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Dienstag, den ltt Februar. L88V M 33 Der bei Schandau von zwei Strolchen überfallene und tödtlich verletzte Steinbrecher — 31 Jahre alt und Vater dreier Kinder, während dem vierten entgegengejehen wird — scheint sich verzweifelt und sogar mit seinem Messer gewehrt zn haben; an drei verschiedenen Stellen im Schnee sieht man, wie schrecklich gerungen worden ist. Nicht weit von Schandau ist jetzt auch ein blutige« Beil gefun- den worden, mit welchem der Unglückliche über den Kopf geschlagen worden ist. Die beiden Räuber haben sich al lem Anscheine nach sofort nach der That nach Böhmen geflüchtet, da am Mittwoch Abend 8 Uhr auf Bahnhof Schandau zwei verdächtig aussehende Kerle Billet« nach Bo- denbach genommen haben und auch nach dort gesahren sind. Die Gendarmerie ist unausgesetzt bemüht, die weitere» Spuren der Verbrecher zu verfolgen. — Am Freitag Nachmittag war au« dem Gasthofe zu Schlegel bei Hai nichen ein Pferd gestohlen, am selbigen Abend aber auch schon der Dieb in Roßwein ausgegrifsen worden, und zwar hat sich in diesem Falle wieder einmal der Tele graph, dessen sich die Gendarmerie bedient, al« ein auSge- zeichneter Vermittler erwiesen; denn kaum hatte der Dieb, ein Cavillergehilse au« Keuern, da« Geld für da« ver- kaufte Roß eingestrichen, so wurde er auch selbst beim Kragen genommen und Pferd und Geld gerettet. e Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 H. .Einzelne Nummern 5 H. OerllicheS und Sächsisches. Frankenberg, 9. Februar 1880. 1- Hr. Schauspieldirector Uhle, der demnächst nach längerer Pause die Theatersaison hier er öffnet, zeigt an, daß die Eröffnungsvorstellung erst am 19. d. stattfinden kann, da er veranlaßt worden ist, am 15. und 16. noch in seinen, bis herigen Wirkungskreise Oederan Vorstellungen abzuhalten. — Bei der letzten in Chemnitz stattgefunde nen Neuwahl eines Drittheils der Stadtverord neten war u. A. auch ein Bezirksschullehrer als Eandidal aufgestellt und auch gewählt worden. Der Stadtratb hat aber in Verbindung nut dem Bezirksschulinipector die Bestätigung der Wahl versagt und diese seine Entschließung (nach den veröffentlichten amtlichen Mittheilungen aus den Rathsplenarsitzungen) außer mit dem Umstände, daß des Gewählten Zeit lind Kraft bereits im hohen Grade durch Nebenarbeiten, welche seinem Amt und Berufe weitab fern liegen, in Anspruch genommen sei, man es deshalb nicht für zu lässig erachte, wenn derselbe auch noch in das Stadtverordnelencollegium eintritt und damit den Kreis seiner zu seinem Lehramt in keiner Beziehung stehenden Geschäfte noch mehr erwei tert, noch damit begründet, daß, gleichwie näm lich besoldete Gemeindebeamte, welche dem Nath untergeben sind, nicht Stadtverordnete sein kön nen, es auch angezeigt erscheine, daß die städti schen Lehrer, welche dem Stadtrath in seiner Eigenschaft als Mitglied der Bezirksschulinspec- tion gleichfalls untergeordnet sind und als be soldete Beamte der Schulgemeinde erscheinen, auch nicht in das Stadtverordnetencollegium eintre ten, denn letzteres habe nicht blos über Ange legenheiten der politischen Gemeinde, sondern auch über Schulangelegenheiten zu berathen und zu beschließen und vertrete auch in Verbindung mit dem Nathe die Schulgemeinde. — Professor Natzel in München hat den ihm angetragenen Lehrstuhl für Geographie