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HF 4 Dienstag, den ß Ianusr. 1880. ^irksM^ Amtsblatt der König!. Amtshauptmannschaft Flöha, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths M Frankenberg. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, Abend» für den folgenden Tag. — Jnferaten-Annahme für die jeweilige Abend-Nummer bi» Vormittag» io Uhr. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Preis Vierteljahr!. 1 50 H. Einzelne Nummern 5 H. Inserate werden mit s Pf. für die gespaltene CorPuSzeile oder deren Raum berechnet. Geringster Jnseratenbctrag 2» Pf. Com- plicirte oder tabellarische Inserate nach Ueberemkommen. Vos kviortaßs vo§on orsvkolut Sio uLvdoto Mr. L LI. erst Mttvoed Lbsnä. s« auf unser Blatt werden von uns und den Boten noch angenommen Idi« Lxpvckttto» ck«8 V«K«I»I. Bekanntmachung. Für Diejenigen, welche durch freundliche Gaben die Speisung armer, Eheleute bei Gelegenheit der Goldhochzeit dxs Kaiserpaares und die Unterstützung der durch den Brand des Winkler'schen Hauses Geschädig ten ermöglichen halfen, liegt die abgelegte Rechnung bis zum 10 d. M. zur Einsicht in der Buchhandlung von C. G. Roßberg aus. Frankenberg, am 3. Januar 1880. Kuhn, Brgrmstr. Im Monat Januar ist zu bezahlen: das Schulgeld. Stadtsteuer-Einnahme Fränksnberg, am 4. Januar 1880. « T 1 « u. Auf dem ehemals „Agsten'jchen" Gute zu Ebersdorf, HZ 61 des Band katasters für diesen Ort, sollen künftigen Freitag, den S Januar d. I., von Bormittags S Uhr an 3 Wagen, 2 Lastschlitten, Ackerpflüge, Eggen, Pferdegeschirre und ver schiedene andere Haus- und Wirthschaftsgeräthe gegen sofortige haare Bezahlung, welche nach beendeter Vuction im Gasthofe zur Bretmühle in Ebersdorf staltzufinden hat, meistbietend versteigert werden. Lichtenwalde, am 3. Januar 1880. Gräftick Bitzthum'fche Kaffenverwaltung. * » * Wenn Etwas geeignet ist, die Liebe zur Hei- math zu stärken und zu fördern, so ist es nächst deren landschaftlichen Reizen und günstigen Er werbsverhältnissen besonders die Erinnerung an große und edle Menschen, die, derselben Heimath angehörig, ihr zugleich durch ihr Wirken zum Ruhme und zum Segen gereicht haben. „Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, sie. ist ge weiht für alle Zeiten", dieses schöne Dichterwort bewahrheitet sich doppelt, wenn jener Stätte „mit jedem jungen Jahr" neue Blüthen und Früchte edler Thaten entsprießen. Ein solch gesegneter Boden ist aber unsre liebe heimathliche Scholle. Nicht nur, daß der sie umringenden Hügel an- muthig geschwungene Linien, die von den Bergen herabgrüßenden Schlösser und Burgen, die lachen den, vom klaren Bergstrom durchrauschten Auen, der immer grünen Wälder geheimnißvvller Schat ten den Naturfreund fortwährend auf's Neue entzücken, so bietet unsre Heimath namentlich auch dem Menschenfreund alljährlich ein erhebendes Bild werkthätiger Menschenliebe. Und nicht erst in unsern Tagen hat sich daselbst ein Wohlthun geregt, dessen Früchte alljährlich manchen Kummer zu stillen, manche Noth zu lindern pflegen; nein, schon vor Jahrhunderten lebte hier jene edle Ge sinnung, deren Bethätigung ihrem Träger den Stempel wahren Adels aufdrückt. Insbesondere aber haben wir heute Veranlas sung, die Bewohner unserer Stadt und der Nach barorte an einen Akt christlicher Nächstenliebe zu erinnern, den vor nunmehr dreihundert Jahren ein Glied des edlen Geschlechtes von Schonberg, dem einst Frankenberg und Umgegend unterthan war, begangen hat. Am 5. Januar 1580 nämlich, so berichtet der Familienchronist, errichtete Margarethe von Schönberg, Witwe Christoph's von Schön berg, des Letzten vom Sachsenburg-Frankenberger Seitenzweige des Sachsenburger Hauptzweiges des von Schönberg'schen Geschlechts, zu Kmehlen bei Großenhain, wo sie sich bei einer Nichte auf- ' hielt, vor dem Kaiserlichen Notar und Bürger meister Pabst von Meißen ihr Testament. In demselben setzte sie 1000 Gülden aus, welche nach -dem damaligen Zinsfuß zu 6 vom Hundert jährlich 60 Gülden eintrugen, die an drei würdige Studenten