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meiden, und darum bringt er seine Tochter gleich nach der Geburt um; dann braucht er nach fünf, zehn Jahren keine ÄuSstattungSkosten zu zahlen. Außerdem fällt daS Herkommen schwer in'S Gewicht, denn die» gilt gleichsam al» ein Gebot der Gott- Helt. Die Väter haben ihre Mädchen getödtrt, also thuen e» auch die Söhne und halten «» auch für wohlgethan .... Die Mädchen von Aaste wer- den übrigen» so früh al» möglich verheiralhet, fie bleiben aber bi» zur Reife bei den Eltern. Ein Mädchen, da» nicht in frühen Ainderjahren v«r- heirathet ist, gilt al» ein Schimpf und eine Schmach für die Familie und man opferte vordem ein solch' arme» Kind der blutdürstigen Göttin Kali. Wenn gleich heute di« englische Regierung der Ermordung weiblicher Kinder allenthalben zu steuern in der Lage ist, so kosttt e» gleichwohl noch viele Mühe, um di« starrköpfig«« Hindu» von dir Absicht ab» zubringen, daß «in im zwölften Jahr« noch nicht »«rheirathete» Mädchen nicht würdig sei, der Kaste und Familie fürder anzugehören .... ES dürfte von besonderem Interesse sein, die in diese Frage «inschlagtnden Daten au» den früheren Jahrzehnten an diese Stelle zu setzen. Sie ergänzen pro Jahr und wöchentliche Stunde vergütet. Bewerbungsgesuche mit Zeugnissen werden bis zum 22. laufende« MoaatS an den mitunterzeichneten Stadtrath erbeten. Frankenberg und Chemnitz, am 10. Mai 1880. Die Bezirksschulinspektion. Der Stadtrath. Der König!. Bezirksschulinspektor. Kuhn, Brgrmstr. Eichenberg. in haarsträubtndtr Weist da» ohnedie» genug düstere Bild, da» wir bei Berührung obiger Thatsachen gewonnen haben .... Al» im Jahre 1836 in dieser Angelegenheit die erste Untersuchung selten» der indobriitschen Behörden ««gestellt wurde, zeigte e» sich, daß beispielsweise im westlichen Radschpu- tana unter einer BevölkerungSgruppe von 10000 kein einzige» Mädchen vorhanden war! Andern, ort» wurde constatirt, daß im Volke, mehr noch aber an den Höfen de» Radscha», die Geburt eine» Knaben allemal mit großem Jubel begrüßt wurde, während die Mädchen sofort in ein bessere- Jenseits befördert wurden. In Manikpur gaben die radsch» putischen Edelleuten selbst zu, daß seit mehr al» hundert Jahren in ihrem Gebiete kein neugeborne» Mädchen über ein Jahr gelebt habe .... Da mit sind aber diese Ungeheuerlichkeiten noch langt nicht alle erschöpft. Vor etwa zwanzig Jahren, also kurz nach dem großen Stpahi-Aufstande, wur den neuerdings Nachforschungen gepflogen. Tin Beamter der Regierung constatirte zunächst die Erl» stenz der Mordprari» in 308 Ortschaften, die er besucht hatte ; in 26 fand er kein einziges Mädchen unter sechs Jahren, in 28 kein einzige» unter dem Wittwenverbrennung unck Kinäermonl in , Inüien. A. von Schweiger.Lerchenfeld. Ol . (Schluß.) Ein noch'?rl ärgerer Mißbrauch al» die Witt» Wen-Verbrennung war bislang der Kind ermord. Wir stoßen auf eine ähnliche Erscheinung auch in Ehina; aber in dem Umfange, wie sie sich bis in die Neuzeit hinein in indischen Gebieten, nament- llch in solchen, die nicht unmittelbar unter «ngli. scher Herrschaft standen, auSbildete, flößt dieselbe grausig«» Entsetzen ein. Die Hauplursache dieser Barbarei ist darin zu suchen, daß in manchen Ge bieten und bet gewissen Klaffen die Heirathm ganz unerschwingliche Kosten Hervorrufen. So verlangt «» beispielsweise bei den oberen Klaffen der Ravsch- Puten die Ehre, daß man seine Tochter recht vor nehm verheirathe, sonst würdigt man sich und die Familie herab. Die Ehre verlangt «» auch, daß man hierbei einen geradezu unfinnigen Luru» ent falte, der oft da» gesammte Hab und Gut «in» Familie verschlingt. Da» aber will der Radschpute — und mit ihm so mancher andere Hindu — ver Bekanntmachung. An der Bürgerschule zu Frankenberg ist eine ständige Lehrerstelle zu besetzen. Das Einkommen derselben einschließlich des Wohnungsg^ldes beträgt jährlich 1200 M. Die Bürgerschule zu Frankenberg umfaßt einfache, mittlere und höhere Volksschule, letztere jedoch nur für Mädchen. Die Gehalte der ständigen Lehrer steigen von 1200 bis 2200 M. Die Ertheilung des Unterrichts an der Fortbildungsschule wird mit 60 M- Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und -es Stadtraths zu Frankenberg wiesen worden. Durch dieses erfreuliche Vor gehen der städtischen Behörden wird die Mög lichkeit