unter Geltendmachung der bei der ersten und zweiten Berathung vorgebrqchten Gründe seiner Partei. — v. Heereman (Centrum) warnte davor, mit Polizeimaßregeln allein den Kampf gegen die Svcialisten zu führen; wirklich helfen könne nur die Besserung der Lage der arbeitenden Klaffen, die sorgfältige Pflege des religiösen Sinnes. Redner erklärte sich gegen die Verlängerung des Socialistengesetzes bis 1884, das Centrum werde aber der Verlängerung des Gesetzes auf ein Jahr zustimmen. — Günther-Nürnberg (Fortschr.) will die Socialisten nur mit den Waffen des gemeinen Rechtes bekänipfen und wird gegen die Ver längerung des Ausnahmegesetzes stimmen; statt der Strafbestimmung möge man lieber positive Maßregeln treffen, wie die Ausdehnung des Haftpflichtgesetzes. In der Specialdebatte über 8 1 wendete sich Hasselmann gegen die Vorlage. Durch das Socialistengesetz sei das allgemeine Wahlrecht illusorisch geworden, die deutschen Ar beiter seien gezwungen, das Nämliche zu thun, wie die russischen Anarchisten und die französischen Arbeiter (Redner wird wegen dieser Aeußerung zur Ordnung gerufen); er schließt mit den Wor ten: „Die Zeiten des parlamentarischen Ge schwätzes sind vorbei, die Zeit der Thaten be ginnt." Hierauf wird 8 1 angenommen. Zu tz 2 befürwortet Reichensperger die Genehmigung des Antrags der Verlängerung nur bis 1882. Bundesbevollmächtigter Graf zu Eulenburg bittet um Ablehnung des Antrages und Annahme des Beschlusses der zweiten Lesung. Das Haus hält den Beschluß der zweiten Lesung aufrecht. Bei der definitiven namentlichen Abstimmung erfolgte die Annahme des Gesetzes mit 191 gegen 94 Stimmen. ... Die Sitzung vom 5. Mar gestaltete sich zu einer für das deutsche Gewerbe bedeutungsvollen, da in ihr Beschlüsse gefaßt wurden, welche den Innungen wesentliche Vorrechte einräumen. Der Referent der Commission, v. Hertlmg (Centrum) begründete deren Anträge, welche die Bildung von Innungen (ohne Zwang zum Ein tritt) gestalten, den Zweck der Innungen, die Theilnahme an denselben und die Thätigkeit der Innungen ordnen, das Verhältniß der Innun gen zu den Behörden regeln und den Reichs kanzler auffordern, eine Revision der Gewerbe ordnung zum Zwecke der weiteren Entwickelung der Innungen zu veranlassen. — Ministera. D. Delbrück erklärte, er könne die Wiederherstellung der Innungen nur bis zu einem gewissen Grade billigen. Den Innungen obrigkeitliche Functio nen und Befugnisse zu übertragen, namentlich die Aufsicht über das gesammte Lehrlings- und Gesellenwesen, die Abnahme der Prüfungen und das alleinige Recht Lehrlinge zu halten, halte er für verderblich und unzulässig. Er wolle freiwillig zusammentretenden Innungen gern Rechte gewähren, welche sich mit der Freiwillig keit vertragen, wie die executivische Beitreibung der Beträge. Die Hauptbedingung für ihn bleibe aber, daß kein directer oder indirecter Zwang zum Jnnungseintritt ausgeübt werde. — v. Helldorf sprach namens der Conservativen für die Commissions-Anträge und gegen Delbrück. — Wöllmer erklärte, die Fortschrittspartei stehe der Organisation des Handwerks mit großer Sympathie gegenüber, verlange aber, daß die Associationen unter Selbstverwaltung stehen, nicht, wie man hier vorschlage, unter der Verwaltung der Polizei. Die Statistik zeigte, daß die freien Associationen viel größere Erfolge aufzuweisen hätten, als die Innungen. — Stumm empfahl der Regierung, unter allen Umständen auf Ein führung obligatorischer Prüfungen für die Bau handwerker Bedacht zu nehmen. Das Mus nahm die Anträge der Gewerbecommission be züglich des Hausirbetriebes unverändert an und genehmigte sieben einzelne Anträge der Gewerbe commission bezüglich des Jnnungswesens mit 152 gegen 102 Stimmen. