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Rabenauer Anzeiger : 28.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191411285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19141128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19141128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-28
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
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ver Weltkrieg. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz machte sich bei im übrigen unveränderter Lage eine lebhafte artilleristische Tätigkeit des Feindes fast vor der ganzen Front bemerkbar. Daß diese Tätigkeit zu irgendwelchen Erfolgen geführt hätte, wird auch in den gegnerischen Be richten nicht behauptet; wir können daher die weitere Ent wicklung der Dinge mit Ruhe abwarten. — Die Vurchbruchs- akUon im Dsergebiet ist von den Unserigen nicht ein gestellt worden. Aus Rotterdam wird Kopenhagener Blättern gemeldet: Obwohl die Überschwemmungen die Operationen im höchsten Grade erschweren, glaubt niemand, daß die Deutschen den Kampf an der Aserlinie aufgegeben haben. Der eingetretene Winter mit Frost und Schnee wird für beide Teile von Vorteil sein. Gegenwärtig sind die Wege und Felder noch vollständiger Morast, und Wacht- dienst wie Rekognoszierung werden durch Regen, Schnee und Nebel ungeheuer erschwert. Auch bei Calais und Boulogne ist Schnee gefallen, er liegt zehn Zentimeter hoch. Vie Kühnheit unserer Soldaten ist den Engländern sehr unangenehm. Sie suchen deren moralischen Wert zwar durch die Behauptung herabzudrücken, daß die Toll kühnheit ihren Grund in dem Umstande habe, daß auch die einfachen Soldaten für hervorragende Taten das Eiserne Kreuz erhalten, können damit diese Taten selbst jedoch nicht aus der Welt schaffen. Londoner Blätter klagen: Die deutschen Soldaten kriechen, um die Auszeichnung zu ge winnen, auf allen Vieren bis dicht an die englischen Stel lungen heran und werfen dann einen Stein in der entgegen gesetzten Richtung von der, in der sie kriechen. Der nächste Vorposten feuert natürlich und verrät so seine Stellung und die Lage der englischen Laufgräben. Manchmal gelingt eS diesen Leuten, deren wollene Kappen den unseren gleichen, auch durch die englischen Linien htndurchzukommen und von dort aus in guter Deckung unsere Leute abzuschießen. Da diese Deutschen fast immer gut englisch sprechen, gelingt es ihnen meist, zu entkommen. Auch unsere Telegraphenlinien schneiden diese Leute gern durch, in letzter Zett hat sich daS oft wiederholt. Vas Weller auf den Kriegsschauplätzen. Nach dem Regen und Nebel ist auf dem westlichen Kriegsschau plätze wieder besseres, aber auch sehr kaltes Wetter einge treten. In Metz wurden 4, in Brüssel sogar 6 Grad Celsius unter Null gezählt. Die Eisdecken auf dem Überschwem mungsgebiet sind jedoch noch viel zu dünn, um Menschen oder gar Pferde zu tragen. Auf dem östlichen Kriegsschau platz wechseln zur Zeit Tauwetter und Frost miteinander, doch überwiegt der letztere- Glänzende Lage im Osten. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze haben unsere Truppen und die unseres Verbündeten den Feind nicht mehr zum Stillstehen kommen lassen, sondern dessen Verfolgung und ZurückdrLngung so wirksam fortgesetzt, daß ein voller Erfolg gesichert erscheint. Die Verfolgung des aus Ost preußen über Mlawa und Plozk zurückgeworfenen Feindes wurde nach der amtlichen Meldung des Großen Haupt quartiers fortgesetzt, bei Lodz machten unsere Angriffe Fortschritte und bei Ezenstochav gewannen wir, Schulter an Schulter mit den Österreichern kämpfend, Boden. Also Erfolge auf der ganzen Linie. Wenn auf dem östlichen Kriegsschauplatz auch die Ent