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AePläne von einer mssischen Verfassung er. scheinen vorläufig als beseitigt. England hat das vergangene Jahr mit Kriegen begonnen und unter Kriegen beendet, ES hat die Bedrängnisse >zum Theil überwunden, aber stärker ist es dadurch michtgenwtden. Me schwerste Wunde schlägt ihm nähe Irland- welches Mit Aufstand droht. Wie Skandinavien, Belgien, Hol land und Italien, hat Spanien ein Jahr der Ruhe hinter sich. König Alfonso hat zum zweiten Male den Spaniern eine Königin gege, den — diesmal aus dem Hause Habsburg. — Die Verwüstung der Provinz Murcia eröffnet dem Wohlthätigkeitssinne der jungen Königin ein weites Feld. Die Türkei und Griechenland sind noch immer nicht zu reiner definitiven Regelung ^ihrer durch den Berliner Congreß geordneten Grenz frage gekommen. Die inneren Verhältnisse der Türkei, namentlich ihre finanziellen, werden immer prekärer. Chile und Peru haben den Ruhm des stillen Ozeans durch wilden Kriegslärm ge stört. Das neue Jahr sieht hoffentlich geheilte Wunden. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 2. Januar 1880. -s- Unter Sturm .und Regen hat das neue Jahr seinen Einzug gehalten. Das seit dem Sylvester bis in die heutigen Morgenstunden ununterbrochen währende Regen- und Thauwetter hat den reichen Schneevorrath zum größten Theile aufgezrhrt und die Fluren im Thale wie auf den Höhen ringsum sind fast völlig wieder schnee frei. Ebenso hat das Thauwetter gestern die starke Eisdecke der Zschopau gesprengt und die Eismaffen in Fluß gebracht. Bereits im Vor mittag war ein Theil ves Flusses, an der Lich- tenau - Merzdorfer Seite, frei geworden, gegen j5Uhr Nachmittags hob sich aber — ein präch tiges Naturschauspiel— die Decke des Wehrteiches der Neumühle und nun setzten sich die gewaltigen Eismaffen in Bewegung und trieben schnell über das Wehr fort in dichtem Gedränge undDurch- sinanderwogen der oft metergroßen und -langen Schollen. — Das für 1880 für Chemnitz aufgestellte Conto des Armenversorgungsamtes enthält 163662 M. Ausgabe, 83525 M. Einnahme, mithin 80137 M. Zuschuß, gegen 72902 M. im Jahre 1879. — Der bisherige Vertreter des Reichstags wahlkreises Glauchau-Meerane, Bracke, hat nun mehr nach einer Mittheilung seines eignen.Blaltes sein Mandat aus Gesundheitsrücksichten und im Einvernehmen mit seinen Freunden niedergelegt. Für die Neuwahl soll socialistischerseits der jüngst in Magdeburg durchgefallene Referendar AuS Len Kreisen Ler Staatsmänner upd hohen Staatsbeamten schieden: Ler Vleeprästdent LeS preuß. Obertribunals v. Ingersleben, der Oberprästvent von Brandenburg v. Zagow, der ehemal preuß. landw. Minister v. Manteuffel, der Präsident der preußischen StaatSschuldenverwaltung Graf Botho Eulenburg,. Kammergerichtspräsident v. Strampff in Berlin, der hanseatische BundeSrathSbevollmäch- tigte vr. Plessing in Lübeck, Ler ehemalige Mini ster Oberpräsident der Prov. Preußen Eichmann, der altenburgische Minister v. Gerstenberg. Zech, der StaatSfecretär deS Aeußern Minister v. Bülow, der anhaltische StaatSminister v. Schätzell; die Oesterreicher Botschaster Baron Hübner, Statthal tfr und Abg. Baron KellerSperg, ehemal. Minister vr. GiSkra, ungar. Minister Baron Wenckheim, ehemal. Minister LeS Innern v. Lasser; die Schwei zer vr. DubS, Bundespräsident vr. Heer und Stämpfli (DubS und Stämpfli ehemal. Bundespräsi denten); der dänische Justizmtnister Falsen, der spa nische Er-Regent Marschall Espartero, der ehemal französische Finanzminister Magne, der griechische Finanimtnister DeltgeorgiS, der russische Fürst Ka- potkin, Gouverneur von Charkow (AttentatSopfer). (For tsetzung folgt.) a. D. -VierecktälS Candidat in Aussicht genom