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Rabenauer Anzeiger : 29.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191410294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19141029
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19141029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-29
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Der Weltkrieg. Deutsche Fortschritte im Westen und Osten. Unser Vormarsch auf Dünkirchen ist nicht mehr aufzuhatten. Das geht auch aus dem jüngsten Berichte des Großen Hauptquartiers hervor, wonach der Feind östlich von Dtxmude zurückgeworsen wurde, und unsere Truppen auch in der Richtung Ipern erfolgreich vordringen. Auch westlich und nordwestlich von Lille mußte der Feind vor unserm Angriff auf der ganzen Front langsam zurück weichen. Wie sehr die Verbündeten erkennen, daß es sich in diesem Ringen auf dem nordwestlichen Kriegsschauplätze um die folgenschwerste Entscheidung handelt, geht aus der ungeheuren Erbitterung ihrer Kämpfe hervor. Am User- kanal bet Nieuport, wo das furchtbare Ringen noch an dauert, beteiligten sich elf englische Kriegsschiffe am Kampf. Trotz des äußersten Aufgebotes aller ihrer Kräfte vermögen die Verbündeten das zermalmende Vordringen unserer Regimenter nicht aufzuhalten. Auch im Osten Frankreichs geht es mit ihnen beharrlich rückwärts. Heftige Angriffe aus der Richtung Toul gegen die Höhen südlich Thiaucourt wurden, wie unser Großes Hauptquartier be richtet, unter schwersten Verlusten sür die Franzosen zurtickgeworfen. Auch die Belagerung Verduns durch unsere Truppen macht gute Fortschritte, wie die Londoner Meldung eines Kopenhagener Blattes zugeben muß. Bestätigt wird diese Meldung durch den Feldpostbrief eines Offiziers an die „Köln. Volksztg.", wonach unser Ring um die Festung immer enger geschnürt wird. Die Franzosen machen jede Nacht verzweifelte Ausfälle gegen die Schützengräben unserer Jnsanterie, aber ohne Erfolg. In Übereinstimmung mit der amtlichen deutschen Meldung stellen auch die Pariser offiziellen Berichte die außerordentliche Heftigkeit der gegenwärtigen Kämpfe fest, meinen aber, daß die Lage gleichwohl keine bemerkenswerte Änderung aufweise. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß die Veränderungen nur unsern Feinden nicht bemerkenswert erscheinen, weil sie sie totschweigen möchten. Laufgräben in den Dünen von Ostende. Zwischen Ostende und dem westlich davon in der Richtung auf Dün kirchen gelegenen Middelkerke legten unsere Truppen nach einer in Kopenhagen eingetroffenen Londoner Meldung zu ihrer Sicherheit gegen die feindlichen Schiffsgeschütze Lauf gräben in den Dünen an. Die Rotterdamer Meldung, daß ach auch deutsche Unterieebovte an den Kämpfen am Kanal« eingang beteiligten, bedarf noch der Bestäiigung. Die amt liche Bestätigung durch unser Großes Hauptquartier, baß der Kommandant des englischen Geschwaders vor Ostende die Stadt beschietzen wollte, um die Deutschen daraus zu vertreiben, und nur durch die dringendsten Vor stellungen der belgischen Behörden von seinem Vorhaben abgebracht werden konnte, zeigt die Rücksicht, die England auf seine Verbündeten nimmt. Das weniger stattliche Nieuport wird wahrscheinlich zerschossen werden. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze ruhten nach der jüngsten amtlichen Meldung die Kämpfe in Polen und bei Warschau, nachdem sie an den Tagen vorher ohne Ent scheidung verlausen .waren. Die Verhältnisse befinden sich dort naturgemäß noch in der Entwicklung. Die Ruhepause diente zur Einleitung weiterer Operationen. Das neulich gemeldete vorgehen unserer Truppen von Lyck aus ist erfolgreich gewesen. Der Feind wurde in der Richtung der Festung Ossowiez in das sumpfige Narewgebiet zurück geworfen, nachdem ihm vorher mehrere hundert Gefangene und zahlreiche Maschinengewehre abgenommen worden waren. Die Meldungen des Kriegsberichterstatters des „B. T.", wonach die Russen bet ihrer zweiten An wesenheit in Lyck ein Drittel der Stadt zerstört und ent setzliche Scheußlichkeiten an Frauen und Mädchen verübt hätten, blieben noch unbestätigt. Wieder sechs englische Schisse von der „Emden" gekapert! Immer noch liegt der kleine deutsche Kreuzer „Emden* auf der Wacht, immer noch bildet er, den die Engländei zähneknirschend den «bengalischeu Löwen» nennen, den Schrecken unserer Feinde im Stillen Ozean! Zu den vielen Schiffen, die er bereits mit ihrer für die Engländer so wich- tigen Befrachtung in die Tiefen des Meeres versenkt hat, hat er jetzt wieder neue gesellt. Nach englischen Meldunge bohrte «Emden» die englischen Dawvfer „Ehllkanan, Veuo Sts Mt am doclrsLsa. Original-Roman nach ein» historischen Erzählung von V. Levin. 9 „Jawohl, Demoiselle und Ziegenkäse — sehr guten Ziegenkäse gibt es auf Goschenwald. Sie werden gleich eine Probe von dem Ziegenkäse bekommen. Was ich vermelden wollte, da Sie mir von der Frau Aebtissin brieflich empfohlen worden sind, so wird es meine Pflicht sein, derselben auch Ihre gute Ankunft zurück zu berich ten und mich der Frau Aebtissin alleruntertänigst zu empfeh len." Benedikte, wie der Verwalter das junge Mädchen ge nannt halte, nickte nur mit dem Kopfe — sie wußte ja nicht, was in dem Schreiben gestanden hatte. Sie bemerkte aber, daß ihre nur schweigend gegebene Zustimmung den Verwalter noch nicht ganz befriedigt hatte, denn ein leich ter Schatten flog über sein altes runzliches Gesicht, als er fortfuhr: „Ferner muß ich bemerken, daß auch noch dem Herrn Reichshofrat, dem Bruder der Frau Aebtissin Meldung zu machen ist, sür den ich Goschenwald verwalte. Ich habe demselben sonst nur alle Vierteljahre Bericht zu erstatten, aber der außergewöhnliche Fall müßte doch zu seiner Kenntnis gebracht werden." „Sie wollen, daß Sie mich hier ausgenommen haben, dem Eigentümer von Goschenwald nach Wien melden." Der Verwalter machte ein schwermütiges Gesicht, of fenbar war er kein Freund von solchen Schreibereien. „Das halte ich allerdings sür notwendig." Benedikte hatte jetzt den Verwalter verstanden, der weh mütige Ton, der in seinen Worten lag, war ihr nicht ent gangen. »Ich befürchte," sagte sie lebhaft, „Eure Gestrengen muten sich da eine Mühewaltung zu, der ich Sie leicht entheben kann. Ich selbst werde der Frau Aebtissin dan- „Tkolmus", „Venmoor-, „Slangränk" und den Bagger „ponrabbel" in Grund. Ein sechster Dampfer „Ex- ford" wurde von ihr mik Beschlag belegt. Nach Meldungen aus Konstantinopel Hal dle Türkei den immer ängstlicher werdenden Engländern auf ihre fort gesetzten Nörgeleien eine kräftige Antwort gegeben. Die englische Regierung hatte bet der Pforte Vorstellungen wegen der fortgesetzten Anwesenheit deutscher Mann schaften auf türkischen Kriegsschiffen erhoben; darauf be kam sie die prompte Antwort, daß dies ein sür alle mal eine innere Angelegenheit der Türkei seit In diesem Zusammenhänge verdient auch die Tatsache hervorgehoben zu werden, daß der Sultan den Kriegs. Minister Enver Pascha zum Oberstkommandierenden des türkischen Heeres und der Flotte ernannte. Ein Familienrat lm Sultanspalaste hatte mit der Absicht getagt, Enver Paschas Einfluß und gleichzeitig den des Generals Liman o. Sanders, des Führers der deutschen Militärmijsion, zu untergraben. Umso größer war die Überraschung, als der Sultan nach der Beendigung des Familienrats den ver wegenen Draufgänger Enver Pascha zum Oberbefehlshaber ernannte. Enver Pascha ist der Mann, entschlossen daS Schwert zu ziehen, wenn Rußland und England es der Türkei gegenüber gar zu bunt treiben. preußisches Abgeoränetenkaus. 