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L880.^ -K 70 Mittwoch, den 24. März. SA Amtsblatt der König!. Amtshauplmannschaft Flöha, des Königl. Amtsgerichts und -es Stadtraths zu Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag. — Jnseraten-Annahmc für die jeweilige Abend-Nummer bis Bormittags 1» Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit S Pf. für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Naum berechnet. Geringster Jnseratenbetrag 20 Pf. Com- plicirte oder tabellarische Jnsemte nach Uebereinlommen. Die geehrten auswärtigen Abonnenten ersuchen wir, die Neubestellungen aus das 2. Quartal unsers Blatte- bald bei den betr. Postanstalten ersolgen zu lassen. Die Lxpeäitioll öes kraokellberAsr laxeblattes. Oerllichcö und Sächsisches. Frankenberg, 23. März 1880. f Der Geburtstag des Kaisers ist nach al len Berichten wiederum im ganzen Vaterlande und weit über besten Grenzen hinaus, wo sich deutsche Landsleute zusammenfinden, in würdig ster Weise gefeiert worden. In unsrer Stadt wurde derselbe außer in den schon in vorletzter Nummer erwähnten Kreisen ehemaliger Militärs vom Offiziercorps des Landwehrcommandos des Bezirks mit Diner, in den Schulen durch Fest- acte in den einzelnen Klaffen und in der Oeffent- lichkeit durch Flaggen der behördlichen Gebäude und einer Anzahl Privatwohnungen begangen. 1- In den Provinzialblättern finden sich Mit- theilungen der Resultate der Wahlen von De- putirten für den am Montag und Dienstag näch ster Woche in unserer Stadt abzuhallenden 7. sächsischen Kreisturntag. Die vom hiesigen Turn verein, welcher es sich zur Eyre schätzt, daß Frankenberg vom Kreisturnrathe zum Versamm lungsort erwählt worden ist, ausgesprochene Bitte, möglichst Freiquartiere zu beschaffen, hat in turnerischen und nichtturnerischen Kreisen be reitwilligstes Gehör gefunden, so daß bis heute solche Unterbringung eines erheblichen Theils der Gäste gesichert ist. Die Ankunft derselben er folgt im Vor- und Nachmittag des zweiten Feier tags, an dessen Abend, wie schon bemerkt, der hiesige Verein zu Ehren der Gäue einen Fest commers abhält; am dritten Feiertag sind die Letzter» vom Morgen bis Nachmittag in Bera- thungen vereinigt, die nur durch ein gemein sames Mittagessen im Versammlungslocal (Roß) unterbrochen werden. Die für Mittwoch, den 31. März, projectirte Turnfahrt hängt lediglich von der Witterung ab, die gegenwärtig trotz des officiellen Frühlingsanfangs noch recht rauh ist. — Se. Maj. der König hat das Protektorat über die im nächsten Jahre in Leipzig stattfin dende Ausstellung der deutschen Wollen-Jnduftxie übernommen. — Kriegsminister v. Fabrice hat entgegen frühern Angaben sich nicht nach Berlin begeben, sondern den kaiserlichen Geburtstag im Kreise des Offiziercorps des Gardereiterregiments in Dresden begangen. — Es ist jetzt viel von der Neuuniformirung unseres Gardereiterregiments die Rede. An Stelle der blanen Diensthose soll eine weiße Hose aus Tuch treten und die blauen Mützen sollen in weiße umgewandelt werden. Am Geburts tage des Königs will man die ersten fünf Mann mit der neuen Adjustirung aufmarschiren lassen. — Der soeben veröffentlichte Rechenschaftsbe richt des Vereins „Jnvalidendank für Sachsen" (Protector: Se. Maj. der König) weist recht er freuliche Ergebnisse auf. Durch den kostenfreien Stellennachweis wurden 32 Invaliden in Stel lung gebracht, und zwar 16 durch die Dresde ner, 9 durch die Leipziger und 7 durch die Chem nitzer Expedition. Durch die Dresdner Expedi tion sind seit 1873 151 Invaliden untergebracht worden. Außerdem bestehen in den genannten 3 Städten Annoncen-Expeditionen und in Dres den ein Theaterbillet-Verkauf, ein Effecten-Con- trol-Bureau und eine Lotterie-Collection des Jn validendank. Dem Vermögensbestand, der Ende 1878 8495 M. betrug, wurden 1879 10487 M. (6638 M. durch Dresden, 2196 M. durch Leipzig und 1653 M. durch Chemnitz) zugeführt, so daß sich derselbe auf 18983 M. hob. — Eine treffliche Einrichtung, um welche Sachsen im Auslande vielfach beneidet wird, ist die Erziehungsanstalt