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aus Frankreich nicht wieder zürückgekehrt. Der in den Verlustlisten nicht mit Aufgeführte ver mehrte schließlich die Zahl der Vermißten und ward für verschollen erklärt. Da, nach 10 Jah ren, hält der Todtgeglaubte wieder Einkehr in Hilbersdorf und präsentirt sich feiner Frau. Ob er so lange Gefangener in Frankreich gewesen oder ob er es für vortheilhaft gehalten, seinen freiwilligen Aufenthalt in diesem Lande ankn- geben, ist vielleicht nicht sicher zu ermitteln. Je denfalls aber giebt die Frage juristisch zu beden ken: Welchem Manne gehört nun die Frau ? — Bei der gestern im Glauchau-Meeraner Reichstagswahlkreise stattgefundenen Neuwahl er hielten der Candidat der OrdnungSparleie», Guts besitzer Gelbke, in Glauchau und den »inliegen den Dörfern 2057 und der Socialdemokrat Auer 2114 Stimmen. In Meerane und den umliegenden Dörfern erhielten Gelbke 1469 und Auer 2551 Stimmen. Bis Nachts H12 Uhr waren 6600 Stimmen für Gelbke und 7800 Stimmen für Auer bekannt. Es scheint, daß bei noch fehlenden Wahlresultaten von 16 Dör fern Auer niit gegen 1000 Stimmen Majorität gewählt ist. — Zu ihunlichster Beförderung des Wieder anbaues algeholzter Flächen hat das Finanz ministerium beschlossen, waldbesitzenden Gemein den und Privaten auf Verlangen eine Unterstü tzung bei Ausführung der Culturen durch Un terweisung und Anleitung Seiten der Staats- forstbeamlen gegen Gewährung der regulativ mäßigen Auslösungen zu Theil werden zu las sen, soweit dies die Geschäfte in den Staats waldungen gestatten. Die erforderlichen Pflan zen sollen in solchen Fällen um den Selbstkosten preis abgegeben werden. Diejenigen, welche von diesem Anerbieten Gebrauch machen wollen, ha ben sich an den ihnen zunächst wohnenden Ober förster zu wenden. — Zu dem Freiberger Grubenunglück wird dem Dr. I. noch berichtet: Ausdrücklich ist es streng verboten, beim Einfahren vor der dritten Gezeugstrecke die Fahrkunst zu betreten. Trotz dem war dies geschehen. Der immerhin nicht gar zu tiefe Fall der Mannschaft von etwa 20 Meter auf die nächste Bühne könnte kaum die vielen Todten zur Folge haben, wenn nicht die Fahrkunst theilmeile zusammengebrochen und nachgestürzt wäre und die verunglückte Mann schaft erschlug. Mit Ausnahme eines Einzigen waren sämmtliche Verunglückte Familienväter mit zum Theil zahlreichen Kindern. Der Stadl- rath hat bereits einen Aufruf zur Sammlung von Liebesgaben für die Hinterlassen'erlassen, und ist zu wünschen, daß dieses neueste Gruben unglück auch auswärts mildthätige Herzen und spendende Hände finden möge. — Der von der Leipziger Fischerinnung ge gen den Rath der Stadt angestrengte Prozeß wegen Beeinträchtigung des Gewerbebetriebes durch Verpachtung der Flüsse als Eisbahnen ist jetzt entschieden und in der Hauptsache zu Gunsten der Fischerinnung ausgefallen. Der Stadtrath Hal sich danach der 'Eisverpachtung im Fluthcanal, sowie im Flußbett der Pleiße und Elster im Umkreise einer Meile von Leipzig zu enthalten. — UnglückSsälle nnd Verbrechen. Aus dem Wege zwischen Arnsdorf und Niederclsdors bei Penig wurde am Sonnabend ein Wirthschastsgehilse aus Arnsdorf von einem Unbekannten überfallen und zur Herausgabe des Geldes veranlaßt. Der Angefallene machte jedoch von sei nem Stocke so nachdrückliche» Gebrauch, daß der Räuber schleunigst die Flucht ergriff. — Der seil Ende October v. I. vermißte Limbacher Kausmann H. Reichardt wurde am Sonnabend in einem Deiche nahe bei Limbach todt ausgesunden. Man fand ca. 400 M. Geld und seine goldene Uhr, sowie einen Brief an seine Angehörigen bei ihm vor. — Au» verschiedenen Gegenden des Landes wer den leider wieder verschiedene Fälle von Baumfrevel gemel det. So wurden aus der Kamenzer Chaussee bei Puls nitz 49 junge Obstbäumchen und 3 Ebereschen umgebro- chen. Auf einem Lommunicationswege bei Löbau sind 23 Stück Obstbäumchen umgebrochen worden. Ferner hat in der Nacht zum 24. Febr. wiederum eine ruchlose Hand bei Bahnhof Schandau 17 junge Kirschbäumchen zerschnitten und von 4 die Neste heruntergeschlitzt. — In Costewitz bei Pegau stürzte ein Wohnhaus infolge von Altersschwäche zusammen. Die darin wohnenden