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Die -» versammm»^, die weiß«, massive mohamedanische Moschee auS, mit kleinen MinaretS al» Wahrzeichen ihrer Be stimmung. Ein Stadtviertel gleicht dem anderen, nur zeich net sich jede Straße durch ihren eigenen Geruch aus. Eine Straße mag wohlhabendere Einwohner beherbergen als eine andere, aber äußerlich macht sich dies höchstens tn der geringeren Zahl baust, cher Gebrechen bemerkbar; denn der Reiche lebt hier, von Festlichkeiten abgesehen, so unbeachtet wie der gering Begüterte. Früh Morgens waschen sich tn den Straßen die Männer mit Wasser auS einem kleinen Rupferkessel, reinigen sie sich die Zähne mit kurzen Hölzchen und dem Stück einer Areca-Betelnuß; die Mütter verabreichen ihren Rindern ein Bad durch Ueber- gießen au» einem Rupfergefäß; die Barbiere sind ebenfalls auf der Straße am Werke, der eingebo rene Doctor geht umher und reibt seinen unter den Thüren sitzenden Runden Salben ein oder legt Verbände an. Unter Tags find die Straßen dicht mit Menschen und Wagen besetzt; Rinder beiderlei Geschlecht«, den Unterleib infolge der NeiSnahrung Lan- am Mitt- ..gnißwesen im .jährige Generak- TageSgeschichte. Deutsches Reich. — Der Kaiser will nur auf ausdrücklichen Wunsch seiner Aerzte nach Wiesbaden gehen, da er sich vollkommen frisch und wohl zu befinden erklärt. — Wie der Lpz. Ztg. aus Berlin mitgetheilt wird, bestätigte sich, daß gegen den Geh. Posi-i rath Fischer die Disciplinaruntersuchung eß/< leitet ist. Es wird sich dabei herausstellen, V o ui Reichstage. In der Sitzung vom 14. April wurden meh rere militärische Angelegenheiten betreffende Pe titionen bezüglich des Dresdner Cadeltenhauses und der Verlegung mehrerer Garnisonen (darun ter eine Petition aus Meißen um Beibehaltung der jetzigen dortigen Garnison) durch die bei der Berathung des Etats gefaßten Beschlüsse für erledigt erklärt und zu den Petitionen von Gemeinden Rheinhessens und der Rheinprovinz über das Verbot der Einfuhr von Neben und Rebentheilen, behufs Abwehr der Einschleppung der Reblaus, dem Anträge der Petilionscom- mission gemäß beschlossen, die Petition dem Reichskanzler zu überweisen mit deni Ersuchen, daß ähnliche Bestimmungen wie die des preußischen Gesetzes vom 27. Februar 1878 für das ganze Reich erlassen werden. Dazu wurde ein Amende ment Schulze-Delitzsch's angenommen: „Im Wege der Reichsgesetzgebung den Verkehr von Neben und Nebentheilen, ausschließlich von Trauben, in Gegenden des deutschen Reiches, wo Weinbau ge trieben wird, zu verbieten und Zuwiderhandlungen mit einer angemessenen Geldstrafe zu belegen. Unter Weinbau wird die Cultur von Reben behufs Weinbereitung verstanden. Die bezirk weise Abgrenzung des dem Verbote zu unter stellenden Weinbaudistrictes wird durch die be treffenden Landesregierungen bestimmt." Die Wuchergesetzcommission hat ihre Auf gabe in einer einzigen Sitzung erledigt. Anträge auf Einführung eines ZinsmaximumS wurden abgelehnt und der Gesetzentwurf mit einer ein zigen, mehr formellen Aenderung genehmigt. — Die Gewerbeordnungscommission hat ihren ersten Bericht erstattet, der sich auf das Gewerbe dei Schauspielunternehmer bezieht. Sie schlägt einen Gesetzentwurf vor, nach welchem dem Schauspiel unternehmer die zum Betriebe seines Gewerbes nö- lhige Erlaubniß zu versagen ist, wenn die Be Hörde auf Grund von Thatsachen die Ueberzeu gung gewinnt, daß der Nachsuchende die zu dem beabsichtigten