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Beilage zu Nr. 3 des Frankenberger Tageblattes 1880. Vermischtes. * Die am Sonntag zerstörte Täybrücke, de ren Bau sechs Jahre gedauert und einen Kosten aufwand von 350000 Pfd. Sterl, erfordert hat, wurde Ende Februar 1878 amtlich auf ihre Standhaftigkeit untersucht und am 31. Mai des selben Jahres dem Verkehr übergeben. Die Zahl der der furchtbaren Katastrophe zum Opfer Ge fallenen wird auf 100 geschätzt. Die Taucher haben bis zum 31. Decbr. nur die Locomotive und 3 Waggons gefunden, jedoch keine Leiche. Das stürmische Welter stört die Taucherarbeiten erheblich und ist zu fürchten, daß der Zug, da an der Unglücksstätte sich besonders viel Trieb sand befindet, voraussichtlich ganz vom Sande begraben werde, wenn er nicht bald ans Tages licht gebracht wird. Man glaubt noch immer, daß das Unglück dadurch entstanden, daß der Zug durch den Sturm aus den Schienen geho ben und gegen das Brückengeländer geschleudert wurde. * Auf der Eisenbahnstrecke Heringen-Berga sind in den letzten Tagen nahe an 100 Schie nenbrüche vorgekommen. Man scheint dem Ma terial der Stahlschienen die Hauptschuld beizu legen und die betr. Hütte dafür in Regreß zu nehmen. Fast sämmtliche gebrochene Schienen sollen aus einer Hütte und einem Jahrgange herstammen. * Die außergewöhnliche Kälte der letzten Wo chen hat in Ober-Italien arge Verheerungen angerichtet; die Blätter sind voll von Klagen hierüber. An der ligurischen Küste ist die ganze Oliven-Ernte ruinirt, und, was noch weit schlim mer ist, auch die Olivenbäume sind derart mit genommen, daß sie sich auf Jahre hinaus nicht ordentlich werden erholen können. Dasselbe gilt von einem großen Theile der Citronen und Orangen-Pflanzungen. Was das für die arme Bevölkerung der betroffenen Küstenstriche heißen will, kann Jedermann ermessen, der weiß, daß die Oel- und Citronenernte die wichtigste Ein- nahmsquelle derselben bildet. * Die heftige Kälte hatte einzelnen Theilen der Pfalz gefürchtete Gäste gebracht: Wölfe, die von Hunger getrieben aus den wilden Arden nenbergen sich herauswagten. In der Saarbrü ckener, Zweibrückener und Trierer Gegend haben sich die gefürchteten Gäste gezeigt. Auch aus Ungarn und Kroatien wird über vermehrtes Auftreten der Wölfe und sogar voll mehrfachem Ueberfallen von Menschen durch dieselben berich tet. In der Nähe von Agram, wo sie beson ders zahlreich sind und sich sogar oft m die Gassen der Stadt wagen, wurde ein Student von ihnen zerrissen. * Eine fremde Dame, Namens Schmitt, an geblich amerikanischer Nationalität, weilt seit Anfang December in Rom, wo sie schon mehr fach vom Papst empfangen wurde. Man er zählt sich von derselben, daß sie im Begriff steht, in den Besitz einer coloffalen Erbschaft zu kom men, von der sie 18 Millionen an den Heiligen Stuhl geschenkweise übermachen wird. Eine an dere nicht so große, aber doch sehr bedeutende Summe wird die Dame für die Armen Roms stiften, weil mehrere ihrer Vorfahren in Nom begraben liegen. Die römischen Zeitungen ver sichern, daß diese Nachricht, welche anfangs für eine Fabel gehalten wurde, wirklich begründet ist. * Die telegraphische Verbindung zwischen Eu ropa und dem Süden Afrikas ist vollendet. Am Weihnachtslage war es, als das letzte Stück des afrikanischen Kabelendes in Port Natal als will kommenstes aller Weihnachtsgeschenke an das Ufer gebracht wurde. * In Magdeburg übte jüngst eine junge Schauspielerin in fröhlicher Gesellschaft einen Act des Opfermuthes, wie ihn die Chronik von deutschen Frauen wohl schon mehrfach aufweist, der aber