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Ein Feldpostbrief. Vor B.... am 11.9. 1914. Meine lieben Eltern und Geschwister! Es sind nun fast 4 Wochen, daß ich ferne von Euch bin und mit Pulver und Gewehr durch Frankreichs Gaue ziehe. Weit sind wir schon herumgekommen. 8 Tage lagen wir in M.., dann kämpften wir siegreich und fast ohne Verluste gegen den Feind bei N.... und P.. s.. S.. südlich von M.... Nachdem wir dort den Franzmann zu rückgeworfen, rückten wir in Eilmärschen über G...., V... nach E.... und gingen in den Kampf gegen eine riesige Uebermacht bei W.... Wir waren eine Division und lagen ungefähr 14/, Armeekorps gegenüber. Unser Befehl lautete, die Stellung unbedingt zu halten. So lagen wir denn volle 36 Stunden ohne jegliche Reserve, ohne Essen und ohne einen Schluck Wasser in der Stellung, in die wir uns ein gegraben hatten. Das feindliche Feuer war fürchterlich. Am 1. Abend sahen wir von den gegenüberliegenden Höhen neue starke feindliche Kolonnen heranrücken, nachdem wir den Feind schon einmal zum Weichen gebracht hatten. Es war eine verzweifelte Lage. Ein feindlicher Nachtangriff hätte uns völlig zermamlt. So ging ich denn mit noch einem Gefrei ten, als einzige, die sich freiwillig meldeten, auf Patrouille gegen den Feind und schlichen uns bis in die Nähe des Dorfes, wodurch ich feststellen konnte, daß der Feind keinen nächtlichen Angriff plante. Am nächsten Morgen, früh 5 Uhr begann die feindliche Kanonade. Unsere Artillerie schoß so gut wie gar nicht, denn sie hatte keine Munition mehr, also mußten wir uns von der feindlichen Artillerie klein machen lassen. Dazu kam, das; wir die feindliche Artillerie direkt in der Flanke hatten und so bekamen wir Salve auf Salve von 5—7 Schuß oft auf einmal direkt in die Schützengräben. S—s—bäng—rrt, so klang es in einem fort und wieder wälzten sich Menschenleiber auf der Erde. Dazwischen im mer die zarten Töne der Jnfanteriegeschosse „fitsch, fitsch, surr, surr". Es war schlimmer als ein Hagelwetter. Zwei mal schickte mich der Hauptmann übers freie Feld mitten durch Schrapnellfeuer und Kugelregen zum Brigadestab, um Verstärkung zu holen. Zweimal führte ich willig den Befehl aus und brachte unverletzt, Gott sei tausendmal gedankt, Verstärkung. Gegen 9 Uhr schwärmten starke Schutzlinieu der Landwehrbrigade von den sächs. Regimentern .. 0 und ..2 ein. Wahnsinniger Jubel und Umarmen mitten im Kugelregen, mitten im Gestöhn der Verwundeten, neben den Toten. Nun ging es vor mit Hurra! Obwohl viele, viele von den Granaten getroffen liegen blieben, stürmten wir das Dors V..., Der Feind ging zurück und wir machten eine Anzahl Gefangene. DaS geschah gegen Mittag. Da kam der Befehl: „Zurück in die Stellung"; denn das Dorf war kein strategisch günstiger Pnnkt. Und schon nahte sich oder hatte sich schon das Verderben über unserer Heldentruppe zusammcugezogeu. Um halb 5 Uhr kam der Befehl zum weitere« Rückzug. Alles geht auf R.... nach L,... zurück. Aufklärung durch Kavallerie nicht vorhanden. Nachhut und Deckung durch Artillerie ausgeschlossen. Der Feind hatte uns fast umzingelt und nur der Schlappheit der Franzosen war es zu danken, daß wir noch herauskamen aus dem Loche. Deutsche hätten keine Maus herausgelassen. Und trotzdem umfing uns ein wahrer Hagel von Granaten und Schrap nells. Wirr flohen die Trupps dem schützenden Walde halb links zu. Hier stürzte einer von einer Kagel getroffen, dort riß eine Granate einem anderen beide Beine weg, da lag einer, der wegmüde nicht mehr weiter konnte, jenseits ein wüster Knäuel von Menschenlcibern und überall fliehende, keuchende Menschen. Vielen brannte der Tornister ans dem Rücken, andere warfen ihn weg, um überhaupt noch das nackte Leben zu retten. Alles nach dem Wald. Wir waren im Walde. Jetzt hinein. O weh, der dichte Wald war un möglich zu passieren, wir konnten nicht eindringen. Da von rechts aus dem Walde hinter gedeckten Mauern Pfiffen die französischen Kugeln auf uns. Weiter gings am Waldes rande, weiter, immer weiter. Links und rechts lagen sie, die Kameraden, die armen Menschen. Endlich kam ein Waldweg und in einer Lichtung sammelte sich alles, was noch hier war und ruhte aus. Erschöpft bis zum Umsinken. 