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berale Minorität in eine Majorität verwandelt wurde, die größer ist, als sie in irgend einem englischen Parlamente seit 1832 gewesen. Bis zum 14. d. wurden 349 Liberale, 235 Konserva tive und 63 Homerulers gewählt. Die Liberalen gewannen 57 Sitze in den Städten und 49 in den Grasschasten. Die Honierulers entrissen den konservativen 7 Sitze. Die liberale Mehrheit über die vereinigten konservativen und Homeru lers beträgt 57 Stimmen. — Bezüglich des vermißten Schiffes der Kriegs marine „Atalanta" gehen dem „Globe" ziemlich bedenklich lautende Nachrichten zu. Schon bei einer früher unternommenen Uebungsfahrt hatte sich die Bauart des Schiffes nicht sonderlich be währt, und später ausgesührte constructive Aen- derungen hatten die vorhandenen Mängel nur theilweise beseitigt. Da die „Atalanta" nur für 60 Tage Wasservorrath besitzt, so muß derselbe, selbst wenn dem Schiffe kein weiterer Unfall zu gestoßen wäre, seit ihrem Aufbruche von den Bermudas-Inseln längst erschöpft sein. An Bord der „Atalanta" befinden sich 11 Offiziere und 300 junge Seeleute; der Kapitän, Stirling, ge nießt den Ruf eines hervorragend tüchtigen Flot tenoffiziers. Vermischtes. * Prinz Heinrich, der zweite Sohn des deut schen Kronprinzen, hat in diesen Tagen auf sei nem Schiffe die Rückreise nach der Heimath an getreten und seine Ankunft in derselben steht, wie schon bei der Abreise bestimmt war, im Herbst zu erwarten. Die kürzlich vom Berliner Börsen- Courier gebrachte Schilderung einer rührenden Scene, welche damals zwischen dem Kaiser und der Kronprinzessin stattgefunden haben soll, be zeichnet die Köln. Ztg. als von Anfang bis zu Ende erfunden; kein Wort davon sei wahr. Die Pflichttreue der Hohenzollern ist, wie das rhei nische Blatt hinzufügt, der Nation ehrwürdig, auch ohne sentimentale Erdichtungen. Als im vorigen Jahre nach dem Tode des Prinzen Wal demar mehrfach der Gedanke auftauchte, den El lern zum Trost den weitentfernten Sohn früher als beabsichtigt war aus der unsicheren Fremde zurückzurufen, stieß diese Absicht bei dem Kron prinzen und der Kronprinzessin selbst auf ent schiedenen Widerspruch; besonders die trauernde Mutter bestand ohne jede Anwandlung von ei ner leicht verzeihlichen Schwäche darauf, daß Prinz Heinrich seine Berufs- und Ausbildungs reise ungestört sortsetze. * In diesen Tagen waren es 150 Jahre, daß der noch im Volksmunde lebende Hans Joachim v. Zielen, der alte „Zielen aus dem Busch", in ras in Rathenow in der Mark Brandenburg sie lende Husarenregiment eintrat, dessen Inhaber etzt der schneidige Reitergeneral Generalfeldmar- chall Prinz Friedrich Karl ist. Das Regiment eierte den Jubeltag durch glänzende Reiterseste, Irenen am 14. d. auch der Kaiser mit den Prin zen seines Hauses beiwohnte. Die Reitkünste werden als brillante bezeichnet; eine Schilderung einiger derselben wird nicht blos die ehemaligen Militärs interessiren. Eine Schleifentour, von drei Offizieren geritten, gab in ihrer wilden Be wegtheit bei der gegenseitigen Jagd und Verfol gung zur Eroberung und Rettung der rechten Schulterschleife jedes Einzelnen Gelegenheit zur Entfaltung der höchsten Leistungen in Lenkung und Beherrschung des Pferdes. Prächtig war die Quadrille ungarischer Pferdehirten von 16 Gefreiten ausgeführt. Ihre Thiere wurden un- gezäunt von einem berittenen, als ungarischen Czikos verkleideten Husaren in die Reitbahn ge trieben. Mitten in die Schaar der wild sich Tummelnden sprangen plötzlich 16 andere Czikos hinein. Jeder, nur mit einem Strick in der Hand, suchte sich eines Pferdes zu bemächtigen, schwang sich auf dessen Rücken, legte ihm den Strick in's Maul und einzig mit diesem lenkend ritten die 16 ihre Quadrille, die mit einem tol len Hürderennen endigte. Höchst interessant war ein Parforcejagdreiten mit allen nur denkbaren, halsbrechenden und die Pferde tollmachenden Hin dernissen. Drei Damen, sämmtliche Offiziere des Regiments und 88 Unteroffiziere und Gefreite mit Mützen und im rothen Attila ritten die wilde Jagd mit. Ihren letzten Effect bildete das Hin überspringen über in Flammen gesteckte, mit Pe troleum getränkte Hürden zwischen einem Kreuz feuer von zischenden und sprühenden Schwärmer reihen. Bei dem