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Rabenauer Anzeiger : 28.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191411285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19141128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19141128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-28
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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heit besorgt, die gefährliche Stelle ängstlich mied. Bald verschwand auch die Alte. Dafür sah man bald nachher auf dem Dache einer rechts gelegenen Brennerei dreimal hintereinander in der Richtungvon rechts nach links, ein Licht aufleuchten, und fünf Minuten später regneten die deutschen Granaten förmlich in die französische Artillerie stellung. Eine nebenanbefinbliche Brennerei wurde getroffen und der brennende Spiritus verbreitete die Feuersbrunst über die ganzen Häuser. Nun mußte der Feind Dixmuden räumen, nur mit großer Mühe gelang es ihm, die Geschütze zu retten. Als das letzte Geschütz gerade herausgezerrt wurde, sahen die französischen Soldaten die Alte mitten aus der Straße zwischen den lodernden Flammen einen wilden Tanz aufführen, wobei sie unter den Weiberröcken ganz deutlich die braunen Stiefel und die feldgrauen Hosen eines deutschen Ulanen hervorschimmern sahen. — Unsere Ulanen sind doch famose Kerle, wenn sie sogar als alte Weiber so wichtige Städte zu erobern verstehen. Gegen Vie allgemeine Dienstpflicht in England ist dort, wie der „Münch. Post" aus London über Holland gemeldet wird, unter den englischen Sozialisten eine Be wegung entstanden. Die Sozialdemokraten Englands treffen ihre Vorbereitungen, um den aktiven und passiven Wider stand zu organisieren, falls die Regierung dem Verlangen der militärischen Stellen auf Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England nachgeben sollte. Das Londoner Sozialistenorgan richtete soeben einen Aufruf an alle Männer zwischen 18 und 38 Jahren, die unter allen Um ständen und ohne Rücksicht auf irgendwelche angedrohte Strake entschlossen seien, die Teilnahme am Kriege als Mit kämpfer zu verweigern, ihm Namen und Adresse zuzuschicken. Auf diese Weise werde die Widerstandsbewegung imstande sein, ihre eigene Kraft richtig einzuschätzen und die nötigsten Vorbereitungen zu treffen. In den Kämpfen am Hserkanol waren die einzelnen waffergefüllten Gräben und Kanäle für beide Gegner furcht bare Hindernisse. Die gefährlichsten Kämpfe entspannen sich im Nachtdunkel. Da mußten unsere Feldgranen an den nassen glatten Kanalböschungen entlang schleichen, das Ge wehr schußbereit, während vielleicht in demselben Augenblick auf dem anderen Kanalrand ebenso lautlos feindliche Ab teilungen umschlichen. Es kam vor, daß oft die beiden Gegner sich so fest ineinandergekeilt hatten, daß ganze Ab teilungen durcheinander standen. Es entstand dann ge wöhnlich ein wütendes Ringen, und wenn sich eine feld graue Truppe wieder mal durch einige Reihen feindlicher Glieder hindurchgehauen hatte, stieß sie plötzlich wieder auf ihre eigenen Landsleute, die ebenfalls hierher versprengt waren. Einmal wurde ein kleiner Trupp von einer über großen englischen Abteilung angegriffen, gleichzeitig griffen im Rücke» Zuaven ein. Da die Zuaven mit ihrer bestialischen Wildheit unseren Truppen mehr Schaden zuzu fügen schienen als die Engländer, wandten sie sich zuerst gegen die braunen Teufel und schlugen sich endlich durch Hinter ihnen folgten die Engländer. Die Zuaven aber machten keinen Unterschied, und nahmen sich die Engländer so ungestüm vor, daß bald ein erbitterter Kampf unter den Verbündeten begann. Die Feldgrauen standen plötzlich ohne Kampf da und sahen zu, wie sich Zuaven und Engländer gegenseitig im Bajonett- und Mefferkampf erstachen. Diese grauenhaften Szenen ereigneten sich jede Nacht unter den Verbündeten. Eine englische kanattmsel an Deutsche verpachtet. Durch die englische Spionenfurcht erfährt man auch von dem sonderbaren