96. Sitzung vom 22. Oktober. 2 Uhr. Das Haus ist voll besetzt. Die Tribünen sind überfüllt. In der ersten Reihe sieht man einige strickende Damen. Etwa 30 Abgeordnete sind in Uniform erschienen. Den Platz des im Felde gefallenen Abg. Hasenclever (natl.) ziert ein immergrüner Kranz mit weißen Chrysanthemen und breiter schwarzer Schleife. Am Ministertische: Delbrück, Beseler, Trott zu Solz, v. Breitenbach, Sydow, Lentze, v. Loebell. Präsident Graf Schwerin-Löwitz erbittet und erhält die Erlaubnis, der Kaiserin zum Geburtstage die Glück wünsche des Hauses zu überbringen. Nach Mitteilung des Kommandeurs des 71. Infanterie-Regiments ist der Abg. Hasenclever am 9. September in Frankreich auf dem Felde der Ehre gefallen. Sein Heldentod für das Vaterland, so sagt der Präsident, wird uns alle mit besonders inniger Anteilnahme erfüllen. Zum Gedächtnis des Gefallenen sowie des verstorbenen Abgeordneten Bauer (kons.) erheben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Stellvertretender Ministerpräsident Delbrück: Meine Herren, als Sie im Juli d. I. Ihre Arbeiten abbrachen, hofften wir mit Ihnen, in dieser Herbstsession dle Früchte langwieriger gesetzgeberischer Arbeiten glücklich unter Dach zu bringen. Das Schicksal hat es anders beschlossen. Der Hoß und die Mißgunst unserer Nachbarn haben Deutschland in einen Krieg um Sein oder Nichtsein verwickelt. Unsere Heere kämpfen in Ost und West an den Grenzen. Der Kaiser und König befindet sich inmitten seiner siegreich fechtenden Truppen, der Reichskanzler hat ihn begleitet, und so fällt es mir zu, an Stelle des Letzteren heute an dieser Stelle zu erscheinen und zwei Vorlagen vor Ihnen zu ver treten, die uns der Krieg aufgenöttgt hat. Zuvor aber übermittele ich dem Hause die mir aufgetragenen herz lichsten Grütze unseres gelieblen Kaisers. Der Kaiser verfolgt mit lebhaftestem Interesse alle Arbeiten, die darauf gerichtet sind, die Wunden zu heilen und die Erschwernisse zu beseitigen, die der Krieg verursacht. Von den Vorlagen ist diejenige, die einen Kredit von anderthalb Milliarden fordert, die wichtigste. Ihre Bewilli gung setzt ein besonderes Vertrauen der Volksvertretung voraus. Ein anderer Weg, rechtzeitig zu helfen, war nicht ;angbar. Ein großer Teil der Mittel wird vom Reiche er« tattet werden. Ein Teil des Kredits soll die Lücken aus« üllen, die der Krieg in die Staatseinnahmen reißt, ein anderer die Hemmungen nach Möglichkeit beseitigen, die unser Wirtschaftsleben durch den Krieg erleidet. Vor allem gilt es, der Arbeitslosigkeit zu steuern und die aus ihr er wachsende Not zu lindern durch staatliche Notstandsarbeiten. Die allgemeine, die Eisenbahn« und die Wasser-Bauverwal tung sollen ihre Tätigkeit möglichst unverändert fortsetzen. Darüber hinaus sollen umfassende Hochwasser-Regulierungs« arbeiten im Gebiete der Elbe und Oder ausgesührt, der Plauener Kanal ausgebaut und die Anschlußstrecke des Lippe-Seitenkanals hergestellt werden. Auf dem Gebiet der landwirtschaftlichen Verwaltung ist Ken, ihr berichten, mit weicher Güte und Juvvrkommenheit Sie mich in Haus Goschenwald ausgenommen haben und zugleich bitten, daß die Frau Aebtissin ihrem Herrn Bru der in Wien Nachricht gibt, unter welchen Umständen sie mir in seinem Eigentum ein Asyl angewiesen hat." „Dieses wäre charmant," sagte der Verwalter sichtlich erfreut, die ihn beunruhigende Arbeitslast von seinen Schul tern genommen zu sehen. „So will ich vorläufig das Schreiben unterlassen, zumal die Post bei diesen unruh igen Zeiten recht unsicher ist." Sie haben recht, Gestrengen, der Postverkehr ist unsi cher." Der Verwalter ging, nachdem er über diesen Punkt beruhigt