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Rabenauer Anzeiger : 27.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191410274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19141027
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19141027
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-27
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
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Vermischte Nachrichten. König Karols Beisetzung. Die Beisetzung des Königs Karol von Rumänien vollzog sich ganz in der von dem Verstorbenen gewünschten Form. Den roten sammetver hüllten Sarg, der nur mit dem Käppi des Königs geschmückt war, geleiteten das Heer und die Bauern Rumäniens zu dem auf freier Höhe ragenden Kloster Curtea de Arges. Die Beisetzung dort gestaltete sich infolge des Trauergeleits zu einer ebenso einfachen wie großartigen Kundgebung. — Die letzten Worte des verstorbenen Königs an seinen Nach folger lauteten: Schone das Vaterland, vergieße kein Blutt König Ferdinand aber erklärte feierlich an der Bahre eines Oheims: Ich werde vom Vermächtnis meines Vor- länger« nicht abweichen und an der Neutralität Rumäniens esthalten. Fürst Wedel, der in Stellvertretung des Kaisers an den Bukarester Trauerfeierlichketten teilnahm, hatte auf der Rückfahrt in Wien mit den dortigen Diplomaten Be sprechungen. Der italienische Botschafter Herzog Avarna hatte besonders eingehende Besprechungen mit dem Fürsten, von dem er sich erst auf dem Bahnhof im Augenblick der Abfahrt aufs herzlichste verabschiedete. Um Italiens fernere Haltung braucht man nicht besorgt zu sein. Die Kriegssehn- sucht im Lande hat nach den großen deutschen Erfolgen er- Heblich nachgelassen, so daß die Negierung im Volke keinen Widerstand gegen ihre Neutralitätspolitik mehr zu fürchten hat, so sehr auch Frankreich wie England die Regierung in Rom durch Lockungen nnd Drohungen zur Aufgabe der Neutralität zu veranlassen bemüht sind. Eine neue Zeit. Der Reichskanzer stellte, wie jetzt erst bekannt wird, am 4. Oktober im Großen Hauptquartier einem Reichstagsabgeordneten gegenüber den Fall Ant werpens in allernächste Aussicht. Die Haltung des Publikums, so sagte Herr o. Bethmann Hollweg einer Mitteilung der .Franks. Ztg." zufolge, sei eine ausgezeichnete ganz wie die der Truppen. Die Einigkeit der Nation habe sich nicht bloß bewährt, sondern unauslöslich befestigt. Die große Zeit werde auch eine neue Zeit bringen. Der Geist der Truppen, die er an der ganzen Westfront gesehen habe, sei überall der gleiche. Er habe sich persönlich davon überzeugt. Von den Truppen haben sich auch besonders die Württem berger tapfer geschlagen. Der Reichskanzler war frisch und zuversichtlich. Der Austausch hak begonnen. Alle Französinnen sowie alle Franzosen unter 17 Jahren und über 60 Jahre können von jetzt ab ungehindert abreisen. Die Abfahrt kann mit den regelmäßigen Zügen über Schaffhausen (Schweiz) er folgen und wird soviel als möglich von den deutschen Be hörden erleichtert werden. Es handelt sich um eine üuf Gegenseitigkeit beruhende Maßnahme. Die Abreise der Deutschen in Frankreich wird in demselben Umfang gestattet. Einen kühnen Pionlerstrelch haben laut „Münchener N. N/ ein paar Bayern ausgeführt, die den Befehl erkalten hatten, «ine mitten in feindlichen Linien befindliche Eisen bahnlinie zu sprengen. In der Dunkelheit schlichen sie sich durch