Geschick der englischen Insel Herm, die im englischen Kanal liegt, eine Stunde von Guernsey entfernt. Sie ist nämlich von einer deutschen Gesellschaft im Jahre 1889 gepachtet und später von dem 78 jährigen Fürsten Blücher v. Wahistait, einem Enkel des „Marschall Vor- wärts", weiter gepachtet worden. Der deutsche Fürst, einer der reichsten Grundbesitzer Deutschlands, hat sich aus diese Insel zurückgezogen und sie für jeden Besucher gesperrt. Natürlich wittern die Engländer dahinter wieder eine Spionagegeschichte und im englischen Unterhause mußte der Staatssekretär des Innern die aufgeregten Gemüter darüber beruhigen. Vie Höchstpreise für Kartoffeln, deren Beschließung durch den Bundesrat am Montag dieser Woche angekündigt worden war, beschränken sich zunächst auf Speisekartoffeln; Höchstpreise für Futterkartoffeln sollen, wenn erforderlich, erst später festgesetzt werden. Jy der Bundesratsperordnuno Ein Mnlsterrak in London. Der berüchtigte Londoner Nebel hat die Herrschaft über die englische Hauptstadt in einem solchen Umfange genom men, daß der Straßenverkehr nur mit großer Mühe aufrecht zu erhalten ist. Die feuchte Kälte ist durchdringend. Der Haushofmeister im Ministerpräsidtum hat trotz der frühen Nachmittagsstunde die ganze elektritische Beleuchtung ein- Aalten lassen. Sie zeigt auf Len Gesichtern der meisten Minister einen abgespannten Ausdruck. Premierminister Asquith: Meine Herren Kollegen! Ich habe vor einer Stunde Seiner Majestät Vortrag ge- halten. Der König ist peinlich berührt durch die Vorgänge in der letzten Sitzung des Unterhauses, in der ein Mitglied ihn „König Stubenhocker- genannt hat. Solche Ausdrücke entsprechen nicht der Loyaliiüt des englischen Volkes. Ich kann nicht die Bemerkung unterdrücken^ daß sie ganz gewiß atcht fallen würde, wenn ein großer Waffenerfolg gemeldet worden wäre. Warum kommt es mcht zu diesem Erfolg, Herr Feldmarschall? , Kriegsminister Lord Kitchener: Ich muß doch bitten, nicht mich für eine bestimmte Kriegsdauer festlegen zu wollen. Ich habe in den wenigen Monaten meiner Amts- zeit eingeholt, was wer weiß wie viel Kriegsminister vor mir versäumt haben. Auch Sie, Herr Lordkanzler Haldane, als Sie dies Portefeuille in Händen hatten. Lordkanzler Haldane: Aber erlauben Sie, Herr Feld- Marschall. Der Finanzminister erklärte mir stets, er könne sein Budget ... Kriegsminister Lord Kitchener: Dann hätten Sie eben dem Kabinettschef Ihr Portefeuille zur Verfügung stellen sollen. Die Parteipolitik mußte zurückstehen, wenn Sie Kriegspolitik treiben wollten, und das geschieht doch schon Premierminister Asquith: Ich muß ebenfalls bitten, Herr Feldmarschall. Sollten wir etwa bei den letzten Wahlen den Wählern sagen, in ein paar Jahren werden wir einen Weltkrieg haben? Dann süßen wir alle nicht hier. (Die meisten Minister murmeln zustimmend.) Kriegsminister Lord Kitchener: Sie vielleicht nicht, meine Herren, aber mich aebrauchte England, übrigens st der KlestWnoil läut „Voss. Ztg." nicht einbezogen; es . oll vielmehr den einzelnen Kommunen überlassen bleiben, eweils bestimmte Ortspreise festzusetzen. Nachdem aber für >en Großhandel im ganzen Reiche bestimmte Preise sestge- etzt worden sind, kann diese Maßnahme durch die Kom munen wirksamer als bisher durchgeführt werden. Di« Verordnung des Bundesrats enthält dem genannten Blatte zufolge als besonders wichtige Bestimmung die Enteignungs befugnis, durch die die Kartoffelproduzenten verpflichtet werden, der Behörde auf Verlangen ihre Kartoffelbestände >u dem vom Bundesrate festgesetzten Höchstpreise aus zuliefern. Für Saatkartoffeln werden zweifellos ebenso Ausnahmen von den Höchstpreisen zugelaffen werden, wie solche für daS Saatkorn ins Auge gefaßt worden sind. Die englischen Retrutierungsversuche begegnen auch in der amerikanischen Presse lebhaftem Mißtrauen, und selbst die englandfreundlichen Blätter können ihr« Geringschätzung über daS erbärmliche Resultat nicht verbergen. Sie weisen