3 Tage nichts gegessen, 2 Tage nichts getrunken. Feig wagte der Franzose keine Verfolgung. Er kommt nie offen in das Feld, sondern schießt stets aus Deckung, hinter Mauern und aus Häusern. Seine Maschinengewehre stellt er stets in die Kirchtürme und wenn wir drauf gehen, reißt er ans oder wirft das Gewehr von sich und läßt sich gefangen nehmen. Wir müssen fast alle Dörfer niederbrennen und die Bewoh ner erschießen, weil die Zivilistenbande auf uns schießt. Wein haben wir in Hülle u. Fülle, ebenso Kühe u. Schweine. — Nun aber weiter. Von unserer Kompagnie fanden sich 57 Mann n. der Hauptmann. Gemeinsam mit dem Rest von ..0 u. .. Lern verließen wir nachts den Wald und stießen auf die Armee die von Norden kam; zu unserem Ersatz leider 12 Stunden zu spät. Jedoch noch zeitig genug, um ihrerseits den Feind wieder zn umfassen und jämmerlich ans V.... znrückzuwerfen. Allmählich fanden wir die Reste unserer Kompagnie wieder. Wir stellten mit Sicherheit fest: Verwundet sind 2 Offiziere, 48 Mann; tot 8 Mann; ver mißt 30 Mann von 268 Mann, also eine ganz beträchtliche Anzahl. Zum Glück bin ich noch munter u. gesund. W'.e gut ist cs, daß ich viel marschierte und viel turnte. Nichts ist gräßlicher, als liegen bleiben zu müssen wegen wunder Füße nnd übermüdetem Körper. Von Euch hab ich bis jetzt noch keine Zeile erhalten nnd laure schon 4 Wochen drauf; vou mir werdet ihr natürlich selten oder sehr unregelmäßig Nach richten bekommen — Der Lokal-Anzeiger meldet, daß es trotz der eng lischen Schifsskontrolle 2 Mitgliedern der deutschen Militär mission in Paraguay gelungen sei, nach Dentsch land zu kommen, und zwar sind dies der Chef der Mission, Haupt mann v. Schleinitz und Hauptmann Fürbringer. Sie sind bereits ins Feld gerückt. Das Schicksal der übrigen Mitglieder ver Mission ist nicht bekannt. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Vor der Flucht aus Insterburg konnten die Russen, da sie sich sehr beeilen mußten, nicht mehr alles derart zerstören, wie sie es gern getan hätten und auch nicht alles mitnehmen. Es blieb nur alles unbrauchbar zu machen. In besonders gemeiner Weise haben sie sich da an gewaltigen Vorräten des täglichen Brotes vergangen, sie übergossen es mit Massen von Petroleum. Aber sie haben nicht mit unseres Hindenburg grimmigen und gerechtem Humor gerechnet. Auf die Meldung von dieser Gemeinheit erfolgte der schroffe Befehl: „Ueber den Geschmack streiten wir nicht mit den Russen. Dieses Brot ist zur Ernährung der russischen Gefangenen zn verwenden, so lange der Vorrat reicht." Die Herren Russen werden wohl „die Zähne hochgehoben" haben, als sie in das Petroleum- Brot beißen mußten. Der Befehl v. Hindenburgs war aber eine durchaus zweckmäßige und völlig gerechte Strafe. — Ermäßigte Fahrpreise beim Besuch ver wundeter und kranker Krieger. Wir wollen nicht unterlassen, hiermit darauf hinzuweisen, daß zum Besuch kranker und verwundeter deutscher Krieger, die sich innerhalb Deutschlands in ärztlicher Pflege befinden, die Benutzung der Eisenbahn für Angehörige des Kranken Ermäßigungen des Fahrpreises bis zur Hälfte des Tarifsatzes gewährt werden, wenn die Reise über 50 Kilometer beträgt. Als Angehörige gelten Eltern, Kinder, Geschwister, Ehefrauen und Verlobte. Zwei Kinder vom vollendeten 4. bis zum vollendeten 