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WaöenauerAnzeiger Lokal- und Anzeigeblatt für Rabenau und Umgegend. ü Erscheint Montag, VUttwoch und Freitag, ü 3- Bezugspreis: Monatlich t,W Mark, wvchemlich 30 Pfg., einzelne Nr. 10 Psg. jj fj Im Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstiger -- :: Störungen des Betriebes der Zeitungen, der Liese- Z ranten oder der Besörderungseinrichtungen) hat jj :: der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder s - Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung - des B-zugspreiscs. r: n 11 l Fernsprecher: Amt Freital 2120 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekannt machungen des Stadtrates, des Schulbezirks vorstandes u. des Kirchenvorstandes zu Rabenau vchriftleitung, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. WiM, Se« 21. Seplember 1N2 -- Anzeigen: einsp. Petitzeile 20 Goldpsennig, n ausw. 30 Pfg., amtl. Teil u. Reklamen 50 Pfg. ü :: Bon uns unbekannten Auftraggebern Anzeigen ü nur gegen Vorausbezahlung. ! :: Anzeigen werden an den Erscheinungstagen bis -- Ü spätestens vormittags 10 Uhr erbeten. ü Für Fehler in durch Fernsprecher aufgegebenen ü ü Anzeigen übernehmen wir keine Verantwortung. » -- Gemeindeverbands-Giro-Konto Rabenau Nr. 39. g Drahtanschrift: Anzeiger 45. MgW Amtlicher Teil. Freitag, den 23. September 1932, abends 6 Uhr, MW StzW der MimMeleii IN Vereinszimmer des Ratskellers. Die Tagesordnung hängt im Rathause — Rats brett — aus. Donnerstag, den 22. September 1932, nachm. 1 Uhr sollen in Rabenau versteigert werden: 1 neuer Kleider- schranlr, 1 Anzahl Bücher, 1 Posten versch. Leim u.a.m. Sammelort der Bieter: Gasthaus Sängerheim. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Tharandt. Lokales und Sächsisches. Rabenau, am 2l. September 1932. * Der „Betriebsanwalt" Gustav Winter hat sich, seitdem mit der Not der Inflationsgeschädigten keine Geschäfte mehr zu machen sind, neue Einnahmequellen erschlossen. Er hat den Weg „zurück zur Scholle" gefunden und lauscht der Natur ihre Geheimnisse ab. Schon aus der kürzlich verbüßten Strafhast im Bautzener Gefängnis, deren Langweile er durch die Kanditatur zur ersten Prä- sidentschastswahl unterbrach, hatte er immer wieder die Mahnung an seine unentwegten Anhänger gerichtet, seine notleidende Familie durch regelmäßige Abnahme von Tomcurn zu unterstützen, die sie angeblich nach besonders rationellem Verfahren auf eigener Plantage erzeuge. Die „Plantage" befindet sich wahrscheinlich in Naumburg, wo Gustav Winter mitsamt seiner notleidenden Familie eine sehr schöne Villa bewohnt lieber das Wesen seiner neuen Produklionsmethoden macht nun Gustav Winter Aussehen erregende Mitteilungen in Vorträgen vor seinen Anhängern und denen, die nicht alle werden. Er b rich.et dabei über Versuche, die er unternommen habe, um die Pflanzen von der Wurzelernährung auf die Blatternührung umzu-- stellen. Dabei will er mit Hilse des Erdmagnetismus, von dessen Wesen er offenbar genau so klare Vorstellungen hat, wie von Währungs- und banktechnischen Fragen, eine Steigerung des pflanzlichen Wachstums erreicht zu haben. Selbst Zuckerrohr, Baumwolle und Kassee konnte Gustav Winter in unseren Breiten in Freikultur züchten und von einer Tomatenpflanze gewann er in einem Jahr 3 Zentner Früchte (das ist freilich mehr, als wir in un seren kühnsten Autarkiebestrebungen