der Theologie, jedem auf drei Jahre, verliehen werden sollten, wobei Kinder ihrer ehemaligen Unterthanen aus der Herrschaft Sachsenburg vorzugsweise berücksichtigt werden sollten. Der Superintendent zu Chem nitz hatte die Aufsicht über diese Stipendiaten zu führen, an ihn mußten sie lateinische Arbeiten einsenden und Zeugnisse über ihre sittliche Füh rung und den fleißigen Besuch der Vorlesungen einreichen, auch waren sie gehalten, vor ihm oder dem Pfarrer in Frankenberg zu predigen. So dann setzte sie 400 Gülden aus, deren Zinsen an den Chemnitzer Ephorus, die Geistlichen, Lehrer und Armenkassen zu Frankenberg, Sachsenburg und Seifersbach vertheilt werden sollten. Schon früher hatte sie 200 Fl. zur Besoldung des Or ganisten in Frankenberg verliehen. Da diese Stelle längere Zeit unbesetzt geblieben war und deshalb jenes Kapital sich um 100 Fl. vermehrt hatte, so bestimmte sie, daß der künftige Orga nist oder dessen Ehefrau für das Einkommen die ses Legats drei junge Mägdlein unentgeltlich im Lesen, Schreiben und dem Katechismus unterrich ten und zu aller Gottesfurcht ziehen sollte. — Außerdem setzte sie dem DiacoNus in Franken berg, welcher ihr in schwerer Zeit mit seiner Frau treulich beigestanden hatte, eine lebensläng liche Zulage aus. Den 84 Thalern, welche ihr Gatte den Hausarmen in Frankenberg geschenkt hatte, fügte sie noch 50 Thaler hinzu, ihre Wa gen überließ sie dem Stadtrathe daselbst, welcher sie auf Ersuchen dem Geistlichen leihen solle, und dem Fuhrmanns, welcher sie in ihrem Witwen stande zur Kirche gefahren hatte, schenkte sie 20 Thaler. Den 6. Januar wurde ihre letztwillige Verfügung an den Churfürsten zur Bestätigung eingereicht, und schon zwei Tage darauf, den 8. Januar 1580, starb Frau Margarethe von Schön berg und wurde in der Kirche zu Frankenberg neben ihrem Gatten beigesetzt. Die Denksteine Beider sind 1874 in den Kreuzgang des Frei berger Domes versetzt worden. Im Laufe der Zeit sind die Stiftungskapita- lien bedeutend gewachsen. Am Schlüsse des Jah res 1878 betrugen dieselben 63712 M. 57 Pf., welche bei dem unterzeichneten Stadtrathe ver wahrt und von dem penstonirten Steuereinneh ¬ mer Roßleben unter Aufsicht der Königlichen Kircheninspection über Frankenberg verwaltet wer den und über deren Erträgnisse nach Maßgabe eines vom Königlichen Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts bestätigten Regula tivs in einer den heutigen Verhältnissen entspre chenden Weise verfügt wird. Das reine Wohlwollen und der ernste Sinn, welcher sich in ihrem Vermächtnisse aussprach, war der letzten Edelfrau eines absterbenden Stam mes würdig und sichert das Gedächtniß derselben noch heute an den Stätten, denen sie ihre liebe volle Anhänglichkeit zugewendet hat. Hiervon zeugt die Margarethenstraße zu Frankenberg, welcher die dankbare Stadt erst vor wenigen Jahren den Namen ihrer edlen Wohlthäterin gegeben hat. Hiervon sollen auch diese Zeilen ein Zeugniß ablegen, zugleich bestimmt, durch dankbare Erinne rung an die edle Begründerin der ältesten mil den Stiftung von Frankenberg von Neuem zu bestätigen die Wahrheit des Bibelwortes: Das Gedächtniß der Gerechten bleibt im Segen! Frankenberg, am 5. Januar 1880. Der Stadtrat h. Kuhn, Brgrmstr. OertlicheS und Sächsisches. Frankenberg, 5. Januar 1880. -f Auch am gestrigen Sonntag, in der zweiten Nachmittagsstunde, schreckte die einen Brand im zweiten Stadtviertel ankündigende Sturmglocke die Bewohner unsrer Stadt empor und rief rasch Hun derte nach dem Brandobjecte, dem Färbereigebäude des Hrn. Färbereibesitzer I. Großer in derAlten- hainer Straße, in dessen Trockenraum eine beträcht liche Menge Garn auf noch unerklärte Weise in Brand gerathen war. Bald und ohne daß ein Eingreifen der Feuerwehren nöthig wurde, war jede Gefahr beseitigt. Der Verlust beträgt etwa 400 Psd. Garn im Werthe von 1200 M. s Im Laufe dieser Woche vermittelt der Ge werbeverein wieder einen voraussichtlich hoch interessanten Vortragsabend. Es ist ihm ge lungen, den durch seine literarische Thätigkeit