vier Reihen keindticher Vorposten hindurch und erreichten mit dem Sprengmaterial ein Dorf. Sie waren kaum in den verlassenen Straßen, als das Dorf von allen Eingängen her französische Einquartierung bekam. Die Pioniere versteckten sich in einem Heuboden, und unter ihnen entwickelt« sich nun ein richtiges Lagerleben. In dieser ge fährlichen Lage mußten die Braven zwei Tage ohne Esten nnd Trinken, und ohne sich auch nur vlwas rühren zu können, aushalten. Nach zwei Tagen verließen die Franzosen das Dorf und in der nächsten Nacht schlichen sich die Bayern, immer noch mitten in französischen Stel lungen, zur Bahnlinie durch und brachten die Ladung zur Explosion. Nach dieser Tat flüchteten sie wieder auf den Heuboden zurück, denn jetzt begann natürlich ein wildes Kesseltreiben auf die Deutschen. Alle Häuser wurden durch sucht, jeder Heustapel mit dem Bajonett durchstochen. Nach dem sie noch einen Tag mitten unter den Franzosen in ihrem Versteck geweilt und noch eine Tclegraphenleitung ge sprengt hatten, versuchten sie, wieder zu ihrem Truppenteil zurückzukehren. Jetzt wurden sie aber bemerkt und beschossen. Alle erhielten schwere Schüsse, aber eine deutsche Ulanen- patroutll« erschien diesen Augenblick und brachte sie in Sicherheit. Natürlich winkte den Helden als Lohn das Eiserne Kreuz. 3a ver Feuerlinie in Nordfrankreich spielen sich jetzt seltsame Episoden ab. Durch das seit Wochen anhaltende Toben der Riesenschlacht ist die in jenem Bereich lebende Bevölkerung in ihren Empfindungen völlig abgestumpft worben. Ein im englischen Hauptquartier weilender Augen zeuge schildert, daß mitten in dem die Dörfer und Häuser überschüttenden Schrapnellregen die Einwohner so ruhig ihren Geschäften nachgehen, als hätten sie immer in diesem gefährlichen Lärm gelebt. Wenn eine Granate in einer Straße platzt, denkt kein Mensch in der Nachbarstraße daran, um di« Ecke zu sehen und sich zu überzeugen, welches Unheil sie angerichtet hat. Oft werden die Soldaten, die in die Laufgräben zurückkehren, von ihren Offizieren ermahnt, ge wisse Strecken, die der Fetnd bereits beschossen hat und wo schon mehrere gefallen sind, in schnellem Lauf zu passieren. Natürlich rennen die Soldaten im Galopp über diese ge fährlichen Stellen hinweg, mitten auf dem Wege aber sehen sie oft ganz ruhig eine Frau Rüben aus der Erde holen Kinder spielen oder Männer mit Schiebkarren bei der Arbeit, während in allernächster Nähe die Granaten ein schlagen ! Es ist ein stilles Sichergeben der Leute in bas unabwendbare Schicksal. De« unerschütterliche Angriffsmut unserer Soldaten geht aus einem Feldpostbrief hervor, der den Angriff gegen die große Industriestadt T. in Belqien schildert. Ohne daß unsere Artillerie hatte vorher die Aufgabe erleichtern können, gingen unsere Tapferen mit dem Bajonett gegen die von feindlichen Truppen und schwerem Geschütz starrende ^'5 » ^ab den blutigsten Straßenkampf, aus Kellerlöchern, Fenstern und Schießscharten in den Mauern zischten die Kugeln, mitten in den Skrakenzügen standen sogar Maschinengewehre, vierundzwanzig Slunden hintereinander wütete bas Gemetzel, ohne daß unsere braven Truppen etwas essen oder sich ausruhen konnten. Als zum zweiten Mal der Morgen graute, wütete der Kamps noch und erst die herannahende Artillerie konnte den beg für uns entscheiden. «in, verschwundene Stab». Noch vor einigen Wochen hat die Stadt Lier in