men sein. — Dfficiell wird nun auch gemeldet, daß der Mheüge Regierungsassessor bei der Amtshaupt^ mannfchäft Grimma, !vr. Kohlschütter, unter Er nennung zum Regierungsrath als Hilfsarbeiter bei der Kreishauptmannschaft zu Leipzig ange- gestellt und demselben bis auf Weiteres die er ledigte Function des Commissars für die Ange legenheiten der „Leipziger Zeitung" übertragen worden ist. — In Dresden ist am Weihnachtsheiligen- äbend der Organist der Dreikönigskirche in Dres den-Neustadt, Eduard Eckersberg, im Alter von 81 Jahren, gestorben. Derselbe wirkte in seiner Gemeinde volle 68 Jahre. — Zu dem am Sylvester in Dresden (im Ballhause auf der Bautzner Straße) abgehalte-, nen Gesindemarkt hatten sich von männlichen Dienstboten etwa 600, von weiblichen jedoch nur wenig über 50 eingefunden, während zum vor jährigen Markte 700 Knechte und über 150 Mägde gekommen waren. Die von den Dienst- gebenden bewilligten Jahreslöhne waren selbst verständlich diesem veränderten Angebote und der seit circa 5 Jahren stetig gestiegenen Kaufkraft des Geldes entsprechend. Schirrmeister, denen man noch auf dem vorigen Markte gern bis 270 M. bewilligt hatte, erzielten durchschnittlich nur 210 M., Großknechte statt 180—210 M. höch stens 190 M., Mittelknechte 120—150, Klein knechte 90—105, Ochsenjungen 75 und Küh- jungen 60 M. jährlichen Lohnes. Ungleich bes sere Jahreslöhne wurden nebst Weihnachtsge schenken, Jahrmarktsgeldern rc. den weiblichen Dienstboten bewilligt. Sogenannten Ausgeberin nen oder Wirthschafterinnen sagte man 180—220 M., den Großmägden 150—180, den Mittel mägden 120—150 und den verschiedenen Klein mägden zwischen 60—120 M. zu. Am Neu jahrstage wurde der Markt auf dem Theater platze, resp. im Helbig'schen Etablissement, fort gesetzt. — Eine der schönsten Weihnachtsbescheerungen Hal ein Waldenburger Bürger veranstaltet, indem derselbe 60 arme Leute zu sich kommen ließ und denselben die Miethe für das vergangene Viertel jahr auszahlte. Eine solche Hochherzigkeit ver dient gewiß an's Licht der Oeffentlichkeit gezogen zu werden. — Eine seltsame Büßerin zeigte sich am 2. Weihnachtsfeiertage auf der Straße von Loben- dau nach Einsiedel bei Sebnitz^ Man fand da selbst nämlich eine ältere Frauensperson mit ei nem großen schweren Kreuze aus der Loben- dauer Kirche ihrem Heimathsort Obereinsiedei zuwandern. Dies Ziel erreichte sie jedoch nicht mit ihrer Last, da ihr das Kreuz unterwegs ab genommen wurde. Die Betreffende soll schon früher einmal in gleichem Aufzuge zur Kirche gepilgert sein. — In Rautenkranz bei Auerbach hatte die 18 Jahre alte Tochter einer dortigen Familie das Unglück, wenige Tage vor dem Weihnachts feste vom eigenen, im Kuhstalle eingesperrlen Hunde in die Hand gebissen zu werden; sie konnte nur dadurch aus den Zähnen des Hun des befreit werden, daß man ibn todt schlug. Die allgemein bedauerte Person wurde sofort zur ärztlichen Behandlung nach Auerbach.gefah ren und scheint sich jetzt außer Gefahr zu be- inden; doch das thierärztliche Zeugniß besagt, >as getödtete Thier sei nicht ganz vom Verdachte der Wuthkrankheit freizusprechen. l — Während des oreanähnlichen Sturmes am 31. Decbr. ist das Hrn. v. Schönberg in Tham- menhain bei Wurzen gehörige Rittergut Zwochau niedergebrannt. Dem Vernehmen nach soll hier bei auch der Schäfer des Rittergutes seinen Tod gesunden haben, indessen ist etwas Genaues dar- iber noch nicht ermittelt worden. — Auf Threnaer Flur (bei Grimma) wurde Ärzlich ein Mann hilflos liegend gefunden, dem ras Gesicht bedeutend und ein Arm dreimal zer- chlagen war. Ein Sack mit Krauthäuptern lag bei dem Unglücklichen. Der Mann ist wegen zerschlagener Kinnlade unfähig, nähere Angaben. machen. — Die