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7 8tl«»88v it decatirten It Heater zu M 86 Dienstag, den 13 April. ^^80. ^!kjK ^Hirksav^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und -es Stadtraths M Frankenberg. tten" von rrte. tags 3 Uhr freundlichst Weber. 'Mal. 3 Uhr an dlichst ein- Funke. em Saale U8lli ?nedix. Haus. >e Tanz- st ein Seyer. » che 20. «an«/ ße. midt. ekraut c Str. »aufeln, dorf. Muster, naler, Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bis Vormittags 10 Uhr. Zur jüngsten KanzlerknsiS. Wohl selten ist ein Ereigniß unvorbereiteter und darum überraschender eingetreten, als das jüngste Entlassungsgesuch des Fürsten Bismarck. Im Auslande, wo die Nachricht gleich einem Blitz aus heiterem Himmel einschlug, herrschte eine größere Erregung, als in Deutschland, denn hier glaubte man einfach nicht an die Möglich keit eines Rücktrittes. Jedem ist das Wort „Niemals", welches Kaiser Wilhelm an den Rand des vorigen Demissionsgesuches schrieb, noch in guter Erinnerung, und gerade in seinem Ver- hältniß zu Bismarck haben wir'in wiederholter und klarster Weise erfahren, was ein Wort un seres Kaisers gilt. Zudem wissen wir erfah- 'rungsmäßig, daß der große Staatsmann sein Enttassungsgesuch als Pressionsmittel benutzt, wenn es ihm anders nicht gelingt, feindselige, seine Politik hemmende Strömungen zu besiegen, und aus diesem Grunde hat man sich allmählich an die periodische Wiederkehr dieser Erscheinung gewöhnt. Daß dieselbe dadurch an Wirksamkeit gewonnen hätte, läßt sich nicht behaupten, dies mal erhält sie ihre außerordentliche Bedeutung durch die Konstellation am politischen Himmel. Bismarck suhlt sehr wohl, wie er gerade jetzt, wo der europäische Frieden gleichsam in ihm verkörpert ist, wo wir seiner ganzen staatsmän nischen Kraft, seiner tiefblickenden Diplomatie mehr denn je bedürfen, unentbehrlich ist, und sich somit für ihn der günstigste Zeitpunkt bietet, um geheimen Mächten einen gewichtigen Schlag zu versetzen und laug und oft durchkreuzte Pläne zu fördern. Ueber den wahren Grund wird eine Aufklärung wohl ebenso wenig wie früher erfolgen, und somit bleibt den Muthmaßungen das ergiebigste Feld geöffnet. Es liegt auf der Hand, daß die Abstimmung und die dadurch er folgte Majorisirung Preußens im Bundesrathe lediglich einen Vorwand bildete und so glaubt man von einer Seite, daß Fürst Bismarck das Ziel im Auge habe, den sich immer thätiger regenden Partikularismus durch eine Umgestal tung der Bundesverfassung niederzuwerfen, wäh rend man andererseits annimmt, es handle sich um eine Bekämpfung der gegenwärtig am Ber liner Hofe herrschenden russenfreundlichen Strö mung. Schon bei Berathung der Reichsverfassung wurde auf das Mißverhältniß hingewiesen, daß Preugen bei fast zwei Drittel der Gesammt- bevölkerung Deutschlands noch nicht ein Drittel der- Stimmen im Bundesrathe besitzt. Die un praktische Stimmentheilung bundestäglichem An gedenkens wollte man nicht wieder einsühren und war darum gezwungen, auch dem kleinsten Kleinstaat eine Stimme zu geben. Um seine Machtstellung nun nicht zu augenscheinlich zu gestalten, begnügte sich Preußen mit nur 17 > Stimmen, wo es der Bevölkerungsziffer nach mehr als das Doppelte beanspruchen konnte; zudem rechnete es auf sein moralisches Ueber- gewicht und die Einwirkung deö durch den Kai- Zu beziehen durch alle Postanstaltcn. Preis viertcljiihrl. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 ser zu ernennenden Reichskanzlers. In allen wichtigen Fragen drang Bismarck bisher im Bundesrath auch immer durch und nur bei An gelegenheiten, denen er selbst weniger Werth bei legte (z. B. bei Berathung über den Sitz des Reichsgerichtes), wurde Preußen majorisirt. Noch unerheblicher war aber die Abstimmung über die Quittungssteuer, welche überhaupt keine Aussicht hat im Reichstag angenommen zu werden. Allerdings ereignete sich dabei der unerquick liche Vorfall, daß zwei Reichsbehörden verschie dene Ansichten vertraten, doch könnte dies höch stens zu einer Demission der Betreffenden (des Minister Hofmann und Geh. Oberpostrath Fischer), nicht aber zu einer solchen des Reichskanzlers den Grund bieten. Auch die Snbstitutionsvoll- macht bei Abstimmungen im Bundesrath, durch welche die Majorisirung erfolgte und die zu ei nem wirklichen Uebelstande ausartete, bedurfte zu ihrer Abschaffung eines so starken Mittels nicht. Zwar ist es Thatsache, daß eine ganze Reihe von Staaten nicht in einer einzigen Si tzung der ganzen Session vertreten waren und daß z. B. in jener Sitzung der Bevollmächtigte Sachsens mit vier sächsischen