für blödsinnige oder geistesschwache Kinder, welche in den vereinigten Landesanstalten zu Hubertusburg unter der Lei tung dis Oberlehrers Pflugk besteht und mit unsäglicher Mühe manchen wenig begabten Men schen, der unter anderen Verhältnissen elend ver kommen wäre, zu einem nützlichen Gliede der Gesellschaft herangeblldet hat. Daß bei so schwa chen Geistesanlagen die Erwerbsfähigkeit aber immer eine beschränkte bleiben wird, ist leicht einzusehen. Um so verdienstlicher ist es, daß die Anstalt ihre Fürsorge für diese unglücklichen Pfleglinge noch über den Aufenthalt in derselben hinaus fortsetzt, eine freundliche, berathende Auf sicht über sie ausüb: und, wo es noth thut, un terstützend eingreift. Der für diesen Zweck be gründeten Unterstützungskaste sind im vorigen Jahre durch Gemeinden und Private 3067 M. an Liebesgaben zugeflosten, womit 61 entlassene würdige und bedürftige Zöglinge unterstützt wer den konnten. Vielleicht läßt mancher Vater beim Die DoiM ller Mießulr^. Von OScar Blumenthal. Es girbt heutzutage kein Gebiet mehr, das von den Eingriffen unserer fingerfertigen Reimschmiede frei geblieben ist. Selbst die Anzeigen des Ber liner Jntelligenzblattes haben in David Kalisch ihren TyriäuS gefunden. Emil Pohl laßt in ei ner seiner Possen eine Speisekarte herunter s i n g e n, und ein Berliner Herrenschneider ist berühmt durch die verfificirten Sirenenlieder, in welchen er seine Nadel-Erzeugnisse anpreist Kein Wunder, daß endlich selbst der schmale weihe Raum, der auf den Briefumschlägen freigegeben wird, schonungslos „bedichtet" worden ist. Die Zeitungen theilten in den letzten Wochen wiederholentlich gereimte Briefadreffen als Curiosa mit und fügten sogar hier und da noch ironische Nandbemerku: gen hinzu Wir gestehen aber, daß wir in jenen Adressen durchaus nichts Curiose« fin den, sondern im Gegeniheil eine sehr beachtens werthe Neuerung darin erblicken, ja wir meinen sogar, daß man sich nicht mit der Einsührung der Poesie in die Britfadreffe begnügen darf, sondern auch die Einführung der Briefadreffe in die Poesie darauf folgen lassen müßte. DaS ist so zu verstehen: Die Dichter begnügten sich bisher damit, ein anonymes „Liebchen" anzufingen, ohne ihren Na men und ihre Wohnung auch nur anzudeuten. Wollten sie aber ihre LiebeSseufzer an die Adresse der Holden gelangen lassen, so bedienten sie sich dazu mit Vorliebe der Flügel deS Gesanges oder benutzten den allbekannten Mantel deS Windes. Man wird aber zugeben, daß bieS zwei höchst un zuverlässige und uncontrvlirbare Bestellanstalten find, und darum ist eS auch gar nicht zu verwun dern, daß unsere klassischen Lyriker von so viel un glücklichen Liebschaften zu sagen wissen, denn ihre meisten Seufzer werden eben als unbestellbar zu rückgekommen sein. Wie anders dürften sich aber die Chancen der Liebenden gestalten, wenn sie sich von HauS aus daran gewöhnten, den Namen und die WohnungSangabe der Geliebten in ihr Gedicht organisch mit einzuschalten und bei aller Innigkeit der Empfindungen doch niemals die Rückficht auf die postgemäße Correctheit deS AuSdruckeö außer Ächt zu lassen. Wir geben einige Probevorlagen. Wie leicht wird eS also z. B. jedem Briefträ ger gelingen, sich in folgendem LiebeSpoem zurecht- usinden: krünteill 8toin W., LMrovstrgWS 13. Du Kast illiek gsur umstrickt mit Deins» licirgn, Lrdörst Du mied, so lass' nickt lsogs leckren 6. 8edmickt, IM., Iwui36II8trg,886 16. Hat der Absender besondere Wünsche in Bezug auf den Bestellungs-Modus, so lassen sich diese ebenfalls leicht unterbringen, wie Figura zeigt: krail I-svia 3 8eb1o88MlL. kins68ohriod6ll. Darf iek ervsrtsu, ässe 8is miek uoek liokeu? üu meines 2v«it«Is trösliiedor LrdsIIuvA Lrditt' iek ^ntvort mir — por LlidositzUimg- Selbstverständlich ist aber dies« Art von Lyrik nicht auf die Ltadtpost beschränkt. Für die Cor- respondenz nach Auswärts führen wir folgende- Beispiel an: 8oit Du, Üvlisdtsr, mir vuttlok'n, Ist Lummer mein Devuttsr. Stets senk' iek: llu llorrn Zamvlsodu, cksu Loisonssell von ss. 8. Lodv in ^rits SU äer Losttsr.