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in Hainichen 7 Diese Züge halten nach Bedarf in Braunsdorf. reform schon jetzt ein gutes positives Stück weiterzubringen, nicht eingehen will, weil er erst die Wirkung der vorjährigen Zoll- und Steuer bewilligungen abwarten will. Wenn nun auch der Kanzler von der Vorlegung der Wehrsteuer an den Reichstag Abstand nimmt, so will er doch die Brau- und Bör ensteuer von dem Reichstag in dieser Session erledigt sehen, — der Reichs tag aber in seiner Verstimmung ist geneigt zu „striken" Samoa-Vorlage, Tabaksmo nopol, Strike in der Steuerreformsrage und die Demonstration wegen St. Pauli: das Alles sind Beweise der oppositionellen Richtung, in die der Reichstag mit einem Mal hineingerathen ist, — es sind zugleich parlamentarische Niederlagen des Kanzlers. Und wie hat sich das Blatt so schnell wenden können? Zugegeben, daß der Kanzler Formfehler gemacht hat, — darf eine so hohe Körperschaft dies als einen zureichenden Grund zur Opposition und Directionslosigkeit ansehen? Fürwahr, es besteht ein ernster Conflict, der entweder die Auflösung des Reichstages oder ein Demissionsgesuch des Kanzlers herbeiführen dürfte, wenn nicht Bismarck schnell persönlich den Weg der wohlwollenden Versöhnung und Verständigung ergreift. Die parlamentarischen Zustände sind trostlos, zumal eine feste Ma jorität nicht mehr auf Seiten Bismarck's steht: die liberalconservative ist wie Spreu vom Winde verweht. — Die Beerdigung Bracke's hat in Braun schweig am Sonntag unter sehr großer Theil- nahme der Gesinnungsgenoffen des Verstorbenen stattgefunden. Im Trauerhause durfte mit Be willigung des Polizeidirectors Reichstagsabgeord neter Fritzsche am Sarge sprechen. Dem Leichen» wagen folgten Tausende, während große Men- schenmaffen zu beiden Seiten des Zuges standen. Man trug keine Fahnen, keine Schärpen, keine Blumen, nicht einmal ein Trauermarsch ertönte. Von dem Allen war Abstand genommen, weil man wußte, daß die Polizei nichts dergleichen dulden würde. Der Kirchhof war abgesperrt; am Grabe wurde kein Wort gesprochen. Das Grablied „Wie sie so sanft ruhn", wurde von einem Gesangverein vorgetragen. Still wie die Menschenmassen gekommen waren, zogen sie wie der ab. Nirgends soll trotz der kolossalen Anhäu fung von Menschen eine Ordnungswidrigkeit vor gekommen sein. — Die Vermehrung des Silberumlaufs um 2 M. auf den Kopf, also um etwa 84 Millionen, ist wesentlich durch die Wünsche der Gewerbe treibenden veranlaßt worden, da sich bei Lohn zahlungen hier und da ein Mangel an Silber- mttnzen herausgestelll hat. Dieser Mangel war um so fühlbarer, da die Thaler größtentheils außer Verkehr gesetzt waren. Durch diese Ver mehrung des Silbergeldes soll übrigens keines wegs das Münzsystem geändert, sondern nur das Bedürfniß nach einem größeren Unilauf des Silbergeldes befriedigt werden. — Eine Anzahl preußischer Adeliger hat einen Aufruf zur Bildung einer deutschen Adelsgenos senschaft erlassen. Sie erklären sich „für indi viduelle Regeneration durch Zucht und Disci- plin im Bereiche des adeligen Hauses, durch Einfachheit und ernste Richtung inmitten der all gemeinen Vergnügungswuth, durch Stählung der Character-Eigenschaflen und durch die Richtung des nodlö886 odliL« (Adel verpflichtet)". Die Genoffenschaft verfügt bereits über reiche Mittel und will nebenbei hilfsbedürftige adelige Witt- wen und Waisen und junge Edelleute in ihrer Ausbildung unterstützen. Als Endziel wird eine Gesammt-Organisation des deutschen Adels hin gestellt. — Nach dem Jahresbericht der „jüdischen Gesellschaft für Verbreitung des Glaubens" in Berlin giebt es im Ganzen auf der Erde 6—7 Mill. Juden, ebensoviel als es zur Zeit des Kö nigs David in Judäa gegeben haben mag. Da von kommen 5 Millionen auf Europa. — An der schleswig'schen Küste des kleinen Belts, von Gravenshoed bis Holkhoved, dann südlich der Insel Aarö sind 1,250000 kleine und 60000 große amerikanische Austern zur Bildung. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Der „Boh." wird aus Berlin geschrieben: Die parlamentarischen Zustände gerathen immer mehr in eine trostlose und unerquickliche Verwir rung. Die Mißstimmung gegen den Ncichskanz- er nimmt immer weitere Dimensionen an, und ne Kluft zwischen Kanzler und Parlament wird immer größer. Die Abstimmungen in der Sa moa- und in der Monopolfrage waren Demon strationen gegen die Politik des Kanzlers, ent sprungen dem allgemeinen Mißbehagen über den Mangel an Fühlung zwischen Parlament und Kanzler, Abstimmungen, die leicht hätten vermie den werden können, wenn der Kanzler durch persönliches Austreten die liberal-conservative Majorität enger an sich zu ketten versucht hätte. Was ich voraussah, ist auch eingetreten: der Reichstag will einen förmlichen Strike eintreten lasten und die Steuerreformsrage auf die nächste Session verschieben. Bei der Discussion über die Börsensteuer zeigte es sich, daß der Reichs tag auf die Wünsche Bismarck's, die Steuer ab Chemnitz ö" Uhr früh in Niederwiesa 6" . ab Niederwiesa 6" . . ab Frankenberg 6" - OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 5. Mai 1880. -s- Für das Kirchenconcert, welches morgen Nachmittag die heute hier eintreffenden Pauliner, denen wir an der Spitze des Blattes schon den Willkommengruß entboten, Min Besten des so segensreiche Wirksamkeit entfaltenden Vereins zu Rath und That geben, zeigt sich auch in der Umgebung lebhaftes Interesse und ist zahlreicher Besuch aus derselben zu erwarten. In freund licher Weise hat die in unsern musikliebenden Kreisen als Sängerin hochgeschätzte Frau Rosa Schiebler ihre Mitwirkung zugesagt und wird dieselbe vom Dirigenten des Paulus, Hrn. Uni versitätsmusikdirector vr. Langer auf der Orgel begleitet werden. j- Mangel an Raum und Zeit gestatteten bis heute uns noch nicht, über den Bericht zu refe- riren, welchen Hr. Landtagsabgeordneter Schieck in voriger Woche in einer auch Nichtmitgliedern zugänglichen Versammlung des Reichsvereins über die letzte Landtagssession erstattet hat. Bei dem allgemeineren Interest«, welches seine Aus führungen namentlich über die Finanzlage des Staates haben, glauben wir denselben eingehen der behandeln zu sollen und behalten uns dies für die nächsten Nummern vor. - f Der heute erschienene und mit dem 15. d. M., also dem Pfingstsonnabend, in Kraft tre tende Sommersahrplan der sächsischen Staats bahnen bringt für unsere Bahnlinie folgende Aenderung: Der bisher 9" Uhr von Chemnitz abgelastene Abendzug fährt für die Folge erst 9 Uhr 3« Min. dort ab und berührt alle Sta tionen 15 Minuten später, so daß der Abgang von hier nach Hainichen IO?? Uhr erfolgt. Son stige Aenderung ist auf der Linie Roßwein- Chemnitz nur noch, daß der Nachmittagszug statt bisher 3° fchon 2" Uhr in Roßwein abfährt, aber langsamere Fahrt hat, so daß die Ankunft in Hainichen nach wie vor 3" Uhr erfolgt. Der Extrazug, der auf Ersuchen von hier, wie schon vor mehreren Wochen mitgetheilt, an Sonn- und Festtagen eingeschalten wird, hat folgende aber über dieselben zur Tagesordnung über und nahm mit großer Mehrheit den Vorschlag der Regierungsvorlage an. Vorher hatte der bai rische Abg. vr. Groß unter Zustimmung von mehreren Seiten des Hauses Folgendes bemerkt: Das einzig wirksame Mittel, um die Tollwuth der Hunde so viel wie möglich zu beseitigen, ist eine hohe Be- steuerung derselben. Wir haben in Baiern vor einigen Jahren in dieser Beziehung eine Besteuerung eingeführt, die die Folge gehabt hat, daß wirklich eine große Anzahl von Hunden abgeschafst wurde. Meine Herren, es wird mir Niemand bestreiten können: je weniger Hunde da sind, desto weniger können beißen. (Heiterkeit.) Die Ue- beriragung der Tollwuth kann nur hervorgcrufen werden durch den Biß, und je mehr wir also diese Veranlassung zu hintertreiben suchen, desto sicherer werden wir die Ge> fahr, daß Menschen von der Hundswuth befallen werden können, beseitigen. Meine Herren, wer jemals einen Men- sehen gesehen hat, der an Tollwuth leidet, wer ihn in den gräßlichsten Qualen daran