scheidung noch nicht gefallen ist, so ist, wie der militärische Mitarbeiter der »Voss. Ztg." aussührt, unsere Lage daselbst doch außerordentlich günstig. Die Angriffe werden aus den beiden Flanken gegen die russische Hauptmacht energisch fortgesetzt. Pie weitere Durchführung dieser Bewegung muß die Ruffen immer mehr auf die Mitte zulammen- drängen und sie von ihrer natürlichen Rückzugslinie ab schneiden. Von Süden her sind die Deutschen und Öster reicher gemeinsam bis in die Gegend östlich Czenstochau ge kommen. Auch hier haben sie Boden gewonnen, also den Gegner zurückgeworfen. In der Mitte wird in der Gegend von Lodz gekämpft. Auch hier machen die Angriffe Fort schritte. So sind die Russen gleichzeitig von drei Seilen angegriffen. Sie haben ihre Bewegungsfreiheit bereits vollständig verloren und sind dem konzentrischen An griff von der Front und den beiden Alanten ausge setzt. Nach den jüngsten Fortschritten ist ein voller Erfolg zu erwarten, Uno es ist wohl Möglich, daß dis Russen von ihren RückzugSstraßen gänzlich abgeschnitten werden. Hindenburgs Sieg im Osten hat dort eine neue Lage geschaffen, so sagt die „Neue Züricher Ztg." Es gehört ein starker mitleidsloser Wille dazu, um seinen Truppen nach den Mühen und Nöten der Schlacht noch dte Strapazen der Verfolgung aufzubürden. Hindenburg scheint über diese Eigenschaft in hervorragendem Maße zu verfügen. Von Napoleon pflegten seine Soldaten zu sagen: „Er gewinnt seine Siege durch unsere Beine." Das gleiche Mittel ge braucht der deutsche Feldherr in Russisch-Polen mit Meister schaft. Die Folgen der kühnen und glücklichen Tat sind nicht ausgeblieben. Der Weg nach Berlin ist auf alle Fälle um eine beträchtliche Etappe länger geworden. Der deutsche Sieg bestätigt eine uralte, allerdings oft vernachlässigte Lehre der Kriegführung: ein kraftvoller Schlag an entschei dender Stelle hat nicht nur örtliche Wirkung, sondern wirkt vielmehr im weitesten Umkreise und macht Nachteile wett, die mit dem Orte des Sieges in gar keinem oder nur mittel barem Zusammenhänge stehen. Der türkische Krieg. Dev Heilige Krieg brellel sich welker aus. In Afghanistan und im nördlichen Indien bewaffnen sich Tau sende von Muselmanen, um in den Reihen der türkischen Truppen gegen Rußland, England und Frankreich zu kämpfen. Eine große krlegskunvgebung fand in Jern- salem statt. In der dortigen Osmarmoschee wurden Ge bete für den Sieg der Türkei, Deutschlands und Osterreich- Ungarns gesprochen. Vor den Konsulaten der befreundeten Mächte wurden großartige Sympathiekundgebungen ver anstaltet. Gegen die Russen rücken die türkischen Heere weiter er folgreich vorwärts. Es handelt sich hier um das Vorgehen der Türken von Laststan, dem nördlichsten Punkte der tür kischen Provinz Trapezunt, nach Datum in Russisch-Kaukasten am Schwarzen Meer. Bei Liman, das bereits auf russischem Boden unmittelbar nördlich der Grenze an der Küste und der einzigen großen Straße nach Batum gelegen ist, fanden heftige Kämpfe mit der Hauptmacht der russischen Truppen statt. Die Ruffen flohen, nachdem sie große Ver luste erlitten hatten. Bet Artwin, das 40 Kilometer östlich von Liman im Innern des Landes liegt, wurden die Ruffen gleichfalls in die Flucht geschlagen, nachdem ihnen schwere Verluste an Toten, Verwundeten und Kriegsmaterial bei gebracht worden waren. Sämtliche Blockhäuser in der Um gegend von Artwin wurden von den Türken im Bajonett angriff genommen. Die zweite Linie, in die sich die Russen vor der tür kischen Verfolgung zurückzogen, befindet sich zehn bis fünf zehn Kilometer von der Grenze in dem breitesten Teile des Arazestales. Wenn der Feind, so sagen die Konstantinopeler Blätter, auf der Linie von Köpriköi in