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 7. Mai 1880. f Die akademischen Sängergäste, welche unsre Stadt seit Mittwoch Nachmittag beherbergt, mußten leider unter Regen ihren Einzug halten. Dieselben wurden beim Einlaufen des Leipziger Zuges im Bahnhof Chemnitz von einer Depu tation des Festcomitees begrüßt, welche dort mit Hilfe des Hrn. Bahnhofsrestaurateurs Pil ger eine Erfrischung bereit gestellt hatte. Die zur Einnahme derselben gewährte Zeit wurde überdies zur Vertheilung der Quartierbillets be nützt. Die in den niit Maien, Wappenschildern in den Paulinerfarben und mit Kränzen geschmück ten 3 Waggons, welche die Bahnverwaltung zur Verfügung gestellt,, sodann die Weiterreise An- tretenden wurden in Niederwiesa von drei klei ¬ nen Schulmädchen, Töchtern von Comileemttglie- dern, mit einer Blumenspende überrascht und erhielten in Braunsdorf als ersten Festgruß von Frankenberg, auf Bogen mit der Ansicht der Stadt und einzelner Punkte ihrer Umgebung ge druckt, folgende Widmung: Sei, Paulus, un» gegrüßt mit Herz und Munde, Du sroh ersehnter, liederreicher Gast! Zum Frühlingsbote» wurde uns die Kunde, - Daß freundlich Du bei Deiner Sängerrast Uns spenden willst in weihevoller Stunde Vom Schatz', den Du in Deinen Liedern hast: Drum, Paulus, sei gegrüßt, sei hoch willkommen, Daß Du den Weg zu unsrer Stadt genommen! Ja, sei gegrüßt! Dein Weben und Dein Streben, Bewundert steht es da im SangeSreich; Den Tauchern, die vom Grund die Schätze heben, Bist Du in Deinen Liederperlen gleich; Aus Deinem Sange sprudelt ächte« Leben, Du singst den Hörer hochbeglückt und reich: Drum, Paulus, sei gegrüßt, sei hoch willkommen, Daß Du den Weg zu unsrer Stadt genommen! Nehmt Herzens Dank, Ihr licdcrreichen Gäste! Gesegnet stets sei Euer Sängerpfad! Wo Ihr auch weilt, werd' jeder Tag zum Feste, Ein reicher SegenSquell' für Rath und That! Die ohne Lohn Ihr gäbet stet« das Beste, Zu wem Ihr auch Euch freundlich je genaht: Ihr ächten Frühlingsboten, seid willkommen, Daß Ihr den Weg zu unsrer Stadt genommen! Auf hiesigem Bahnhofe hatte sich mit den Mit gliedern des Festcomitees und des Sängerbun des trotz des andauernden Regens ein zahlreiches Publikum eingefunden, das die unter den Klän gen des Stadtmusikchors und des harmonischen Hochs der Sänger einfahrenden Gäste mit Be willkommnungszurufen empfing. Nachdem die Gäste den Zug verlassen, begrüßte der Vorsi tzende des Festcomitees, Hr. Brgrmstr. Kuhn, dieselben, kurzgefaßt folgende Gedanken aus- führend : Er heiße die Gäste willkommen im Namen Derer, die einst, als noch „die blühende goldene Zeit und die Tage der Rosen" waren, dem Paulus al« Mitglieder angehör ten, und in Vertretung der Stadt Frankenberg, in welche sie gekommen, um ihre Stimmen erschallen zu lassen zum Besten eines Verein« zur Bethätigung christlicher Liebe. Noch nie habe Frankenberg Studenten in so stattlicher Anzahl einziehen sehen, insbesondere sei es da« erste Mal, daß der Paulus als Verein hier einziehe. Freudigen Her zen« würden die Gäste.erwartet, weit habe die Stadt ihr Thor (symbolischer Hinweis auf das Stadtwappen) aus. gethan und von der Mauerzinne herab begrüße sie dre Gäste mit hoch erhobenem Kranze, bereit, denselben auf die jugendlichen Häupter zu drücken, nun mögen die Gäste entfalten die Fahne des Siegs, die sie überall, wohin sie kommen, begleitet; nun möchten sie erobern Alt und Jung mit der bezaubernden Macht des deutschen Liede«, die ihnen in seltner Weis- zu Gebote steht, möchten erfreuen die Männer durch die Frische und den Humor studentischen Treiben« mW gewinnen die Herzen der Frauen und Mäd chen durch liebenswürdige Ritterlichkeit. Dann werde man hier immerdar einstimmen in den Rus, der vor Jahren die begeisternde Parole war, wie er sie noch heute sei und stets bleiben werde, in den Rus: Vivat Paulus! Vivat Langer! Noch waren die Hochrufe nicht verklungen, als schon der stets jugendfrische Dirigent der Pauli-