wüthen sah und weiß, daß keine menschliche Hilf« möglich ist, der möchte alle Hunde todt- schlagen. ES ist ja wahr und wird vielfach behauptet, daß der Hund der größte Freund der Menschen ist; er hat ungeheuer viel Anhänglichkeit, er hat die Treue und alle möglichen guten Thiereigenschasten; aber er bringt den Menschen auch in die Gefahr, an einer schrecklichen Krankheit zu sterben. — Der einfache Betrag der Gesammtsumme der diesjährigen Einkommensteuer beziffert sich auf 12,116448 M., 225975 M. mehr als im Vorjahre. Dazu kommt der 50procentige Zu schlag, so daß von den Einkommensteuerpflichti gen in diesem Jahre 18,174672 M. auszubrin gen sind. — Der Bau der zwischen Marschall- und Hochuferstraße zu Dresden zu errichtenden neuen Jäger-Caserne soll nach Pfingsten beginnen; be zogen wird die Caserne aber erst im Jahr 1882, so daß die Meißner ihre „Schwarzen" noch ein Weilchen behalten können. Der Stadt Dresden erwächst übrigens aus dem Casernen-Neubau die Pflicht, die Hochuferstraße in gedachtem Zeit räume ein beträchtlich Stück weiterzusühreu, wozu ohne der neuen Caserne wenigstens wäh rend der nächsten Jahre wenig oder gar keine Veranlassung vorgelegen haben würde. — In Geyer hat sich eine Gewerkschaft ge bildet, welche die alten, ehemals reichen Ertrag gebenden dasigen Zinn- und Silbergruben, die infolge der Kriege in den letzten Jahrhunderten in Verfall geriethen und später wegen starken Wasserzufluffes nicht wieder abgebaut wurden, neuaufnehmen will. Man gedenkt durch einen Stollen das Grubengebiet in einer Tiefe zu durchschneiden, welche früher nicht erreicht wor den ist. — Unglücksfälle und Verbrechen. In Mügeln bei Oschatz hat ein der Tollwuth stark verdächtiger Hund echs Kinder gebissen. — Ein Tischlergeselle in Schönheide sollte sich im Gehöft seines Arbeitgebers im Schießen etwas üben und schoß nach einer Kiste. Das Geschoß durchschlug das Holz und traf noch eine weit davon ge- hende 46jährige ledige Frauensperson so unglücklich, daß der Kopf von der Kugel vollständig durchbohrt wurde. — Ein 25jähriger Schuhmacher in Hellendorf bei Gottleuba trank hintereinander i Liter Kornbranntwein aus und iarb am nächsten Morgen. Der herbeigerufene Arzt con- iatirte Hirnlähmung infolge übermäßigen Alkoholgenusses. Auf der Linie Chemnitz - Riesa sind einige ganz unwesentliche Aenderungen zu registriren, die für Station Oberlichtenau nur um 2 —3 Minuten differiren. — Mildem Wirksamwerden des Som mersahrplans sällt auch die 4. Wagenklaffe der Personenzüqe an Sonn- und Festtagen aus. -s Die Haltestelle Ottendorf an der Chemnitz- Riesaer Bahnlinie, deren von der kgl. General- direction der Staatsbahnen zugesagte Einrichtung wir schon vor längerer Zeit mittheilten, wird mit dem 15. d. M. eröffnet; an derselben hal ten in der Richtung nach Mittweida der Mit tags 12" und der Abends 9? Uhr in Chem nitz abgelaffene und in der Richtung nach Chem nitz der früh 7^ und der Nachmittag 6' Uhr dort eintreffende Zug. — Bisher pflegten die polizeilichen Vorschrif ten, welche beim Vorkommen toller oder wuth verdächtiger Hunde zu ergreifen sind, in sehr verschiedener Weise von den betreffenden Behör den angeordnet zu werden. Der Reichstag hat in diesen Tagen bei Berathung des Gesetzent wurfes, betreffend die Abwehr und Unterdrü ckung von Viehseuchen, der Bestimmung seine Genehmigung ertheilt, wonach in Zukunft überall im Reichsgebiete bei constatirtem Auftreten toller oder der Tollwuth verdächtiger Hunde sämmt- liche Hunde auf eine bestimmte Frist feflzulegen sind. Dem gleich zu erachten ist jedoch, wenn die Hunde mit einem festschließenden Maulkorb versehen und beim Betreten der Straße an einer Leine geführt werden. Von Dresden aus waren Petitionen an den Reichstag eingereicht, welche weniger strenge Hundesperre-Matzregeln begehr ten, und der Abg. Ackermann befürwortete diese Petitionen noch besonders, der Reichstag ging Fahrzeiten: ab Hainichen 4^ Uhr früh ab Frankenberg 4" . < in Niederwiesa ü" . - Lb Niederwiesa 5" - in Chemnitz 5-" -