Belgien im Schmuck ihrer Häuser und Schulen gestanden, bewacht von der in ganz Belgien als eine der schönsten und bedeutendsten bekannten Gommarlus-Kirche, über 26 000 Einwohner gingen ihrem stiedlichen Berufe nach, jetzt ist die Stadt mit ihrer ganzen Vevöttsrnua wie vom Erdboden verschluckt l Nur noch ein großer Steinhaufen, zum Teil noch rauchend, zusammen mäht von Granaten, zusammengesunkene Häuserreihen, ohne Eingang und Fenster, deuten die ehemalige Stadt an. Die Stadt ist vollständig zerschossen wie keine andere in diesem Kriege. Die Einwohner, die beim Einsetzen des Bombardements nach Antwerpen geflohen waren und jetzt zurückkehren, suchen vergeblich ihre Straße und ihr Haus. Vie Angst der französischen Soldaten hat dieses An- heil heraufbeschworen, die anstatt sich im freien Felde zu stellen, am liebsten jede Stadt und jedes Dorf zum Versteck wählen und so dem Verderben preisgeben. Welche Manneszucht in Tsingtau unter unseren dortigen Helden von Kriegsausbruch an herrschte, zeigt ein - Brief aus Tsingtau, der noch kurz vor der völligen Ein schließung geschrieben worden ist. Wir sind hier nur noch Soldaten, heißt es da, unsere friedlichen Berufe haben wir völlig vergessen. Ich selbst hasse unsere Feinde, wie man nur hassen kann, und hoffe, daß uns hier auch noch Ge- legenheit zur Tat gegeben wird. Die Engländer und ihre schäbigen Genossen werden sich mit ihren Schiffen kaum in die Nähe der Batterien wagen. Zu Lande können wir sie auslachen. Wenn aber Japan kommt, dann gibt's einen Kampf, in dem nur wenige von uns davon kommen werden. Die Festung wird seit ein paar Tagen armiert. Man sieht alle Uniformen hier. Die Reservisten sind alles Chargen, auf einen Mann kommen etwa zwei Unteroffiziere und zwei Feldwebel. Die verwöhntesten Ostastaien schlafen in der Kaserne und stehen vor dem Konkurrenten, der es weiter beim Militär gebracht hat, stramm. Khaki gibt's kaum mehr. Wenn es regnet, tragen wir Zivil gummimäntel. Dienst ist aber viel, Schießen, Felddienst usw. Das Gelände ist denkbar schwierig, steile, schluchten- retche und kahle Berge. Aber das Ganze wohl besser zu verteidigen, als anzugreifen. Wir fürchten aber, daß unsere Gegner die Opfer eines Angriffs scheuen und wir können nicht heraus, da wir zu schwach sind. In den Läden ver kaufen uniformierte Landwehrleute, die Preise steigen. Die hiesige internationale Badesaison hat natürlich ein Ende. Die Russen sind herausgeschmissen, da sie es mit unsern Landsleuten in Charbin so gemacht haben, die Engländer verschwinden auch allmählich und auch am Badestrande sieht man nur Uniformen. Meine Kompagnie ist weit draußen auf Posten und Patrouille, wenn Ihr von einem japanischen Angriff hört, dann denkt an mich, ich werbe einer der Vordersten sein. Eine astislamische Bewegung sucht der türkische Kriegsminister Enver Pascha ins Leben zu rufen. Der Minister beabsichtigt, zur Einleitung dieser Bewegung einen Ausschuß aus Vertretern des Islams in allen Ländern der Erde zu bilden. Die Einnahme von Antwerpen, die Zurück- drängung der Russen nach Südpolen und andere Erfolge der deutschen und der österreichischen Waffen haben die deutschfreundlichen Elemente der Türkei wesentlich ermutigt. Die Vermutung gewinnt daher täglich mehr an Wahrschein lichkeit, daß England sich eines schönen Tages der, Er hebung ganz Indiens und Ägyptens Persiens und Afgha nistans sowie des türkischen