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Rabenauer Anzeiger : 08.06.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-193506080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19350608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19350608
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-06
- Tag 1935-06-08
-
Monat
1935-06
-
Jahr
1935
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Von Woche zu Woche Randbemerkungen zur Zeitgeschichte. Die große Reichstagsrede des Führers mit ihren 13 Punkten bildet weiterhin den Mittelpunkt des welt politischen Geschehens. Für uns Deutsche ist dabei eines von ganz besonderem Interesse: In den ersten Stunden nach Be kanntwerden del Rede hatte es den Anschein, als ob die Diplomaten in mancher europäischen Hauptstadt versuchen wollten, durch eine berufsmäßig-kühle Haltung das leiden schaftliche Bekenntnis Adolf Hitlers zum Frieden in seiner Wirkung abzuschwächen. Die Völker aber, die diese Di plomaten zu vertreten haben, haben die Regierungen ge radezu gezwungen, die Maske des Widerstrebens abzulegen. So konnte man das Schauspiel erleben, daß die Aufnahme der Rede Adolf Hitlers in der Welt von Stunde zu Stunde herzlicher wurde. Dabei kommt in die Erinnerung, daß auch in Deutschland zunächst der einfache Mann und die einfache Frau aus dem Volke den Führer verstanden und ihm folgten. Die Völker haben auch jenseits der deutschen Grenzen vor so manchem Berufspolitiker Adolf Hitlers Friedensbegeiste rung als ein echtes und für sie lebenswichtiges Bekenntnis erkannt. Deutschland beweist säst Tag für Tag seinen Friedens willen. In allen Handlungen und Aeußerungen unserer führenden Männer findet das Friedensbekenntnis Adolf Hitlers sein Echo. So hat Reichsinnenminister Dr. Frick in einer grundsätzlichen Stellungnahme zum neuen Wehrgesetz wiederum unterstrichen, daß die neue Wehrpflicht nichts wolle als die alte deutsch-germanische Auffassung vom Waffendienst wiederherzustellen, daß sie nicht etwa Vorbe dingungen eines Krieges setze, sondern daß sie aus einer weltanschaulichen Verpflichtung heraus zur bewußten Wah rung des Friedens führe. Und der Stellvertreter des Füh rers, Reichsminister Rudolf Heß, hat die Einweihung der deutschen Welt-Jugendherberge in Altena zum Anlaß genommen, die Bedeutung der Jugend als Friedensträger hervorzuheben. In diesem Sinne haben die deutschen Staatsmänner seit dem Regierungsantritt Adolf Hitlers die Friedenshand ausgestreckt. Es wäre wirklich an der Zeit, daß die anderen Nationen endlich einmal aus ebenso offenem Herzen einschlagen. Die eigentliche Führung in der Außenpolitik der ande ren, soweit es sich um die Auswertung der Gesichtspunkte des deutschen Reichskanzlers handelt, hat jetzt unbestritten England übernommen. Der englische Vorschlag zu in formatorischen Flottenbesprechungen mit Deutschland ist ge wissermaßen als praktischer Auftakt der wichtigen Verhand lungen zu betrachten, die sich zweifellos über die dreizehn deutschen Punkte ergeben werden. Allerdings eben nur als Auftakt, denn die eigentlichen Verhandlungen dürften erst im Herbst beginnen. Bis dahin wird man auch klarer sehen, wie es denn um die Einberufung einer in England stark befürworteten europäischen „Friedenskonferenz" bestellt sein wird. Frankreich hat augenblicklich eine sehr schwierige inner politische Situation zu überwinden. Der französische Franken wackelt bedenklich, und die Franzosen, ein Volk der Rentner, beginnen ernstlich mit gerunzelter Stirn aus ihre Pariser Regierungsstellen zu schauen. Das Kabi