an der Universität Leipzig abgelehnl. — Im deutschen Reiche wurden im Laufe des Jahres 1879 im Gauzen 1759,12 km neue Ei senbahnen eröffnet, wovon 1276,21 km auf Staatsbahnen, 482,9l km auf Privatbahnen entfallen. Auf die sächsischen Staatsbahnen ent fallen 49,64 km. — Von socialdemokratischer Seite ist für die Reichstagsmahl im Glauchau-Meeraner Wahl kreise der frühere Reichtagsabgeordnete Auer in Hamburg als Candidal aufgestellt. — Zum Besten der deutschen Heilstätte in Loschwitz einerseits und andererseits zum Besten öer Freiberger Kleinkinderbewahranstalt gelaugt am 18. d. im Dresdner Gewerbehause Anacker's .„Bergmannsgruß" von Freiberger Gesangs- und Jnstrumentalkräften in Bergparadeunisorm und mit entsprechender Costumirung der Damen zur Aufführung. — Im Zoologischen Garten zu Leipzig (Pfaf- sendorfer Hof) wird in der Zeit vom 2. bis Ä'.rirksa^ Amtsblatt -er König!. Amtshauptmannschaft Flöha, -es König!. Amtsgerichts und -es Sta-traths M Frankenberg. 20i Mai eine vom Leipziger Thierschutzverein veranstaltete „internationale Ausstellung von Geräthen zur schonendsten und zweckmäßigsten Behandlung der Hausthiere" stattsinden. Dies Unternehmen, durch welches die Idee des Thier schutzes gewiß wieder eine neue ersprießliche Förderung erhält, umfaßt sowohl Modelle und Zeichnungen zweckentsprechender Aufenthalts- ränme für Thiere aller Art, als auch Proben von gut donstruirten Arbeitswagen, ferner Huf- beschlags- und veterinär-chirurgische Instrumente, sowie Heilapparate und alle Vorrichtungen und Gegenstände, welche erfunden worden sind, um das Wohl der Thirre zu fördern und Quälereien vorzubeugen. — Aus Oschatz, von wo wiederholt vom ener gischen Auftreten des Stadtraths gegen den Wu cher berichtet wurde, theilt man jetzt einen neuen Fall mit, der noch überzeugender beweist, in welch' schändlicher Weise die Geldsauger ihr blutiges Geschäft treiben. Ein armer Geschäfts mann lieh auf 10 Tage 32 Mark. Nach 10 Tagen kam derselbe wieder, um pünktlich die geliehene Summe zurückzüzahlen. Auf diese 10 Tage hat derselbe nun für diese geringe Summe 24 Mark Zinsen, das sind 2700 K, zu zahlen. — Wie mißlich die Verhältnisse im kaufmän nischen Leben immer noch liegen, dürfte die Thatsache beweisen, daß auf ein kürzlich von Pirna aus ergangenes Commisgesuch nicht we niger als 76 Offerten eingingen. Noch schlim mer sieht's in der Residenz aus, wo der Inha ber eines Materialgeschäfts auf ein gleiches Ge such binnen 3 Tagen 124 Bewerbungen im Hause hatte. Dem Sieger in solch' zahlreicher Concurrenz muß cs da förmlich zu Mulhe wer den, als hätte er das große Loos gewonnen. — UnglückSsälle und Verbrechen. In Crim- milichau brach am Mittwoch in der 6. Abendstunde gleich zeitig in zwei Spinnereien — in der Wiehe'jchen in der JaköbSgasse und in der Gebr. Hoffmann'schen in der Grenz straße — Feuer au«. Die Feuerwehr war daher genö- thigt, sich zn theilen, doch gelang e« ihr, in etwa 40 Mi nuten weitere Gesahren zu verhüten. In der Wiehe'schen Spinnerei war ein sog. Wolf in Brand geräthen, wodurch ca. 900 Pfund Wolle vernichtet wurden; in der anderen Spinnerei entstand da« Feuer im Trockenraume und fie len daselbst dem verheerenden Elemente ca. 7000 Psund Wolle zum Opfer. An demselben Tage brannte e« aber auch noch in einer anderen Spinnerei, sowie in einer Pri- vatwohnung; beide Brände wurden