Reiches selbst gegenüber sehen wird. Dio englischen Landungslruppen wachsen sich immer mehr zu einer wahren Landplage für Frankreich aus. In Le Havre ist einfach alles von ihnen beschlagnahmt worden, Kaffee, Salz, Reis, Gefrierfleisch darf kein Franzose dort mehr kaufen. John Bull lebt nur noch von den Boden- Produkte» Frankreichs, ohne sich um die herrschende Hungersnot zu kümmern. Infolgedessen ist die anfängliche Begeisterung für sie vollkommen geschwunden. Offiziere und Mannschaften sitzen zusammen in den Bierhäusern und sind jeden Abend betrunken, aber obwohl sie in diesem Zustand viele Ausscheitungen begehen, darf die französische Polizei aus Rücksicht auf den Bundesgenossen nicht einschreiken. Allgemein setzt sich unter den ernüchterten Franzosen die Ansicht fest, daß die Engländer als Preis für die Rollung Frankreichs einen französischen Hasen am Aermelkanal verlangen werden. England mutz zu Boden. Einen bemerkenswerten Artikel, der die Einmütigkeit aller deutschen Stämme im hellsten Lichte zeigt, schließen die „Münch. N. N." mit folgenden Sätzen: Der Haß und — wir sagen es ohne Überhebung, weil wir es sicher wissen — die Angst gegen über Deutschland hat alles in England erstickt, was das Weltreich von dieser Schicksalswende zurückhalten konnte. Dem kalten Blut, das Kosaken auf Preußen, Hindus und Turkos auf Süddeutschland, Japaner auf Kiautschou hetzt, um der Sorge vor dem Tüchtigeren ledig zu sein, müssen nun auch wir mit kaltem Blut und kaltem Mut begegnen. Wir wollen den Frieden. Ist der Haß gegen uns so ties und tödlich, daß er alles übertäubt und zu jeder Ver- leugnung europäischer Gemeinschaft führt, dann sind auch wir der Rücksicht entbunden und dürfen und müssen guten europäischen Gewissens sagen: England muß zu Boden. Der Hatz gegen England oder richtiger die Verach tung kömmt überall zum Ausdruck. Ganz Belgien ist empört, daß der englische Marineminister Churchill zur Unterstützung Antwerpens eine Seebrigade aus ganz jungen und absolut unausgebildeten Rekruten geschickt hatte. Selbst Londoner Blätter bezeichneten diese Tat als überlegten Mord. Nicht anders ist die Volksstimmung in Frankreich, namentlich unter der Bevölkerung der Hafenstädte, in denen die Engländer gelandet werden. Sie beschlagnahmen dort, unbekümmert um die Not der Landesbewohner, alle Lebensmittel für sich, treten höchst großsprecherisch auf und leisten, wenn es daraus ankommt, wenig. Eino frühe Beendigung vcs Krieges sagt der unga rische Ministerpräsident Graf Tisza voraus. Bet der In tensität der Kriegführung durch alle Staaten sei ein Feldzug von langer Ausdehnung eine Unmöglichkeit. Die Drohung Englands mit den anderthalb Millionen Mann, die bis Ende 1915 nach dem Kontinent gesendet werden würden, I", nur von der heiteren Seite aufzufassen. Mit Lebens mitteln sei Osterreich-Ungarn so reichlich versorgt, daß ein Mangel hieran nicht zu befürchten sei. Zum Protest gegen die von unseren Feinden an unseren verwundeten Soldaten verübten Greueltalen hat die deutsche Regierung eine Denkschrift herausgegeben, die an Frankreich und alle neutralen Mächte gesandt worden ist. Erschreckend sind die gerichtlich und ärztlich beglaubigten Untaten, die von Augenzeugen und gemarterten Soldaten bestätigt worden sind. In einzelnen Anlagen sind diese Beweisstücke enthalten, sie berichten über die grausamen Folterungen wehrloser Verwundeter, die