nett Flandin und die Bank von Frankreich haben zwar alle Mittel eingesetzt, um den Goldfrank zu retten. Und die Ver teidigung der Frankenwährung wäre Flandin auch gelun gen, denn gegen das Treiben der Spekulanten und Kapital flüchtlinge reicht der Goldvorrat — die Bank von Frankreich hat trotz der starken Goldabflüsse immer noch weit über 70 Milliarden Gold in ihren Kellern — und die Diskont schraube zweifellos aus. Zudem ist das Volk selbst ein Feind jeder Abwertung. Ja, auch die Kammer will von einer Währungsverminderung nichts wissen, weigert sich aber, dem Kabinett die verlangten Vollmachten zu erteilen. Die Rechte wirft Flandin vor, "daß er zu schwach und zu entschlußlos sei und entgegen seinen Versprechungen nichts getan habe, um die Finanzen in Ordnung zu bringen. Die Parteien der Linken wiederum, einschließlich der maßgeblichen Radikal sozialisten beschuldigten ihn, daß er die Manöver der Rechten begünstige und auf eine Diktatur zutreibe. Beide fanden sich in der Abneigung gegen den Finanzminister Germain- Martin, der seit fast vier Jahren jeder Regierung angehürte Es nützte auch nichts, daß Flandin seinen FinanZminister opferte. Dasnllgemeine Mißtrauen^ar zu groß geworden, so daß der Sturz des Gesamtkabinetts nicht mehr aufzu halten war. Die neue Regierung wird kein leichtes Erbe antreten. Sie wird das Vertrauen des Landes nur dann ge winnen, wenn es ihr gelingt, das erschütterte Vertrauen zum Franken wieder zu befestigen. Kritische Tage haben jetzt auch die Vereinigten Staaten durchzumachen. Das Bundesobergericht hat die Roosevelt- sche Politik verurteilt; die Nira-Ge setze sind als ver fassungswidrig erklärt worden. Das ist ein Schlag gegen den sogenannten „Neuen Kurs". Denn die amerikani schen Massen sind darauf eingestellt, die Verfassung als un antastbar zu betrachten. Wenigsten» solange es ihnen gut ging. Durch die oisherigen Konflikte mit dem Obersten Bundesgericht hat sich die Regierung hindurchgewunden, ohne an eine grundsätzliche Klärung des Verhältnisses zwi schen Rechtsprechung und Staatsführung und damit an die Montesquieusche Dreiteilung der Gewalten heranzugehen, die noch immer die Grundlage des amerikanischen Verfassungs lebens bildet. Im Januar hatte der Oberste Gerichtshof die Oel-Codes der Nira für verfassungswidrig erklärt. Da mals behalf sich Roosevelt mit dem Ausweg, die Erdölpro- duktion für lebenswichtig zu erklären, um das Codesystem trotz des Urteils durchzuhalten. Im Februar erfolgte dann das Einerseits-Andererseits-Urteil des Bundesobergerichts im Goldklauselstreit. Es vermied noch einen offenen Gegen satz, erteilte Roosevelt aber eine Lektion, die vor allem die Mahnung enthielt, seine Maßnahmen juristisch fester zu unterbauen. Jetzt wird die Regierung daran gehen müßen, die Gesetzeslücke zu schließen. Die neuesten Nachrichten mel den, daß Roosevelt dazu entschlossen ist. Roosevelt steuert also notgedrungen mit vollen' Segeln auf ein Ermächtigungs gesetz los. Setzt er dies durch, dann hat er den Weg frei zu weiteren staatssozialistischen Maßnahmen. Gelingt ihm dies nicht, dann darf man eine gewaltige Verschärfung der Lage erwarten. Weltbild (M). Fernand Bouisson handle Neubildt^ d^er französischen Regierung durchgefühli Gkagerrakfeier der Marine In Wilhelmshaven und kiel. . Noch nie hätte die Skagerrak-Feier in der Marinestadt Wilhelmshaven so viele Gäste aus dem Reich gesehen, wie in diesem Jahre. Die Skagerrak-Gedenkfahrt des DDAC. und des NSKK hatte allein 1000 Teilnehmer nach Wilhelmshaven befördert, und zwar aus allen Gegenden des