Die Komponisten und ihre Werke * Die 1. Sinfonie von Gustav Mahler Quantensprung Mahlers Musik wirkte in seinen Ta gen ebenfalls wild und revolutionär „Ach möcht' es mein Titan so klar dar stellen, als es in mir steht. Dass die ganze idealische Welt nur vom innem, nicht vom äussem Menschen betreten und beschauet werden kann.“ (Jean Paul an Emilie von Berlepsch im Jahre 1797). Jean Pauls Roman inspirierte Gustav Mahler zu seiner ersten Sinfo nie, und der Titel reizte natürlich alle rührigen Geister, Philosophen und Mu siker gleichermaßen, eine Debatte zum Thema Programm-Musik anzustim men. Bot Mahler seinem Publikum bei der Uraufführung in Budapest, wo er ab 1888 Direktor an der königlich ungarischen Oper war, noch die reine Musik an, so gab er seinen Hörern bei den folgenden Konzerten in Hamburg und Weimar ein Programm an die Hand, frei seiner damaligen Auffas sung folgend: „Gut ist es deshalb im merhin, wenn für die erste Zeit, als meine Art noch befremdet, der Zuhörer einige Wegtafeln und Meilenzeiger auf die Reise mit erhält.“ Und er grenzt den Wert solcher außermusikalischen Programme kritisch ein. „Aber mehr kann so eine Darlegung nicht bieten.“ Mahler unterscheidet (s.o.) zwischen äußerem und innerem Programm. Bru no Walter kommentierte sinnvoll den Programm-Diskurs: „Fassen wir in die sem einzig möglichen mystischen Sinn die von Mahler gegebenen Überschrif ten auf, so müssen wir zwar darauf ver zichten, durch sie über seine Musik nur im geringsten aufgeklärt zu werden, dürfen aber hoffen, aus seiner Musik die tiefste Aufklärung über den durch die Überschriften gekennzeichneten Empfindungskreis zu erhalten. Gebrau chen wir nur die Vorsicht, den Titeln ihre Eindeutigkeit und Bestimmtheit zu nehmen....“ Einen weiteren schöpferischen Anstoß für Mahlers 1. Sinfonie sieht die For schung in zwei Liebschaften des Kom ponisten, die sich in den Jahren, in de nen die Skizzen entstanden, abspielten. Zum einen erlebte Mahler eine Affäre mit Johanna Richter, einer blauäugigen blonden Sopranistin, die wie der Diri gent Mahler am Stadttheater in Kassel als Koloratursopranistin beschäftigt war. Die junge Dame, die übrigens auch in Köln an die Oper engagiert wurde, erwiderte allerdings Mahlers Schwärmerei nicht - ein Grund für Mahler, in den sinfonischen Skizzen auf den verzweifelten Liebestaumel des „Fahrenden Gesellen“ zurückzu greifen (siehe unten). Seine zweite, diesmal erwiderte Leidenschaft galt der Gattin des Enkels von Carl Maria von Weber, die dem forschenden Dirigenten half, Webers Skizzen zum Opemfragment „Die drei Pintos“ zu sichten und zu ordnen. Besonders im