war, zu einem anderen Gegenstand über. „Ist wohl ein alter Bekannter von Ihnen, der eben ging, der Reviersörster?" „Durchaus nicht, woraus schließen Sie das?" „Ich dachte nur, weil er Sie hierher brachte. Nun desto bester. Ich will Sie nur warnen vor dem. Ist ein gefährlicher Mensch! Staatsgefährlicher Mensch!" Benedikte sah den alten Verwalter ganz verwundert an, was hatten seine Worte zu bedeuten?" „Staatsgesählich — Sie machen mich ganz ängstlich," entgegnete sie. „Wieso ist denn der Herr Förster, dessen Name ich nicht einmal kenne, staatsgefährltch?" „Weil er überall hetzt; weil er die Bauern aufhetzt und weil man nicht weiß was man eigentlich von ihm halten soll, nicht einmal woher er eigentlich kommt." ., »' „Woher er kommt, hat er mir soeben gesagt." t „Was hat er gesagt?" „Er stamme von drüben her, aus ! ." „Ja, von drüben her, wo sie jetzt die Franzosen haben und zur Republik gehören und —" der Verwalter dämpfte hier die Stimme zum Flüstern — „er ist auch solch Einer, ein Jakobiner, ein Republikaner, ein Klubbist und Emis sär; soll hier wühlen! Die fränkischen Bauern sind auch die beschleunigte Kultivierung der Ödlandfläschen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Schleswig-Holstein, Hannover und Westfalen beabsichtigt, wodurch gleichzeitig das Maß unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit für die Dauer des Krieges erhöht wird. Es werden dabei auch Kriegsgefangene zweckentsprechend beschäftigt werden. Zur schnellen Inangriffnahme dieser Arbeiten ist eine Be schränkung unseres etwas langwierigen Enteignungsverfahrens geboten. Eine Herabdrückung der im Enteignungsverfahren festgesetzten Preise ist natürlich nicht beabsichtigt. Es sind ferner erhebliche Aufwendungen notwendig geworden durch die Fürsorge für die staatlichen Lohnangestellten, für die Entlastung der Verbände und der Gemeinden auf dem weiten Gebiete der Kriegsfürsorge und für alle die jenigen Maßnahmen, die eine Vermehrung der Futter mittel zu der dringend notwendigen Erhaltung unserer Vieh, bestände bezwecken. Die Provinz Ostpreußen, in die der Feind eingedrungen war, ist von der Kriegsnot auf daS härteste betroffen worden. Wie es der Kaiser betont hat, ist es eine selbstverständliche Pflicht der Dankbarkeit des Vaterlandes gegen die schwer heimgesuchte Bevölkerung, den erlittenen Schaden in vollem Umfange zu ersetzen. (Betkall.) Wir mußten zunächst Unter kunft für die Flüchtlinge beschaffen, der HauS« und Nahrungs« stand mußte wiederhergestellt und Mittel vorgesehen werden, welche den landwirtschaftlichen Gewerben die Wiederein« rtchtung und Fortführung ihrer Betriebe ermöglichten, Ferner war ein vorübergehendes Eingreifen des St am es zugunsten leistungsschwacher Gemeinden und im Bedarfsfall« auch weiterer Kommunalverbände, sowie der Zweck- und Schulverbände unerläßlich. Endlich ist zur Linderung der durch den Krieg entstandenen Kredttschwierigkeiten in Königs berg eine Kriegskreditbank eröffnet worden. Im ganzen werden die Kosten deS Wiederaufbaues der beiden Provinzen etwa 400 Millionen Mark betragen. Während draußen unsere Heere kämpfen und bluten, ist eS unsere Pflicht und Aufgabe, daS Land in allen seinen Hilfskräften stark und leistungsfähig zu erhalten. (Beifall.) Diesem Zwecke dienen die Vorschläge der Regierung. Dieser gewaltige Krieg stellt beispiellose Anforderungen an da» ganze Volk, und er legt auch dem einzelnen ungeheure Opfer auf. Er macht aber auch ungeahnte Kräfte frei. (Mit er hobener Stimme:) Ein jeder weiß, baß wir die Waffen nicht eher aus der Hand legen dürfen, al» bi» wir einen Sieg erkämpft haben, der unS einen dauernden Frieden sichert. (Donnernder, langanhaltenber Beifall und Hände klatschen.) Jeder weiß aber auch, daß