Reiches. Sie brachten über 300 Skagerrak-Kämpfer mit. Am Himmelfahrtstage fand bereits ein großer Zap fenstreich statt. Am Freitagvormittag wurde der Skager rak-Gefallenen an ihren Gräbern mit einer Gedenkfeier gedacht. Am Lütz->w-Denkmal fand dann die Uebergabe der von der Bremer Kameradschaft gestifteten Gedenktafel für den verstorbenen Kommandanten des Schlachtkreuzers Und schon will sie vor Scham in Tränen ausbrechen. Aber als sie diesen scheußlichen Mann sich wie einen Ver rückten vor Lachen ausschütten sieht, da werden auch ihr die Aeuglein plötzlich wieder hell, und ohne Sträuben läßt sie sich mitten in die Stube, an seine Brust ziehen und küssen und Herzen, und es dauert erschreckend lange, bis dieser ungeschickte Peter fein Werk vollendet hat. Und dann versinkt im rauschen den Strom junger, seliger Liebe die Tante und Berta und die ganze, weite Welt da draußen. Und dann das Heim nach der Rückkehr, die kleine Villa am Bergeshang mit der breiten, zur Hälfte verdeckten Veranda, die auf die Stadt hinabblickt, unten die Wohnräume, Schlaf- und Studierzimmer, oben im Giebel Mädchen- und Fremden- zimmer und ein kleiner lauschiger Raum, in dem Susi ihr altes Stübchen wiederfindet... Und in der laubgeschmückten Haustür erwartet Berta sie, die treue Seele, die die Tante dem jungen Hausstand großmütig überlassen.... Die gute Berta, die bei Sufis Anblick vor Freude heult und die, als die kleine, neugebackene Hausfrau den nächsten Tag mit zag haften Worten und verlegenem Gesichtchen die Hausfrau spie len will, mit Seelenruhe sie aus der Küche hinausschiebt und ein für allemal mit ihren derben, roten Händen die Zügel der Herrschaft ergreift. Unendlich viel Dichterworte künden durch die Jahrtausende von der Liebe, die selbstlos dem anderen die Hä"de über den Weg breitet; aber keiner Sprache Kraft bat es vermocht, die alles beherrschende, alles verklarende, üoerwältigende Liebe eines Menschenherzens zu erschöpfen. Er blickt auf klein Susi mit staunend-ehrfürchtigen Augen, in überquellender, tiefsinniger Freude, mochte sie wie ein Irr licht auf kleinen, flinken Füßen durch das Haus huschen oder plaudernd hunderterlei Törichtes fragen, mochte sie, von all dem Herumwirbeln erschöpft, still in den Sessel geschmiegt, ein sehnsüchtig Liedchen vor sich hinsummen oder nachts tief atmend, die Hände auf der Brust gefaltet, in ruhigem Schlum mer liegen. Otto trieb Abgötterei mit seiner Susi. Alles fand er ent zückend an ihr; er suchte ihr die kleinsteSorge zu ersparen, las ihr jeden Wunsch von den Augen. Endlos lange tonnte er des Abends ihre Hände in den seinen halten, die weißen Händchen mit den durchschimmernden Adern, sie immer wie der bewundern und wie ein Verzückter küßen. Dann flüsterte er heiße Worte, Romeos glühende Verse: „Zwei Pilger, nei gen meine Lippen sich . . Othellos überströmende Liebe: „Ein Wunder dünkt's mich, groß wie meine Freude, Dich hier zu sehn vor mir... Gatt' es zu sterben, Jetzt wär's mir höchste Wonne; denn ich fürchte, So volles Maß der Freude füllt mein Herz, Daß nie ein andres Glück mir, diesem gleich, Im Schoß der Zukunft harrt..." Wenn aber Susi, die so gar keinen Sinn für sein Nathos hatte, endlich ihn leise abwehrend Zeichen von Ungeduld gab, saß er ganz still und wandte kein Auge von ihr. Und so oft sie unter seinem hartnäckigen Blick hochsah, fragte er mit stok» kender Stimme: ^Hast du mich lieb?" Manchmal erwiderte sie: „Sehr!", manchmal: „Ein wenig!" oder auch: „Gar nicht!", als ob sie Blumenorakel spiele. Aber bei jeder Antwort strahlte ihr die Helle