Horridoruf öffneten sich die Reihen in der Mitte zu einer Gasse — und in dieser kam auf seinem Grauschimmel der alte Zielen in seiner alten Uniform und Waffenschmuck, die goldbesetzte Tigerdecke auf den Schultern, so leibhaftig herangeritten, als ob Adolf Menzel's berühmte Holzschnittzeichnung, Körper, Leben und Farbe gewonnen hätte. Es war auch ein Zie len, der ihn darstellte. * Die Nachricht der Magd. Ztg., daß der so- cialistische Führer Bracke in Braunschweig ge storben sei, ist, wie diesem Blatte neuestens ge meldet wird, unbegründet. * Ein österreichisches Segelschiff, welches am 10. März mit über 400 Faß Petroleum von Philadelphia abgegangen, ist am letzten Sonn tag, zwanzig Meilen östlich von Gibraltar, vom Blitze getroffen worden und sammt der Ladung gänzlich verbrannt. Die Mannschaft rettete sich nach Gibraltar. * Der am 14. d. in Raab mittelst des Stran ges Hingerichtete, aber nach kurzer Zeit wieder zum Leben zurückgekehrte Raubmörder ist nach fast 24stündigen qualvollen Leiden plötzlich an Lungenlähmung verstorben. * Die unsel ge Manie der sogenannten ameri kanischen Duelle hat abermals ein Opfer gefor dert. In Nordhausen hat sich in der Nacht zum 9. d. der Student Nietardt vergiftet. Er war Besitzer eines disponiblen Vermögens von 90000 M., ein hochbegabter Jüngling und geliebt von den Lehrern, wie von seinen Mitschülern. Nie tardt ging nach Berlin, um Mathematik zu stu- diren. Er ließ sich beim Beginn des jetzigen Semesters bei der Universität Halle einschreiben, um dort seine Studien fortzusetzen. Etwas exal- tirt in seinem Wesen, scheint Nietardt in Halle oder auch in Berlin in eine „Ehrenangelegen heit" verwickelt gewesen zu sein. Ein hinter lassener Brief drückt aus, daß er gezwungen ge wesen, sich selbst zu tödten. Die Veranlassung ist noch nicht aufgeklärt. * Die Exkaiserin Eugenie ist in der Kapstadt eingetroffen. * Aus der Provinz Sachsen wird der „Post" berichtet: Ein Bienenwärter zu Schildau, welcher an Taubheit litt, wurde kürzlich am Augenlid unweit der Schläfe von einer Biene gestochen. Zur Linderung des Schmerzes legte der Mann Erde und Wasser auf und verfiel dann in einen tiefen Schlaf. Als er erwachte, schlug die Thurm uhr, er horchte verwundert auf und zählte die Schläge. Er täuschte sich nicht, die Uhr schlug, und der Bienenstich hatte ihm sein Gehör wieder gegeben, das er vor 2 Jahren nach einer Er kältung verloren hatte. * Wie man aus Pommern berichtet, ist an der dortigen Küste in letzter Zeit ein sehr rei cher Lachsfang gemacht worden. Die Preise für den beliebten Fisch sind infolge dessen bereits erheblich gesunken. * Die deutsche Kolonie in Mexiko hat die be deutende Summe von 12978 M. für die Noth leidenden in Schlesien aufgebracht. (E i n g e s a n d t.) Am Jahrmarkts-Montag Abend findet im Saale des „Roß" ein Extra-Concert nebst Vor stellung der Mitglieder des unter Leitung des Hrn. Junghans stehenden Victoria-Salons vom Gasthaus zur Linde zu Chemnitz statt, auf welche alle Freunde der heitern Muse aufmerksam ge macht werden. L. Kachsmburger.Mchennachrichten. Sonntag Jubilate. Früh 8 Uhr: Predigt. Vorm. Hl1 Uhr: Predigt für die Anstaltsgemeinde. Städtische Gaseontro e. April. Zeit der Beobachtung. Druck vor dem Expe- rimentir- gaSmesser in Milli- Conium der Probir- stamme per Std. in Litern. Leuchtkraft tm tO-Loch-Argand- brenner, ver glichen mit einer Normalkerze von 44,0 mnr Alant- Metern. menhöhe. 10. Abends 7," 31 163 15„ 12. - 7 r« 31 162 . 15 13. , 7-0 30 162 15 14. 8 31 163 15 15. . 8 31 163 15,- 16. - 8 31 163 ! 15,- L srankenberg, den 16. April 1880. vr. Nettl. Kapital-Gesuch. Ein Kapital — SSO Thlr. — auf ein Land grundstück wird zu 5 Procent gegen gute Hypo thek und pünktliche Zinszahlung baldigst zu leihen gesucht. Geehrte Darleiher wollen ihre werthen Adressen unter „Kapital" in der Expedition des Tagebl. niederlegen. Ein Webergeseile kann auf Maschine Ar- beit erhalten Margarethenstr. 6. Zwei Pferdeknechte, mit guten Zeugnissen, werden gesucht vom Gutsbesitzer Seifert in Ottendorf. Wr 1. Juli wird ein Dienstmädchen gesucht von — Frau Rudolf Klein sen. Etu junges Mädchen, in häuslicher Arbeit bewandert, sucht bei an ständigen Leuten Stellung. 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