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31 Sonnabend, den 1 Februar. L880. ^-«b-rgerL^ ^irksav^ Amtsblatt der Königl. Amtshauptmannschaft Flöha, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abends für den folgenden Tag, — Jnseraten-Anuahme für die jewcilige Adcnd-Nummcr bis Vormittags io Uhr, Zu beziehen durch alle Pestanstalten. Preis Vierteljahr!, I ^8 50 H. Einzelne Nunimcrn 5 Inserate werden mit 8 Pf, für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum berechnet, Geringster Jnseratenbetrag 20 Pf, Com- plictrle oder tabellarische Inserate nach Uebereinkommen, Bekanntmachung. Der Brodbedarf für die Stamm-Mannschaften des hiesigen Landwehr- Bataillons, beziehentlich für die jedesmalige Truppenbesatzung im Orte, soll auf die Zeil vom 1. April 1880 bis mit 31, März 1881 im Wege der öffentlichen Submission verdungen werden. Bewerber hierzu haben ihre Offerten bis zum 2V. Februar «. «. Vormittags I« Uhr versiegelt im Bureau des Bezirks-Kommandos abzugeben, woselbst auch von heute an die Bedingungen zur Einsicht nahme ausliegen. Frankenberg, den 6. Februar 1880. Puscher, Oberstlieutenant z. D. und Bezirks-Kommandeur. Wochenschau. Es giebt kaum eineu Vorwurf, der mit weni ger Berechtigung gegen unsere Zeit erhoben wer den könnte, als der, daß sie ereignißarm sei. Fast jeder Tag bringt eine Nachricht von weit tragender Bedeutung, von einschneidender Wir kung auf unser sociales, wirthschaftliches oder politisches Lebe«, — und doch fühlt sich das Bedürsniß nach aufregenden Neuigkeiten noch nicht befriedigt. Geschäftig erfindet die Phan tasie Gerüchte, welche dem ohnehin doch gewiß nicht langsamen Gang der Dinge vorauseilen, ost so schnell, daß die Wirklichkeit sie nicht mehr einzuholen vermag. Die frei erfindende Phan tasie hat in der vergangenen Woche sich zwei Dinge ausgesucht, an die sie ihr krauses Ge- fpinnst knüpfte-, die Unterredung des deutschen Kronprinzen mit dem Fürsten-Neichskanzler vor des Ersteren Abreise nach Pegli und Combina- tionen über Neubildungen im preußischen Mini sterium. Der Leser, der nicht getäuscht sein will, wird sich selbst sagen, daß aus der Unterredung zwischen dem Kronprinzen und dem Fürsten Bismarck nichts verlauten kann, und was die Ministerveränderungen betrifft, so ist daran nur fo viel wahr, daß Hr. v. Bennigsen Aussicht hat, Neichsschatzkanzlcr zu werden. Diese Ge rüchte haben die vergangene Woche vollständig ausgefüllt und die ernsthafte Erörterung über die thatsächlicben Vorkommnisse zurückgedrängt. In Preußen hat der Landtag mit ganz außerordentlichem Fleiße seine Arbeiten geför dert, von denen trotzdem ein großer Theil bei Schluß der Session unerledigt bleiben muß. — Im Großherzogthum Baden werden regierungs seitig die Bemühungen fortgesetzt, im Cultur- K ckampfe zu einem Uebereinkommen zu gelangen. In Oesterreich-Ungarn erregt die Wie deraufnahme eines alten, schon vor Jahren ein mal in Angriff genommenen Planes, Wien in der Art zu befestigen, wie Paris es ist, einiges Mißbehagen. Die Finanzlage beider Neichshälf- ten fordert zu äußerster Sparsamkeit auf und die nicht abzuweisende Erhöhung der Militärkraft legt dem Lande bereits sehr schwere Lasten auf. In Rußland behalten die politischen und gesellschaftlichen Zustände ihren beängstigenden Character. Ueberull glaubt man die Hand des Nihilismus zu spüren und wo immer ein Un heil zu verzeichnen ist, wird es diesem Schuld gegeben. — Der Minister des Innern beschäftigt Bekanntmachung. Die Grundsteuerbeitrage auf den erste« Termin d. IS. sind mit zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit spätestens bis zum 1V Februar dS. IS. an die Stadtsteuereinnahme (Nathhaus, 2 Treppen) abzuführen. Frankenberg, am 24. Januar 1880. Der Stadtrat h. —Kubn, Brgrmstr. Gr. ""f unser Blatt werden von uns und den Boten noch angenommen. ZVI« LxpvSili»!» stv» L VaAvdl. sich eifrig mit der Einrichtung der Verwaltung des auf Grund der Bestimmungen des Berliner Vertrages wieder unter Rußlands Scepter ge langten Theiles von Bessarabien. Die französische Negierung hat einen wichtigen Sieg zu verzeichnen, denn der Senat hat in erster Lesung dem viel angefochtenen Ge setze über die Zusammensetzung