Liebe aus den blauen Augen. Und immer fragte er noch einmal, drängend, als glaubte er nicht an sein Glück: „Wirklich, Susi? Von ganzem Herzen lieb?" Sie antwortete ihm mit einem langen, endlosen Kuß. Und überglücklich nahm er sie auf seine Arme, trug er sie wie ein Sieger vor sich her, bis sie ihn kläglich um Schonung bat. Sie lebten fast ganz für sich. Denn auch Bentings wellten nicht mehr im Städtchen; der Professor hatte eine Berufung nach Kiel angenommen und mar mit Hedwig bei Beginn des Semesters nach dort übergesiedelt. Ihre Ehe war sprichwörtlich geworden in der Stadt. Wie Sonnenschein ging es über die Züge der Studenten, wenn Susi im Hellen Kleidchen, unter dem roten Sonnenschirm, der ihr liebes Gesicht mit warmem Schein übergoß, tagtäglich vor der Universität geduldig auf den Gatten wartete. Es war Komment geworden unter den Korporationen, sie zu grüßen; „Lützow", Konteradmiral Harder, statt. Freitagmittag. wurde dann für die Teilnehmer an der Fahrt des DDAC^ und des RSKK. die Siegesverkündung und Preisoerteilung vorgenommen. Im Anschluß daran begann die große Pa rade der See- und Landstreitkräfte. Dabei wurden 12 Reichs- kriegsflaggen der Kaiserlichen Marine die.Ehrenkreuze an geheftet. Der Stationschef der Marinestation der Nordsee, Vizeadmiral Schultze, hielt eine Ansprache, in der er die Bedeutung der Skagerrak-Schlacht für den weiteren Ver- lauf des Krieges und für die Zukunft darlegte. Ein drei faches Hurra auf den Führer und Reichskanzler und aus das deutsche Vaterland beschloß die Ansprache. An dem Standortappell der Kriegsmarine auf dem Kasernenhof Kiel-Wik nahmen alle Landmarineteile, Seestreitkräfte sowie Abordnungen des Fliegerhorstes Hol tenau und der Landespolizei Abteilung Kiel teil. Der Ches der Marinestation der Ostsee, Vizeadmiral Albrecht, hielt eine Ansprache, in der er darauf h-nwies, daß die 2551 tap feren deutschen Seeleute, die vor» dem Skagerrak gefallen seien, gestorben seien für unser Volk, für das aus dem Frontkämpfergeist entstandene Dritte Reich. Hieraus fand die Auszeichnung der ruhmreichen Kriegsflaggen der alten Marine statt. Kampf gegen die Krankenspekulanten Die Pariser Behörden scheinen nunmehr tatkräftig gegen die französischen Frankenspekulanten vorgehen zu wollen. Nachdem das Pariser Privatbankhaus Tumin be reits geschlossen worden ist, haben 10 Polizei kommst- sare den Auftrag erhalten, in bestimmten Pariser Bank geschäften Haussuchungen vorzunehmcn. Die auf dem Haupt telegraphenamt angehaltenen Depeschen spekulativer Art haben der Polizei gezeigt, wo die Spekulanten zu suchen sind. Inzwischen halten die Eoldabflüsse aus den Kellern der Bank von Frankreich trotz aller Abwehrmaßnahmen der Bank und der Regierung an. Der französische Goldabfluß nach England hat sich gegen über dem am Dienstag in London eingetroffenen Golo ver dreifacht. Allein auf dem Bahnwege sind am Himmelfahrts tag 14 Tonnen Gold und 2 Tonnen Silber aus Paris in London eingetroffen. Weitere erhebliche Goldmengen wurden auf dem Luftweg nach England transportiert. Zu den Abzügen des Auslandes hat sich, wie schon im Jahre 1926, die Goldhortung im Innern hinzu gesellt. Zahlreiche über die Zukunft der Währung besorgte Kapitalisten und kleine Sparer tauschen ihre Noten in Gold um. * Neue Wehnnachtbezeichnungen Mit dem am 21. 5. 