zu erhoffen wagten). Und da ist es doppelt erfreulich, daß Gustav Winter dem Staate, mit dem er bisher keine guten Erfahrungen machte, großzügig seine Erfindung kostenlos zur Verfü gung stellen will, ohne Rücksicht auf die notleidende Familie. Das mag Wunder nehmen, zumal wenn man sich erinnert, daß Winter sich früher nie so uneigennützig in den Dienst guter Sachen stellte. Ganz und gar unbegreif lich aber bleibt es, daß Gustav Winter solchen Unfug vor ernsthaften Verbänden verzapfen darf. Freiberg. Gerichtliche Klage wegen Bienenvergif- lung. Die Bienenzüchter der Umgebung beabsichtigen, Klage gegen die Hüttenwerke einzureichen, weil durch den Rauchniederschlag des Schornsteins in Halsbrücke ein Massensterben von Bienen durch Arsenvergiftung ver ursacht worden ist. Chemnitz. Am Sonntag abend brach beim Guts besitzer Reuter in Leubsdorf ein Schadenfeuer aus, das mit unheimlicher Schnelligkeit um sich griff und in kurzer Zeit das Wohnhaus und die Scheune in Asche legte. Die Erntevorräte wurden ein Raub der Flammen Infolge des herrschenden starken Windes sprangen die Flammen auf die Scheune des Wächtler'schen Gutes über, die ebenfalls völlig niederbrannte. An der Be kämpfung des Feuers beteiligten sich die Feuerwehren der Umgebung in energischer Weise. Es wird Brand stiftung vermutet. Colditz. In der letzten Sitzung nahmen die Stadt verordneten davon Kenntnis, daß die Amtshauptmannschaft verfügt hat, den Stadtverordneten und den Stadträten keine Aufwandsentschädigung mehr zu zahlen. Eine Auf wandsentschädigung von je 80 Mark erhalten nur noch die beiden stellvertretenden Bürgermeister sowie die Vor sitzenden des Finanzausschusses und des Wohlfahrtsaus schusses. Zwangsweise hat die Amtshauptmannschaft die Bezirksumlage für 1931 in den Colbitzer Haushaltplan eingestellt. Mit Hilse der Nationalsozialisten wurde ein kommunistischer Agitationsantrag angenommen, die Mieten aller Unterstützungsempfänger und Minderbemittelten aus die Stadt zu übernehmen. Dieser Antrag kann wegen Mangels an Mitteln niemals durchgeführt werden. Oederan. In den letzen Tagen ist hier eine etwa 32jährige Frau aufgetreten, die sich bei den Frauen nach ihren Krankheiten erkundigte, ihnen aus einem medizi nischen Sammelwerke gegen Bezahlung von zwei bis vier Mark Abschriften fertigte und sich dann den gezahlten Betrag auf einem unbeschriebenen Zettel quittieren ließ. Diese Unterschrift erklärte sie nur für eine Kontrolle ihrer Firma gegenüber, während die nichtsahnenden Frauen in Wirklichkeit eine Bestellung auf das medizinische Sammelwerk unterschrieben hatten, das den niedlichen Betrag von 70 Mack kostet. Plauen. Mit Messer und Gist. Ein in der Hofer Vorstadt wohnender verheirateter Lehrer hat sich in der Laube seines Mietgartens in selbstmörderischer Absicht beide Pulsadern durchschnitten und außerdem noch Gift zu sich genommen. Nach einigen Stunden starb er. Leipzig. Acht Schaufenster eingeschlagen. Ein 25 Jahre alter, gelähmter Schneider, der sich auf der Wander schaft befindet, zerschlug an der Ecke Reichsstraße und Salzgäßchen acht Schaufensterscheiben im Werte von etwa 3500 WM bei der Konsektionsfirma Manes. Der seit Täter gab bei seiner Vernehmung an, daß er wegen seines Gebrechens keine Arbeit finden könne. Die Scheiben habe er deswegen eingeschlagen, weil diese Geschäfte daran Schuld seien, daß so viele Schneider brotlos seien. Die Tat habe er vor allem ausgesührt, um ins GejMznis zu kommen, damit er versorgt werde, denn er habere Unterstützung bezogen. Turnen und Sport M. T. V. „Vorwärts" Rabenau. Faustball- pflichtspiele vvm >8. 