auf die Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges hin, in dem Amerika ungefähr eine gleiche Einwohnerzahl gehabt habe wie jetzt England. Damals stellte Amerika 3700000 Mann ins Feld, 2700000 der Norden und 1 Million der Süden. Als der Ruf nach Freiwilligen erscholl, meldeten sich im Norden allein sofort 1300000 Mann und bald darauf stellte sich noch einmal die gleiche Anzahl seinem Vaterlanbe zur Verfügung. England solle sich schämen, in der Zett seines Lebenskampfes so wenig Begeisterung bei seinen Bürgern vorzufinden. Wenn die Engländer sich nicht ebenso zahlreich meldeten, wie seinerzeit die Amerikaner, dann verdiene es nicht nur seine Unabhängigkeit, sondern würde der Ver achtung der ganzen Welt anheimfallen. Diese scharfe Kritik aus amerikanischem Munde wird den Engländern sehr unbequem sein. Anruhen ans Cypern. Auf der Insel Cypern, die seit 1570 türkischer Besitz ist, 1878 von den Engländern in Verwaltung genommen und jetzt von ihnen anneüiert worden ist, sind Unruhen ausgebrochen, weil die englischen Behörden den mohamedanischen Gottesdienst verboten und den Scheich- ül-Jslam, den höchsten muselmanischen Geistlichen, durch dessen Fetwa soeben der Heilige Krieg verkündet wurde, nicht mehr als richterliche Instanz anerkennen wollen. Zur Unterdrückung des Aufstandes riefen die englischen Be- Hörden die von Cypern nach den Dardanellen abgegangenen Kriegsschiffe nach der Insel zurück. Die Ursachen des Auf- standes werden den Engländern zu denken geben, die darin einen neuen Beweis für die Treue der Mohamedaner zu ihrem Glauben erkennen werden. Das religiöse Moment aber verbindet alle Bekenner des Islams aufs stärkste mit einander. Aeder deutsche Kriegstieferuugen au das feind- Uche Ausland bringt die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkens werte Angaben. Danach ist amtlich festgestellt worden, daß unsere Feinde durch Vermittlung neutraler Geschäfts leute in Deutschland Ware« einzutaufen suchen, welche sie zur Kriegführung oder zur Aufrechterhaltung ihrer Volkswirtschaft benötigen. Viele deutsche Geschäftsleute geben sich leider dazu her, teils aus Unwissenheit, teils aber auch aus Profitgier, diese anzunehmen und dadurch den Feinden Vorschub zu leisten. In letzter Zeit mehren sich die Anzeichen, daß tatsächlich aus Deutschland an die feind lichen Regierungen kriegsartlkel, wie Geschoßdrehbänke, Stahlrohre zur Schrappnelfabrikation, Geschoßpreffen, Milttär- stieselleder etc. geliefert werden. Abgesehen von der traurigen Gesinnungsart dieser Geschäftsleute wird darauf hingewiefen, daß ein solcher Verrat am Vaterlande durch die Kriegsge richte mit aller Strenge bestraft wird. Oer Morgen bricht an. In aller Stille hat sich in dem holländischen Städtchen Brede eine bedeutsame Tra gödie abgespielt. Dort trafen sieben fahnenflüchtige bel gische Offiziere ein, die erst vor kurzem von ihrem König wegen ihrer Tapferkeit mit dem Ritterkreuz des Leopold- ordens ausgezeichnet worden waren. Sie wurden als Ge fangene interniert. Den verwunderten Fragen ihrer Lands leute antworteten sie, daß sie selbst ihren Soldaten zur Fahnenflucht geraten hätten, weil es nutzlos sei, sich für das britische Interesse hinschlachten zu lasten. Selbst König Alber» sei mit bem Riedermetzelu seiner Landesttnder nicht mehr einverstanden, er sei aber den Franzosen und Engländern völlig ausgeliefert. Die Aus sagen der belgischen Offiziere endeten in der düsteren Pro phezeiung, daß es mit dem freien Belgien endgültig vorbei fest einerlei, ob die Deutschen vertrieben würden oder nicht. Nach ihren Aussagen herrschen bereits unter den Mitgliedern der belgischen Regierung die größten Meinungsverschieden heiten und zwischen König Albert und General Pau soll es zu unerquicklichen Auseinandersetzungen gekommen sein. Wie lange noch, und den verblendeten Belgiern kommt die Erkenntnis, daß ihre größten Feinde ihre „Freunde" waren! Der Automobiluttfall des Prinzen August Wilhelm, bei