nicht nur roh behandelt und beraubt worden sind, sondern auch in bestialischer Weise verstümmel» und ermorde» wurden, und da aus den eidlich erhärteten Aussagen die Wahrheit der Geschehnisse deutlich spricht, werden sie auch auf die neutralen Regierungen ihren Eindruck nicht verfehlen. Der prcutzische Landtag hält am Donnerstag die ein- tägige Kriegssitzung zur Annahme der bekannten Vorlagen ab. Haarsträubende Lügen t Im Amtsblatt des russischen Kriegsministeriums findet sich folgende niedrige Verleum dung unserer Truppen, die der russische Kriegsminister selbst unterzeichnet hat: Mit der ganzen Kraft flammender Ent- rüstung möchte ich die Erzählung eines Offiziers wieder geben über die Ankunft von vier russischen Soldaten in Petersburg, die sich in deutscher Gefangenschaft befunden haben und später von den Deutschen wieder aus der Ge fangenschaft entlassen worden sind, nachdem man ihnen die Zunge herausgerissen hatte. — Dazu bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.": Daß der russische Kriegsminister in seinem Amtsblatt solche elenden Lügen verbreiten läßt, ist ein starkes Stück. Offenbar sucht man sich Entschuldigungen für die Greueltaten der Kosaken zu konstruieren. Helgolands Bedeutung erkennen unsere Feinde an, die sich darüber lustig machten, als wir 1890 die Insel von England gegen Abtretung Sansibars umtauschten. Jetzt zeigt es sich, so sagen sie, daß diese kleine Felsen- nsel, sechzig Kilometer von Holsteins Spitze entfernt, eine trategi che Flottenbasis ersten Ranges ist. Wäre sie noch n eng ischem Besitz, befände sich die deutsche Flotte in kritischster Lage. Keine Arlegsgotlesdienste in Frankreich. Während unser Volk und Heer mit brünstigem Gebet zu Gott in den Krieg zog, finden in Frankreich keinerlei Kriegsgottesdienste tatt. Der Ministerpräsident Viviani erklärte die Abhaltung olcher Gottesdienste für unmöglich, da Frankreich keine Staatsreligion habe. Die Proteste, die gegen diese Ent scheidung von vielen Seiten einliesen, tat der Minister mit dem Bemerken ab, daß bei den verschiedenen Religionen der für Frankreich kämpfenden exotischen Völker ein einheit licher Gottesdienst nicht möglich sei. SriegvaNerlei. Die Geschosse sowohl der deutschen wie der französischen schweren Artillerie reißen so grotze Löcher in die Erde, daß sie nachher als Massengräber be nutzt werden. — 3n Konstantinopel sind in arabischer Sprache abgefaßte und in Syrien verbreitete Proklamationen eingelaufen, die den Titel tragen: „Was die Engländer gegen den Islam getan haben". Es werden darin alle Qualen der Muselmanen aufgezählt, die von England ver ursacht worben find. — Vie russischen Soldaten erhalten keine Löhnung. Gefangene Russen erzählen, baß sie seit Mat, wo sie mobilisiert sind, keine Löhnung mehr bekommen haben und zuletzt nur noch von Tee, Zwieback und Früchten, die im Felde liegen, leben mußten. — Fünf Brüder für das Vaterland gefallen. Nachdem seine sämtlichen vier Brüder im Heldentode auf dem Schlachtfelde voraufgegangen waren, ist nunmehr auch der letzte der Brüder der Familie von König in Zörnigall (Kreis Wittenberg), der Hauptmann Ernst von König, auf dem Felde der^Ehre gefallen. Die Festung Warschau, , ? die mit den Festungen Nomo Georgiewsk und Zegerze ein Festungsdreieck und den Stützpunkt bes rechten russischen Flügels bildet, ist der Mittelpunkt der ganzen gegen Deutsch land errichteten Weichselbefestigungen. Dieser Festungsgürtel wird durch seine natürliche Lage, durch ausgedehnte Sumpf strecken und weglose Wälder verstärkt. Die Festung Warschau ist, wie der militärische Mitarbeiter der „Krz.