dem engsten und abschüssigsten Teile dieses Tales nicht Widerstand zu leisten vermochte, so steht außer allem Zweifel, baß er auf der zweiten Linie nicht lange wird widerstehen können. kriegsslatistisches. Trotz der gesteigerten Wirkung der neuzeitlichen Geschoss« sind die Kriegsverluste nicht höher, sondern geringer ge worden. Die Verluste, die in der Regel beim Besiegten größer waren als beim Sieger, betrugen durchschnittlich in Ler Fridertzianischen Zeit 17 vom Hundert, in der Napo leonischen 16, im Krtmkriege 14, im Kriege von 1869 in Italien 8, im ersten Teile deS 70er Krieges 9,5, im zweiten Teil desselben Krieges 7 Prozent. Im russisch-japanischen Kriege 1904-05 sowie in den beiden jüngsten Balkankriegen waren die Verluste, wie General v. d. Boeckh in der Ostsee- Ztg." ausführt, etwa so groß wie 1870. Es handelt sich hier um Lie Prozentsätze, nicht um die absoluten Verlust- zahlen, die bet der gewaltig gestiegenen Truppenstärke heute selbstverständlich höher find als zur Zeit Friedrichs des Großen. Verlustlisten gibt es erst seit dem Siebenjährigen Kriege, also seit 1766. Eigentümlich sehen diese Listen in England aus. Während bei unserem Volksheer die Offiziere zusammen mit ihren Mannschaften aufgeführt werden, er fährt das „bessere" englische Publikum aus dem Haupt- quartier und auch aus den arosten Kettungen die Osfiziers- vrrluste sofort, die der Mannschaften hinken monatelang nach. Für die Offiziere liegen in den englischen Zeitungen bis zum 16. November die Osfiziersoerluste bis zum 7. November vor, die der Mannschaften erst bis zum 1. Oktober. Von den 1800 Millionen Menschen der Erbe sind nach einer englischen Statistik über 1000 Millionen unmittelbar an dem gegenwärtigen Kriege beteiligt. In Europa sind von den 475 Millionen Bewohnern 380 Millionen von dem Kriege in Mitleidenschaft gezogen, also fast 80 Prozent. Von den 980 Millionen Asiaten sind 475 Millionen oder 48,5 Prozent an dem Kriege beteiligt; noch höher, nämlich 90 Prozent ist der Satz in Afrika, von dessen 137 Millionen Bewohnern 125 Millionen in Ländern leben, dte den Krieg führenden gehören. Australien ist mit 94 Prozent seiner 5 Millionen Köpfe zählenden Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen. Am glücklichsten ist Südamerika daran, von dessen 52,5 Millionen Bewohnern nur 350000 oder 1 Prozent den kriegführenden Staaten angehönen. Vermischte Nachrichten. Jüdische Schleichpakrouillen. Zu den gefährlichsten Aufgaben ziehen unsere Feinde die farbigen Truppen heran. Während aber die meisten wenig mehr als Kanonenfutter bedeuten, sind die indischen Truppen von einer überlegenen Kampffähigkeit, die oft die schwierigsten Aufgaben löst. Da ihre Kampfweise zudem von der europäischen grundver schieden ist, ist es nicht immer leicht, die entsprechenden Gegenmaßregeln zu treffen. Eines Nachts waren zwei Kompagnien, als äußerste Sicherung unserer Schlachtfront, durch einen Wald gekrochen und lagen nur noch halb im Gehölz versteckt, als sie in etwa 50 Meter Entfernung Sol daten liegen sahen. Es konnten nur feindliche Truppen sein, denn die beiden Kompagnien hatten sich als einzige so wett vorgewagt. Unsere Feldgrauen legten sich also lautlos nieder und beobachten durch das Nachtdunkel die feindlichen Linien. Da schlich eine dunkle Gestalt auf sie zu. „Seid Ihr Franzosen?" fragte sie in schlechtem Französisch. Die Feldgrauen taten, als schliefen sie, dann hob sich blitzschnell ein Feldwebel etwas empor und schoß den Mann nieder, der lautlos zu Boden sank. Aber schon kam eine andere Gestalt nähergeschlichen und rief halblaut mit singender Stimme „Hololololol" Er schien ven Ruf eines Waldlieres nachzuahmen. Als dte Antwort ausblieb, stutzte