rasch gelöscht. — Kürz lich gingen Nacht« zwei Maurer über die Albertbrücke in Dresden. Beide schienen äußerst gut gelaunt zu sein, denn unter Lachen und Scherzen springt der eine plötzlich aus da« eiserne Geländer und sührt auf demselben die waghalsigsten Evolutionen au«, der andere schaut erst ru hig zu, wie er aber seinen Kameraden in einer äußerst verführerischen Stellung dahocken sieht, zieht er demselben, ohne sich etwa» zu denken, „ein Gehörige» über". Be dauerlicherweise sollte dieser nnzeitige Spaß die traurig sten Folgen haben, denn der Betreffende, dem der Schlag gegolten, ließ mit einem Male da« Geländer lo» und stürzte mit lautem Aufschrei in die Elbe, in deren Fluchen er zwischen dem Treibeis bald auf immer verschwand. — Einer jungen Arbeiterin ist dieser Tage in einer Dresde ner Eierhandlung infolge Abwaschen» sogenannter Kalk eier (Eier, welche behufs Lonservirung in eine Mischung von Kalk, Salz und Alaun gelegt werden) die Haut bei der Hände total zerfressen worden, so daß da» Mädchen wohl längere Zeit gänzlich arbeit-unfähig bleiben wird. — Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Die Verhandlungen über den Etat des Cultusministeriums dauern im preußischen Ab geordnetenhause noch immer in erregter Weise fort, da sie vom Centrum, das Nom nun einmal dem Staate nicht unterordnen will, fortgesetzt zu den bekannten Culturkampsklagen benützt werden. Eine besonders stürmische Verhandlung war aber die am 7. d. In der Berathung des Gehalts postens des altkatholischen Bischofs Reinkens be antragte v. Schorlemer-Alst dieStreichung desselben und richtete wie sein Parteigenosse Lieber heftige Angriffe gegen den Altkatholicismns, die von den Altkaiholiken Petri und v. Sybel energisch zu rückgewiesen wurden. Sybel, der berühmte Hi storiker, hielt dem Centrum seine Unduldsamkeit gegen Andersgläubige und die Mahnung vor, mit seinen Klagen sich doch auch nach Rom zu wenden, das mit Concessionen sofort den Kampf beenden könne. Der Cultusminister bestätigte, daß in der Stellung der Regierung zum Alt- katholicismus keine Wandlung eingetreten sei die altkatholische Gemeinschaft sei durch Gesetz, Bischof Reinkens durch einen Erlaß des Kaisers anerkannt. Abg. Petri halte dieses Schreiben des Kaisers verlesen und während der Vorlesung war aus den Reihen des Centrums höhnisches Gelächter gehört worden; als nun v. Sybel in seiner Rede auch auf dieses Vorkommniß kam und seine Entrüstung über jenes Betragen aus drückte, entwickelte sich eine unerhörte Scene. Das Centrum antwortete mit lärmender Ent rüstung und verlangte einen Ordnungsruf für Sybel, trotzdem von Mitgliedern andrer Frac- tionen bestätigt wurde, daß im Centrum gelacht wurde. Schorlemer, der den Ordnungsruf ver- angte, zieh sogar Sybel der „Lüge" und rief damit die stürmische Forderung eines Ordnungs- mfes für sich hervor. Vicepräsident v. Benda >ezeichnete Schorlemer's Ausdruck als nicht par lamentarisch und hielt das vön Sybel behauptete Inserate werden mit s Ps. für die gespaltene Lorpuszeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnferatenbctrag so Ps. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ueberetnkommen. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Soun- und Festtage. Abends für den salzenden Tag. — Jnseraten-Annahme sllr die jeweilige Abend-Nummer bis vormittags 10 Uhr.