10. Lebens jahre werden für eine Person gerechnet; für ein einzelnes Kind innerhalb dieser Altergrenze ist ohne weitere Ermäßigung eine halbe Fahrkarte zu lösen. Die Fahrkarten znm halben Preise werden von den Fahrkartenausgaben auf Grund von Ausweisen ausgestellt, die bei den Ortspoli,zeibehördeu unent geltlich zu "beziehen sind. Die Ausweise sind mit Stempel und Unterschrift dieser Behörden zu versehen. — Wie aus den neuen prenßischen Landralsbezirken in Russisch-Polen gemeldet wird, wurde von den eingesetzten deut schen Zivilbehörden die deuts ch e u. die polnische Sprache für gleichberechtigte Staatssprachen erklärt. 8, 8,18,12 Mi! 18 8lg.-IigmM (Stube. Kammer, Küche) ist per 1. Januar! Mehrere KUe UMmlM ledig! steck. Für die Redaktion verantwortlich Joh. Fleck. Rabenau. Druck und Verlag von Joh. Fleck, Rabenau. Rabenau, Oktober 1914- 1915 zu beziehen. Exp. dss. Blattes. Fern von der Heimat starb am l 6. September in Frankreich den Heldentod fürs Vateiland unser innigstgeliebter, unvergeßlicher Sohn, Bruder, Schwager und Onkel kaul Inkaolkrie-ireKimtznt Nr. 177, 2. 6omp. Ruhe sanft in Feindesland! Im tiefsten Schmerze Dienstag ^.deud 6 Hier vorsoüied naoü Innrere Imiden meins liesie Oattin, unsere Aute Nutter, Losirvester, Lok^vÄAerin und KeUrvieAertoesiter in» ^.Iter von 36 daüren. Dies seinen tieksietrnUt an Vik tl-auennltsn Mnlkfbiikbenkn. Rabenau, den 6. Oktober 1914. vis VesrälAUnx kinäst Rrsit»^ nnelimittsA 4 >/§ vkr vom Drsnsr- bauss aus statt. Wo? zu erf in der ", U, IU, MIU «»1 l > vtt 80V06 AgarEen und Isbakk in nllsn krsislaxon. Prit^ ktoton iianer Äoftnungen sind per 1. Januar 1915 zu ve r mi ete n.! » Tief erschütterte uns die Nachricht, daß unser D früheres Mitglied I Herr SeMeM ^rtur Lekmidt seine Liebe zum Vaterlande mit dem Tode auf dem Felde der Ehre besiegelt hat. Wir verlieren in ihm einen wahren Freund, dessen Herz so warm für alles Gute, für jedes Schöne und Große schlug, dessen Brust vom höchsten Streben durchdrungen war. Mit seinem Fle.ße, mit seiner Hingabe, mit seinem Edelsinn ist er uns immer ein Vorbild. Nun bist Du dahin- Der Herr, der da ist die Allgewalt, trat ernst in Deine Bahn- Dank Dir, Du Edler, für Deine treue Freundschaft, für Deine ernste Mitarbeit an unserm Werke. In unsern Reihen bleibst Du unvergessen, in unsern Herzen lebst Du noch. Dein Äsnograpken Verein „Kadeleberger" ru kabenau. ümgzMollMlr 2ur ^Lvlisenäun^ an unsere Lobloten im Rsläo empkelils iek 8°. lalol - Lodokolaäs ?mn bissen. oa. 250 Kramm brutto emsokl. Rorto Nk. l,00, bei LolkrstvsrseuällvA ebne Rorto 80 kig., so lanM der Vorrat reivbt, in meiner lilials Rabenau, Hauptstrasse und Rabrib Riebaid 8elbmann, Orosden-Ueustadt 12. - Henkels Bl-ichSoda. zu außerordentlich billigen Preisen — mit Rabatt-Marken. Otto Kk8t6n kaelif. ^mma Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnah nie, welche uns beim Heimgange unsers lieben Vaters und Schwiegervaters, des Privatus kill'! August tlkIMIII! 8PSMSNN durch Wort. Schrift, herrliche Blumenspendeu und ehrendes Geleit zur letzten Ruhestatt in so reichem Maße zu teil wurden, sagen wir allen unsern Rabenau, den 7. Oktober 1914. Vie ti'auei'nlten viniei'bllebenen. alkoholfreies Erfrischnngs- und Gesundheits- j Getränk, zn haben bei Fritz Pfotenhauer Ein Stück guter foMumrsei' ' ab 1915 zu pa.lpen gesucht- Gefl- Off. unter L k. an die Exp. ds. Bl. erbeten. WoOnuncs (Stube, zwei Kammern) zu vermieten. A. Klöber, Lindenstraße (Stube, Kammer, Küche) zu vermieten. Arno Winter, Oelsastraße 88. MU »MS S Schim Wimm Älüael Lübau ! Gleichzeitig empfehle Maschinen- owie -WS ^uge'^uoan. handgestrickte Ohren- nnd Lungen- Mma kILWNMtMttMM schütz", Kniewärmer, Feldhanben iilTc RMKunWuiMMi^ sowie Leibbinden zu billigsten Preisen.