trotzoe n rühmenswerth genug ist, um erwähnt zu werden. Die erwähnte Dame schnitt sich nämlich resolut eine Prachtlocke ihres schönen Haares ab und widmete den für diese Locke er haltenen Ertrag von 100 M. den Nothleidenden in Schlesien. * Der Ruf „Feuer" ertönte in Berlin am Sonntag Abend mitten in der Vorstellung im Circus Renz. Man vermuthet, daß der Ruf von einem Taschendieb ausging, der mit einer Anzahl von Genoffen sich eine geeignete Gelegen heit zu reicher Beute verschaffen wollte. Ein panischer Schrecken bemächtigte sich des Publi kums, Alles sprang auf, und nur der Geistes gegenwart zweier Officiere, die sofort in die Arena sprangen und das Publikum durch eine Ansprache beruhigten, ist es zu verdanken, daß Unglück verhütet wurde. Die Vorstellung wurde dann ruhig zp Ende geführt. * Ein vor einigen Tagen in Würzburg ver storbener Privatier und früherer Conditor Wöl fel hat seine Villa mit Garten zur Begründung eines Spitals für arbeitsunfähige Knechte, au ßerdem noch 400000 M. für verschiedene städti sche Wohlthätigkeitsstiftungen, neben anderen Le gaten, testamentarisch vermacht, seinen einzigen Sohn aber enterbt. Der Letztere will nun das Testament anfechten. * Ueber die Vermehrung der jüdischen Bevöl kerung Berlins enthält die „Voss. Ztg." eine statistische Uebersicht, aus welcher heroorgeht, daß die Zahl der Juden in Berlin vom Jahre 1811 bis zum Jahre 1875 von 3192 auf 45464 ge stiegen ist, während die übrige Bevölkerung von 166471 auf 918776 gewachsen ist. Die Juden haben sich demnach ungefähr um das Vierzehn fache, die übrige Bevölkerung uni das Sechs fache vermehrt. * Die Direction des Pilsener Stadtbrau hauses hat durch ihre Agenten in den verschie denen Ländern des deutschen Reiches und Oester reich-Ungarns eine Liste jener Brauereien ent werfen lassen, welche geringe Biersorten unter der Bezeichnung „Pilsener Bier" in den Handel bringen. Bis jetzt sollen durch die Thätigkeit jener Agenten 216 Brauereien festgestellt sein, welche ihr Bier als Pilsener verkaufen. Die Direction des erwähnten Etablissements gedenkt jene Liste seiner Zeit zu veröffentlichen. * Das Octoberheft des Baseler evangelischen Missionsmagazins enthält einen Vortrag von Professor Dr. Christlieb über den großartigen Aufschwung der evangelischen Heidenmission wäh rend unseres Jahrhunderts, aus dem folgende Mittheilungen für weitere Kreise von Interesse sein möchten. Aus den zu Ende des vorigen Jahrhunderts bestehenden 7 evangelischen Mis sionsgesellschaften sind jetzt 70 geworden: in Groß britannien 27, in Amerika 18, in Deutschland und Basel zusammen 10, in Holland 9 rc. Da mals gab es 170 Missionäre, heute 2500, wozu wenigstens 2300 eingeborene Hilfsarbeiter und gegen 1000 eingeborene ordtnirte Prediger kom men. Damals befanden sich vielleicht 50000 bekehrte Heiden in Pflege der evangelischen Mis sion, jetzt 1,650000. Vor 80 Jahren betrugen die Gesammtbeiträge zur evangelischen Heiden ¬ mission noch lange nicht 1 Million M., heute ist die jährliche Gefammteinnahme auf 24 bis 25 Millionen M. gestiegen, wovon auf Groß britannien etwa 14, aus Amerika 7, auf Deutsch land und die Schweiz 2 bis 3 Millionen kom men. Zu Anfang unsers Jahrhundert« existirte die heilige Schrift in etlichen 50 Uebersetzungen, seit der Gründung der britischen und ausländi schen Bibelgesellschaft (1804) sind in mindestens 226 Sprachen und Mundarten neue Uebersetzun gen erschienen. Davon ist die große Mehrzahl, durch den Dienst der evangelischen Missionäre zu Stande gekommen, die seit 70 Jahren nicht weniger als 60 bis 70 