Gewerbebetriebe erforderliche Zu verlässigkeit, insbesondere in sittlicher, künstleri scher und finanzieller Hinsicht nicht besitzt. stark aufgetrieben, g«h«n ganz nackt oder haben nur einen Strick um die Lenden. Die Männer find größieniheils schlank, mager, der Rücken vom Lastentragen gekrümmt; ein bunteS Tuch, Longi, liegt zum Schutz d«S Unterleibes dick um die Hüfte, eine kurze Zack« und ein schmutziger, nachläsfig ge- wunden«! Turban vervollständigen den Anzug, Schuhe find bei gewöhnlichen Leuten selten. Die Frauen find klein von Gestalt, aber wohlgebaut. Haupt- kleidungSstücke find eine fest anschließende Zacke in lebhaften Farben, bei Wohlhabenden mit Goldlitzen verbrämt, welche die Rörpersormen hervortreten läßt; zwischen Jacke und Rock, der bis zum Rnie herab- reicht, bleibt ein Streifen des dunkel gebräunten Körpers unbedeckt. Die Beine bleiben frei, nur daS Festkleid ist länger. Um die link« Schult«! und den Ropf ist ein weißer dünner Musselin mit verzierten Enden gelegt, d«r Sari, der über die rechte Schulter frei herabfällt; die Ringe aus Ru pfer, Messing und Silber an Fuß und Arm klingen beim Gehen; durch Ohren wie den linken Nasen- flügel sind Ringe gezogen. (Fortsetzung folgt.) Versammlung »v, zugleich die letzte war, da sich die Conferenz infolge freiwilliger Ent schließung ihrer Mitglieder auslöst und 'dem Centralausschuß zur Fürsorge für entlassene Sträflinge rc. ünschließt. w menm fen habe, nicht geschun handelt es sich die unberechtigte Mach. chen, die schließlich auch einwn., lahm legen könnte. Fürst Bismar^ es sich um ein großes Princip hier handel«., „ fort zu dem starken Mittel der Demissionirung gegriffen; er wußte, daß es helfen wird, und mit dem Siege seines Willens und seiner An sichten in der inneren wie äußeren Politik en den muß. In der That würde ja der Rücktritt Bismarck's nach innen wie außen von unberechen baren schädlichen Folgen sein können; umsomehr verlangt er, daß er, der Schöpfer des Reichs, auch den Weg zur Erhaltung desselben angebe, und daß vor Allem die Ungeheuerlichkeit beseitigt wird, durch welche die drei deutschen Grobstaaten von der Summe der Kleinstaaten majorisirt wer den können. Er weiß, daß dem Reich ebenso Unabhängigkeit von Außen wie nach Innen, daß ihm eine stärkere Centralisation nöthig ist, wenn es seine Aufgabe als mitteleuropäische Großmacht erfüllen soll, zumal ist einer Zeit der Spannung und der möglichen Gefahren, denen der ganze Welttheil entgegensieht! Man wird zugeben, daß unter diesem Gesichtswinkel das Entlassungs gesuch aus Anlaß eines unbedeutenden Bundes- rathsbeschlusses sehr erklärlich und verständlich ist. Es spielen — in dieser Weise betrachtet — in der That die höchsten politischen Interessen und Motive bei der Bismarckkrise einebedeutende Rolle. Jetzt, wo die Krisis beendigt ist, wird nun der Kampf Bismarck's mit dem Particularismus beginnen; der Kaiser erwartet ja Anträge, welche dem Conflict vorbeugen können, d. h. die Cen tralgewalt wird den Particularismus, soweit er unberechtigt ist und das Reich lahm legen könnte, nach Kräften zu bändigen suchen. Vielleicht wird er sich dagegen ausbäumen, und ehe er nicht überwunden ist, besteht die Krisis fort. Aber sicherlich wird der Particularismus lahm gelegt werden, dafür bürgt das Verbleiben Bismarck's. Uebrigens mag noch bemerkt werden, daß hinter der kleinstaatlichen Opposition gewiß kein böser Wille war; sie war sich