gegeben, eine wirkliche Pflege, eine itla- terielle und sittliche Hebung der Armen an Stelle der bloßen Versorgung zu setzen. Eine große Anzahl von Bürgern der Stadl hat sich freiwillig zu dem Ehrenamt der Armenpfleger gemeldet. — Zur Ergänzung und Unterstützung dieser städtischen Armenpflege sind gleichzeitig eine Anzahl angesehener Männer zu einem Verein gegen Armennoth und Bettelei zusammengetreten. Derselbe will vor Allem die Privatwohlthätigkeit regeln, durch welche so viele unwürdige Bittsteller mit Gaben überhäuft werden, während wirklich Bedürftige darben müssen, und durch deren Miß brauch viele arbeitsscheue und unfähige Zuzügler so lange ihr Leben Hinfristen, bis sie — der Stadt zur schweren Last — den Unterstützungs wohnsitz erworben haben. Andererseits will der Verein die Bettelei bekämpfen, indem sich seine Mitglieder verpflichten, unbekannten Bettlern con- sequent jede Gabe zu verweigern und dieselbe an die Centralstelle zu verweisen, an welche ein Jahresbeitrag von mindestens 2 M. zu zahlen ist. — Die Dr. Nachr. mahnen zur Vorsicht beim Passiren der österreichischen Grenzen, denn die rüher so viel gerühmte Humanität und Rück- icht der österreichischen Steuerbeamten dürfte in der letzten Zeit durch massenhaft vorgeköm- mene Confiscationen von Cigarren von nach Karlsbad und Teplitz reisenden Kurgästen voll- Anlerate werden mit « Pf. für die aespaltene Eorpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag 20 Pf. Com- Pltcirte oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags I» Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 üv H. Einzelne Nummern 5 H. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 13. Mai 1880. -f Dit gefürchteten Weinmörder Pankratius und Servatius sind gnädiger ausgetreten, als die Nacht zum 11. d. erwarten ließ, seit welcher sich die Temperatur wieder erhöht hat, so daß die vielen Inhaber von Vergnügungsetablisse ments, welche vom Verkehr an den Pfingstfeier tagen ein gut Theil ihrer Jahreseinnahme er warten, nach dem vom Wetter so arg beeinträch tigten Himmelfahrtsfeste den bevorstehenden Fest tagen froherer Erwartungen voll entgegenblicken dürfen. -f Pünktlicher Bote des Saisonwechsels bei unseren sächsischen Staatsbahnen ist auch jetzt Wieder „Fritzsche's Fahrplan sämmtlicher sächsischen Eisenbahnen und anderer deutschen und österreichischen Bahnen, der Fahrposten und Dampfschiffe". Die bekannte Reichhaltigkeit die ses kleinen Rathgebers für alle Eisenbahnreisen den ist wiederum vermehrt durch ein Verzeichniß aller auf den sächsischen Bahnen laufenden Durch gangswagen, sodann durch die Verzeichnisse der Rundreisetouren und der directen Eisenbahnver bindungen mit größeren Städten und Badeorten. Die bedeutend vergrößerte Karte ist zum ersten Male durch Beifügung der Seitenzahlen bei den einzelnen Linien zum Jnhaltsverzeichniß verwen det worden, eine Neuerung, die dem Publiknm beim Aufsuchen der Fahrpläne von großem Nu tzen sein wird. Da kein Coursbuch existirl, wel ches für einen Preis von 35 Pf. so reichen In halt bietet, so kann dies Merkchen als bestes und billigstes Coursbuch für Sachsen gewiß ohne Ueberhebung bezeichnet werden. — Se. Maj der König beabsichtigt, sich heute zum Besuche der internationalen Fischereiaus stellung nach Berlin zu begeben und wird dort im kgl. Schlosse Quartier nehmen. — In der in umfassendem Reparaturbau be griffenen St. Jakobikirche zu Chemnitz ist dieser Tage der Taufstein aufgestellt, die Kanzel re- staurirt und der Altaraufbau vollendet worden. Der letztere harmonirt vortrefflich mit den übri gen Schönheiten der Kirche und darf wohl mi Recht als ein Meisterwerk der Holzbildhauers angesehen werden. Gegenwärtig sind noch die Maler in der Kirche beschäftigt, dem Gestühl und dem übrigen Holzwerke einen paffenden Anstrich zu geben. In wenigen Tagen werden auch diese fertig sein und es kann alsdann an die Einweihung des nach dreijähriger Bauzeit gänzlich erneuerten und verschönerten Gotteshau ses gedacht werden. Die Feier soll an einem der nächsten Sonntage nach Pfingsten stattfinden. — In Dresden ist vom 1. April an eine völ lige Umgestaltung der städtischen Armenpflege nach dem Vorbilde von Elberfeld in Kraft ge treten. 400 Armenpfleger sind aus der Zahl der Bürger ernannt und jedem derselben nicht mehr als 5 Familien zur speciellen Pflege zuge-