des oberen Un- terrichtsrathes seine Zustimmung gegeben, dage gen sieht sie im weiteren Verlauf der Verhand lung über die Unterrichlsfreiheit eine Niederlage herannahen. Graf St. Ballier, der französische Botschafter in Berlin, der gegenwärtig in Paris, weilt, hat die Negierung der Republik in ihrer mißtrauenslosen Auffassung der deutschen Mili tärvorlage nur zu bestärken vermocht. In England ist die Stimmung eine sehr gedrückte. Der Nolhstand in Irland hat noch keine nennenswerthe Abhilfe gefunden und die Nachrichten aus Afghanistan sind sehr aufregen den Characters. Die italienische Negierung ist gleichfalls nicht auf Rosen gebettet'. Volk und Parlament verhalten sich ablehnend gegen dieselbe und Kö nig Hunibert wird sich demnächst wohl genöthigt sehen, seine Minister nicht so ganz auf der lin ken Seite des Abgeordnetenhauses zu suchen. Der nordamerikanischen Rep räsentan- tenkammer ist ein Antrag zugegangen, in wel chem der Präsident Hayes aüfgefordert wird, den südamerikanischen Staaten, welche mit ein ander im Kriege begriffen sind, seine guten Dienste zur Herstellung des Friedens anzubieten. Ferner ist bei der Kammer der Antrag auf Be willigung eines Credites von 100000 Dollars zur Unterstützung der nothlcidenden Irländer eingebracht worden. — Die Vorarbeiten zur Her stellung des Panama-Canals werden von Hrn. v. Lesseps auf's Eifrigste gefördert. Augenblick lich rüstet er behufs Aufnahme von Plänen und Rissen acht verschiedene Expeditionen aus. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 6. Februar 1880. ff In der gestrigen Versammlung des Gemerbe vereins, auf welche wir später an andrer Stelle ihres von Hrn. vr. Scholtze gehaltenen unge mein fesselnden Hauptvortrages wegen noch zu rückkommen, wurde die wiederholt besprochene Gewerbeausstellung, welche vom Vorstande an ¬ geregt worden war, wegen des durch den Bau einer Halle dem Verein bei den nicht allzu zahl reich eingegangenen Betheiligungserklärungen erwachsenden Risico gegen 2 Stimmen für das laufende Jahr und bis auf Weiteres abgelehnt. Nach lebhafter Debatte, in welcher allseitig an erkannt wurde, daß bei der gegenwärtigen Fi nanzlage des Staates an eine Vermehrung der Bahnzüge auf unsrer Bahnlinie, so wünschens- werth dieselbe auch sein möge, nicht zu denken ist, wurde der Anschluß an eine vom Gemerbe verein der Stadt Hainichen vorbereitete Petition um Wiedereinführung des seit Herbst 1878 in Wegfall gekommenen Zuges als völlig aussichts los abgelehnt und fand die Angelegenheit, welche noch zahlreicheren Besuch der Versamm lung hätte erwarten lassen können, ihre Erledi gung damit, daß man mit großer Mehrheit dem von Hrn. Brgrmstr. Kuhn nach eingehender Be leuchtung der Verbindungen und 'Anschlüsse/ welche die jetzt ein- und auslaufenden Züge im localen, Personen- und postalischen Verkehre ge währen, gestellten Antrags beitrat: die jetzige, nach gründlichen Verhandlungen mit der kgl. Generaldirection der Staatsbahnen getroffene Einrichtung beizubehalten, sür das Sommerhalb jahr aber um Einlegung eines allsonntäglich früh gegen 5 Uhr abzulassenden Extrazugs zu petiren. —r Lichtenwalde. Die Nachricht von dem Tode des Besitzers der Majoratsherrschaft Sie beneichen bei Meißen mit dem prächtigen Schloß und dem unifangreichen Parke, der für Meißens Bewohner den beliebtesten Spaziergang bietet, eines jungen 22jährigen Mannes, besten Leben durch eine unheilvolle Schwäche der Rückenmarks nerven in lauter bemitleidenswMhem Siechthum sich verzehrt hat, hat die unserer gräflichen Ma- joratsherrschasl nahestehenden Kreisein eine gewiße Bewegung versetzt. Da der junge Majoratsherr von Siebeneichen, Baron v. Miltitz, der letzte der seil 700 Jahren in Meißens Umgegend seß haften weilberühmten Familie gewesen ist, und jenes Besitzlhum in Manneslehen weiter vererbt wird, so geht dasselbe auf eine andere (katholi sche) Linie v. Miltitz über. Der jetzige Erbe ist der Baron Leon v. Miltitz, der einzige Bru der unserer in Wölkau 1876 verstorbenen Gräfin, der Mutter unseres jetzigen Majoratsherrn. Derselbe hat früher oft ganze Sommer in Lich tenwalde verlebt, war früher österreichischer Of fizier; da er aber an der rechten Hand gelähmt