Stimmen für und mit der Stimme Weimars (das er zu vertreten hatte) gegen die Besteuerung der Postanwei sungen votirte; um diese Substitutionen aber zu beschränken oder gänzlich aufznheben, bedarf es einzig einer Abänderung der Geschäftsordnung des Bundesrathes und keiner Kanzlerkrisis. Sollte Bismarck jedoch eine Verschiebung des Stimmenverhältnisses beabsichtigen, so dürfte sich dies weniger leicht verwirklichen lasten. Nach Art. 78 gelten beantragte Veränderungen der Verfassung als abgelehnt, wenn sie im Bundes rathe 14 Stimmen gegen sich haben; es würde sich also hierbei um die Frage handeln, ob einer gewissen Anzahl von Kleinstaaten der Kamm schon derartig geschwollen ist, um einem diesbe züglichen Antrag Preußens die Zustimmung zu verweigern. Aus Berlin meldete man, daß Line Verstimmung des Reichskanzlers gegen den Mn- desrath schon ältern Datums sei, zugleich wurde aber von dort mitgetheilt, wie in Abgeordneten kreisen die bisher angeführten Gründe für einen so- bedeutsamen Schritt nicht ausreichend erschei nen. Mag dem nun sein, wie ihm wolle, im Interesse Deutschlands, ja man muß sagen im Interesse Europas war es, daß die Kanzlerkrisis ihren Abschluß abermals mit einem Verbleiben des Fürster Bismarck auf seinem hohen Posten fand. OertlichcS und Sächsisches. Frankenberg, 12. April 1880. j- Mit heute haben die Arbeiten zu einer recht dringlichen Nivellirung und damit einer wesent lichen Verschönerung der Ostseite unsers Markt platzes begonnen: das von den städtischen Colle- gien gegen Ende des vorigen Jahres beschlossene Legen von Trottoirs. f „Wenn's im März donnert, wird's im April Inserate werden mit s Pf. für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnscratcnbctrag 20 Pf. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ucbereinkommen. schneien", lautet eine alte Bauernregel, welche jetzt wieder ihre Bestätigung gefunden und da mit den alten Ruf des April, den er nach un serm vorwöchigen Wetterbericht noch verläugnete, den der Veränderlichkeit, wiederhergestellt hat. Während am dritten Ostertage wie an verschie denen anderen Orten auch hier in den später» Nachmittagsstunden das Rollen des Donners wahrgenommen wurde, hatten wir gestern, früh zumal, mehrstündiges Schneetreiben, ohne daß indeß die Temperatur eine erhebliche Erniedrigung erfahren hat. — Die diesjährige Landesversammlung des Reichsvereins sür Sachsen soll Ende Mai oder Ansang Juni in Chemnitz abgehalten werden. — Ueber den Gang der Leipziger Meß-Vor woche wird mitgetheilt, daß wenig Waaren zur diesmaligen Messe dem Platze zugesührt wor den sind und im Ganzen auch bis jetzt nur erst ein geringer Fremdenzufluß sich bemerkbar ge macht hat. Zum Theil mag der letztere Umstand wahrscheinlich mit in den ungünstigen Witterungs verhältnissen seine Begründung haben. Im Gan zen deutet übrigens der geringe Waarenzufluß auf eine ausreichende Beschäftigung der Fabriken an den Wohnstätten der Geschäfte und zwar auf feste Bestellungen hin, besonders soll in den Tuch fabriken eine erhöhte Thätigkeit herrschen und die gewöhnliche Arbeitszeit ausgedehnt worden sein/ — Dem Dresdner Bürgerspitale ist wieder eine reiche Schenkung zugcgangen: der im Herbst v. I. dort verstorbene Kfm. I. Th. Albr. Schmidt hat der Anstalt die bedeutende Summe von 10 000 M. ausgesetzt, die jetzt zur Auszahlung gelangt ist. — In Wurzen starb in voriger Woche Com- merzienrath Krietsch, der Begründer der weit bekannten gleichnamigen Firma, dem es in dem verhällnißmäßig kurzen Zeiträume von 33 Jah ren möglich geworden ist, die einfache Wurzener Stadtmühle zu einem großartigen, geradezu weltberühmten Etablissement ersten Ranges um zugestalten, das für seine verschiedenen Produc- tionszweige sich Absatzgebiete auf den Märkten aller Erdtheile errungen hat. — Der Dr. Anz. berichtet: Reisende, welche in neuerer Zeit Stationen des Vogtlandes be rühren, werden oft in die Lage kommen, beson ders hervortretenbe Abschiedsscenen zu beobach ten. Bereits seit einiger Zeit macht sich näm lich ganz bedeutende Auswanderungslust unter der Weber- und Arbeiterbevölkerung jener Ge gend bemerkbar und man theilt uns mit, daß bis zuni Monat Mai dieses Jahres aus den Städten Plauen, Reichenbach, Glauchau und Meerane noch nahezu 3000 Familien den Wan- derstab in die Hand nehmen und ihr Heil jen seits des Oceans suchen werden. So weit wir Gelegenheit hatten, uns selbst zu überzeugen, sind es hauptsächlich Familienväter, Männer in den mittleren Jqhren, welche auswandern, vor erst noch allein, um jenseits des Weltmeers erst I etwas Orientirung zu gewinnen, dann aber,