9.: Oberhecmsdors I. — Turngmd. Dresden 2. 34:35. Oberhecmsdors l. — Tu. I Nab. 1. 45:36. Oberhermsdocf l. — Rab. Vorwärts 3. 61:51. Rab. Vorw. 3 — Tgmd. Dresden 2. 36:65. Turngmd. Dresden 2. — Tv. l Rab. I. 35:38. Rab. 2. — Copitz 1. 55:37. — Handball: Nab. I. Kn. holte sich gegen Plauen i. Kn. mit einem 3:0 Sieg Punkte und Kranz. Rab. 2. Kn. unterlag Grumbach l. Kn. mit 10:1. Rab. 3. fertigte Grumbach 2. !0:5 ad, während Rab. 2. gegen Grumbach l. die ersten Punkte einbüßte, indem sie 9:l verlor. Die ersten Punkte errang sich Rab. I. gegen Ra deberg 1. Rab. ist in bester Form die Spitze der Staffel zu erkämpfen und siegte 7:2. — Bei dem Gaualterstreffen in Tharandt konnten unsere Turnbrüdec Karl Jäschke 46 Pkt., Alfred Schubert 44 Pkt. und Karl Richler 42 Pkt. in den verschiedenen Altersklassen als Sieger hervorgchen. Arbeitec-Sport-Verein Rabenau. (Mitglied der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit). Resultate vom Sonntag. Handball: ASB. Rab. l. — Deuben 1. 10:8. Die D. mit nur 9 Mann hatten Rab. bestimmt unterschätzt. Sie mußten deshalb die Punkte den eifrigeren Rab. über lassen. — Fußball: ASV. Rub. 1. — Dippoldiswalde 1. 2:7. In der ersten Halbzeit gab Rab. einen gleichwertigen Gegner ab. Doch nach dem Wechsel entpuppte sich die reifere Spielweise des Tabellenersten und die Einheimischen mußten sich mit obigen Resultat begnügen. 14. 0. Kleine Nachrichten. Der Völkerbundskommissar in Danzig, Graf Gra- vina, ein Italiener, ist am Montag gestorben. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel hat die Ermäßigung des Diskontsatzes der Reichs bank genehmigt. Pro-ukLenbörfe zu Dresden vom 19. September 1932. Weizen, neuer, Naturalgewichtsbasis 75,5 Kilogramm, 205—210. Roggen, neuer sächsischer, Naturalgewichts basis 70 Kilogramm, 160—165. Futter- und Jndustrie- gerste 156—170. Wintergerste 156 bis 162. Sommer gerste, sächsische 180 bis 192. Hafer, inländischer neuer 132 bis 138. Trockenschnitzel 9,00—9,20. Kartoffel flocken 00,00 bis 00,00. Dresdner Marken: Futtermehl 12,50 bis 13,50. Weizenkleie 9,70 bis 10,00. Roggen kleie 9,60 bis 10,80. Kaiserauszug 38,50 bis 40,50. Bäckermundmehl 33,50 bis 35,50. Jnlandsweizeumehl, Auszug, 37,00 bis 39,00. Grießlermundmehl 24,00 bis 25,50. Weizennachmehl 21,00 bis 22,50. Roggenmehl, Type 60°s, 26,50 bis 27,50. Feinste Ware über Notiz. Dresdner Schlachtviehmarkt vom 19. September 1932. "Auftrieb: 222 Ochsen, 390 Bullen, 328 Kühe, 101 Färsen (Kalbinnen), 688 Kälber, 1105 Schafe, 2992 Schweine, zusammen 5784 Tiere. Preise in Reichsmark für 50 Kilogramm Lebend gewicht: Ochsen 20-35, Bullen 20—31, Kühe 10 -30, Färsen 24—34, Kälber 30—47, Schase 20—34, Schweine 38—46. Ueberständer: 212 Rinder, — Kälber, 185 Schafe, 7 Schweine. Marktverkauf: Rinder, Schafe schlecht, Kälber, Schweine langsam. Die Preise sind Marktpreise für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall für Frachten, Markt- und Verkausskosten, Umsatz steuer sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, erheben sich also wesentlich über die Stallpreise. Erkenntniffe einer Generation! Die jetzige Generation wirft so