25 in Kraft getretenen neuen Wehr- gesetz haben sich dir Bezeichnungen der obersten Führung der Wehrmacht und der Wehrmachtteile geändert. In Zukunft gelten ausschließlich die nachstehenden Bezeichnungen: Der Führer und Reichskanzlei ist: der Oberste Befehls haber der Wehrmacht. Es sind zu ersetzen: „Der Reichswehr minister" durch „Der Reichskriegsminister und Oberbefehls- Haber der Wehrmacht", „Reichswehrministerium" durch „Reichskriegsministerium", „Reichswehr" durch „Wehr macht", „Reichsheer" durch „Heer", „Reichsmarine" durch „Kriegsmarine". Hierzu tritt neu die „Lufttvaffe". Dement sprechend sind zu ersetzen: „Der Chef der Heeresleitung" durch „Der Oberbefehlshaber des Heeres", „Der Ches der Marineleitung" durch „Der Oberbefehlshaber der Kriegs- marine". Hierzu tritt neu „Der Oberbefehlshaber der Luft- waffe". * Keine Llebertreibung der Kreuzotterngefahr Mit Eintritt der warmen Jahreszeit beginnt das Wan dern in der freien Natur, das ängstlichen Gemütern durch das stellenweise Vorkommen der einzigen Giftschlange unseres Vaterlandes, der Kreuzotter, hin und wieder verlei det wird. Das kommt durch die oft übertriebenen Schilde rungen von Kreuzotternbissen, die eine tödliche Wirkung ha ben sollen. Schuhbekleidete Spaziergänger sind überhaupt nicht dem Biß der Kreuzotter ausgesetzt. Beeren und Pilze suchende Frauen und Kinder sollten in Gegenden, wo die und wenn ringsum die roten, blauen, grünen Mützen sich vor ihr senkten, tranken die Augen der Burschen und Füchse das frohe Leuchten des Blickes, mit dem sie ihnen dankte. Alle kannten ihren Vornamen, brauchten nie einen andern. Ein mal, zu Beginn des Wintersemesters, als Otto sich beim Te stieren verspätet und sie länger als sonst hatte warten lassen, machte ein blutjunges Füchslein entschlossen kehrt, eilte in den Hörsaal zurück und rief in Hellem Eifer: „Herr Doktor, Frau Susi wartet schon lange draußen!" Und niemand, selbst Otto nicht, fand das lächerlich, so undenkbar schien es, die süße, kleine Frau mit anderem Namen zu nennen. Der Herbst kam, ein wunderschöner, sonnenklarer Spät herbst. Ein Jahr war Susi nun schon verheiratet. Eines Tages fehlte Susi vor der Universität. Otto eilte mit Riesenschritten nach Haus. Er fand sie nach im Morgenkleiü, aber ganz wohl und munter. Nur hatte sich vor einer Stunde plötzlich die Stube um sie gedreht, und es war ihr ganz elend und schlecht geworden „Pfui baba!" schloß sie ihren Bericht, sich noch jetzt vor Abscheu schüttelnd. Acht Tage darauf, als Otto schon im Kolleg war, wieder holte sich bei ihrem Aufstehen das Uebelsein. Aber diesmal nahm Susi sich vor, nichts davon zu erzählen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen; sie wußte, daß sie gestern die ganzen Pra- linös aufgeknabbert hatte, die er ihr mitgebracht. Während aber Susi sich noch herumquälte, kam Berta auf einmal in das Zimmer zu ihr, setzte sich groß vor sie hin, sah sich ruhig ihren Jammer mit an und sagte dann trocken: „Na, Susichen, da wären wir ja so weit!" Susi antwortete nichts, und zwar aus guten Gründen; sie hatte gerade vollauf mit sich selbst zu tun. Dann aber, als sie wieder Luft bekam, sah sie das Mädchen gekränkt an. „Berta," sagte sie mit einem krampfhaften Versuch, ihre Hausfrauenwürde herauszukehren, „ein wohlerzogenes Mäd chen sieht das nicht, wenn ihre Frau sich heimlich nach außen umstulpt." .Doch Berta blieb gegen Susis Tadel ganz unempfindlich. Ihr Gesicht war wie von innerer Freude verklärt, in ihren wasserblauen Augen lag eine Welt von heimlich-scheuer, ver borgener Liebe. „So'u lüttgen Dings," sagte sie nachdenklich, während sie immer wieder mit ihren roten Fäusten die blaue, steife Schürze über den Knien glatt strich, „so'n Flederwisch, wie du!" (Fortsetzung folgt.)
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