wir die Kräfte und die Mittel haben, durchzuhalten, biS dieser Sieg unser ist. (Erneuter stürmischer Beifall.) Ich zweifle nicht, daß auch Ihre Beratungen und Beschlüsse Zeugnis ablegen werden von dem eisernen Willen zum Siege, der da» ganze Volk beseelt. (Stürmischer Beifall.) Abg. Hirsch-Berlin (Soz.) stimmte der Vorlage zu, hätte aber zur Anbringung von Verbesserungen KommisstonS« beralung gewünscht. Unter den Notstandsarbeiten vermiss« er den Bau des Mittellandkanals, eine- Kulturwerkes ersten Ranges. Die Notstandsarbeiten dürften di« Löhne nicht heravdrücken. Auch den Kriegsgefangenen müsse soziale Fürsorge zuteil werden. Dle Unterstützung der Familien von Kriegsteilnehmern sei zu gering. Alle bet unS noch be stehenden Ausnahmegesetze müßten abgeschafft, eine Vorlage über die Einführung des Reichswahlrechts in Preußen hätte eingebracht werden müssen. Seine Freunde würden für die Vorlage stimmen, obwohl sie hinter ihren Erwartungen zu rückbleibe. Redner schloß mit dem heißen Wunsche, daß der entsetzliche Krieg, in dem sich die Völker zerfleischen, zu einem baldigen sicheren Frieden zwischen dem deutschen Volke und der Menschheit führen möchte. Da weitere Wortmeldungen nicht vorliegen, wird die Vorlage einstimmig unter grobem veisall in asten drei Lesungen angenommen. Präsident Graf v. Schwerin-Löwitz: Ich stelle mit großer Freude die rasche, einmütige Verabschiedung der Vor lage fest. Die Zeit, in der wir leben, ist so groß, herrlich und erhaben, daß jeder von uns sich glücklich preisen darf, sie miterleben zu können. Dieser Krieg wird der Welt von neuem zeigen, welche unüberwindliche Macht auch gegen eine Welt von Feinden einem Volke voller Einigkeit inne« wohnt, in dem Bewußtsein, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Unser Volk ist mit seinem Kaiser und König einig in dem unbeugsamen Willen, in diesem Kriege durchzuhalten bis zur vollen Erreichung seines Zieles. (Stürmischer Beif.) Wir werden stärker als zuvor aus diesem Kampfe hervor« gleich dabei, wollen nicht mehr Geschoß und Steuern zah len und lassen sich Reden über die Freiheit halten, wie es früher hier nie geschehen ist — na, wir werden erleben, was daraus wird . . ." „Sie tun doch vielleicht dem Herm Förster Unrecht," versetzte Benedikte. „Er hat so offen mit mir gesprochen — allerdings er hat mir gestanden, daß das Volk sich rüstet, dem österreichischen Heere beizujtehen und daß er selbst „Einer der Haupträdelsführer ist .. . freilich, freilich — aber dem Heere des Kaisers beistehen? Glauben Sie nur das nicht, Demoiselle, das ist nur so eine leere Aus rede, damit sie Waffen in die Hände bekommen, o, ich kann mir es denken, und wenn dann alles so weit fertig ist, wenn sie gerüstet sind, dann können wir etwas hier herum erleben." „Davon verstehe ich nun allerdings Nichts," antwortet« Benedikte. „Gehört habe ich allerdings, daß früher ein Teil der Bewohner, aber nicht nur aus dem Lande, son dern auch in den Städten mit den einrückenden Franzosen sympatisierten, daß aber jetzt ein vollständiger Umschwung eingetreten ist, nachdem sie geschlagen worden sind und sich in vollem Rückzüge befinden —" „Geschlagen sind die Franzosen, geschlagen — geschlagen sollen sie sein!" fiel hier der Verwalter ein, während die Runzeln seines gelben Gesichtes in wunderlich ^«ckende Bewegung gerieten — „als ob die Franzosen geschlagen würden! Die werden nicht geschlagen, ich s"üe es Ihnen, ich der dabei war —" „Bei den Franzosen?" „Nein, dabei war ich, wenn sie nicht geschlagen wurden — zehn Mal." „Aber mein Gott, bei Amberg hat doch der Erzherzog Lügen, Lügen, Possen! Alles nur leeres Gerede hier herum, damit myn Waffen bekommen hat," ,
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