oft Pläne und Gedanken f, die etwas ganz Neues, etwas Umwälzendes darstellen sollen Sie ist von Erkenntnissen getragen, von denen sie glaubt, sie seien ihre Erkenntnisse, sie entdeckt etwas, was sie für gut and bedeutsam hält, um es sogleich gebieterisch zu fordern. Aber es wird meistenteils eines dabei vergessen:, Mne alte Goethe-Weisheit besagt schon: „Die jetzige Geue- Mtion entdeckt immer, was die vorhergehende schon vergessen bat!" Mit diesem Wort aber soll nicht gesagt sein, daß die junge Generation nicht fähig wäre, neues zu entdecken oder neue Erkenntnisse zu sammeln, denn dieses Entdecken bezieht sich hier nicht auf Wissenschaft oder Technik, dieses Erkennen ist geistiger und seelischer Natur. Die Erkenntnis einer Le bensauffassung, die zur Tradition geworden ist, von dec man zu sagen vermag: sie hat sieb bewährt. Wenn die jetzige Generation wieder entdecken sollte, daß eine ästhetische Lc -ensauffassung auf christlicher Grundlage das höchste Kultur- gm ist, so haben schon die Väter diesen Grundsatz geprägt, wenn sie erfüllt sind von dem Gedanken Ganzes zu leisten, weil alle Halbheiten ein historischer Rückschritt smd, so sagt Ne damit gar nichts Neues, sondern man kann höchstens sagen: Vernunftsanschauungen haben sich der neuen Ge neration mitgeteilt. Unsere Jugend ist heute so hochfahrend oft, sie dünkt sich so klug, daß sie meint, Geschichte und Leben in ganz neue Bahnen lenken zu können. Und doch: letzten Endes ist, wie der selige Ben Akiba einmal sagte, alles im Leben schon einmal dagewesen. Aber die Jugend na mentlich, sie fühlt sich sooft aus einem Geltungsbedürfnis heraus berufen Apostolate und Weisungen in die Welt hin- auszurufen, die schon die Erkenntnisse eines Jahrtausend und mehr sein können. Treitschke hat einmal gesagt: „Ueberheb- tichkeit ist -die Kinderkrankheit des jungen Mannes! Er sagt mit diesem einem Worte mehr, als sich über die „Er kenntnisse" einer Heranwachsenden Generation verbreiten läßt! Die Minze In der Nähe von Wäldern und Bächen spürt man oft einen starken aromatischen Geruch. Sieht man sich ein wenig um, so wird man bald eine ganze Kolonie von helivioleit-li!a blühenden, halbmeterhohen Pflanzen erblicken können, deren Blätter einen kampferartigen, kühlen Geschmack haben. Es ist die Waldminze, die zu der umfangreichen Pflanzengattung der Minze gehört. Als ein Heilkraut erster Güte ist dic Pfefferminze anzusehen. Diese kommt aber nur in Gärten und nicht wild wachsend vor. Im Freien, auf feuchten Wie sen, Ackerrändern und Straßengräben finden sich verschiedene andere Abarten: Die Ackerminze, die Wasserminze, die Krause- oder deutsche Minze Wenn die verschiedenen Arten der Minze die Pfefferminze in der Heilkraft auch nicht er reichen, so werden sie doch fast alle als Heilmittel benutzt. — Besonders bei Beschwerden des Leibes, die sich durch Ver stimmung der Magennerven gebildet haben, bringen die Minzheilmittel rasche Hilfe. Bekannt sind die Pfeffermmz- zeltchen, die gerne als Vorbeugungsmitiel gegen Ohnmächten genommen werden. Gegen Kopfweh nimmt inan P'chstr- minzöl ein als ein ausgezeichnetes Mitte!. Bei den LUiw, wurde das Minzkraut zur Heilung der kranken Milz ange wendet. Wetter-Nachrichten unseres meteorologischen Sonderdienstes. Voraussichtiiches Wetter am Donnerstag: Vielfach heiter, ziemlich warm, meist trocken. Freitag: Aehnliches Wetter.