der Mann, gab aus's Geratewohl einen Schuß in die Richtung der beiden deutschen Kom pagnien ab und warf sich blitzschnell zu Boden. Die Deutschen hatten aber nicht geantwortet, und so schlich sich die Gestalt langsam auf allen Vieren vorwärts. Die Deutschen konnten sehen, wie er mit unnachahmlicher Ge wandtheit erst immer die Beine anzog und dann aus dem Bauche vorwärlsruischte. So schlich er ein paar Meter vorwärts, bis er plötzlich in dem hohen Gras mit dem ersten Feldgrauen zusammenprallte. Er erkannte sofort die Gefahr, bäumte sich schnell zurück und rollte sich um seine eigene Achse ein paar Meter zurück, wobei sein weiter Brunus jede Bewegung seines aalglatten Körpers verschleierte. Ein paar Feldgraue sprangen vorwärts und wollten sich gerade auf ihn stürzen, als er plötzlich auS seiner liegenden Stellung einen Sprung von etwa 3 Metern machte und hinter den Bäumen verschwunden war. Da ein Salvenfeuer die beiden Kompagnien verraten hätte, konnte der Inder ungehindert entkommen. Oie Einnahme Dixmudens ein deutscher Alanen- streich. So berichten wenigstens englische Blätter, und da die Schilderung ein Lobgesang auf die deutschen Ulanen ist, muß man ihnen wohl glauben. Danach hatte die feindliche Besatzung von Dixmuden, die aus einer Schwadron englischer Reiterei, einem Infanterie-Regiment, einem Zuaven- bataillon und zwei Batterien 75-Millimeter-Geschützen be stand, dem Ansturm der Deutschen bereits große Verluste beigebracht, ihre Sprenggeschosse rissen ganze Reihen von Ulanen nieder. Die Besatzung von Dixmuden, die fürchter liche Wirkung ihres Feuers bemerkend, wollte gerade einen Ausfall machen, als in diesem Augenblick eine alte Frau austauchte, die die Zuaven aufgegabelt hatten. Mitleidig hatten sie der Ärmsten geholfen, mit ihr ihre Suppe geteilt und sie mehr getragen als gestützt in ein Haus von Dix muden geleitet. Die Alte kletterte bis in den ersten Stock dex Artillerie, wäbrend jedermann, für seine eigene Sicher- Vsao ckls vot am döedsteir. Lriginal-Ro» an nach einer historischen Erzählung von tii. Levin 22 Der General mit einem Teil der ihn begleitenden Offi ziere und den Damen machten Kehrt, schafften sich Bahn durch die nachdringenden Massen und schwenkten nach ei nigen Minuten links in die Schlucht ein, in welcher es zu der Mühle und Schildbachs Forsthaus hinaufging. „Wird demt dieser Weg nicht irgendwo hinsühren, von wo aus man die Barrikade umgehen und so weiter kommen könnte?" rief hier der General aus. „Dubois geben Sie doch die Karte her!" Der Adjutant zog eine Karte aus seiner Satteltasche und reichte sie seinem Vorgesetzten. Der General schlug sie auseinander und suchte in lang samen Weiterreiten sich darauf zu orientieren. „Dies hier muß die Schlucht sein, in der wir uns be finden ; der Weg läuft auf einem Hof Goschen . . . Go schenwald aus und schwenkt dann links . . . links zwi schen Bergen dürch ... ah, vortrefflich, er schlängelt sich mit der Heerstraße parallel, um sie eine oder zwei Stun den weiter westlich wieder zu erreichen . . . eine dünne Linie, ein Fußpfad am Ende nur, aber wie es auch sei, es ist doch ein Weg — es muß da auch durchzukommen sein; also wagen wir es, vorwärts, vorwärts I" Der General reichte die Karte dem Adjutanten zurück. Dabei streifte sein Blick die junge Dame, deren Augen mit allen Zeichen der Spannung auf ihn gerichtet waren. „Arme Marcelline," rief er dabei — aber ich kann Sie den Strapazen, wie wir sie schon durchgemacht haben und wie sie uns noch bevorstehen, nicht länger aussetzen l Zum Teufel, wer hätte auch gedacht, daß wir in einen solchen Hinterhalt geraten würden! Es wird Zeit, daß Sie Ruhe finden, meine Teure, daß Sie einige Stunden Erholung