Perso- »en wären ohne Zweifel verschüttet worden, wenn diesel ben nicht rechtzeitig de» Einsturz bemerkt hätten. — Der Handarbeiter in Treuen, der mit einem bereits verstorbe- nen Fuhrknecht sich bei einem Umzüge durch den Genuß von sllr Schnaps gehaltenem Bittermandclextract vergiftet hatte, ist durch ärztliche Bemühung am Leben erhalten worden. Pom Reichstage. In der Sitzung voni 2. März wurde die Be- rnlhung der Mililärvorlage fortgesetzt, v. Fran kenberg (freicons.) erklärte namens seiner Partei, daß sie den Ausführungen Moltke's sich voll an- schließe und für die Vorlage stimmen würde. Er bedauert, daß das Cenlrum nicht auch diesem Gesetze gegenüber niit den Conservativen Hand in Hand gehe und hebt gegenüber der gestrigen Bemerkung Reichensperger's bezüglich der Ab rüstung hervor, der geeignetste Mann, sich an die Spitze einer solchen Bewegung zu stellen, sei der Papst. Redner weist auf die Entwickelung der Verhältnisse in Frankreich hin, wo die radi kaleren Parteien immer mehr die Oberhand ge wönnen. — v. Stauffenberg (nat.-lib.) führt aus, es würden wohl nur sehr wenige Mitglie der im Hause sein, die von vornherein entschlos sen sind, die Vorlage unter allen Umständen ab zulehnen. Er weist aber hin auf die schwere Verantwortlichkeit, vor welche der Entwurf den Reichstag gestellt hat: das sei die Verantwort lichkeit nach allen Seiten hin, auch Denen gegen über, welchen man neue Lasten auflegen wolle. Die Vorlage werde für die Zukunft den Mark stein in der Geschichte der Entwicklung unseres Constitutionalismus bilden. Jedenfalls sei dem Auslande gegenüber Eines nöthig zu constatiren: daß über die Nothwendigkeit der Aufrechterhal tung der Wehrkraft selbst im Reichstage nur Eine Meinung herrsche. Die Vorlage muthe dem Reichstage nicht blos den Verzicht auf das eigene constitutionelle Recht, sondern auch den weiter gehenden auf das Recht zweier künftiger Reichs tage und ihrer Wählerschaften zu. Die Gesin nung des deutschen Volkes seinem Heere gegen über biete alle Garantie gegen einen plötzlichen Umschlag; deshalb sei es' unnöthig, dem künfti gen Reichstage auf 7 Jahre die Hände zu bin den. — v. Maltzahn-Gültz (cons.) ist mit seinen Parteigenossen für die Vorlage, da sie von der Nothwendigkeit der Mehrbewilligung überzeugt seien. — Windthorst-Meppen spricht für die Be- rathung der Vorlage in der Commission; die Bereitwilligkeit aller Parteien, das Vaterland unverletzt zu erhalten, schließe nicht eine ein gehende Prüfung der Mehrforderungen der Mi litärverwaltung und deren Nothwendigkeit, welche noch nicht ausreichend dargelhan sei, aus. Ein festes Bündniß mit Oesterreich biete die Garantie des europäischen Friedens. — Bebel erklärt, wenn ein äußerer Feind wirklich das deutsche Gebiet bedrohe, werde auch die Socialdemokratie gegen einen solche» Feind Front machen. Die Gefahr eines russisch-deutschen Krieges sei aber nicht so groß und die Chancen eines solchen günstiger, als die gestrigen Reden dargestellt hätten. Eine Besserung der wirthschaftlichen Krisis sei noch nicht abzusehen, die fortwähren den Kriegsdrohungen lasteten schwer auf Han del und Gewerbe. — Gneist sucht historisch nach zuweisen, daß dis Forderung der Präsenzstärke von ein Procent der Bevölkerung gerechtfertigt sei. Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen beschließt das Haus, die Vorlage an eine Com mission von 21 Mitgliedern zu überweisen. Schließlich wird der Etat des Neichsamts und des Innern nach den Commissions-Anträgen ge nehmigt und vertagte sich bei Berathung des Etats des Gesundheitsamts das Haus bis Don- nerstag. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Die zunächst auf 6 Monate festgesetzte Uebernahme des seit Minister v. Bülow's Tod unbesetzten Amtes des Staatssecretairs des Aus wärtigen durch den Botschafter in Paris, Für ¬ sten Hohenlohe, war von einzelnen schwarzsehe rischen Seiten als ein für die Verhältnisse des Reichs zu Frankreich ungünstiges Zeichen ange sehen worden. Diese Meinung wird durch zwei andere Meldungen als völlig unbegründet er wiesen. Zunächst erklärte die dem Reichskanzler bekanntlich nahestehende Nordd. Allg. Ztg., durch den schwankenden Gesundheitszustand und die übergroße Arbeitslast Bismarck's werde eine zeitweilige Vertretung des Reichskanzlers in den Geschäften des auswärtigen Departements durch Hohenlohe veranlaßt, welcher nach einigen Mo naten nach Paris zurückkehren werde, wo in zwischen v. Radowitz ihn in außerordentlicher Mission vertreten werde. Gegenüber der „Ti mes", welche den Wechsel in der Pariser Ver tretung als bedenklich für die Situation erach tet hatte, bemerkt dieselbe Zeitung, Hohenlohe gelte in Paris für den Ausdruck einer friedli chen und freundschaftlichen Gesinnung; so sollte er es doch noch mehr gelten, wenn er in der neuen Stellung einen vermehrten Einfluß auf die Politik Deutschlands habe und Instructionen selbst gebe, statt erhalte. — Die andere Mel dung stammt vom französischen Botschafter in Berlin, Graten St. Ballier, bei dem der Kaiser und die Kaiserin — wie vor Kurzem auch beim österreichischen Botschafter — dieser Tage dinir- ten. Derselbe telegraphirte an den Minister des Auswärtigen, Freycinet, daß die deutsch französischen Beziehungen friedlicher und freund licher als je seien. Fürst Hohenlohe werde der französischen Regierung die Gründe seiner an derweitigen Verwendung erklären. — Die „Times" sagt, indem sie Graf Moltke's Neichstagsrede über die neue Wehrvorlage be spricht: Moltke's Rede allein würde schon die Annahme des Gesetzes sichern, denn er placirte dasselbe auf seine natürliche Grundlage, welche eine vollkommen sichere und harmlose ist, und es besteht gar kein Grund, dem neuen Gesetze eine directe und politische Bedeutung zuzu- chreiben. — Der Magistrat von Berlin beschäftigte sich am vorigen Freitag mit dem Projecle des vr. Werner Siemens (Siemens u. Halske) für elec- trische Bahnen in Berlin. Zunächst soll eine eleclrische Bahn vom Halleschen Thor durch die Friedrichstraße nach dem Wedding hergestellt werden; dieselbe würde in zwei Bahnstränge ge- theilt, der eine für die Hin-, der andere für die Rückfahrt, auf beiden Seiten des Straßendam mes auf 4^ Metern hohen eisernen Säulen, welche je 10 Meter von einander entfernt fie len, laufen. Die Wagen sollen nur klein sein und zehn Sitz- und Jnnenplätze, sowie vier Stehplätze erhalten; die Electrodynamit-Maschine legt im Untertheil des Wagens zwischen den Nädern, und eine große Dampfmaschine von 60 Pferdekraft wird auf einem Grundstück in der Nähe der Bahn- aufgestellt. Die Wagen gehen schnell und legen eine Meile in 15 Mi nuten zurück; sie bewirken die Beförderung von Personen auf größeren Strecken und namentlich nach den Stadtbahn-Stationen. — Der Ma gistrat beschloß sofort Commissäre zur Verhand lung mit den Unternehmern zu ernennen. — Die bisher eingegangenen Anmeldungen über die Theilnahme an der Ausstellung in Mel baurne nehmen den für die deutsche Abtheilung angewiesenen Raum völlig in Anspruch. Es können daher Anmeldungen nicht weiter ange nommen werden. — Wie aus Straßburg verlautet, tritt dem nächst der als früherer Nedacteur des Els. Journ. und Neichstagsabgeordneter bekannte Ministerial- rath August Schneegans in das Auswärtige Amt zu Berlin über, um sich dort auf die Consular- laufbahn vorzubereiten. — Die Zahl der in Altona kürzlich verhaf teten Socialdemokraten, welche sich des Vertrie bes verbotener Schriften schuldig gemacht haben sollen, ist auf circa 40 Personen/gestiegen. Dem Vernehmen nach sollen Schriften aus England und der Schweiz in großen Massen eingeführt worden sein. want zuger lien rigen 2000 das beitsi jende Calm Uebel siven aus E großa wund« niker 5000t mittag ter du ter sta war n schiene umher Die A Schwel macht sten m Samm hielt ei rauf e eine da schüffe, Deutsch reclion, Favre > den ver ein Ver die Gott — Dem Seite a> loches i aus Beri niß geb wie die i über dal scheu Ka regt in > — D Czaren i richten o unter' he A Bevölkert - > großem s 1 dig erreg feierten d in Rückb hundert i die durch wohlthät» die Ueberz wärtige E Stande si Rußlands, an den K lichen Erl klaffen eir s und Geldi den Empf, nach den, nen Dank , > außerorden und als dt reichem Ge mit lebhaft Empfang ! der Kaiser ihren Höfen gewordenen auszusprechl absehbare P versammelt. Devutatione regrments A