welchem dieser auf einer dienstlichen Fahrt einen kom plizierten Unterschenkelbruch und eine Kieferkontusion erlitt, hat den dritten Kaisersohn in diesem Kriege auf das Schmerzenslager geworfen. Als erster erlitt bekanntlich der jüngste Sohn des Kaisers, Prinz Joachim, auf dem Schlacht feld an der Spitze seines Regimentes einen Schuß durch den Oberschenkel, als zweiter erkrankte der nächstälteste Sohn, Prinz Oskar, an einem Herzleiden, das er sich bet den Strapazen deS Feldzuges zugezogen hatte, und als dritter, auch dem Alter nach, folgte jetzt Prinz August Wilhelm. Der Angriff auf die Wersten der Zeppelinluftschiffe in Friedrichshafen ist den Franzosen wieder einmal da- neben gelungen. Von den beiden französischen Fliegern, die in großer Höhe die Grenze überflogen und sich so der Stadt genähert hatten, wurde eins von unseren Wachtmann- schaften herabgeschossen, nachdem es ihnen gelungen war, etwa sechs Bomben über dte Hallen des Luftschiffbaues Zeppelin abzuwerfen. Das andere Flugzeug entkam. — Der Angriff eines deutschen Flugzeuggeschwaders aus Amiens war von besserem Erfolg begleitet. Das Gaswert wurde von etwa zwanzig Bomben getroffen, so daß die Behälter mit lautem Krachen explodierten. Eine Bombe tötete fünfzehn Pferde. Zahlreiche Personen wurden ver wundet oder getütet. Französische Kultur. Ein Bürger eines neutralen Staates hat eine Reise durch Frankreich gemacht und unge zählte Dokumente für die Art der französischen „Kultur" ge sammelt. An der Spitze steheil die wüsten Beschimpfungen in den Zeitungen, dte in solchem Ton gehalten sind, daß bet uns nicht mal die einfachsten Leute sich so ausdrücken würden. Nicht nur der Sinn dieser Beleidigungen ist ge mein, sondern auch dte gebrauchten Ausdrücke würde man nur in den traurigsten Verbrecherkreisen finden. Ein weiteres Zeichen für Frankreichs „Kultur" sind bie geweihten Amu lette, Traktate und sonstiger Hokuspokus, die fast jeder französische Soldat bet sich trägt. Alle diese abergläubischen Helden haben sie sich vor ihrem Auszug von den Wahr sagerinnen geholt, deren Geschäft noch nie so gut ging, wie jetzt. Das Niederträchtigste aber sind französische Bilder und Postkarten, die man jetzt sogar in den vornehmsten Pariser Geschäften ausgestellt findet. Neben den lügenhaften „pho tographischen Momentaufnahmen", die deutsche Soldaten beim Plündern und Morden zeigen, fanden sich Postkarten mit einem Stückchen gegerbter preutzenhaut, auf denen steht: „Abgezogen von Kosaken Petronow". Eine Postkarte zeigt in der Mitte eine Guillotine, vor welcher ein junges Mädchen das abgeschlagene, verzerrte Haupt Kaiser Wilhelms hält. Auf den Straßen von Bordeaux werden für 30 Cen times kleine Papierschweinchen mit einem nickenden Kops Kaiser Wilhelms verkauft, wobei die Händler ausrufen: Das wahrhaftige Schwein! Es kann hier nicht beschrieben werden, was sich die französische Kultur noch alles leistet. Kriegsafleriel. «Ehrliche Russen". Als man in bem Gefangenenlager Königsbrück eine Anzahl Russen, bei denen überreiche Geldmittel vorgefunden wurden, nach der Herkunft des Geldes fragte, gestanden sie, Vie Kriegslast« ihres Regimentes geplündert zu haben, angeblich um sie vor den Deutschen zu retten. Die Deutschen hatten aber für diese „Ehrlichkeit" kein Verständnis und nahmen ihnen das Geld ab. — Städtische Beamte holten in Mainz die Kartoffeln zwangsweise aus den Kellern und brachten sie nach dem Wochenmarkt, um der Preissteigerung Einhalt zu tun. — Der Generalgouverneur von Belgien Feld- marschall von der Goltz brachte bei einem Empfangsdiner für drei in Brüssel auf der Fahrt nach dem deutschen Hauptquartier eingetroffene türkische Prinzen eine be geisterte Rede auf das siegreiche türkische Bündnis aus. -- England mutz zahlen! Die selbständigen Kolonien Englands haben infolge ihrer dem Mutterlands geleisteten Kriegsdienste Kriegsvorschuß bekommen, und zwar bis jetzt über 42 Millionen Pfund Sterling. Für Kanada allein schätzt marz