finden." „Freilich," versetzte dte Ängesprochene mit mißmutiger Stimme. So ein Rückzug ist doch zu schrecklich durch eine solche Gegend, wo man meint, in einen Urwald geraten zu sein, wo hinter jedem Baum das Verderben zehnfach lauert." „Sie sollten diese Nacht im Goschenwald, oder wie es heißt, bleiben," entgegnete der General. Es ist doch siche rer hinter den Mauern eines bewohnten Gebäudes." „Dort bleiben — Sie wollen mich allein zurücklassen, Duvignot. Was muten Sie mir zu? Niemals bleibe ich dort alleine." „Beruhigen Sie sich, Marcellins — wir werden ja sehen, wie dieses Goschenwald aussieht; verspricht es Ihnen nur irgendwie eine Stelle, wo sie die Nacht hindurch ru hig ihr Haupt hinlegen können, so werden Sie da blei ben. Ich lasse Ihnen den größten Teil meiner Eskorte zum Schutze — mit dem anderen eile ich durch die Berge weiter ich darf nicht rasten, Jourdan zählt darauf, daß ich noch in dieser Nacht in Frankfurt ankomme — ich muß es wenigstens morgen vor Sonnenuntergang erreichen. Gesetzt auch, wir fänden den besten Weg, wie würden Sie einen solchen Ritt aushalten können?" " A „O, mein Gott, wäre ich doch nicht mit Ihnen gegan gen, wäre ich doch nicht aus Würzburg gewichen, .dort war ich wenigstens in Sicherheit. „Gewiß, gewiß," fiel General Duvignot ein, „es wäre besser gewesen . . . aber wer zum Henker konnte erwarten, hier auf solche Hindernisse zu stoßen? Als mir Jourdan den Befehl gab, mich eiligst auf Frankfurt zurückzuziehen, um dort das Kommando zu üoernehmen, was schien da einfacher und selbstverständlicher, als daß Sie sich mir und meiner Eskorte anschlossen, um aus dem Chaos in Würz burg herauszukommen und nach Frankfurt zurückkehren zu können, das man uns hoffentlich sobald nicht wieder entreißen wird, denn hier haben wir genügend Streitkräfte zur Verfügung." „Wie kommt es venn nur, daß man in Ihrem Häupr« quartier so wenig davon ahnte, was sich hier in diesen Bergen vorbereite, welche Hinterhalte hier gelegt würden, denn die Vorbereitungen dazu müssen doch von langer Hand getroffen sein?" - §„Mein Gott, wie war es möglich! Wir sind in Fein desland! Unsere Spione waren Esel — oder haben uns betrogen! Auch Huben wir es kaum für möglich gehalten, daß wir geschlagen werden konnten und uns wenig da rum gekümmert, was während unseres Vormarsches aus Wien hinter uns vorging — unsere Augen waren nur auf den Feind, auf unser Ziel gerichtet, wie es ja auch !nicht anders sein kann." " „Ihr habt eben den alten Fehler begangen und den rFeind verachtet, das hat sich natürlich bitter gerächt!" „Verachtet weniger, uns ist der Erzherzog Karl als ein nicht zu verachtender Mann wohlbekannt, aber nach dem sich der Sieg so oft an unsere Fahnen geheftet hat und der Feldzug so gut vorbereitet war, wie kaum vorher, da konnten wir wohl auf den Sieg hoffen." „Ihr habt aber nicht immer gesiegt, sondern schon wiederholt empfindliche Niederlagen erlitten, deshalb war «diese Siegesgewißheit jetzt nicht ganz am Platze." Ah bah, wir haben fast immer gesiegt. Und wenn Bo noparte, dieser junge Teufel ihn von Süden, Moreau der ;alte Löwe ihn von Westen, und wir, die wir uns alle für Löwen hielten mit unseren Jourdan an der Spitze ihn wön Norden packten — wie konnten wir da anders er ¬ warten, warum sollten wir da nicht hoffen, die Oesterrei cher ganz sicher zu schlagen, sie bis nach Wien hineinzu werfen und in ihrer Hauptstadt den Frieden zu diktieren." „Und nun ist trotz aller Löwen die Siegeshoffnung zu schänden geworden, seid Ihr ganz jämmerlich geschlagen worden," erwiederte Marcelline. „Und nicht genug da mit, man wird Euch hier in den Wäldern vollends auf reiben."
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