der Consequenzen ihrer Haltung nicht bewußt. Sie wird dafür büßen müssen, indem entweder die Zahl ihrer Stimmen beschränkt oder das Recht der Staaten, sich bei der Abstimmung im Bundesrath durch Vertreter anderer Staaten substituiren zu lassen, aufgeho ben wird. — Zur Hebung und Belebung des Fremden verkehrs hat sich in dem reizend gelegenen Tha randt aus angesehenen Bürgern ein Kurverein gebildet. — Dem Portier Friedrich, welcher 32 Jahre, und der verw. Unger, welche 38 Jahre in der früheren Baumwollspinnerei, jetzt Holzstoff- und Papierfabrik zu Niederschlema beschäftigt waren, wurden am 12. d. die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" in Anwesenheit des gesammten Beamten- und Arbeiterpersonals der genannten Fabrik überreicht. Gleichzeitig über gab der Director unter besten. Dank für die treu geleisteten Dienste den beiden Genannten ein ansehnliches Geldgeschenk. — Die Offiziere und Mannschaften der Mi litärwachen sind nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts befugt, nächtliche Ruhestörer vor läufig festzunehnien und bei der Verfolgung des sich in ein Haus zurückziehenden Ruhestörers den Hauseintritt mit Gewalt zu erzwingen. Der ihnen dabei entgegengesetzte Widerstand ist aus tz 113 des Reichsstrafgesetzbuches als Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu bestrafen. — Lotterien, worunter auch das Ausspielen von Apfelsinen, Brezeln u. s. w. in Wirthschaf- ten zählt, werden, wenn keine besondere Erlaub niß eingeholt worden ist, nach 8 286 des Straf gesetzbuchs mit Gesänguiß bis zu zwei Jahren oder mit Geld bis zu 3000 Mark bestraft. Das scheinen viele Handelsleute gar nicht zu wissen, denn wiederholt sind neuerdings solche Glücks spiele in Restaurationen wahrgenommen und deren Unternehmer, die sich später deshalb vor dem Strafrichter verantworten müssen, behörd lich angehalten worden. — Unglückssälle und Verbrechen. Am Montag Abend ist der allgemein geachtete Lehrer Kittel aus Co schütz in den Mühlgraben der Bienert'schen Mühle zu Plauen gestürzt und ertrunken. — Im Juni v. I. war der Markthelfer eines Leipziger Geschäfts zur Einwechse- wrden und batte 14o0 .onnte diese Summe abe* da ihm dieselbe, wie er i gekommen sei. Cs wollte Spur über den Verbleib des .m der Markthelfer kam deshalb Unterschlagung. Jetzt hat sich jedoch .Gunsten aufgeklärt. Das Geld, wel- erloren gehabt, war von einem 16jäh» ..,chen gefunden und verheimlicht worden. yatte Letzterer durch auffällige Geldausgaben .mächtig gemacht, ein Umstand, der endlich zur Ent- -ung der Fundunterschlagung führte. Der ungetreue Laufbursche wurde gefänglich eingezogen. Das Geld war aber bis auf den letzten Heller von ihm verthan. Leider ist es übrigens dem beargwöhnten Markthelfer nicht ver- stattet gewesen, seine Rechtfertigung zu erleben, da der selbe noch am Schluß vorigen Jahres einer langwierigen Krankheit erlegen ist. — Am Sonnabend wurde im Ge hölz von Kaisershain bei Laustgk eine Dienstmagd von einem Strolch überfallen, der ihr eine Pistole mit den Worten vorhielt: „das Geld her oder ich schieße dich nieder". Das erschrockene Mädchen gab ihre Baar schaft an 2 Mark her und konnte darauf ihres Weges ziehen. Dem Lausigker Gendarmen ist es gelungen, den Räuber in der Person eines Handarbeiters aus Groß- bardau zu ermitteln und denselben dingfest zu machen. In seinem Besitze wurden gleichzeitig Werthpapiere und eine ansehnliche Baarschaft vorgesunden.