di? Kriegskosten auf 20 Millionen für. dgs Finanzminister Lloyd George: Die französische Re gierung kommt mir auch fortwährend mit neuen Geld forderungen. Und die Russen. Und die Serben. Und die Belgier. Erster Seelord Admiral Fisher: Aber wir sind doch hier keine Bankiers, die um jede Million feilschen. England muß Opfer bringen. Wenn sie unerwartet groß sind, wir müssen darüber fort. Wenn die Türken die Hand auf den Suezkanal legen, was wird dann? Premierminister Asquith (reibt sich die Stirn): Ja, meine Herren, die Bedenken, die sie heute alle vorbringen, hätten wir eigentlich hören müssen, als wir der deutschen Reichsregierung das Kriegsultimatum stellten. Sir Edward, warum sagen Sie kein Wort? Sie waren es, der damals den Krieg als unabänderlich, die deutsche Niederlage als zweifellos bezeichnete! Minister Les Auswärtigen Grey: Verzeihung, Gent- lemen, aber ich bitte, doch nicht auf mich los zu hacken. Von allen unseren Verbündeten ist mir mitgeteilt, es müsse losgeschlagen werden, und sie seien alle fertig. England wollte nichts anderes. Da habe ich den Kriegsfall gemacht. Der Sieg gehört nicht in mein Ressort. Ich muß um Ent schuldigung bitten, meine Herren, ich habe eine Konferenz im Auswärtigen Amt. (Ab.) Langes Schweigen. Premierminister Asquith: Da wären wir also wieder einmal so weit. Was denn soll nun werden? Die Jnvasionsfurcht steigt auch. Marineminister Churchill: England expect's, that every man will do hris Luty! (England erwartet, daß jedermann seine Schuldigkeit tut.) Lordkanzler haldane: Das hat Nelson sehr schön ge- saat. Aber erstens haben wir heute keinen Nelson, und zweitens einen Gegner, der sich nicht schlagen läßt. Uni der Not- und Todoertrag? (Er hustet.) Kriegsminister Lord Kitchener (murmelt): Dies« Ziviliftenseelen! (laut): Meine Herren, ich habe Meldungen entgegenzunehmen l (Ab.) Premierminister Asquith: Ja, ja, meine verehrten Kollegen! (Man trennt sich verlegen.) > Leon old Sturm. wozu macht man mir allein Vorwürfe? Warum bleibt Vie Flotte jo zurückhaltend? Der Prinz von Battenberg ist seines Postens als erster Seelord enthoben, aber die Un tätigkeit der Marine ist nicht behoben. Erster Seelord Admiral Fisher: Herr Feldmarschall, Ihre Worte sind nicht kameradschaftlich. Aus dem See gefecht an der Küste von Chile haben wir ersehen, wie leicht Schiffe verloren gehen können. Gehen sie verloren, dann muß sofort Ersatz da fein. Herr Marineminister, stehen diese Mittel dem Kommando unbedingt zur Ver- ^"^arineminister Churchill: Was ich tun konnte, ist geschehen. Dte vorhandenen Mittel sind indessen verbraucht. Finanzminister Lloyd George: Bitte, Herr Kollege, Sie haben unbedingten Kriegskredit. Sie dürfen nicht mich verantwortlich machen. Premierminister Asquith: Meine Herren, mit diesen internen Meinungsverschiedenheiten kommen wir nicht von der Stelle. Es handelt sich um den großen Erfolg, den wir gebrauchen. Sie haben gelesen, was der deutsche General oberst v. Hindenburg soeben gesagt hat, die Russen sind bald fertig. Wie, wenn nun die deutsche Heeresleitung in Frankreich das auch von uns und den Franzosen sagen kann? Die belgischen Regimenter sind doch schon soweit. Kriegsminister Lord Kitchener: Dahin wird es nicht kommen, wenigstens für unsere englischen Regimenter nicht. Nötigenfalls werde ich selbst das Kommando in Frankreich übernehmen. Lordkanzler Haldane: Und wenn die Franzosen Sie nicht haben wollen? Premierminister Asquith: Bitte, Herr Kollege! Wir wahren uns die Rechte, dte unsere Verbündeten uns zuge- standen haben. Aber wie gesagt, den Erfolg gebrauchen wir. Was soll werden, wenn die Deutschen an der Küste siegen? Kriegsminister Lord Kitchener: Dann ist noch Paris mit seinem Kranze von befestigten Städten da. Und Eng land selbst! Marineminister Churchill: Und wenn es jo kommt, wie in Antwerpen? Dort haben die Belgier versagt, jetzt halten dir Franzosen nickt mebr durch. .
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