-Ztg." darlegt, zwar umfangreich, gehört aber nicht zu den modernsten Bauten auf diesem Gebiet. Gegen einen deutschen Anmarsch bildet sie aber deshalb einen kräftigen Wall, weil sie nur das eine Glied eines großen dretecksörmigen Festungsge- bietes ist. Von den beiden anderen Festungen liegt Nowo Georgiewsk gerade 100 Kilometer nordwestlich an der Mündung bes Narew in die Weichsel. Diese mit fünf modernen Forts umgebene Festung besitzt eine erhebliche Widerstandskraft. Die Festung Zegerze liegt 80 Kilometer nordöstlich von Nowo Georgiewsk und 70 Kilometer nördlich von Warschau am Narew, mitten in breiter Sumpfniederung. Als moderne widerstandsfähige Festung kann Zegerze nicht gelten. Wäh rend der Festungsbezirk Warschau allein einen Umfang von SO Kilometern hat, weist das Festungsdreieck einen solchen von 130 Kilometern auf. Besondere Widerstandskraft trauen die Russen der Festung Warschau nicht zu, obwohl deren artilleristische Ausstattung recht aut ist. Sie soll 1400 Ge schütze betragen, und eS soll eine Besatzung von 50 000 Mann vorhanden sein. Heute muß sie als wesentlich stärker angenommen werden. Warschau ist durch 24 Forts geschützt. Der Besitz von Warschau ist nicht nur wegen der die Weichsel beherrschenden Lage bedeutungsvoll, sondern auch deshalb, weil sich hier die hauptsächlichsten russischen Eisen bahnen mit direkter Verbindung nach den anderen großen russischen Festungen schneiden.o. Das Feldpaker. Jetzt gibt's In deutschen Landen — Allein noch ein Ge- red', — Es wird in dieser Woche — Gebaut das Feldpaket. — Für Gatten, Sohn und Liebsten, —- Da senden wir hinaus, — Was wir noch Gutes haben — Bei uns daheim zu Haus. Munter rührt die Hand zum Werke, — Daß es etwas Rechtes werd', — Alles kräftige und stärke, — Was ist ihnen jetzt beschert. — Tabak, Wolle bringt in Eile, — Tragt herbei die harte Wurst, — Fügt hinzu auch gute Tropfen, — Kaffee, Tee dann für den Durst. Was sich hält und überstehet — Dieser Reise Wartezeit, — All' das sei zum Packen, Schnüren — Jetzt in dieser Stund' bereit. — Daß nichts werd' zu Mus zerquetschet, — Oder auch läuft unten raus, — Das sei Eure höchste Sorge, — Denn sonst wird's ein arger Graus. Nie den Krieger soll enttäuschen, — Was ihm bringt das Feldpaket, — Bloß nicht sei das Resultate, — Daß ihm's Haar zu Berge steht. — Packt viel Liebe In die Kiste, — — Doch zeigt dabet prakt'schen Sinn, — Sonst blüht unserm Feldsoldaten — Von der Sendung kein Gewinn. Was er nannt sein Leibgerichte, — Daran denkt zu dieser Frist, — Denn das Lieben wie das Siegen — Schwer beim leeren Magen ist. — Bringet das Gericht in Formen, — Daß es fest hält Widerstand, — Dann kriegt er's auch In die Hände, — Der Soldat In Feindesland. Gut gebrat'ne braune Gänse, — Ach, die sind ein Hoch genuß; — Wer sie hat und kann sie schicken, — Erntet fröhlich Dank und Gruß. — So woll'n wir das Beste hoffen — Für das deutsche Feldpaket, — Und daß von den vielen Tausend —Nicht ein einz'ges flöten geht. — Frauen, Mül er, Schwestern, Bräute, — Tut Ihr olle recht die Pflicht, — Seid gewiß daß Euer Krieger — Auch im Feld das Sein'ge krieat. Georg Pau sen.
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