gefährliche Sitte, beim Fenstlfputzen den Fensterstock zu betreten, hat am Sylvester einem Dienstmädchen in Leipzig den Tod 'ge bracht. Durch einen Fehltritt stürzte sie aus der Höhe von 2 Stockwerken in den Hof und blieb auf der Stelle todt. — In der Nacht zum Montag gab es in Dresden Regen und dann Glatteis, das den Verkehr ungemein erschwerte. Manche halfen sich dadurch fort, daß sie um einen Fuß ein Taschentuch banden. Die Wundärzte wurden schon von Mitternacht an zu zahlreichen Hilfe leistungen herausgeklingelt. Mehrere Menschen haben sich die Kugel ausgefallen, Brüche davon getragen oder sich sonst beschädigt. — In der Herberge zur Heimath und einer Privatherberge zu Greiz wurden am 1. Weih nachtsfeiertag die am Heiligenabend angelang ten Handwerksburschen früh mit Kaffee und Stollen und Mittags mit Braten und Klüsen bewirthet. Der Kaffee nebst Stollen wurde von den Herbergsvätern aus eigenen Mitteln ge währt, während sich zur Bestreitung der Kosten des Mittagseffens eine Anzahl Bürger vereinigt hatten. Es handelt sich hier immer um eine ziemliche Summe Geldes, da mehr als 70 Hand werksburschen auf die oben angegebene Weise bewirthet worden sind^^ Tagesgeschichte. Deutsche- Sketch. — Kaiser Wilhelm soll an den Fürsten Bis marck ein Handschreiben gerichtet hüben, in wel chem er ihm freundlich vorwirft, daß er seine Gesundheit dem unfreundlichen Varziner Aufent halte aussetze, und daß er ihn, den Kaiser, so lange des Rathes des bewährten ersten Ministers entbehren lasse. Die Antwort auf dieses kaiser liche Handschreiben soll die Anzeige Bismarck'S von seiner Rückkehr nach Berlin am 3. oder 4. Januar gewesen sein. — Die Demissionirung des französischen Mi nisterpräsidenten und Ministers des Auswärti gen Waddington hat auch den freiwilligen Rück tritt des französischen Botschafters am Berliner Hofe, Grafen St. Ballier, zur Folge gehabt. Dieser Rücktritt hat in Berlin großes Bedauern hervorgerufen. Selten war ein diplomatischer Agent der Reichs-Regierung und der amtlichen Welt in Berlin so sympathisch nahe getreten, als der nun scheidende Botschafter. — Das Reichskanzleramt, dessen Präsident Minister Hofmann ist, hat den Namen „Reichs amt des Innern" und der Präsident Hofmann den Titel „Staatssecretär des Innern" erhalten. Einen „Staatssecretär des Aeußern" giebt es augenblicklich nicht, da die durch den Tod des Ministers v. Bülow erledigte Stelle noch nicht besetzt ist. Als Nachfolger wird jetzt, nachdem mehrere Botschafter und Gesandte, wie Hatzfeld, Keudell, Kanitz, Schlözer, abgelehnt haben sollen, der Gesandte in Athen, Geh. Legationsrath v. fladowitz, genannt, der schon seit Langem an rer Spitze der politischen Abtheilung des Aus wärtigen Amtes steht und nur immer aus ganz, kurze Zeit in Athen fungirle. Spanten. — Das Jahr 1879 ist noch in seinen letzten Stunden Zeuge einer neuen abscheulichen That geworden. In Madrid wurde nämlich am 30. Decbr. ein Attentat auf das jugendliche Königs paar verübt. In dem Augenblicke, als der Kö nig mit seiner Gemahlin gegen 5 Uhr Nach mittags , von einer Spazierfahrt zurückkehrend, ich seinem Palais näherte, wurden auf ihn chnell hinter einander zwei Revolverschüsse ab gegeben, von denen glücklicherweise keiner traf. Der Attentäter, welcher sofort ergriffen und zur Haft gebracht wurde, heißt Oteron Gonzalez^ derselbe ist Kuchenbäcker, aus der Provinz Gali cien gebürtig und steht in einem Alter von 10 Jahren. Aus dem angestellten Verhör ergab ich, daß der Mörder Mitschuldige hat, von de ren der Eine bereits verhaftet werden konnte. Vie Stadt war infolge des Attentats im höch- ten Grade aufgeregt. — Bekanntlich versuchte Snde October vorigen Jahres der der Inter-