literaturlose Sprachen zu Schriftsprachen erhoben haben. * Professor Edison hat, wie aus New-Jork gemeldet wird, eine elektrische Lampe von außer ordentlicher Einfachheit vervollkommnet, die auf nur 25 Cents im Preise zu stehen kommen wird. Das Licht wird durch das Weißglühen von kar- bonisirtem Papier erlangt. Eine einzige licht erzeugende Maschine von einfacher Construction und anwendbar für den Hausgebrauch bedient etwa 50 Lampen. Kleinere Local-Nachrichten. *** Im Monat December 1879 kamen durch die hie sige Schutzmannschast 41 Personen in hiesige Ralhsfrohn- veste zur Hast und zwar: 22 wegen Betteln« und Land- streichens, 11 wegen Obdachlosigkeit, 2 wegen Fortbildungs- schussachen, 1 wegen Majestätsbeleidigung und Betteln», 1 wegen mierlaubten Lolportirens, 1 wegen Trunkenheit, 1 wegen Scandal, 1 wegen Körperverletzung, 1 wegen steck brieflicher Verfolgung und Diebstahlsverdacht«. Die in der Rathsfrohnveste untergcbrachten Bettler und Vagabon- de» erhielten zu ihrem Mißvergnügen kn üblicher Weise Beschäftigung. Die Gesammtzahl der Arrestanten beziffert sich im Jahre 1879 auf überhaupt 577 Personen. Änmelüullgen keim 8tande8am1 zu -fraukenkerg in der Zeit vom 27. December 1879 bi« 1. Januar 1880: 9 Geburten, und zwar 2 Knaben und 7 Mädchen. 4 Todesfälle, und zwar 2 männl, und 2 weibl. 2 Gheaufaebote, als: Werkführer Otto Louis Müller zu Gera mit Marie Klara Weinhold allhier. Lolporteur Karl Heinrich Vogel mit Julie Bertha Petzold, beide zu Haselbrunn. Ferner sande» 5 Eheschließungen statt, als: Cigarrenarbeiter Karl Robert Böhme mit Emilie Pau line Göhler allhier. Schneider Theodor Oskar Drechsel mit Christiane Minna Günther allhier. Maurer Her mann Kunze zu GunnerSdors mit Henriette Anna Kurth allhier. Cigarrenarbeiter Gustav Bruno Rößler niit Klara Lina Heydt allhier. Monteur Johann Friedrich GragMuck zu Chemnitz mit Emilie Helene Meyer allhier. Bevölkerungsstatistik. Stand der Bevölkerung am 30. Novbr. 1879: 10866 Einwohner. Zuwachs im Monat Decbr. durch Meburten 39, durch Zuzug 64; Abgang in derselben Zeit d^H Tode«- fälle 23, durch Wegzug 61. Stand der Bevölkerung am 31. December 1879: 10885 Einwohner. Sachsenburger Nirchennachrichten. Sonntag nach Neuzahr. Früh j9 Uhr: Predigt. Vorm. 112 Uhr: Predigt für die Anstaltsgemeinde. Epiphanias. Früh 49 Uhr: Predigt. Vorm. 112 Uhr: Predigt für die Anstaltsgemeinde. tkS. In beiden Gottesdiensten Collectc für die ev.-luth. Hcidenmission. . Abends 16 Uhr: Missionsstunde. Schloß Silbitz. „Senden Sie für Se. Excellenz den Ober-Ceremonienmeister Tr. Majestät des deutschen Kaisers und Königs, Herrn Doktor Grafen von Stillfried Alt-Kantara, von Ihren weltberühmten Brustkaramels." Die Brustkaramels Llaria Dormo von Donat werden gebraucht bei Husten, Schnupfen, Heiser keit, Halsweh, Lungenschwindsucht, Magen- und Nervenschwäche. Der rasche Absatz und die neidische Concurrenz haben vielfache Fälschungen, Imitationen und Nachahmungen hervorgerufen. Echt sind die Brustkaraniels und der Kakao-Thee Mria Lonno von Donat nur dann, wenn sich auf der Vorderseite eines jeden himmelblauen Kartons nichts anders gedruckt findet, als die 4 Worte: Uaria Dormo von Donat. Von dem echten Kakao-Thee Naria Dormo von Donat, dieses billige (20Pfg.), wohlschmeckende und nahrhafte Getränk für Kinder und Erwachsene, nimmt man auf eine Taffe Wasser einen Theelöffel voll und läßt dies eine halbe Stunde kochen. Dann gießt man ihn durch ein Sieb und schüttet etwas Zucker und Milch daran, wie in den Kaffee. Depot in Frankenberg bei Herrn Reinhold Ackermann, Chemnitzer Straße 3.